Unserer Lehre­rin­nen.

Jetzt will ich noch drei Teile zu den Lehrkräf­ten nachle­gen. Einen über die weibli­chen und zwei über die männli­chen Lehrkräf­te. Da kann ich aber nicht anders und will erst mal eine persön­li­che Ansicht abgeben: In unserer Kindheit gab es für die Grund­schu­le (Klassen 1 bis 4) Lehre­rin­nen und Lehrer. Ich halte das für nicht ganz unpro­ble­ma­tisch, wenn Kinder vom Kinder­gar­ten bis einschl. Klasse 4 ausschließ­lich von weibli­chen Pädago­gen unter­rich­tet werden. Warum das so ist, hat sich mir nicht erschlos­sen, aber ich gehe davon, dass mir das die Leser­schaft sicher erklä­ren kann. Ist es die Gehalts­struk­tur, die Männer in Kinder­gär­ten und Grund­schu­len nicht auftre­ten lässt? Oder ist das von den Kultur­mi­nis­te­ri­en politisch so gewollt? Sei’s drum – aus meiner Sicht brauchen Kinder beide Versio­nen der Spezi­es „Pädago­ge“ – auch in jungen Jahren ????.

Doch jetzt zum Thema. Ich wähle einige Lehrkräf­te subjek­tiv aus (abhän­gig davon, ob ich genug Materi­al beim Recher­chie­ren gefun­den habe) und stelle sie mal etwas persön­li­cher vor. Der Betrach­tungs-Zeitraum endet 1990 und die Reihung geht, wie wir’s in der Schule gelernt haben nach A‑Z.

Zwischen­be­mer­kung zum Thema A‑Z.

In unserer deutschen Sprache haben wir es mit 26 Buchsta­ben, 3 Umlau­ten und dem Eszett ß, davon 6 Vokale (Selbst­lau­te) und 21 Konso­nan­ten (Mitlau­te) zu tun.

Da haben es die chine­si­schen Schüler schon deutlich schwe­rer. Es gibt kein Alpha­bet, sondern rund 100.000 Schrift­zei­chen! Für den tägli­chen Gebrauch sind dennoch 3.000 bis 5.000 Zeichen notwen­dig. Und damit das Sprechen auch nicht so einfach ist, denn es handelt sich um eine tonale Sprache, unter­schei­den wir auch noch 5 Tonhöhen.

Da sage noch jemand – Deutsche Sprach‘, schwe­re Sprach‘ ????.

Oberkochen

Lehrer­kol­le­gi­um der Tierstein­schu­le im Jahr 1969 (Archiv Rathaus)

1te Reihe stehend vlnr: Humpf, Zielon­ka, Timm, Gunzen­hau­ser, Jensen, Fahr
2te Reihe stehend vlnr: Bäuerle, Erben, Bisch­ler, Wurst, Schultz, Kalmbach, Herrmann

Lehrkräf­te

werden heute nicht mehr vorge­stellt und man weiß im Grunde nichts mehr über sie. Früher war es üblich, dass sich Neuein­trit­te ins Lehrer­kol­le­gi­um im Amtsblatt vorstell­ten und bei Dienst­ju­bi­lä­en und Geburts­ta­gen ein kurzer Bericht über sie erschien und dass sie als Verstor­be­ne einen Nachruf erhiel­ten. Zudem galt die sogenann­te „Residenz­pflicht“ – will sagen: Man wohnte an dem Ort, an dem man auch arbei­te­te, und war damit im Ort bekannt.

Diese Dinge sind heute alle verpönt. Bei Nachfra­ge erschallt sofort das Unwort „DATENSCHUTZ“. Das geht inzwi­schen so weit, dass es keine Bilder mehr für Lehrer­kol­le­gi­en und Abschluss­klas­sen gibt und schon dreimal nicht mit Namen. Wenn schon ein Eltern­paar ein Foto seines Kindes verbie­tet, darf vermut­lich die ganze Klasse wegen Diskri­mi­nie­rung nicht aufs Bild. Weit isch’s komma – aber in den sozia­len Diens­ten kennen wir alle keine roten Linien. Bis auf die Lehrer­schaft, denn die tut gut daran, sich an diesem „Daten-Zirkus“ erst gar nicht zu betei­li­gen – denn nicht selten, steht bei fast jedem Tun einer Lehrkraft der Rechts­an­walt der Eltern unsicht­bar daneben. Da könnte man Sachen erzäh­len woran der gesun­de Menschen­ver­stand manch­mal verzwei­feln möchte.….

