Abele Königer.
Im Haus mit der Nummer 16 lebte früher der Mechanikermeister Alfons Abele (1915−1991) mit seiner Frau Barbara (1914−1983) und der Tochter Brigitte. Im Jahr 1949 startete er seine Firma mit Schlosser- und Dreharbeiten. (Die Werkstatt hatte die Hausnummer 16/1.) Recht bald kamen Gas- und Wasserinstallationen dazu. Und da damals viel mit Gas gekocht wurde, legte er auch ein Propangaslager an und im Ladengeschäft (ab Nov. 1956) konnte man Öfen und Herde anschauen und kaufen. Die Geschäfte liefen in diesen Jahren, wo überall gebaut, saniert und renoviert wurde, sicher recht ordentlich.

Teil der Werkstatt und Schuppen der Fa. Abele im Winterkleid (Archiv Königer)
Im Jahr 1942 wurde in Wasseralfingen Peter Königer geboren. Nach seiner Schulzeit machte er beim „Ostertag“ in Aalen (gegründet 1867 von Jakob Ostertag) eine kaufmännische Lehre. Es folgten ein paar Jahre als Einkäufer bei „Alfing“ in Wasseralfingen, bevor er die Stiefel schnüren und beim Bund einrücken musste. Auch das ging vorbei und er musste entscheiden: Was nun? Denn damals war es nicht selbstverständlich seinen alten Arbeitsplatz in der alten Firma wiederzubekommen. Wer zum „Bund“ ging, musste kündigen.
Er traf eine gute Entscheidung: Eine zweite Lehre – dieses Mal beim „Benkelmann“ als Heizungsmonteur (Die Firma wurde 1898 von Karl Heinrich Benkelmann als Fahrradwerkstatt gegründet). Diese Kombination einer handwerklichen und kaufmännischen Ausbildung würde sich in Zukunft noch als sehr vorteilhaft auswirken.
Und da in einem Handwerksbetrieb alles in der richtigen Reihenfolge ablaufen musste, konnte er nach der Gesellenprüfung 1966 seine Brigitte heiraten und der Firmenchef war jetzt auch Schwiegervater. Natürlich musste die Meisterprüfung 1973/1974 folgen, sonst wäre die Geschäftsübernahme 1977 mit allen 10 Mitarbeitern sicher nicht erfolgt (Der Personalhöchststand betrug einmal 18 Mitarbeiter).
Peter’s Ehrgeiz brachte die Firma weiter voran. Korrekte, verlässliche, termingetreue Arbeit und eine gute Bezahlung seiner Leute – das war ihm wichtig und das erforderte auch höhere Preise. Die Rechnung ging auf. (Heute vergessen die Kunden mitunter, dass das Billigere sehr oft nicht auch das Bessere ist – sondern schlicht auch billig in der Ausführung ist). Das Kerngebiet der Kunden war im Grunde Oberkochen, Unterkochen und Königsbronn.

Peter Königer und Taylorix – eine Ausnahmegeschichte (Archiv Königer)
Die Taylorix Organisation war ein deutsches Dienstleistungsunternehmen in der Büro- und Informationstechnikbranche und wurde 1921 von Julius Paul Stiegler und Konradin Haußer in Stuttgart gegründet. Es wurde nach dem Ökonomen Frederick Winslow Taylor benannt. In den 1930er Jahren wurden Innovationen in der Buchführung getätigt. 1939 existierten 48 Zweigstellen. Die Mitarbeiterzahl stieg 1978 auf bis zu 1.400 in 44 Zweigstellen zuzüglich 450 im Stammwerk Stuttgart. Um 1980 war Taylorix der zweitgrößte Dienstleister mit Rechenzentren in Deutschland.[1] Der Umsatz betrug 1980 147 Millionen DM.[2] 1988 erfolgte die Gründung der Taylorix AG mit dem Mehrheitseigner Porsche. 1994 wurde das Unternehmen an Automatic Data Processing verkauft. Die Firma erlosch 1999.
1979 wagte die Firma den großen Schritt ins EDV-Zeitalter und erwarb von der o.g. Fa. Taylorix den Bürocomputer „System 6“ mit der dazugehörigen Software S.H.K. 506/1. Die Zeit der Papierstapel und zeitverzögerten Rechnungsstellung sowie der aufwendigen Angebotserstellung und fehlender transparenter betriebswirtschaftlicher Übersicht war vorbei. Die Ehefrauen in den Handwerksbetrieben waren schon immer schnell für EDV-Lösungen zu begeistern (Das hat der Billie bei seinen Besuchen für Leitz auf der CEBIT in Hannover auf den Messeständen auch immer bemerkt). Da Peter aber eben auch eine kaufmännische Ausbildung hatte, erkannte er die Vorzüge selbst sehr rasch. Mit rund 800 Stammdatensätzen, die entgegen der üblichen Taylorix-Anwendung, selbst erstellt wurden, war der Betrieb nun auch kaufmännisch runderneuert.

