Abele Königer.

Im Haus mit der Nummer 16 lebte früher der Mecha­ni­ker­meis­ter Alfons Abele (1915−1991) mit seiner Frau Barba­ra (1914−1983) und der Tochter Brigit­te. Im Jahr 1949 starte­te er seine Firma mit Schlos­ser- und Drehar­bei­ten. (Die Werkstatt hatte die Hausnum­mer 16/1.) Recht bald kamen Gas- und Wasser­in­stal­la­tio­nen dazu. Und da damals viel mit Gas gekocht wurde, legte er auch ein Propan­gas­la­ger an und im Laden­ge­schäft (ab Nov. 1956) konnte man Öfen und Herde anschau­en und kaufen. Die Geschäf­te liefen in diesen Jahren, wo überall gebaut, saniert und renoviert wurde, sicher recht ordentlich.

Oberkochen

Teil der Werkstatt und Schup­pen der Fa. Abele im Winter­kleid (Archiv Königer)

Im Jahr 1942 wurde in Wasser­al­fin­gen Peter Königer geboren. Nach seiner Schul­zeit machte er beim „Oster­tag“ in Aalen (gegrün­det 1867 von Jakob Oster­tag) eine kaufmän­ni­sche Lehre. Es folgten ein paar Jahre als Einkäu­fer bei „Alfing“ in Wasser­al­fin­gen, bevor er die Stiefel schnü­ren und beim Bund einrü­cken musste. Auch das ging vorbei und er musste entschei­den: Was nun? Denn damals war es nicht selbst­ver­ständ­lich seinen alten Arbeits­platz in der alten Firma wieder­zu­be­kom­men. Wer zum „Bund“ ging, musste kündigen.

Er traf eine gute Entschei­dung: Eine zweite Lehre – dieses Mal beim „Benkel­mann“ als Heizungs­mon­teur (Die Firma wurde 1898 von Karl Heinrich Benkel­mann als Fahrrad­werk­statt gegrün­det). Diese Kombi­na­ti­on einer handwerk­li­chen und kaufmän­ni­schen Ausbil­dung würde sich in Zukunft noch als sehr vorteil­haft auswirken.

Und da in einem Handwerks­be­trieb alles in der richti­gen Reihen­fol­ge ablau­fen musste, konnte er nach der Gesel­len­prü­fung 1966 seine Brigit­te heira­ten und der Firmen­chef war jetzt auch Schwie­ger­va­ter. Natür­lich musste die Meister­prü­fung 1973/1974 folgen, sonst wäre die Geschäfts­über­nah­me 1977 mit allen 10 Mitar­bei­tern sicher nicht erfolgt (Der Perso­nal­höchst­stand betrug einmal 18 Mitarbeiter).

Peter’s Ehrgeiz brach­te die Firma weiter voran. Korrek­te, verläss­li­che, termin­ge­treue Arbeit und eine gute Bezah­lung seiner Leute – das war ihm wichtig und das erfor­der­te auch höhere Preise. Die Rechnung ging auf. (Heute verges­sen die Kunden mitun­ter, dass das Billi­ge­re sehr oft nicht auch das Besse­re ist – sondern schlicht auch billig in der Ausfüh­rung ist). Das Kernge­biet der Kunden war im Grunde Oberko­chen, Unter­ko­chen und Königsbronn.

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Peter Königer und Taylo­rix – eine Ausnah­me­ge­schich­te (Archiv Königer)

Die Taylo­rix Organi­sa­ti­on war ein deutsches Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men in der Büro- und Infor­ma­ti­ons­technik­bran­che und wurde 1921 von Julius Paul Stiegler und Konra­din Haußer in Stutt­gart gegrün­det. Es wurde nach dem Ökono­men Frede­rick Winslow Taylor benannt. In den 1930er Jahren wurden Innova­tio­nen in der Buchfüh­rung getätigt. 1939 existier­ten 48 Zweig­stel­len. Die Mitar­bei­ter­zahl stieg 1978 auf bis zu 1.400 in 44 Zweig­stel­len zuzüg­lich 450 im Stamm­werk Stutt­gart. Um 1980 war Taylo­rix der zweit­größ­te Dienst­leis­ter mit Rechen­zen­tren in Deutschland.[1] Der Umsatz betrug 1980 147 Millio­nen DM.[2] 1988 erfolg­te die Gründung der Taylo­rix AG mit dem Mehrheits­eig­ner Porsche. 1994 wurde das Unter­neh­men an Automa­tic Data Proces­sing verkauft. Die Firma erlosch 1999.