Oberkochen

Das Lehrer­kol­le­gi­um 1962 an der Dreißen­tal­schu­le (Archiv Rathaus)

Sitzend vorn vlnr: Kny, Zilon­ka, Timm, Grassel, Forster, Hagmann, Geiger, Braun, Bisch­ler, Maikler
2te Reihe stehend vlnr: Bazill, Gunzen­hau­ser, Jungk, Ruoff, Kalmbach, Heller, Holz, Westphal, Burghard
3te Reihe stehend vlnr: Franz, Thiele, Heite­le, Herrmann, Erben, Schmieg, Gradner, Ulrich, Sund, Strobel

Ludmil­la Bischler.

Auch eine Lehre­rin, die bleiben­de Eindrü­cke hinter­las­sen hat und sich wohl auch sehr um begab­te Kinder aus sozial schwä­che­ren Famili­en geküm­mert hat. Im Febru­ar 1937 hat sie ihr Abitur abgelegt, danach studier­te sie 4 Semes­ter Pädago­gik an der Fried­rich-Schil­ler-Univer­si­tät in Jena. Nach der 1. Dienst­prü­fung im Herbst 1939 lehrte sie an den Volks­schu­len in Runsdorf und in Gößnitz. Nach Ablegung der 2. Dienst­prü­fung im März 1945 blieb sie in Gößnitz. Auch sie kam 1956 in den Altkreis Aalen und lehrte bis 1959 an der Volks­schu­le in Fachsen­feld, bevor sie zum 1. April 1959 ins Dreißen­tal nach Oberko­chen wechsel­te. Am 1. Nov 1965 wechsel­te sie ebenfalls an die Tierstein­schu­le. Dort engagier­te sie sich stark in den 3. und 4. Klassen und berei­te­te nicht wenige von den Schüle­rIn­nen auf das Gymna­si­um vor. Auch sie hatte ab und an mit körper­li­chen Beschwer­den zu tun, was sie aber nicht hinder­te, ihren Lehrauf­trag engagiert auszu­fül­len. Rektor Gunzen­hau­ser bedank­te sich bei ihrem Abschied 1975 für ihre gute Arbeit und bat sie den Kontakt zur Schule beizu­be­hal­ten. Sie starb am 30.12.1989 im Alter von 72 Jahren.

Oberkochen

Margot und Hans Düver (Archiv Müller)

Margot Düver.

Am 24. Novem­ber 1978 konnte sie im Rahmen einer Lehrer­kon­fe­renz ihr 25jähriges Dienst­ju­bi­lä­um feiern. Wie viele ihrer Genera­ti­on hatte sie in jungen Jahren ein beweg­tes Leben, das sie von Elbing in Westpreu­ßen (Heute Elblag in Polen) nach Weiler im Kreis Heilbronn führte. Von 1947 bis 1951 besuch­te sie die Lehrer­bil­dungs­an­stal­ten in Stutt­gart und Markgrö­nin­gen. Nach der Reife­prü­fung erfolg­te das Studi­um mit Abschluss der 1. Dienst­prü­fung am Pädago­gi­schen Insti­tut in Esslin­gen. Ihre erste Stelle war die Volks­schu­le in Oberko­chen. Nach weite­ren Einsät­zen in Cleebronn und Lauffen legte sie an der Hölder­lin­schu­le in Lauffen ihre 2. Dienst­prü­fung ab. Über eine Kurzsta­ti­on in Aalen fand sie dann am 1. April 1966 ihr pädago­gi­sches Zuhau­se an unserer hiesi­gen Dreißen­tal­schu­le. Sie betreu­te sehr oft die Abschluss­klas­sen, ging mit in die Schul­land­hei­me und engagier­te sich bei den Betriebs­prak­ti­ka. Auch sie gehör­te zu den belieb­ten und geach­te­ten Pädago­gen in unserer Gemein­de. Verhei­ra­tet war sie mit Hans Düver, der bei Gebr. Leitz Leiter der Konstruk­ti­on war; ein Hobby-Künst­ler, dessen Bilder sicher auch heute noch in einigen Haushal­ten hängen und dessen Liebe dem Skifah­ren, dem Skiver­ein und dem Lift am Volkmars­berg galten.

