Anmer­kung. Die Idee zu diesem Bericht verdan­ke ich einem fleißi­gen Leser, der viel in der Welt herum­ge­kom­men ist. In diesem Bericht werden 131 Straßen vorge­stellt.
Bevor jetzt jemand losgoo­gelt und findet, dass es in Oberko­chen 121, 173, 183 oder gar 189 Straßen gibt – ja die gibt es. Aber verschie­de­ne Platt­for­men bringen unter­schied­li­che Zahlen ans Licht, die zum Teil wichti­ge Straßen nicht auflis­ten oder eben jeden Waldweg hinzuzählen.

Ansicht Oberko­chen um 1890 (Archiv Müller)

Intro. Eine berühm­te Krimi­se­rie aus den USA in den 70ern hieß „Die Straßen von San Francis­co“ mit Karl Malden und Micha­el Douglas. 1969 besang Ralph McTell in einem wunder­schö­nen Song „The Streets of London“ und auch „The Boss“ Bruce Springsteen besang 1993 „The Streets of Philadel­phia“.
Nachdem es in unserem Oberko­chen nieman­den gab, der die Straßen und Gassen besun­gen oder gar verfilmt hätte, will ich das nun mit Worten versu­chen.
Halt stopp – doch, einer hat mal bei uns gefilmt. Der Bruder von meiner Mitschü­le­rin Helga Baumeis­ter geb. Grünler, Jörg Grünler (Jg. 1945 und seines Zeichens Filmre­gis­seur), hat früher einmal ein paar Szenen mit dem Gasthaus „Ochsen“ im Hinter­grund gedreht. Für welchen Film ist mir unbekannt und ob die Szene den Schnitt überlebt hat, ist mir gleich­falls nicht bekannt. Ich vermu­te aber, dass das im Rahmen seiner Ausbil­dung an der „Hochschu­le für Film und Fernse­hen“ in München geschah. Seine bekann­tes­ten Filme sind „Krücke“ und „Neger, Neger, Schorn­stein­fe­ger“, sowie die Serie „Die glück­li­che Familie“. Die letzten Jahre war die Serie „Liebe am Fjord“ sein Revier.

Gesamtansicht Oberkochen vor dem ersten Weltkrieg (Archiv Müller)