Das frühere Geschäft und Werkstatt der Fa. Abele (Archiv Königer)
1987 ging die Entwicklung weiter. Der Taylorix Bürocomputer BC‑D wurde eingeführt und wie das im EDV-Bereich so ist – 8 Jahre sind eine Ewigkeit und so war das neue System schon wieder eine gänzlich andere moderne Büro-Welt.
Die Firma „Abele Sanitär und Heizungsbau“ wurde 1980 und 1988 medienwirksam mit den beiden Systemen als Referenzkunde dargestellt und Peter ging auch für Taylorix als Vortragender auf Reisen, um von seinen Erfahrungen zu berichten. Sein Lieblingsspruch zu Beginn seines Vortrags lautete: „Wer einen Computer kauft, sollte zunächst einen Container mieten ????“. Sprich „raus mit den ganzen Papierbergen“!
2010 übergab Peter das Geschäft an Tobias und so gibt es heute zwei Geschäfte, denn ganz ohne kann Peter nicht und wenn man ihn so anschaut – die 80 nimmt man ihm auch nicht gerade ab:
Die „Tobias Königer Haustechnik GmbH“ und den „Peter Königer Brennerservice“.
Und jetzt laufen wir die Dreißentalstraße nochmals ab, dieses Mal rechts nauf:
- Das Haus Nr. 2 steht heute nicht mehr. An dessen Stelle ist heute ein kleiner Parkplatz. Hier wohnten 1959 noch die Familien Fischer und Volker und 1965 nur noch die Volkers.
- Im Haus Nr. 4 befand sich einst die Schreinerei Fischer. 1958 wurde wie folgt eine Werbung geschaltet: „Särge waren, und sind stets vorrätig, bei Karl Fischer, Schreinermeister.“
Aus diesem Haus stammt des Ludwig Burghards Mutter und die Grundschullehrerin von Billie’s Sohn Sascha, Gisela Hermann. Nach Aufgabe der Schreinerei erwarb der Raumausstatter Kaufmann Werkstatt und Wohngebäude. Das Wohngebäude, das lange Zeit nur noch als Halterung für Kaugummiautomaten und CDU-Wahlplakate diente, wurde inzwischen abgerissen und ein neues Haus erbaut. Ins EG zog nun die Buchhandlung „Buch und Kultur“ ein.

1953 Die Häuser Nr. NN – Dr. Borst und Friseur Hurler, daneben das ehemalige, 2020 abgebrochene Haus Schreinerei Fischer (Archiv Rathaus)
- Im Nebenhaus Nr. 6 der Familie Trittler war dann die zweite Heimat der Praxis Dr. Ludwig und Ernestine Borst mit dem hinteren Eingang. Später übernahm Roland Borst die Praxis und führte sie zusammen mit Gottfried Glatting bis zu seinem Unfall während eines Hausbesuchs, der ihn dazu zwang, die Praxis aufzugeben. Gottfried Glatting zog dann in die Heidenheimer Straße 11–15. Jahre später zog Dr. Glatting weiter nach Stans am Vierwaldstätter See. Anfangs gab es im Erdgeschoss noch zwei Ladengeschäfte. In einem war der Verkaufsraum der Konditorei Fleury und im anderen gab es den Filialbetrieb der Metzgerei Rudolf Vogel gefolgt von Werner Jacobi. Nach Jacobi zog dann der Kohlenhändler Streppel aus Heidenheim ein und später wurden die zwei Ladengeschäfte zusammengelegt und der Friseur Hurler eröffnete seinen Damen-Salon, der seinen Standort später in die Schillerstraße 14 verlegte (später zur Heinz-Küppenbender-Straße umbenannt). Heute ist im EG die Elektrotechnik Rudolf Trittler untergebracht. Halt, da fällt mir noch ein, dass der Fritz Richter dort auch mal seine Lotto-Annahmestelle hatte.
- Im Haus Nr. 8 war die Gärtnerei Mahler, später Vollmer, zuhause. Neben einem kleinen Blumenladen zog eine Zeitlang der Architekt Merz ein und heute pflegt Vera Thierolf unsere Füße.