Oberkochen

Frau Erben mit ihren Schul­kin­dern vor dem alten Schul­haus, dem Fuchs­bau (Archiv Müller)

Eva-Maria Erben.

Kommen wir nun zu meiner ersten Klassen­leh­re­rin in Klasse 1 und 2 an der Volks­schu­le im Dreißen­tal in den Jahren 1959 und 1960. Am 28. Mai 1974 konnte sie ihr 25jähriges Dienst­ju­bi­lä­um feiern und wurde gleich­zei­tig in den Ruhestand verab­schie­det. Ihre pädago­gi­sche Ausbil­dung begann sie in ihrer schle­si­schen Heimat in Bolken­hain (Bolkow in Polen) und beende­te sie an den pädago­gi­schen Insti­tu­ten in Künzels­au und Esslin­gen. Bevor sie nach Oberko­chen kam, lehrte sie an Schulen in Westhau­sen, Lippach, Stödt­len, Ellwan­gen, Rosen­berg, Hohen­berg und Matzen­bach. Von 1958 bis 1965 war die Dreißen­tal­schu­le ihre pädago­gi­sche Heimat. 1965 wechsel­te sie zur Tierstein­schu­le. Rektor Gunzen­hau­ser wünsch­te sich zum Abschied als haupt­amt­li­che Lehre­rin eine Rückkehr als Pädago­gin in Teilzeit – wenn es Gesund­heit und familiä­re Anfor­de­run­gen zulie­ßen. Gunzen­hau­ser hob ihre außer­or­dent­li­ches Engage­ment bei der Organi­sa­ti­on und künst­le­ri­schen Gestal­tung von Schul­fei­ern hervor und vergaß auch nicht auf ihre Kolle­gia­li­tät und eine ausge­präg­te Gesel­lig­keit hinzu­wei­sen. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, kümmer­te sie sich um ihre Kinder, auf dass keines den Anschluss verpas­se. Da hat sie auch oft den Kontakt zu den Eltern gesucht, wenn sie den Eindruck hatte, etwas durch Nachfra­ge klären oder bewir­ken zu können. Verhei­ra­tet war sie mit Bruno Erben, ebenfalls einem guten engagier­ten Pädago­gen, der, das muss ich erwäh­nen, wunder­bar auf der grünen großen Wandta­fel herrli­che Bilder malen konnte. Leider starb sie allzu jung am 16. Juni 1991 im Alter von 64 Jahren.

Gisela Herrmann.

Wahrschein­lich hat sie gehofft, dass dieser „journa­lis­ti­sche Kelch“ an ihr vorüber­ge­hen möge ???? – aber weit gefehlt. Als Oberkoch­ne­rin aus dem Dreißen­tal muss man hier einfach aufge­führt werden. Im Jahr 1973 wurde sie als neue Klassen­leh­re­rin der 4a an der Dreißen­tal­schu­le einge­setzt. Geboren wurde sie am 21. Sep. 1944 in Heiden­heim und besuch­te anfangs die Volks­schu­le im Dreißen­tal. Nach dem Abitur am Schub­art-Gymna­si­um in Aalen studier­te sie an der Pädago­gi­schen Hochschu­le PH in Schwä­bisch Gmünd, an der sie 1966 die 1. Dienst­prü­fung ableg­te. Es folgte eine Reihe an schuli­schen Einsät­zen im Kreis Backnang und an der Ostschu­le in Heiden­heim, bevor ihr Weg sie über die Friedens­schu­le in Unter­ko­chen an die alte Stätte im Dreißen­tal zurück­führ­te. Sie war auch die Klassen­leh­re­rin in den ersten Schul­jah­ren meines Sohnes Sascha. Heute sitzen wir manch­mal bei Kaffee und Kuchen oder einem guten Glas Weißwein mit ihrem Mann (meinem frühe­ren Franzö­sisch-Lehrer) zusam­men und plaudern über dies und das sowie über die alten schuli­schen Zeiten – jeder von seiner Warte aus. Das ist gute gepfleg­te Nachbar­schaft. Natür­lich muss erwähnt werden, dass sie aus einer alten Oberkoch­ner Familie mit Namen Fischer entstammt. Und zwar der Schrei­ne­rei Fischer in der Dreißen­tal­stra­ße 4 (heute frisch umgebaut durch Rainer Kaufmann).