1979 wagte die Firma den großen Schritt ins EDV-Zeital­ter und erwarb von der o.g. Fa. Taylo­rix den Bürocom­pu­ter „System 6“ mit der dazuge­hö­ri­gen Software S.H.K. 506/1. Die Zeit der Papier­sta­pel und zeitver­zö­ger­ten Rechnungs­stel­lung sowie der aufwen­di­gen Angebots­er­stel­lung und fehlen­der trans­pa­ren­ter betriebs­wirt­schaft­li­cher Übersicht war vorbei. Die Ehefrau­en in den Handwerks­be­trie­ben waren schon immer schnell für EDV-Lösun­gen zu begeis­tern (Das hat der Billie bei seinen Besuchen für Leitz auf der CEBIT in Hanno­ver auf den Messe­stän­den auch immer bemerkt). Da Peter aber eben auch eine kaufmän­ni­sche Ausbil­dung hatte, erkann­te er die Vorzü­ge selbst sehr rasch. Mit rund 800 Stamm­da­ten­sät­zen, die entge­gen der üblichen Taylo­rix-Anwen­dung, selbst erstellt wurden, war der Betrieb nun auch kaufmän­nisch runderneuert.

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Das frühe­re Geschäft und Werkstatt der Fa. Abele (Archiv Königer)

1987 ging die Entwick­lung weiter. Der Taylo­rix Bürocom­pu­ter BC‑D wurde einge­führt und wie das im EDV-Bereich so ist – 8 Jahre sind eine Ewigkeit und so war das neue System schon wieder eine gänzlich andere moder­ne Büro-Welt.

Die Firma „Abele Sanitär und Heizungs­bau“ wurde 1980 und 1988 medien­wirk­sam mit den beiden Syste­men als Referenz­kun­de darge­stellt und Peter ging auch für Taylo­rix als Vortra­gen­der auf Reisen, um von seinen Erfah­run­gen zu berich­ten. Sein Lieblings­spruch zu Beginn seines Vortrags laute­te: „Wer einen Compu­ter kauft, sollte zunächst einen Contai­ner mieten ????“. Sprich „raus mit den ganzen Papierbergen“!

2010 übergab Peter das Geschäft an Tobias und so gibt es heute zwei Geschäf­te, denn ganz ohne kann Peter nicht und wenn man ihn so anschaut – die 80 nimmt man ihm auch nicht gerade ab:

Die „Tobias Königer Haustech­nik GmbH“ und den „Peter Königer Brennerservice“.

Und jetzt laufen wir die Dreißen­tal­stra­ße nochmals ab, dieses Mal rechts nauf:

  • Das Haus Nr. 2 steht heute nicht mehr. An dessen Stelle ist heute ein kleiner Parkplatz. Hier wohnten 1959 noch die Famili­en Fischer und Volker und 1965 nur noch die Volkers.
  • Im Haus Nr. 4 befand sich einst die Schrei­ne­rei Fischer. 1958 wurde wie folgt eine Werbung geschal­tet: „Särge waren, und sind stets vorrä­tig, bei Karl Fischer, Schreinermeister.“

Aus diesem Haus stammt des Ludwig Burghards Mutter und die Grund­schul­leh­re­rin von Billie’s Sohn Sascha, Gisela Hermann. Nach Aufga­be der Schrei­ne­rei erwarb der Raumaus­stat­ter Kaufmann Werkstatt und Wohnge­bäu­de. Das Wohnge­bäu­de, das lange Zeit nur noch als Halte­rung für Kaugum­mi­au­to­ma­ten und CDU-Wahlpla­ka­te diente, wurde inzwi­schen abgeris­sen und ein neues Haus erbaut. Ins EG zog nun die Buchhand­lung „Buch und Kultur“ ein.