- In der Dreißentalstraße 12 (Schulgebäude) befanden sich öffentliche Wannen- und Brausebäder, die samstags ordentlich Zulauf hatten, da Badewannen oder gar separate Badezimmer lange Zeit nicht selbstverständlich waren.
- Kommen wir zum Haus mit der Nr. 22. Hier war einst das Kino von Albert Schleicher zuhause.
Im Haus wohnten Albert und seine Frau Erna mit den Kindern Hans, Alfred und Roswitha sowie dem Hund Waggerl. Später mietete sich für kurze Zeit das Reformhaus ein, bevor Carl Zeiss aus dem Kino ein Kataloglager machte. Im hinteren Bereich fand vorübergehend die Autosammlung „Borgward“ von Hans eine Bleibe. Albert Schleicher baute dann an, nachdem er die Pläne für ein zweites Kino wohlweislich verworfen hatte. Die Marketing- und Werbe-Abteilung von Carl Zeiss zog in diesen Bau an, der später zu Wohnungen umgebaut wurde. Im vorderen Bereich zog die Pizzeria „San Marco“ ein. Im Anbau war einst das Textilhaus „Bolz“. Niemals habe ich ein Geschäft gesehen, das mehr Knöpfe und Reißverschlüsse zum Kauf anbot. Am 02.09.1968 wurde „Bolz“ von den Herren Erich Sturm und Horst Marzi übernommen und firmierte nun unter dem Namen „Mode- und Textilhaus Sturm & Co.“ Einer kurzen Getränkemarkt-Episode (Königsbräu Gebr. Mayer) folgte der bemerkenswerte Aufstieg des „Fässles“ zur Kult-Kneipe. Sogar von auswärts kamen die Gäste und sorgten dafür, dass das „Fässle“ am Wochenende rappelvoll war. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass es zu der Zeit noch drei weitere Textilhäuser gab:
- Josef Fischer, Herrenbekleidung, Heidenheimer Str. 29
- Textilhaus Grau (ugs. „Socken-Grau“), Heidenheimer Str. 49
- Josef Krok, Textilwaren, Aalener Str. 2
Das Schleicher’sche Kino.
Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh’ ins Kino, so lautete das alte Motto. Vor 40 Jahren, am 26. Februar 1968, schloss das Kino in Oberkochen für immer seine Pforten und Oberkochen verlor dadurch einen zentralen Treffpunkt gesellschaftlichen Lebens, an das sich viele von uns noch gerne erinnern. Das Haus wurde innerhalb von 4–5 Monaten gebaut und 1951 öffnete das Kino seine Pforten. Herr Pusch führte die Filme vor und Albert Schleicher verkaufte die Eintrittskarten. Zudem arbeiteten dort im Laufe der Jahre Erna Schleicher, Manfred Penzing, Albert Neuhaus, Harry Motsch und die Holdenrieds. Anfangs gab es täglich Tag Vorstellungen (7 Tage die Woche), montags bis freitags eine Abendvorstellung, freitags zusätzlich eine Spätvorstellung gegen 23 Uhr, Samstagnachmittags und ‑abends, sowie sonntags eine Matinée, eine Nachmittags- und eine Abendvorstellung. In den 60er Jahren ging das Geschäft immer schlechter. In Jahr 1963 lief der Gesundheits-Film „Heilendes Moor, heilende Bäder“ aus dem berühmten Bad Pyrmont bei freiem Eintritt und kostenlosem Kurmaterial – die Krux war: Der Film war mit einem Jugendverbot belegt !!! ????
1964 wurde das Kino in einem letzten Versuch an den Filmvertreter Kampmüller verpachtet und dieser betrieb das Filmtheater noch bis ins Jahr 1968. Danach war endgültig Schluss. Oberkochen wurde offiziell zur Stadt ernannt und das Kino für alle Zeiten geschlossen. Vor ein paar Jahren wurde das gesamte Areal von den Schleicher-Kindern an einen Investor verkauft.
Wer mehr über die Geschichte des Kinos und der Familie Schleicher wissen will, sollte ➔ die Berichte 538 und 539 lesen.