Oberkochen

Dreißen­tal­stra­ße im Jahr 1953 – Haus ganz rechts Schrei­ne­rei Fischer (Archiv Müller)

Doris Jensen.

Sie wurde 1938 in Schwä­bisch Hall geboren. Nach dem Abitur am Mädchen-Gymna­si­um in Stutt­gart-Bad Cannstadt studier­te sie an der Pädago­gi­schen Hochschu­le in Stutt­gart, an der sie 1961 die 1. Dienst­prü­fung ableg­te. Anschlie­ßend unter­rich­te­te sie an den Grund- und Haupt­schu­len in Obern­dorf am Ipf und in Markgrö­nin­gen. Von 1963 bis 1966 lehrte sie an der Dreißen­tal­schu­le und war, soweit ich mich erinne­re, auch die Klassen­leh­re­rin meines Bruders Harald. 1967 wurde sie an die Tierstein­schu­le versetzt und 1977 wieder zurück an die Schule im Dreißen­tal, wo sie nun auch evange­li­schen Religi­ons­un­ter­richt erteil­te. Ich habe sie als junger Bub beim Zeitungs­aus­tra­gen immer als sehr spenda­ble Person erlebt. Sie legte immer reich­lich „Trink­geld“ auf die übliche Abo-Gebühr. Auch sie starb viel zu früh im Alter von 72 Jahren am 5. August 2010.

Gabrie­le Jungk.

Auch sie ist vielen als langjäh­ri­ge Lehre­rin in Oberko­chen im Gedächt­nis geblie­ben. Da ich sie nie kennen­ge­lernt habe, weiß ich nicht, ob sich ihre Wiener Herkunft in ihre Sprache bemerkt machte oder nicht. Bis zum Abitur und der 1. Dienst­prü­fung blieb sie ihrer Heimat­stadt treu. Zusätz­lich machte sie noch eine Ausbil­dung zur Kinder­gärt­ne­rin (einfach ein herrli­ches Wort). Ihre erste Stelle war sicher eine Heraus­for­de­rung: Eine einklas­si­ge Stelle für alle 8 Schul­jah­re in Kunitz bei Jena. Nach dem Krieg war erst mal Schluss mit Lehrtä­tig­keit, da sie sich nicht in dem erfor­der­li­chen Maß politisch engagier­te. So war sie eine Zeitlang als Biblio­gra­phin an der wissen­schaft­li­chen Auskunftstel­le der Univer­si­tät Jena tätig. So wie ich das sehe, „hat sie dann rüber­je­macht“, denn ab Dezem­ber 1956 finden wir sie als Lehrkraft im Altkreis Aalen. Seit 1957 unter­rich­te­te sie an der Dreißen­tal­schu­le, 1963 erfolg­te die Beför­de­rung zur Oberleh­re­rin und feier­te dort auch 1974 ihr 25jähriges Dienst­ju­bi­lä­um. Im Jahr 1981 wurde sie, nach fast 25 Jahren in Oberko­chen, feier­lich von Rektor Streu und dem Schul­amts­di­rek­tor Müller in den Ruhestand verab­schie­det. Sie hatte wohl ausge­zeich­ne­te Kontak­te zur Schüler- und Eltern­schaft. Ihre Arbeit war an 9.600 Schul­ta­gen von großem Engage­ment getra­gen. Der Schüler Markus Brenner übergab ihr einen Bildband, die Feier­stun­de wurde von der Flöten‑, Tanz- und Orff-Gruppe gestal­tet sowie mit einem szeni­schen Spiel in engli­scher Sprache vervoll­stän­digt. Auch Gabrie­le Jungk starb am 10.10.1991 relativ jung im Alter von 69 Jahren.

Margot Kalmbach.