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1953 Die Häuser Nr. NN – Dr. Borst und Friseur Hurler, daneben das ehema­li­ge, 2020 abgebro­che­ne Haus Schrei­ne­rei Fischer (Archiv Rathaus)

  • Im Neben­haus Nr. 6 der Familie Tritt­ler war dann die zweite Heimat der Praxis Dr. Ludwig und Ernes­ti­ne Borst mit dem hinte­ren Eingang. Später übernahm Roland Borst die Praxis und führte sie zusam­men mit Gottfried Glatt­ing bis zu seinem Unfall während eines Hausbe­suchs, der ihn dazu zwang, die Praxis aufzu­ge­ben. Gottfried Glatt­ing zog dann in die Heiden­hei­mer Straße 11–15. Jahre später zog Dr. Glatt­ing weiter nach Stans am Vierwald­stät­ter See. Anfangs gab es im Erdge­schoss noch zwei Laden­ge­schäf­te. In einem war der Verkaufs­raum der Kondi­to­rei Fleury und im anderen gab es den Filial­be­trieb der Metzge­rei Rudolf Vogel gefolgt von Werner Jacobi. Nach Jacobi zog dann der Kohlen­händ­ler Strep­pel aus Heiden­heim ein und später wurden die zwei Laden­ge­schäf­te zusam­men­ge­legt und der Friseur Hurler eröff­ne­te seinen Damen-Salon, der seinen Stand­ort später in die Schil­ler­stra­ße 14 verleg­te (später zur Heinz-Küppen­ben­der-Straße umbenannt). Heute ist im EG die Elektro­tech­nik Rudolf Tritt­ler unter­ge­bracht. Halt, da fällt mir noch ein, dass der Fritz Richter dort auch mal seine Lotto-Annah­me­stel­le hatte.
  • Im Haus Nr. 8 war die Gärtne­rei Mahler, später Vollmer, zuhau­se. Neben einem kleinen Blumen­la­den zog eine Zeitlang der Archi­tekt Merz ein und heute pflegt Vera Thierolf unsere Füße.
  • In der Dreißen­tal­stra­ße 12 (Schul­ge­bäu­de) befan­den sich öffent­li­che Wannen- und Brause­bä­der, die samstags ordent­lich Zulauf hatten, da Badewan­nen oder gar separa­te Badezim­mer lange Zeit nicht selbst­ver­ständ­lich waren.
  • Kommen wir zum Haus mit der Nr. 22. Hier war einst das Kino von Albert Schlei­cher zuhau­se.
    Im Haus wohnten Albert und seine Frau Erna mit den Kindern Hans, Alfred und Roswi­tha sowie dem Hund Waggerl. Später miete­te sich für kurze Zeit das Reform­haus ein, bevor Carl Zeiss aus dem Kino ein Katalog­la­ger machte. Im hinte­ren Bereich fand vorüber­ge­hend die Autosamm­lung „Borgward“ von Hans eine Bleibe. Albert Schlei­cher baute dann an, nachdem er die Pläne für ein zweites Kino wohlweis­lich verwor­fen hatte. Die Marke­ting- und Werbe-Abtei­lung von Carl Zeiss zog in diesen Bau an, der später zu Wohnun­gen umgebaut wurde. Im vorde­ren Bereich zog die Pizze­ria „San Marco“ ein. Im Anbau war einst das Textil­haus „Bolz“. Niemals habe ich ein Geschäft gesehen, das mehr Knöpfe und Reißver­schlüs­se zum Kauf anbot. Am 02.09.1968 wurde „Bolz“ von den Herren Erich Sturm und Horst Marzi übernom­men und firmier­te nun unter dem Namen „Mode- und Textil­haus Sturm & Co.“ Einer kurzen Geträn­ke­markt-Episo­de (Königs­bräu Gebr. Mayer) folgte der bemer­kens­wer­te Aufstieg des „Fässles“ zur Kult-Kneipe. Sogar von auswärts kamen die Gäste und sorgten dafür, dass das „Fässle“ am Wochen­en­de rappel­voll war. In diesem Zusam­men­hang sei erwähnt, dass es zu der Zeit noch drei weite­re Textil­häu­ser gab:
    - Josef Fischer, Herren­be­klei­dung, Heiden­hei­mer Str. 29
    - Textil­haus Grau (ugs. „Socken-Grau“), Heiden­hei­mer Str. 49
    - Josef Krok, Textil­wa­ren, Aalener Str. 2

Das Schleicher’sche Kino.

Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh’ ins Kino, so laute­te das alte Motto. Vor 40 Jahren, am 26. Febru­ar 1968, schloss das Kino in Oberko­chen für immer seine Pforten und Oberko­chen verlor dadurch einen zentra­len Treff­punkt gesell­schaft­li­chen Lebens, an das sich viele von uns noch gerne erinnern. Das Haus wurde inner­halb von 4–5 Monaten gebaut und 1951 öffne­te das Kino seine Pforten. Herr Pusch führte die Filme vor und Albert Schlei­cher verkauf­te die Eintritts­kar­ten. Zudem arbei­te­ten dort im Laufe der Jahre Erna Schlei­cher, Manfred Penzing, Albert Neuhaus, Harry Motsch und die Holden­rieds. Anfangs gab es täglich Tag Vorstel­lun­gen (7 Tage die Woche), montags bis freitags eine Abend­vor­stel­lung, freitags zusätz­lich eine Spätvor­stel­lung gegen 23 Uhr, Samstag­nach­mit­tags und ‑abends, sowie sonntags eine Matinée, eine Nachmit­tags- und eine Abend­vor­stel­lung. In den 60er Jahren ging das Geschäft immer schlech­ter. In Jahr 1963 lief der Gesund­heits-Film „Heilen­des Moor, heilen­de Bäder“ aus dem berühm­ten Bad Pyrmont bei freiem Eintritt und kosten­lo­sem Kurma­te­ri­al – die Krux war: Der Film war mit einem Jugend­ver­bot belegt !!! ????

1964 wurde das Kino in einem letzten Versuch an den Filmver­tre­ter Kampmül­ler verpach­tet und dieser betrieb das Filmthea­ter noch bis ins Jahr 1968. Danach war endgül­tig Schluss. Oberko­chen wurde offizi­ell zur Stadt ernannt und das Kino für alle Zeiten geschlos­sen. Vor ein paar Jahren wurde das gesam­te Areal von den Schlei­cher-Kindern an einen Inves­tor verkauft.

Wer mehr über die Geschich­te des Kinos und der Familie Schlei­cher wissen will, sollte ➔ die Berich­te 538 und 539 lesen.

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Das Schleicher’sche Kino und das Textil­haus Bolz (Archiv Müller)

  • Die erste Apothe­ke Oberko­chens, die Volkmars­berg-Apothe­ke, wurde einst von Ulrich Irion im Brunkel gegrün­det, fand am 1. Oktober 1954 im Haus 24 ihr Domizil, das später vom ältes­ten Sohn Eberhard gelei­tet wurde, bis auch sie in die Heiden­hei­mer Str. 11–15 umzogen. Inter­es­san­ter­wei­se war hier auch einmal ein „Second Hand Shop“ von Marti­na Bennelt gemel­det sowie die Schnei­de­rei von Frau Schind­ler, die sich als Werbung alte Nähma­schi­nen in die Schau­fens­ter stellte.
  • An der Ecke, Frühling­s­tra­ße Haus 17, fand man einst die Bäcke­rei Ficht­ner, später Bezler und heute Gnaier. Dazu gibt es einen ausführ­li­chen Zweitei­ler ➔ Berich­te 736 und 737. Anzumer­ken wäre noch, dass Anton Bezler sen. im hinte­ren Bereich eine kleinen Lohndre­he­rei betrieb und Paula Bezler eine Heißman­gel. Sieglin­de Bezler wollte immer, dass Wilhelm jun. Schön­herr ein schönes Bild ans Haus malt – leider wurde das nie umgesetzt. Warum auch immer. Hätte sich gut gemacht.
  • Das Haus Frühlings­tr. 18 wurde vom Maler­meis­ter Wilhelm Schön­herr sen. erbaut, in dem er sein Maler­ge­schäft betrieb, das er später an seinen Sohn Wilhelm jun. „Willy“ übergab, der sich in der Feigen­gas­se 3 etablier­te. (Was mich schon immer inter­es­siert: Wieviel Kappen hat der Willy eigent­lich zuhau­se ?????) Sobald das Haus fertig war, zog der unver­ges­se­ne Fotograf Rudolf Kristen von der Heiden­hei­mer Straße 29 in dieses Haus. Seine Frau Marga­re­te führte das Laden­ge­schäft. Später übernahm Rolf Stelzen­mül­ler mit seiner Frau Martha das Geschäft und führten es erfolg­reich bis ins Jahr 2012. Mehr Details zur Geschich­te des Hauses sind im ➔ Bericht 689 nachzu­le­sen. Es folgte der Blumen­la­den „Puste­blu­me“, den ich sehr mochte und dem vielleicht letzt­end­lich die Puste ausging. Heute hat sich ein Büro der Stadt­wer­ke eingenistet.