Das Schleicher’sche Kino und das Textilhaus Bolz (Archiv Müller)
- Die erste Apotheke Oberkochens, die Volkmarsberg-Apotheke, wurde einst von Ulrich Irion im Brunkel gegründet, fand am 1. Oktober 1954 im Haus 24 ihr Domizil, das später vom ältesten Sohn Eberhard geleitet wurde, bis auch sie in die Heidenheimer Str. 11–15 umzogen. Interessanterweise war hier auch einmal ein „Second Hand Shop“ von Martina Bennelt gemeldet sowie die Schneiderei von Frau Schindler, die sich als Werbung alte Nähmaschinen in die Schaufenster stellte.
- An der Ecke, Frühlingstraße Haus 17, fand man einst die Bäckerei Fichtner, später Bezler und heute Gnaier. Dazu gibt es einen ausführlichen Zweiteiler ➔ Berichte 736 und 737. Anzumerken wäre noch, dass Anton Bezler sen. im hinteren Bereich eine kleinen Lohndreherei betrieb und Paula Bezler eine Heißmangel. Sieglinde Bezler wollte immer, dass Wilhelm jun. Schönherr ein schönes Bild ans Haus malt – leider wurde das nie umgesetzt. Warum auch immer. Hätte sich gut gemacht.
- Das Haus Frühlingstr. 18 wurde vom Malermeister Wilhelm Schönherr sen. erbaut, in dem er sein Malergeschäft betrieb, das er später an seinen Sohn Wilhelm jun. „Willy“ übergab, der sich in der Feigengasse 3 etablierte. (Was mich schon immer interessiert: Wieviel Kappen hat der Willy eigentlich zuhause ?????) Sobald das Haus fertig war, zog der unvergessene Fotograf Rudolf Kristen von der Heidenheimer Straße 29 in dieses Haus. Seine Frau Margarete führte das Ladengeschäft. Später übernahm Rolf Stelzenmüller mit seiner Frau Martha das Geschäft und führten es erfolgreich bis ins Jahr 2012. Mehr Details zur Geschichte des Hauses sind im ➔ Bericht 689 nachzulesen. Es folgte der Blumenladen „Pusteblume“, den ich sehr mochte und dem vielleicht letztendlich die Puste ausging. Heute hat sich ein Büro der Stadtwerke eingenistet.
Schwarz.
Ein wichtiger Name im Dreißental. Steht er doch für ärztliche und Ingenieurs-Kunst sowie soziales Miteinander.

Dr. Marianne Schwarz (Archiv Schwarz)
Zuerst erinnern wir uns an Dr. Marianne (08.03.1921 bis 23.03.2013) und Dr. Albert Schwarz 07.11.1921 bis 19.11.1995). Nach dem II. Weltkrieg war es Dr. Marianne Schwarz, die als erste Ärztin Deutschlands eine Kassenzulassung bekam – und die für Oberkochen. Denn Oberkochen brauchte Ärzte, da die Neuausrichtung von Carl Zeiss sehr viele Menschen anzog. Nicht allen gefiel das und mancher versuchte die Gründung der neuen Praxis zu hintertreiben. Konkurrenz belebt zwar das Geschäft, aber sollte doch die Einkünfte der anderen Praxen nicht schmälern.
By the Way – geheiratet haben die beiden am 3. August 1953 in der Marienkirche in Aalen. Diese alte Eisenbahner-Kirche wurde 1969 abgerissen und gegen ein Beton-Wunder im Stil der 60er eingetauscht. Es gibt Zeitgeist-Architektur, auf die wir heute nicht stolz sein müssen.

Haus Aalenersr. 6 (Archiv Schwarz)

Die erste Praxis im alten katholischen Schwesternhaus – heute Edith-Stein-Haus (Archiv Schwarz)
1955 mietete Marianne 1 oder 2 Räume in der Aalener Straße 6 (dem alten kath. Schwesterhaus) und begann zu praktizieren. Anfangs montags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr, wobei sie auch Geburtshilfe anbot. Gewohnt wurde gegenüber im Haus neben dem „Ochsen“. Albert war noch als Assistenzarzt im Krankenhaus Heidenheim tätig und eröffnete seine Praxis 1956 unter der gleichen Adresse. Die Anfänge waren gemacht und Pläne konnten nun umgesetzt werden. Von der Familie Betzler (Bäckerei) wurde 1957 das Grundstück Frühlingstraße 8 erworben und Ende des Jahres war das Haus errichtet und ein richtiger Praxisbetrieb konnte beginnen. Die beiden waren darauf bedacht, gute Arbeit zu leisten und statteten ihre Praxis mit modernen Geräten aus, die nicht in jeder Praxis zu finden waren. Sei es ein EKG-Gerät oder Laboreinrichtungen, die es möglich machten, dass nicht jede Probe langwierig eingeschickt werden musste.

Dr. Albert Schwarz als Betriebsarzt bei Carl Zeiss bei einer Grippeschutz-Impfung (Archiv Schwarz)
Aus gesundheitlichen Gründen gab Albert seine Arbeit in der Praxis auf, sein EKG hatte ihm sichtbar dargestellt, dass er sein engagiertes Leben ändern musste und so vereinbarte er mit Dr. Heinz Küppenbender eine Anstellung ab 1970 bei Zeiss als Werksarzt. Marianne führte die Praxis noch bis 1972 weiter. Es folgte der Umzug in den Hainbuchenweg 12/1. Dort wurden noch ein paar Patienten betreut, das wurde aber immer weniger, bis die medizinische Ära Schwarz definitiv endete. Die beiden waren sehr beliebt in unserer Gemeinde und das hatte nicht nur Vorteile. Sonntägliche Spaziergänge in und um Oberkochen waren im Grunde nicht möglich, denn ständig musste man grüßen und wurde in Gespräche verwickelt, sodass man für ein paar Stunden der Erholung mit dem Auto fortfahren musste. Albert erinnert sich auch noch daran, dass die Kinder alle drei Monate, wenn die großen Abrechnungen anstanden, auf die Verwandtschaft verteilt wurden, denn da war höchste Intensität und Aufmerksamkeit gefordert. Später als die Praxis in der Frühlingstraße aufgelöst wurde, verblieb eine recht ansehnliche Sammlung von Medikamenten im Keller, die als sog. „Ärztemuster“ von den Pharmafirmen zuhauf geliefert wurden.
Kommen wir nun zu Albert jun. Ein Mann, der mit vielen Talenten gesegnet wurde und aus diesen auch etwas macht. Privat ist er technischer Hüttenwart beim Schwäbischen Albverein. Bei der letzten Wahl zum Gemeinderat hat er kandidiert und wurde gewählt. Wen wunderts, höchstens ihn selber ????. Er engagiert sich bei der Holzmachergruppe und bei den Machern der Sonnwendfeier. 16 Jahre lang leitete er das Bubenturnen und zwölf Jahre das Mädchenturnen beim TSV Oberkochen. Auch musisch hat er’s drauf. Seit 40 Jahren singt er im katholischen Kirchenchor und seit 1997 leiht er seine Stimme dem Chor „Joy of Gospel“, der in Aalen 1993 gegründet wurde. Zudem spielt er Klavier, Akkordeon, Tenor- und Altsaxophon sowie Alphorn. Der Hobby-Imker ist auch ein Wanderer, der sich gerne auf Schusters Rappen aufmacht, um seine Kinder zu Fuß aufzusuchen, sei es in Freiburg, Heidelberg oder Tübingen – fehlt nur noch Hamburg ????.

Das Haus in der Frühlingstraße im Rohbau (Archiv Schwarz)
1957 geboren in Heidenheim, vermutlich weil sein Vater Arzt im dortigen Krankenhaus war, ist er ein Kind des Dreißentals. Nach Besuch der Dreißentalschule, des Progymnasiums und des Studiums begann er beim Zeiss eine 6jährige Tätigkeit im MedLab (Medizinische Elektronik). Dann wechselte er zu Hema Electronic GmbH nach Aalen, weil ihn die schnellen Prozessoren interessierten. Rund 1 ¼ Jahre später, 1991, wollte er sein eigener Herr sein und machte sich mit einem Ingenieur-Büro, zunächst noch zuhause, selbständig. 1997 gründete er die Cosytec GmbH und zog 1998 in die Frühlingstraße 16, ins frühere Ladengeschäft der Firma Abele. Albert braucht keine Werbung – man kennt ihn weltweit und die Kunden (Firmen wie auch Institute) kommen auf ihn zu, denn sie wissen was er schon gemacht hat und was er kann. Seit ich ihn besucht und sein Reich staunend betrachtet habe (als gelernter Kaufmann für mich ein böhmisches Dorf mit vielen Fragezeichen), denke ich immer an Albert, wenn auf manchen Flughäfen oder in alten Filmen noch die alten Schwarz/Weiß-Anzeigen klackernd rollieren – die Software ist von ihm – „made im Dreißadal“.
- Wir kommen zum Haus Nr. 26, dem Haus vom „Rose-Weber“. Wir erinnern uns an den ersten „Konsum“, später das „Reformhaus“ von Ruth Schütze und Isolde Newman. Heute zu einem reinen Wohnhaus umgebaut, beherbergte es auch einmal das Blumengeschäft „Blattwerk“.