Über 20 Jahre prägte sie den Sport- und Kunst­un­ter­richt an der Tierstein­schu­le. 1989 wurde sie mit einer großen Feier­stun­de in den Ruhestand verab­schie­det. Die Lauda­tio hielt der Schul­lei­ter Franz Uhl und Schul­amts­di­rek­tor Hans Meroth (beide sind Oberkoch­ner Buben). Uhl beschrieb sie als überaus gewis­sen­haft, mit fachli­chem Können und künst­le­ri­schem Geschick und Phanta­sie­reich­tum ausge­stat­tet, die alle ihre Fähig­kei­ten in den Dienst der Schule stell­te und so eine außer­ge­wöhn­li­che Pädago­gin war. Gerne engagier­te sie sich auch außer­schu­lisch bei Sport­ver­an­stal­tun­gen. Uhl dankte ihr für Mensch­lich­keit und Kollegialität.

PS: Wer sich Hans Meroth inter­es­siert wird im Inter­net einen Nachruf der Heiden­hei­mer Zeitung finden „Nachruf Hans Meroth – Ein Leben lang engagiert für Bildung und Kultur“. Der ehema­li­ge Bergschul­rek­tor und Schul­amts­di­rek­tor Hans Meroth ist im Febru­ar 2021 mit 86 Jahren gestorben.

Herdu­la Herta Kny.

Ein äußerst selte­ner Vorna­me. Sogar Wikipe­dia stößt hier an seine Grenzen und bringt nur ein vages Anleh­nen an Herta zustan­de, wie sie auch in Oberko­chen geführt wurde. Sie wurde am 17. April 1922 im Sudeten­land geboren und aufgrund der damali­gen dorti­gen politi­schen Verhält­nis­se, war sie schon früh gezwun­gen während ihrer Ausbil­dung mehrfach einen Ortswech­sel vorzu­neh­men. Über Prag kam sie nach Mies in Ostböh­men, wo sie, trotz aller kriegs­be­ding­ten Erschwer­nis­sen, die 1. und 2. Dienst­prü­fung ableg­te. 1945 kam für auch für sie die Flucht nach Bayern und der Neuan­fang in der Oberpfalz. 1949 zog sie zu nach Thürin­gen. Und wieder stand eine Flucht an – dieses Mal nach West-Berlin. Von dort kam sie 1956 nach Oberko­chen und das Fahrwas­ser des Lebens wurde von nun an etwas ruhiger. Im Jahr 1961 wurde sie, nach einem aufre­gen­den unste­ten Pädago­gen­le­ben, an der Schule im Dreißen­tal Beamtin auf Lebens­zeit. Während der Feier wurde expli­zit erwähnt, dass es ihr durch ihre mütter­li­che Art gelang, Angst und Nöte aus der Schule zu verban­nen und die Kinder zu spiele­ri­schem Lernen anzulei­ten. Der damali­ge Eltern­bei­rats­vor­sit­zen­de Dr. Schul­le beschrieb sie als gute gerech­te und belieb­te Allround-Lehre­rin, die eine ganze Schüler­ge­nera­ti­on positiv beein­flusst habe. Ihre Pensio­nie­rung erfolg­te im Alter von 57 Jahren und sie verstarb am 19. Mai 1999 im Alter von 77 Jahren.

Oberkochen

Herta Kny mit Schüle­rin­nen (Archiv Kny)

Gertrud Schmid.

Viele werden sich an sie nicht erinnern, aber als echte Oberkoch­ne­rin muss an sie erinnert werden. Geboren 1940, wohnte sie mit ihren Eltern Jakob Schmid und Fanny geb. Gold sowie mit ihren Geschwis­tern Peter und Hilde­gard in der Dreißen­tal­stra­ße 17. Das Haus wurde durch Grana­ten­be­schus­ses beim Einmarsch der US-Army im April 1945 schwer beschä­digt. Jetzt lassen wir Gertrud selbst zu Wort kommen und ihren beein­dru­cken­den Lebens­lauf zu schil­dern:
„Wir Schul­an­fän­ger gingen damals in die ehema­li­ge evange­li­sche Schule in der Aalener Straße (heute Heimat­mu­se­um) in den Unter­richt bei Lehrer Gottlieb Braun. Er zeigte sich beein­druckt von meinen Zeich­nun­gen, die ich stets neben die Rechen­auf­ga­ben auf der Schie­fer­ta­fel kritzel­te und meinte, ich solle doch auf Papier malen. Aber damals, in den Jahren 1947/48 gab es kein Papier! Später kam ich dann zu Lehrer Leo Klotz­bü­cher an die Dreißen­tal­schu­le, der aus dem Stegreif gewünsch­te Gedich­te an die Tafel schrieb.