Schwarz.

Ein wichti­ger Name im Dreißen­tal. Steht er doch für ärztli­che und Ingenieurs-Kunst sowie sozia­les Miteinander.

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Dr. Marian­ne Schwarz (Archiv Schwarz)

Zuerst erinnern wir uns an Dr. Marian­ne (08.03.1921 bis 23.03.2013) und Dr. Albert Schwarz 07.11.1921 bis 19.11.1995). Nach dem II. Weltkrieg war es Dr. Marian­ne Schwarz, die als erste Ärztin Deutsch­lands eine Kassen­zu­las­sung bekam – und die für Oberko­chen. Denn Oberko­chen brauch­te Ärzte, da die Neuaus­rich­tung von Carl Zeiss sehr viele Menschen anzog. Nicht allen gefiel das und mancher versuch­te die Gründung der neuen Praxis zu hinter­trei­ben. Konkur­renz belebt zwar das Geschäft, aber sollte doch die Einkünf­te der anderen Praxen nicht schmälern.

By the Way – gehei­ra­tet haben die beiden am 3. August 1953 in der Marien­kir­che in Aalen. Diese alte Eisen­bah­ner-Kirche wurde 1969 abgeris­sen und gegen ein Beton-Wunder im Stil der 60er einge­tauscht. Es gibt Zeitgeist-Archi­tek­tur, auf die wir heute nicht stolz sein müssen.

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Haus Aalenersr. 6 (Archiv Schwarz)

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Die erste Praxis im alten katho­li­schen Schwes­tern­haus – heute Edith-Stein-Haus (Archiv Schwarz)

1955 miete­te Marian­ne 1 oder 2 Räume in der Aalener Straße 6 (dem alten kath. Schwes­ter­haus) und begann zu prakti­zie­ren. Anfangs montags und donners­tags von 16 bis 18 Uhr, wobei sie auch Geburts­hil­fe anbot. Gewohnt wurde gegen­über im Haus neben dem „Ochsen“. Albert war noch als Assis­tenz­arzt im Kranken­haus Heiden­heim tätig und eröff­ne­te seine Praxis 1956 unter der gleichen Adres­se. Die Anfän­ge waren gemacht und Pläne konnten nun umgesetzt werden. Von der Familie Betzler (Bäcke­rei) wurde 1957 das Grund­stück Frühling­s­tra­ße 8 erwor­ben und Ende des Jahres war das Haus errich­tet und ein richti­ger Praxis­be­trieb konnte begin­nen. Die beiden waren darauf bedacht, gute Arbeit zu leisten und statte­ten ihre Praxis mit moder­nen Geräten aus, die nicht in jeder Praxis zu finden waren. Sei es ein EKG-Gerät oder Labor­ein­rich­tun­gen, die es möglich machten, dass nicht jede Probe langwie­rig einge­schickt werden musste.

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Dr. Albert Schwarz als Betriebs­arzt bei Carl Zeiss bei einer Grippe­schutz-Impfung (Archiv Schwarz)

Aus gesund­heit­li­chen Gründen gab Albert seine Arbeit in der Praxis auf, sein EKG hatte ihm sicht­bar darge­stellt, dass er sein engagier­tes Leben ändern musste und so verein­bar­te er mit Dr. Heinz Küppen­ben­der eine Anstel­lung ab 1970 bei Zeiss als Werks­arzt. Marian­ne führte die Praxis noch bis 1972 weiter. Es folgte der Umzug in den Hainbu­chen­weg 12/1. Dort wurden noch ein paar Patien­ten betreut, das wurde aber immer weniger, bis die medizi­ni­sche Ära Schwarz defini­tiv endete. Die beiden waren sehr beliebt in unserer Gemein­de und das hatte nicht nur Vortei­le. Sonntäg­li­che Spazier­gän­ge in und um Oberko­chen waren im Grunde nicht möglich, denn ständig musste man grüßen und wurde in Gesprä­che verwi­ckelt, sodass man für ein paar Stunden der Erholung mit dem Auto fortfah­ren musste. Albert erinnert sich auch noch daran, dass die Kinder alle drei Monate, wenn die großen Abrech­nun­gen anstan­den, auf die Verwandt­schaft verteilt wurden, denn da war höchs­te Inten­si­tät und Aufmerk­sam­keit gefor­dert. Später als die Praxis in der Frühling­s­tra­ße aufge­löst wurde, verblieb eine recht ansehn­li­che Sammlung von Medika­men­ten im Keller, die als sog. „Ärzte­mus­ter“ von den Pharma­fir­men zuhauf gelie­fert wurden.