Begin­nen wir aber mit dem Ort Oberko­chen selbst und ein paar markan­ten Jahres­zah­len.
Oberko­chen liegt mit 496 m ü. NHN am Beginn des oberen Kochers; die Einwoh­ner­zahl betrug 7.965 (Stand 30.06.2022). Unsere Gemar­kung umfasst 2.357 ha, davon 480 ha Feld, 1.625 ha Wald und 250 ha Wohnflä­che (Stand Heimat­buch 1986).
795 – Der Kocher wird erstmals als „Cocha­ne“ erwähnt.
1024 – Da wird der Fluss schon „Chochi­na“ genannt und bedeu­tet vermut­lich nach kelti­schem Ursprung „der sich krümmen­de Fluss“.
1335 – Unsere Gemein­de wird erstmals urkund­lich erwähnt.
1343 – Einrich­tung einer Pfarrei
1365 – Beginn der Eisen­ver­hüt­tung in Oberko­chen.
1470 – Der Bischof von Augsburg errich­tet in Oberko­chen eine Kirche.
1535 – Erste Dorfre­geln wurden formu­liert.
1555 – Augsbur­ger Religi­ons­frie­de (cuius regio, eius religio – wessen Land, dessen Religi­on). Damit wurde das fried­li­che Zusam­men­le­ben von Katho­li­ken und Protes­tan­ten geregelt. Bald danach wurde die evange­li­sche Pfarr­ge­mein­de in Oberko­chen gegrün­det. Durch die Gebiets­auf­tei­lung Oberko­chens in einen fürstpröpst­li­chen-ellwan­gi­schen und einen württem­ber­gisch-evange­li­schen Teil bilde­te der Augsbur­ger Religi­ons­frie­den aber auch die konfes­sio­nel­le, räumli­che und sozia­le Teilung Oberko­chens über mehre­re Jahrhun­der­te. U.a. gab es eine Inner­orts­gren­ze mit Zollsta­ti­on am Katzen­bach (neben dem Gasthaus „Lamm“ und fast zweiein­halb Jahrhun­der­te lang zwei Schult­hei­ßen – einen katho­li­schen und einen evange­li­schen.
1749 – Aalener Proto­koll. Es war eine Art „Dorford­nung“ und regel­te im Detail das Zusam­men­le­ben der Menschen verschie­de­ner Konfes­sio­nen in Oberko­chen.
1803 – Verei­ni­gung des Dorfes als Folge des Reichs­de­pu­ta­ti­ons­haupt­schluss. Damit säkula­ri­sier­te Napole­on die kirch­li­chen Herrschafts­ge­bie­te. Die Fürst­props­tei Ellwan­gen wurde aufge­löst, die Güter fielen an den Herzog (später König) von Württem­berg. Mit dem Reichs­de­pu­ta­ti­ons­haupt­schluss endete auch die Gebiets- und konfes­sio­nel­le Teilung Oberko­chens. Ab 1806 gab es nur noch 1 Schult­heiß.
1860 – C.J. Bäuerle gründe­te die erste Bohrer­mach­er­werk­statt in Oberko­chen. Dies war der Grund­stein für alle späte­ren werkzeug­her­stel­len­den Betrie­be und den Werkzeug­stand­ort Oberko­chen.
1862÷63÷64 – Bau der Brenz­tal­bahn und des Bahnhofs Oberko­chen. Damit ging die Postkut­schen­zeit zwischen Aalen und Ulm zu Ende.
1922 – Zu Ehren der 55 Kriegs­to­ten im I. Weltkrieg wurde der Linden­brun­nen errich­tet und einge­weiht.
1946 – Gründung der Fa. Opton Optische Werke GmbH in Oberko­chen, später Carl Zeiss.1953 – Die erste Ausga­be des Amtsblat­tes BuG Bürger und Gemein­de (im Volks­mund „Bürger und Bauer“ oder „s Blätt­le“ genannt)
1968 – Unser Oberko­chen erhält in einem großen Festakt mit Stadt­fest die Stadt­rech­te verlie­hen und war damals die „am schnells­ten wachsen­de“ Gemein­de in BaWü. Deshalb hat man auch die vorge­schrie­be­ne Hürde von 10.000 EW außer Acht gelas­sen, weil vielen ganz klar war, dass die 15.000 nur eine Frage der Zeit wären (wie man sich irren kann).
2006 – Eröff­nung der Carl Zeiss SMT GmbH. Dies war ein bedeu­ten­der Schritt zur Entwick­lung des Wirtschafts- und Photo­nik­stand­or­tes Oberko­chen und bescher­te unserer Gemein­de einen Haushalt, um den uns nicht wenige benei­den.
Korrek­tur während eines Gesprächs des Autors mit Prof. Dr. Micha­el Kasch­ke am 18. Feb 2023:
„Auch wenn die Stadt dieses Datum gerne erwähnt, wird es deshalb nicht richtig. Carl Zeiss SMT GmbH wurde 2001 gegrün­det und hatte ihre Ursprün­ge schon in den Jahren 1968, 1983 und 1994. Es handelt sich hier ledig­lich um einen Umzug auf ein größe­res Produk­ti­ons­ge­län­de. Und der größte Steuer­zah­ler am Ort ist die gesam­te Carl Zeiss Gruppe.“
Eine kleine Ortsbe­schrei­bung aus einer Zeit, als die Anzahl der Straßen noch sehr überschau­bar war. Ein Sonder­druck „Oberamt Aalen“ des könig­li­chen Statis­ti­schen Landes­am­tes aus dem Jahr 1905 mit einer Ortsbe­schrei­bung zu Oberko­chen:
(*1147 Kochen, nach dem Fluß, über diesen s. Bd. 1 S. 21), Pfarr­dorf (1 ev. u. 1 kath. Geist­li­chen) mit 1.142 Einwoh­ner, am kath. Kirch­turm 496 m; 8,7 km südlich von Aalen; Bahnhof (494 m) mit Postagen­tur und Telegra­phen­amt, Fernspre­cher; Forst­amt. Gelegen im Tal des Schwar­zen Kochers, nahe seinem Ursprung (500 m). Kath. Pfarr­kir­che zu den Heili­gen Petrus und Paulus. 1899 erbaut von Beisbarth und Früh, neuro­ma­nisch. 2 altgo­ti­sche Holzbil­der St. Sebas­ti­an und Ulrich neu gefaßt. Kapel­le zur Hl. Ottilia, jetzt Kerker Chris­ti. Kapel­le zum gegei­ßel­ten Chris­tus („Wiesen­herr­gott“), von 1755, erneu­ert 1819.
Von den Grafen von Dillin­gen kam ½ Oberko­chen 1240 an Ellwan­gen, die andere Hälfte erhei­ra­te­ten die Grafen von Helfen­stein. Von diesen sind belehnt Ortsad­li­ge, die 1147–1475 vorkom­men (Wappen 3 Räder 2:1), die Herren von Roden, von Scharen­stet­ten und andere. Allmäh­lich erwirbt Ellwan­gen bis zu 2/3 des Orts, das dritte 1/3 kommt im 14. Jahrhun­dert an Kloster Königs­bronn, durch die Refor­ma­ti­on von Württem­berg.
Herzog Chris­toph refor­mier­te in seinem Teil. Über gegen­sei­ti­ge Herrschafts­rech­te kam es zwischen beiden Partei­en nach länge­ren Zwistig­kei­ten 1749 zu einem Vertrag, der gegen­sei­ti­gen Duldung in Religi­ons­sa­chen feststellt. Die hohe und niede­re Obrig­keit stand jeder Herrschaft über ihre Unter­ta­nen zu, Ellwan­gen noch außer­dem auf den Gemein­de­plät­zen.
Die Pfarrei bestand bereits 1343; ursprüng­lich soll Oberko­chen Filial von Unter­ko­che gewesen sein.
Hier ist geboren als Pfarrer­sohn: Chris­ti­an Hornber­ger, Missio­nar in Westafri­ka, 27. Okt. 1831 bis 1881.
Parz.: Kreumüh­le Hfr., 10 Einwoh­ner, 1843 erbaut.
Schla­cken­wä­sche, Hs., 5 Einwoh­ner. Am Ursprung des Kochers, wo länge­re Zeit ein Hochofen stand, 1745 erbaut.
Schleif­müh­le, Hfr., 11 Einwoh­ner, als Ölmüh­le 1725 errich­tet.
Ziegel­hüt­te *, Hfr., 8 Einwoh­ner. Im 19. Jahrhun­dert entstan­den
*Anmer­kung: Es handelt sich NICHT um die Königs­bron­ner Ziegel­hüt­te!
Katego­rien. In Deutsch­land wird unter­schie­den in Bundes­au­to­bah­nen (A1 bis A999), Bundes­stra­ßen (B1 bis B611 zzgl. einiger Beson­der­hei­ten), Staats­stra­ßen oder Landes­stra­ßen (St/S/L), Kreis­stra­ßen und Gemein­de­stra­ßen. Diese Gattun­gen besit­zen mit Ausnah­me der Gemein­de­stra­ßen jeweils ein eigenes System der Numme­rie­rung.