1951 machte ich die Aufnah­me­prü­fung am Mädchen­gym­na­si­um in Aalen. Es folgte das Abitur im Jahr 1960 auf dem Aalener Schub­art­gym­na­si­um. Ich fuhr täglich 9 km mit der Bahn nach Aalen, um dann noch vom Bahnhof aus runde 2 km bis zur Schule zu Fuß zu gehen.

Da aus finan­zi­el­len Gründen ein Univer­si­täts- oder Kunst­stu­di­um nicht in Frage kam und damals hände­rin­gend Lehrer gesucht wurden, melde­te ich mich in Schwä­bisch Gmünd zum Lehramts­stu­di­um an. 1962 absol­vier­te ich die 1te Dienst­prü­fung und die anschlie­ßend erste Dienst­stel­le war in Stein­heim am Albuch. Der Lehrauf­trag beinhal­te­te den Unter­richt in einer 6ten Klasse mit 57 Schülern für aller Fächer, außer Religi­on und Sport. 1963 folgte ein Einsatz in Schloss­berg, damals eines der verru­fens­ten Dörfer in der Gegend. In der Klasse, die zu unter­rich­ten war, befan­den sich auch einige geistig schwer behin­der­te Kinder. 1964 ging es dann weiter an eine Zweiklas­sen­schu­le nach Unter­rif­fin­gen. An die Schule angeschlos­sen war ein Kinder­heim mit Kindern aus Problem­fa­mi­li­en, das von Nonnen geführt wurde. 1965 bestand ich erfolg­reich die 2te Dienst­prü­fung. Erst jetzt durfte ich den Dienst­ort wählen – ich entschied mich für Oberko­chen. Aber ich wurde nach Wasser­al­fin­gen versetzt, wo ich für zwei erste Klassen mit jeweils 40 Schülern im Schicht­un­ter­richt verant­wort­lich war. 1967 ging es dann doch nach Oberko­chen mit genau der gleichen Aufga­be und Schüler­zahl wie in Wasseralfingen.

Da ich meine beruf­li­che Ausbil­dung abgeschlos­sen hatte, wollte ich mich endlich meiner künst­le­ri­schen Weiter­bil­dung widmen und nahm Privat­stun­den beim Kunst­ma­ler Wanner in Aalen.

1969 ließ ich mich beurlau­ben, um eine Stelle als „assistant teacher“ an einer Highschool ind Stafford / England anzutre­ten. 1970, zurück in Oberko­chen, übernahm ich eine dritte Klasse als Klassen­leh­re­rin, neben­bei gab ich Englisch­kur­se für Mitar­bei­ter der Firma Carl Zeiss. 1973 ging es noch Monte­vi­deo / Urugu­ay. Ich unter­rich­te­te dort als Klassen­leh­re­rin an der Deutschen Schule die Fächer Kunst und Musik, auch für spanisch­spra­chi­ge Klassen. Die Ferien nutzte ich zum Reisen. Von 1978 bis 1987 war ich an Schulen in Reutlin­gen tätig (Ohmen­hau­sen und Mittel­stadt), dem damali­gen Wohnsitz meiner Schwes­ter Hilde­gard Feinäug­le. 1987 wechsel­te ich an die Hohbuch­schu­le, einer ehema­li­gen Ausbil­dungs­schu­le der Pädago­gi­schen Hochschu­le, wo ich bis zu meiner Pensio­nie­rung im Jahr 2004 blieb.

Ferien­zeit war für mich immer Reise­zeit und so besuch­te ich über die Jahre viele Länder auf allen Konti­nen­ten. Die Eindrü­cke auf diesen Reisen boten mir reich­lich Stoff und Inspi­ra­ti­on für die meisten meiner Bilder. Meine Werke, inzwi­schen rund 450 an der Zahl, habe ich in Öl oder in Gouache gemalt. (Das ist ein wasser­lös­li­ches Farbmit­tel aus gröber vermah­le­nen Pigmen­ten unter Zusatz von Kreide. Als Binde­mit­tel wird Gummi arabicum verwen­det). Meine Bilder durfte ich zwischen 1986 und 2015 in einigen Ausstel­lun­gen zeigen.