Kommen wir nun zu Albert jun. Ein Mann, der mit vielen Talen­ten geseg­net wurde und aus diesen auch etwas macht. Privat ist er techni­scher Hütten­wart beim Schwä­bi­schen Albver­ein. Bei der letzten Wahl zum Gemein­de­rat hat er kandi­diert und wurde gewählt. Wen wunderts, höchs­tens ihn selber ????. Er engagiert sich bei der Holzma­cher­grup­pe und bei den Machern der Sonnwend­fei­er. 16 Jahre lang leite­te er das Buben­tur­nen und zwölf Jahre das Mädchen­tur­nen beim TSV Oberko­chen. Auch musisch hat er’s drauf. Seit 40 Jahren singt er im katho­li­schen Kirchen­chor und seit 1997 leiht er seine Stimme dem Chor „Joy of Gospel“, der in Aalen 1993 gegrün­det wurde. Zudem spielt er Klavier, Akkor­de­on, Tenor- und Altsa­xo­phon sowie Alphorn. Der Hobby-Imker ist auch ein Wande­rer, der sich gerne auf Schus­ters Rappen aufmacht, um seine Kinder zu Fuß aufzu­su­chen, sei es in Freiburg, Heidel­berg oder Tübin­gen – fehlt nur noch Hamburg ????.

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Das Haus in der Frühling­s­tra­ße im Rohbau (Archiv Schwarz)

1957 geboren in Heiden­heim, vermut­lich weil sein Vater Arzt im dorti­gen Kranken­haus war, ist er ein Kind des Dreißen­tals. Nach Besuch der Dreißen­tal­schu­le, des Progym­na­si­ums und des Studi­ums begann er beim Zeiss eine 6jährige Tätig­keit im MedLab (Medizi­ni­sche Elektro­nik). Dann wechsel­te er zu Hema Electro­nic GmbH nach Aalen, weil ihn die schnel­len Prozes­so­ren inter­es­sier­ten. Rund 1 ¼ Jahre später, 1991, wollte er sein eigener Herr sein und machte sich mit einem Ingenieur-Büro, zunächst noch zuhau­se, selbstän­dig. 1997 gründe­te er die Cosytec GmbH und zog 1998 in die Frühling­s­tra­ße 16, ins frühe­re Laden­ge­schäft der Firma Abele. Albert braucht keine Werbung – man kennt ihn weltweit und die Kunden (Firmen wie auch Insti­tu­te) kommen auf ihn zu, denn sie wissen was er schon gemacht hat und was er kann. Seit ich ihn besucht und sein Reich staunend betrach­tet habe (als gelern­ter Kaufmann für mich ein böhmi­sches Dorf mit vielen Frage­zei­chen), denke ich immer an Albert, wenn auf manchen Flughä­fen oder in alten Filmen noch die alten Schwar­z/­Weiß-Anzei­gen klackernd rollie­ren – die Software ist von ihm – „made im Dreißadal“.