Grund­sät­ze. 1) Nach leben­den Perso­nen sollte man keine Straßen benen­nen. 2) Sie sollen auf Dauer ausge­legt werden 3) Umbenen­nun­gen sind zu vermei­den 4) Eindeu­tig­keit – keine doppel­ten Namen, auch nicht, wenn in verschie­de­nen Ortstei­len gelegen 5) Der Grund­wort­ana­lo­gie sollte entspro­chen werden, d.h. ein „Platz“, eine „Allee“, eine „Gasse“ oder ein „Ufer“ – das sollten sie dann auch sein. 6) Grund­satz der thema­ti­schen Raumglie­de­rung wie z.B. in Oberko­chen: Vögel, Wissen­schaft­ler, Plane­ten, Blumen usw. 7) Dann gibt es die Straßen der Richtungs­wei­sung 8) Dem Grund­satz der Gleich­wer­tig­keit wurde bei uns nicht durch­gän­gig entspro­chen. Denn bedeu­ten­de Perso­nen sollten der Namens­ge­ber für bedeu­ten­de Straßen sein. 9) Straßen sind auch der natio­na­len Identi­tät verpflich­tet und last but not least 10) eine herab­set­zen­de Wirkung ist zu unter­las­sen. 11) Ein bisschen Kreati­vi­tät ist nicht verbo­ten 12) und Frauen sollten auch hier mehr berück­sich­tigt werden.
Widmung. Eine Straße wird nicht einfach nur „benamst“, ein Schild aufge­stellt und fertig ist die Schose. Nein, da bedarf es mehr. Es bedarf eines Verwal­tungs­ak­tes – einer sogenann­ten Widmung.
Durch die Widmung unter­liegt die betref­fen­de Sache nicht mehr dem priva­ten Sachen­recht, sondern es entste­hen öffent­lich-recht­li­che Unter­halts­pflich­ten. Eine Widmung kann, sowohl ausdrück­lich in Form eines Widmungs­ak­tes, erfol­gen, als auch durch Gewohn­heits­recht, wie beispiels­wei­se die öffent­li­che Nutzung eines Meeres­strands. Grund­sätz­lich hat eine Widmung in Form eines Hoheits­ak­tes zu erfol­gen. Dieser kann beispiels­wei­se per Gesetz, Rechts­ver­ord­nung, Verwal­tungs­akt oder Satzung gegeben sein, wobei die am häufigs­ten verwen­de­te Form der Verwal­tungs­akt in Form der Allge­mein­ver­fü­gung geschieht. Per Gesetz werden beispiels­wei­se die Bundes­was­ser­stra­ßen sowie der Luftraum gewid­met.
Beson­ders häufig geschieht die Widmung im Straßen- und Wegerecht: eine Straße, ein Platz oder ein Weg erhält durch die Widmung den Status einer öffent­li­chen Sache und wird somit für den Gemein­ge­brauch freige­ge­ben. Zugleich wird festge­legt, um welche Straßen­klas­se es sich handelt (Bundes­stra­ße, Landstra­ße, Kreis­stra­ße, Gemein­de­stra­ße). Der jewei­li­gen Gemein­de obliegt die Festle­gung a) der Art der Nutzung b) der Begren­zung der Nutzung c) der Benut­zer­krei­se d) des Zwecks der Nutzung. Durch die Widmung von Straßen gehen die Verkehrs­si­che­rungs- und Unter­halts­pflich­ten an die jewei­li­ge Gemein­de über.
Geschicht­li­cher Rückblick. Die Geschich­te der Straßen(wort)namen zeigt, dass es in den unter­schied­li­chen Epochen bestimm­te prägen­de Muster gab, nach denen Straßen benannt wurden. Im Mittel­al­ter gab es in größe­ren Städten meist zahlrei­che kleine Gassen, und in jeder dieser Gassen lebte eine andere Handwer­ker­zunft oder Bevöl­ke­rungs­schicht. So trifft man in Altstäd­ten noch häufig auf Straßen­na­men wie Schus­ter­gas­se, Fleischer­gas­se, Krämer­gas­se oder Müller­gas­se. Namen nach Bevöl­ke­rungs­grup­pen sind ebenfalls häufig anzutref­fen: wie Hugenot­ten­gas­se oder Juden­gas­se.
Häufig­keit von Straßen­na­men. Häufigs­ter Straßen­na­me in Deutsch­land ist Haupt­stra­ße, sie gab es (Stand 2001) 7.630 Mal, gefolgt von Dorfstra­ße (6.988), Bahnhof­stra­ße (4.979), Kirch­stra­ße (2.893), Schil­ler­stra­ße (2.248), Goethe­stra­ße (2.172), Fried­hof­stra­ße (1.624) und Beetho­ven­stra­ße (1.264). Schil­ler vor Goethe? Rebell vor Feingeist? Revoluz­zer vor Frauen­held? Insge­samt gibt es in Deutsch­land 396.345 verschie­de­ne Namen für Straßen und Plätze sowie knapp 1,2 Millio­nen benann­te Straßen und Plätze.
Der längs­te Straßen­na­me in Deutsch­land. Eine muss es ja sein. Die „Bischöf­lich-Geist­li­cher-Rat-Josef-Zinnbau­er-Straße“ in Dingol­fing. Typisch „Mia san mia“.

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Gesamt­an­sicht Oberko­chen nach dem II. Weltkrieg (Archiv Müller)

Unsere Straßen in Oberko­chen vor dem II. Weltkrieg. Bahnhof / Bahnhof­stra­ße / Bergstra­ße / Brunn­quel­le / Dreißen­tal / Essin­ger Straße / Filial­stra­ße / Forst­stra­ße / Fried­hof­stra­ße / Feigen­gäss­le / Haupt­stra­ße / Hinter den Krautä­ckern / In der Schwörz / Jäger­stra­ße / Katzen­bach / Kelten­stra­ße / Kiesstra­ße / Kirch­stra­ße / Königs­bron­ner Straße / Kreuz­müh­le / Lange­stra­ße / Schüt­ter­gas­se / Untere Mühle.
Gruppie­rung unserer Straßen. Dabei fällt auf, dass wir es bei 131 Straßen­na­men immer­hin auf eine (!!!) Frau gebracht haben – Marie Curie – Respekt ????. Aber nur weil sie eine Wissen­schaft­le­rin war. Es fällt noch etwas auf. Es gibt 8 Plane­ten, aber es wurden nur 4 für die Straßen­na­men verwen­det, statt­des­sen ein Astero­id – das erschließt sich mir nicht ganz. Und dass man die „Venus“ und die „Erde“ nicht berück­sich­tigt hat, deutet darauf hin, dass das „Männli­che“ auch hier dominiert ????. Also lieber Gemein­de­rat, mehr Mut zur Weiblich­keit, hier ist eindeu­tig reich­lich Luft nach oben. Ebenfalls auffäl­lig ist, dass für die dritte Partner­stadt Matés­zal­ka (Ungarn), die im Juni 2008 geschlos­sen wurde, bisher keine Straße gefun­den wurde. Ferner wurden Stiegen gelegent­lich mit einem Namen verse­hen, die meisten hinge­gen erhiel­ten keinen.