Oberkochen

Oberko­chen in Öl von Getrud Schmid (Archiv Schmid)

Rosa Timm.

An sie hinge­gen werden sich viele erinnern. Auch ich hatte mit ihr zu tun und ich bilde mir ein, sie in der 3. und 4. Klasse in Musik gehabt zu haben. Wenn mich meine Erinne­rung nicht trügt, hat sie in unserer Klasse den ersten Klassen­spre­cher (aber nur für das Fach Musik wählen lassen) und der hieß (heißt immer noch so ????? Eckart Irion). Von 1936 bis 1948 war sie an 19 Schulen tätig. Die Gründe für die häufi­gen Wechsel sind unbekannt, aber womög­lich der damali­gen beson­de­ren Zeit geschul­det. Am 1. April 1948 erhielt sie die sechs­te Lehrstel­le an der hiesi­gen Volks­schu­le. Nach 18 Jahren ließ sie sich 1966 auf eigenen Wunsch an die Tierstein­schu­le verset­zen. Obwohl ihr Gesund­heits­zu­stand sie öfters zu, auch länge­ren, Pausen zwang, war sie bis zu ihrer Pensio­nie­rung mit Leib und Seele Lehre­rin und hat sicher gute Eindrü­cke bei Schülern und Eltern hinter­las­sen. Sie starb am 25. Juli 1994 im Alter von 81 Jahren.

Hilde­gard Ulrich.

Ich erinne­re mich gut an sie aus meiner Zeit am Gymna­si­um. Sie hatte es nicht leicht mit uns Buben und Mädchen der 60er Jahre. Wir waren nicht ihre Schüler – sie nannte uns Kinder­chen! Und sie musste auch einiges aushal­ten, da sie eben nicht gut dagegen­hal­ten konnte. Denn die Kinder­chen waren manch­mal etwas anstren­gend und suchten rote Linien.

Sie stamm­te aus der sächsi­schen Oberlau­sitz (Die größte Stadt ist Görlitz, damit wir das etwas einord­nen können). Ihr Vater war Arzt. Nach dem Abitur studier­te sie weit weg von der Heimat in Marburg und Heidel­berg, und zwar die Fächer Deutsch, Englisch und Erdkun­de. Nach dem Staats­examen trat sie in Schle­si­en in den Schul­dienst ein und wurde dort auch zur Studi­en­rä­tin ernannt. Nach dem Krieg war sie eine länge­re Zeit nicht als Lehre­rin tätig. Nach ihrer Übersied­lung in den Westen durfte sie rasch wieder in den höheren Schul­dienst eintre­ten. Bevor sie 1961 nach Oberko­chen ins „Bergheim“ kam, war sie am Hans-Baldung-Gymna­si­um in Schwä­bisch Gmünd tätig. Im Laufe der Jahre wurde sie Fachlei­te­rin für Erdkun­de und ging den Weg bis zum sogenann­ten „Vollgym­na­si­um“ mit. 1975 wurde sie im Rahmen einer Feier in den Ruhestand verabschiedet.

Elisa­beth Zielonka.

Im Jahr 1977 wurde eine weite­re sehr belieb­te Lehre­rin in den Ruhestand verab­schie­det. Das gesam­te Kolle­gi­um, Rektor Gunzen­hau­ser, Eltern­bei­rats­vor­sit­zen­de Kämme­rer und Oberamt­mann Bahmann geizten nicht mit loben­den Worten. Schüler ehrten sie mit einem Gedicht und der Chor gab der ganzen Veran­stal­tung einen festli­chen Rahmen.