  • Wir kommen zum Haus Nr. 26, dem Haus vom „Rose-Weber“. Wir erinnern uns an den ersten „Konsum“, später das „Reform­haus“ von Ruth Schüt­ze und Isolde Newman. Heute zu einem reinen Wohnhaus umgebaut, beher­berg­te es auch einmal das Blumen­ge­schäft „Blatt­werk“.
  • Im Haus Nr. 28 finden wir auch heute noch den „Elektro Betzler“. Herbert eröff­ne­te sein erstes Geschäft am 7. Sept. 1953 in der Aalener Straße 7. Ein großes Geschäft waren für ihn bestimmt die Elektro-Speicher-Öfen, zumal das auf der Heide Teil der Bauvor­schrift war.
  • Das Haus mit der Nr. 30 ist bei den Dreißen­ta­lern als „Schmid-Haus“ bekannt. Karl Schmid war der zweit­äl­tes­te Sohn des Firmen­grün­ders Jakob Schmid und erhielt 1957 für sein vielfäl­ti­ges Engage­ment das Bundesverdienstkreuz.
  • Im Haus 34 lebte in den 50ern die Familie Karl Elmer. Karl hatte eine Zeitlang ein Bauge­schäft. Der ehema­li­ge Fußball-Bundes­li­ga-Spiele Markus Elmer (Jg. 1952) stammt aus diesem Haus. Er spiel­te für den TSV Westhau­sen, den VFB Stutt­gart (160 Spiele) und Bayer Lever­ku­sen (42 Spiele) und brach­te es auf 4 Einsät­ze in der B‑Nationalmannschaft.
  • Es folgt ein Alten­heim, Haus 36, zumin­dest wurde es als solches mal erbaut.
  • Gefolgt vom Först­erhaus 38. Links (heute Wirth) wohnten die Förster Gentner und Schnei­der, rechts (heute Polizei) wurde vom Förster Betzler bewohnt.
  • Weiter hinauf kommen am Haus 46 wir zum Staatl. geprüf­ten. und anerkann­ten Masseur, Med. Bademeis­ter und Sport­phy­sio­the­ra­peut Karl Mangold, der seine Praxis am 1. Oktober 1974 eröff­net hat und die heute von seiner Tochter Susan­ne geführt wird. Damals bot er folgen­de Dienst­leis­tun­gen an:
    • Massa­gen
    • Binde­ge­webs­mas­sa­gen
    • Unter­was­ser­druck­strahl­mas­sa­ge
    • Sport­phy­sio­the­ra­pie
    • Bewegungs­the­ra­pie
    • Fango
    • Heißluft­an­wen­dun­gen
  • Im Haus mit der Nummer 48 wohnten einst die Neuhäu­sers. Hugo, ein Urgestein bei Leitz und als Hütten­wirt des Dream­teams bekannt (zusam­men mit Erich Hahn auf dem Volkmars­berg) mit seiner Frau Annelie­se. Sohn Andre­as, der früh lernen musste, mit seinem gesund­heit­li­chen Handi­cap zurecht zu kommen, hat sich als Webmas­ter, für einige Verei­ne in Oberko­chen einen Namen gemacht. Er unter­stützt meine Bericht­erstat­tun­gen bis heute erfolg­reich. Auch seine Schwes­ter Sonja wohnte in diesem Haus bis zu ihrem 23. Lebensjahr.
  • Im Haus 50 wohnte die Familie Edinger (Heute deren Nachkom­men). Gemel­det war hier die Firma DUET (Volkmar Dünkel und Jakob Edinger) mit dem Geschäfts­mo­dell „Import Export — Handel mit Waren aller Art“.
  • Schuh­ma­cher­meis­ter Walter war mit seiner Werkstatt in der Dreißen­tal­str. 54 im Einlie­ger­be­reich zu finden. In dieses Geschäft ging ich gerne. Bernhard saß auf seinem Schemel und reparier­te was das Zeug hielt und sein Frau Ermen­hil­de kümmer­te sich um die Annah­me und Ausga­be von Schuhen. Und der typische Leimge­ruch waber­te ständig durch die Werkstatt. Das Radio- und Fernseh­ge­schäft Josef L. Kraus war im hier ebenfalls zuhau­se. Sohn Dietmar, Firmen­grün­der von PedCad, hatte hier auch seine Anfänge.
  • Der Compu­ter­ser­vice von Jürgen Kienin­ger war im Haus Nr. 56 ebenso wie Reinhold Widmai­er mit EDV-Dienstleistungen.
  • In der Dreißen­tal­stra­ße 56/1 führten Jose und Lydia Sogas ihr Lebens­mit­tel­ge­schäft „EDEKA“
  • Weiter geht’s nach oben. Wir kommen zum Haus 72. Hier wohnte der Bundes­bahn-Oberse­kre­tär Franz Urbin, seines Zeichens einge­fleisch­ter Chinchilla-Züchter.
  • Abschlie­ßend ist für das Haus 90 zu bemer­ken, dass hier der „Taxi-Kling“ seinen Stand­ort hatte.
  • Bleibt noch die Hausnum­mer 110 – das ist das „Schüt­zen­haus“.

➔Teil 5 folgt in zwei Wochen.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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