 7 x Hinweis auf Gebäu­de (01)
 10 x Hinweis auf Gebie­te (02)
 6 x Hinweis auf Richtun­gen (03)
 12 x Kunst, Litera­tur, Musik (04)
 4 x Lokale Beson­der­hei­ten (05)
 31 x Natur­be­zo­gen (06)
 3 x Städte mit Partner­schaf­ten oder beson­de­rer Bezie­hun­gen (07)
 7 x Persön­lich­kei­ten aus Kirche, Philo­so­phie, Politik, Wider­stand (08)
 5 x Sonsti­ge (09)
 8 x Verdien­te Bürger und örtli­che Firmen (10)
 38 x Wissen­schaft (11)
 131 Gesamt­zahl an Straßennamen

Beson­der­heit Plätze. Ein Platz oder Stadt­platz ist im städte­bau­li­chen Kontext eine in der Regel von Gebäu­den umbau­te freie Fläche in Städten. Plätze sind häufig Brenn­punk­te des öffent­li­chen Lebens in der Stadt. Sie sind daher das zentra­le Thema und Raumele­ment des Städte­baus. Zentra­le Plätze sind die „gute Stube“ vieler Städte und reprä­sen­tie­ren die Stadt­her­ren oder Bürger­schaft. Sie sind daher zumeist beson­ders aufwen­dig gestal­tet. Oft liegen wichti­ge öffent­li­che Gebäu­de wie Rathäu­ser und Kirchen an zentra­len Plätzen. Die umlie­gen­den Bauwer­ke haben präch­ti­ge Schau­fas­sa­den. Der Platz selbst wird mit Monumen­ten und Brunnen dekoriert, der Boden­be­lag besteht oft aus wertvol­len Materia­li­en.
Sie wurden und werden gebraucht für verschie­de­ne Arten von Versamm­lun­gen; sei es politi­scher Art, zu Gemein­de- und Vereins­fes­ten oder zu Feier­lich­kei­ten wie auch zu Kundge­bun­gen und nicht zuletzt zu sport­li­chen Anläs­sen. Auch frühe­re Zirkus­ver­an­stal­tun­gen brauch­ten einen Platz.

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Die neue Mitte auf dem ältes­ten Gebiet in Oberko­chen (Archiv Kaufmann)

Alte und aktuel­le solcher Plätze in unserer Stadt. Begin­nen wir mit unseren Festen in Vergan­gen­heit und Gegen­wart. Dort wo heute auf dem alten „Bäuerle“-Gelände in der Bahnhof­stra­ße die Spedi­ti­on „Maier“ ihren Stand­ort hat – das war vermut­lich der erste Festplatz in Oberko­chen und Stand­ort des fahren­den Gewer­bes für ein Karus­sell. Dann wurde im Katzen­bach gefei­ert, dort wo heute das Segel­flie­ger­häus­le und die Häuser „Brand­stet­ter“ stehen. Der verstor­be­ne Anton „Done“ Gutheiß hat mir erzählt, dass auch auf einer ehema­li­gen Wiese, die zwischen „Dr Grub“ und dem „Blumen-Mahler“ lag, biswei­len im kleinen Stil gefes­tet wurde. Dann, und daran erinne­re ich mich noch genau, fanden viele Garten­fes­te auf der „Bäuerle-Wiese“ paral­lel zur Jahn-Straße (Kuss-Allee) zwischen Garten­stra­ße und Dreißen­tal­stra­ße statt.

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Das Bezirks­mu­sik­fest 1952 auf der Bäuerle-Wiese (Archiv Müller)

Das Festge­sche­hen verla­ger­te sich dann auf den späte­ren Eugen-Bolz-Platz, als dort noch kein Rathaus und kein Hotel stand. Auch auf dem Parkplatz gegen­über des heuti­gen Rupert-Mayer-Hauses fanden Feste statt und das nicht nur die Fronleich­nams­fes­te der katho­li­schen Kirchen­ge­mein­de – nein, in meiner Jugend (bevor da ein Parkplatz entstand) war da auch Platz für Auto-Scooter. Zu erwäh­nen ist selbst­ver­ständ­lich auch der Schul­hof der Dreißen­tal­schu­le mit der angren­zen­den Straße – hier war reich­lich Platz für den belieb­ten Pfingst­markt, als der noch kein Märkt­le war und die Menschen von überall herka­men. Später kam das Schwörz-Gelän­de dazu. Dort war reich­lich Platz für Festzelt und Auto-Scooter. Das jährli­che Stadt­fest verla­ger­te sich dann in die „Alte Mitte“ zwischen Linden­brun­nen und „Kocher­tal-Apothe­ke. Als im Rahmen der Rathaus-Sanie­rung ein neuer Platz geschaf­fen wurde, wollte man diesen mit Leben füllen und so zog das Stadt­fest wieder mal um. Das alte Kinder­fest unserer Kindheit fand auf dem Volkmars­berg, oberhalb des Ski-Lifts, statt und war etwas Beson­de­res, dass sich tief in die Erinne­run­gen der damali­gen Kinder einge­gra­ben hat. Heute ist das Kinder­fest im Carl-Zeiss-Stadi­on gelan­det. Seit 2020 hat die Stadt einen neuen Platz dazu gewon­nen, und zwar einen, der wirklich etwas hermacht. Auf dem histo­risch ältes­ten Grund in Oberko­chen, zwischen Stadt­bi­blio­thek und kath. Kirche wurde im Rahmen des Projek­tes „Neue Mitte“ (was ja im Grunde die „ganz alte Mitte“ ist) ein neuer Platz geschaf­fen, der durch­aus als gelun­gen bezeich­net werden darf. Und in den letzten Jahren wird rund um die Schee­rer-Mühle gefes­tet, weil sich rund „om des alt Glomp“ doch eine heime­li­ge Atmosphä­re entwi­ckelt hat.
Als nächs­tes wenden wir uns Versamm­lun­gen zu. Diese fanden entwe­der auf dem Schul­hof im Dreißen­tal statt wie z.B. die Gewerk­schafts­ver­an­stal­tun­gen zum 1. Mai oder wie beim Besuch von Ludwig Ehrhardt auf dem Bahnhofs-Vorplatz.
Ein weite­rer wichti­ger Platz war und ist der Sport­platz. Der erste befand sich dort, wo heute die beiden Leitz-Wohnblö­cke (neben altem Oppold- bzw. LMT-Gebäu­de, jetzt wieder Leitz) stehen. Der nächs­te Sport­platz fand sein zuhau­se im Katzen­bach beim Segel­flie­ger-Häusle. Danach wurde im Langert ein Sport­platz mit Vereins­heim gebaut, bevor es abschlie­ßend in die Kreuz­wie­sen ging – wo das Stadi­on, entspre­chend mit mehre­ren Plätzen ausge­baut, seine Heimat gefun­den hat.

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Der alte Sport­platz im Langert (Archiv Rathaus)

Beson­der­heit Stiegen, Treppen, Steigen und Verbin­dungs­we­ge.
Mit Namen
Berbe­rit­zen­stei­ge: Am Hasel­strauch / Hainbu­chen­weg
Heide­weg: Heide­stra­ße / Rundwan­der­weg Heide

Ohne Namen (sollte geändert werden)
Ahorn­rain / Heide
Gerhard-Haupt­mann-Weg / Lenzhal­de
Holun­der­rain / Ahorn­rain
Jäger­gäss­le / Kelten­stra­ße
Karst­weg / Zeppe­lin­weg
Langert­stra­ße / Espen­rain
Leitz­stra­ße / Brunnen­hal­de­stra­ße
Sonnen­berg­stra­ße / Weingar­ten­stra­ße
Sperber­stra­ße / Sonnen­berg­stra­ße
Weingar­ten­stra­ße / Wald

Gebiets­ein­tei­lung. Es gibt natür­lich, histo­risch bedingt, die alten Flurna­men, die für Eintei­lung des Dorfes sorgten. Ich will hier aber einmal meine ganz priva­te Ortsein­tei­lung abgeben:
Brunnen­hal­de / Brunkel / Bühl / Dreißen­tal / Heide / Katzen­bach / Kies / Kreuz­müh­le / Langert / Ortsmit­te / Rund ums Rathaus / Rund um den Bahnhof / frühe­re Zeiss-Siedlung / T(h)ierstein / Weingar­ten-Sonnen­berg
Wie gehe ich’s an? Ich werde jede Straße beschrei­ben und Infos dazufü­gen, die über Recher­che zu finden waren. Hin und wieder muss auch der Humor bei dieser trocke­nen Sache sein Recht bekom­men.
Noch eins. Als Bewoh­ne­rIn einer Straße sollte man Bescheid wissen, was uns der Straßen­na­men erzäh­len kann.

Dran bleiben – Teil 2 folgt in Kürze.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller vom Sonnenberg

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