- Im Haus Nr. 28 finden wir auch heute noch den „Elektro Betzler“. Herbert eröffnete sein erstes Geschäft am 7. Sept. 1953 in der Aalener Straße 7. Ein großes Geschäft waren für ihn bestimmt die Elektro-Speicher-Öfen, zumal das auf der Heide Teil der Bauvorschrift war.
- Das Haus mit der Nr. 30 ist bei den Dreißentalern als „Schmid-Haus“ bekannt. Karl Schmid war der zweitälteste Sohn des Firmengründers Jakob Schmid und erhielt 1957 für sein vielfältiges Engagement das Bundesverdienstkreuz.
- Im Haus 34 lebte in den 50ern die Familie Karl Elmer. Karl hatte eine Zeitlang ein Baugeschäft. Der ehemalige Fußball-Bundesliga-Spiele Markus Elmer (Jg. 1952) stammt aus diesem Haus. Er spielte für den TSV Westhausen, den VFB Stuttgart (160 Spiele) und Bayer Leverkusen (42 Spiele) und brachte es auf 4 Einsätze in der B‑Nationalmannschaft.
- Es folgt ein Altenheim, Haus 36, zumindest wurde es als solches mal erbaut.
- Gefolgt vom Försterhaus 38. Links (heute Wirth) wohnten die Förster Gentner und Schneider, rechts (heute Polizei) wurde vom Förster Betzler bewohnt.
- Weiter hinauf kommen am Haus 46 wir zum Staatl. geprüften. und anerkannten Masseur, Med. Bademeister und Sportphysiotherapeut Karl Mangold, der seine Praxis am 1. Oktober 1974 eröffnet hat und die heute von seiner Tochter Susanne geführt wird. Damals bot er folgende Dienstleistungen an:
- Massagen
- Bindegewebsmassagen
- Unterwasserdruckstrahlmassage
- Sportphysiotherapie
- Bewegungstherapie
- Fango
- Heißluftanwendungen
- Im Haus mit der Nummer 48 wohnten einst die Neuhäusers. Hugo, ein Urgestein bei Leitz und als Hüttenwirt des Dreamteams bekannt (zusammen mit Erich Hahn auf dem Volkmarsberg) mit seiner Frau Anneliese. Sohn Andreas, der früh lernen musste, mit seinem gesundheitlichen Handicap zurecht zu kommen, hat sich als Webmaster, für einige Vereine in Oberkochen einen Namen gemacht. Er unterstützt meine Berichterstattungen bis heute erfolgreich. Auch seine Schwester Sonja wohnte in diesem Haus bis zu ihrem 23. Lebensjahr.
- Im Haus 50 wohnte die Familie Edinger (Heute deren Nachkommen). Gemeldet war hier die Firma DUET (Volkmar Dünkel und Jakob Edinger) mit dem Geschäftsmodell „Import Export — Handel mit Waren aller Art“.
- Schuhmachermeister Walter war mit seiner Werkstatt in der Dreißentalstr. 54 im Einliegerbereich zu finden. In dieses Geschäft ging ich gerne. Bernhard saß auf seinem Schemel und reparierte was das Zeug hielt und sein Frau Ermenhilde kümmerte sich um die Annahme und Ausgabe von Schuhen. Und der typische Leimgeruch waberte ständig durch die Werkstatt. Das Radio- und Fernsehgeschäft Josef L. Kraus war im hier ebenfalls zuhause. Sohn Dietmar, Firmengründer von PedCad, hatte hier auch seine Anfänge.
- Der Computerservice von Jürgen Kieninger war im Haus Nr. 56 ebenso wie Reinhold Widmaier mit EDV-Dienstleistungen.
- In der Dreißentalstraße 56/1 führten Jose und Lydia Sogas ihr Lebensmittelgeschäft „EDEKA“
- Weiter geht’s nach oben. Wir kommen zum Haus 72. Hier wohnte der Bundesbahn-Obersekretär Franz Urbin, seines Zeichens eingefleischter Chinchilla-Züchter.
- Abschließend ist für das Haus 90 zu bemerken, dass hier der „Taxi-Kling“ seinen Standort hatte.
- Bleibt noch die Hausnummer 110 – das ist das „Schützenhaus“.
➔Teil 5 folgt in zwei Wochen.
Wilfried „Billie Wichai“ Müller