Sie war eine „Bielit­ze­rin“. Das sagt den alten Oberkoch­nern noch viel, denn es kamen viele Bielit­zer in den Kriegs­wir­ren nach Oberko­chen, weil es zwischen dem Ort und der Fa. Bäuerle eine tiefe gewach­se­ne Bezie­hung gab. Nach der 1. Dienst­prü­fung in Bielitz führte sie ihr Weg an verschie­de­ne Schulen in Oberschle­si­en. 1944 absol­vier­te sie die 2. Dienst­prü­fung erfolg­reich in Katto­witz. Seit 1951 wirkte sie im Kreis Aalen in den Schulen in Hüttlin­gen, Wössin­gen und Eggen­rot und seit Novem­ber 1960 in Oberko­chen im Dreißen­tal. Sie gehör­te mit zu den ersten Lehrkräf­ten an der Tierstein­schu­le, deren Aufbau sie ab 1965 kräftig mitge­stal­te­te. Auch sie gehör­te zu den Lehrkräf­ten, die trotz teils großer gesund­heit­li­cher Proble­me ihre Lehrtä­tig­keit mit großem Willen trotz­dem engagiert ausüb­te und sich um die Kinder kümmer­te. Sie wurde sehr alt und starb am 1. Januar 2007 im hohen Alter von 91 Jahren.

Jetzt noch ein Blick auf das Jahr 1962 und die Daten an der Dreißen­tal­schu­le, die damals sage und schrei­be 794 Schüle­rIn­nen hatte und die Klassen­tei­ler waren heraus­for­dernd und die Wohnadres­sen – überhaupt kein Problem:

  • Klasse 1a – Evelyn Sund (Lerchen­str. 9) mit 66 Schülern
  • Klasse 1b – Irene Strobel (Lerchen­str. 9) mit 69 Schülern
  • Klasse 2a – Elisa­beth Zielon­ka (Jenaer Str. 27) mit 37 Schülern
  • Klasse 2b – Anton Maikler (Sonnen­berg­str. 17) mit 36 Schülerinnen !
  • Klasse 2c – Eva-Maria Erben (Lenzhal­de 8) mit 39 Schülern
  • Klasse 3a – Gabrie­le Jungk (Gerhart- Haupt­mann-Weg 77) mit 39 Schülern­Klas­se 3b – Rosa Timm (Nelken­weg 12) mit 41 Schülerinnen !
  • Klasse 3c – Rudolf Heite­le (Schul­haus) mit 39 Schülern
  • Klasse 4a – Albrecht Gunzen­hau­ser (Kapel­len­weg 7) mit 45 Schülern
  • Klasse 4b – Ludmil­la Bisch­ler (Enzian­weg 7) mit 39 Schülerinnen !
  • Klasse 4c – Fried­rich Ruoff (Sonnen­berg­str. 21) mit 43 Schülern
  • Klasse 5a – Kurt Schmieg (Kapel­len­weg 5) mit 33 Schülern
  • Klasse 5b – Gottlob Braun (Aalener Str. 19) mit 29 Schülerinnen !
  • Klasse 6a – Edgar Westphal (Enzian­weg 7) mit 46 Schülern
  • Klasse 6b – Georg Hagmann (Sperber­str. 16) mit 38 Schülerinnen !
  • Klasse 7a – Rudolf Heller (Im Mahd 4) mit 35 Schülern
  • Klasse 7b – Herta Kny (Adalbert-Stifter-Weg 15) mit 52 Schülerinnen !
  • Klasse 8a – Gerfried Ulrich (Sonnen­berg­str. 23) mit 34 Schülern
  • Klasse 8b – Alfons Herrmann (Lenzhal­de 16) mit 34 Schülerinnen

Handar­beit und Hauswerk: Maria Holz (Enzian­weg 7) und Margot Kalmbach (Heide­weg 10)
Gymnas­tik: Helga-Heidi Thiele (Schul­haus)
Religi­on kath.: Konrad Forster (Bühlstr. 33) Ralf Grassel (Bühlstr. 33) Stefa­nie Bazill (Heiden­hei­mer Str. 82)
Religi­on evang: Peter Geiger (Aalener Str. 23/1) Lore Gradner (Jenaer Str. 8) Gustav Franz (Adalbert-Stifter-Weg 12)

Das waren sie – die Lehre­rin­nen unserer Kindheit und Jugend­zeit. Ich bedaue­re die zukünf­ti­gen Schrei­ber, die meine Arbeit mögli­cher­wei­se eines Tages fortset­zen wollen und feststel­len werden – da gibt’s gar nichts mehr zu recher­chie­ren – weil keiner mehr etwas öffent­lich von sich gegeben hat und Bilder gibt’s auch keine mehr. Schade – das ist halt der Lauf der Zeit…….. Immer mehr und doch nichts.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte