Oberkochen

Das obere Dreißen­tal ab Abzwei­gung Volkmars­berg­stra­ße – damals noch ungeteert (Archiv Metz)

Das Dreißen­tal­lied – unsere Hymne.

Wir vom Dreißen­tal können uns schon was einbil­den, ohne einge­bil­det zu sein. Wir haben ein eigenes Lied, das vielleicht schon bei vielen in Verges­sen­heit geraten ist. Und keiner hat dieses Lied, beson­ders die letzte Strophe, mit so viel Inbrunst gesun­gen, wie der verstor­be­ne Franz Hausmann (1931−2017). Das Origi­nal ist wohl „I bin der Bua vom Loisach­tal“ und wurde entspre­chend textlich angepasst. Es gilt als altes Soldatenlied.

I bea d’r Bua vom Dreißatal

I bea d’r Bua vom Dreißatal
Holde­ria, holde­ri jaho
Heut‘ sehn wir uns zum letzten Mal
Holde­ria, holde­ri jaho
Heut‘ muss ich fort (heut muss ich fort)
von diesem Ort (von diesem Ort)
Muss fort — vom schönen Dreißen­tal
Heut‘ muss ich fort (heut‘ muss ich fort)
von diesem Ort (von diesem Ort)
Muss fort — vom schönen Dreißental

Und steh‘ ich einst auf Bergeshöh’n
Holde­ria, holde­ri jaho
In meinen Augen Tränen steh‘n
Holde­ria, holde­ri jaho
Denk immer fort (denk immer fort)
ich an den Ort (ich an den Ort)
Denk‘ oft ans schöne Dreißen­tal
Denk immer fort (denk immer fort)
ich an den Ort (ich an den Ort)
Denk‘ oft ans schöne Dreißental

Und wenn ich einst gestor­ben bin
Holde­ria, holde­ri jaho
Dann tragt mich nicht zum Fried­hof hin
Holde­ria, holde­ri jaho
Dann tragt mich fort (dann tragt mich fort),
zu diesem Ort (zu diesem Ort)
Tragt mich ins schöne Dreißen­tal
Dann tragt mich fort (dann tragt mich fort),
zu diesem Ort (zu diesem Ort)
Tragt mich ins schöne Dreißental

Oberkochen

Die Volkmars­berg­apo­the­ke und ihre drei Stand­or­te (Archiv Irion)

Volkmars­berg-Apothe­ke Irion.

Ulrich Irion wurde am 12. Febru­ar 1912 als Sohn eines Oberbau­ra­tes in Stutt­gart geboren. Sein Abitur legte er am dorti­gen Karls-Gymna­si­um ab. Seine Prakti­kan­ten­zeit absol­vier­te er 1930 bis 1933 in Heidenheim/Schnaitheim bei Dr. Häußer­mann, der ihm wohl auch die Liebe zur Botanik vermit­tel­te. Nach der sog. Vor-Exami­nie­rung studier­te er sechs Semes­ter in Tübin­gen, wo er auch das Staats­examen ableg­te. Es folgten Tätig­kei­ten in Rothen­burg und Ulm bevor ihn der Krieg nach Frank­reich und Russland verschlug. Nach der Kriegs­ge­fan­gen­schaft kehrte er zu seiner Familie (Helene und die Kinder Sigrid – späte­re verhei­ra­te­te Jüssen – und Eberhard) nach Gerhau­sen bei Blaubeu­ren zurück. Die Familie wurde während des Kriegs 1943 von München evakuiert.

Zunächst verdien­te er seinen Lebens­un­ter­halt in Ulm, bevor er entschloss: In Oberko­chen will ich’s wagen. Oberko­chen schien ihm eine Möglich­keit zu sein, auch wenn es, aufgrund der Einwoh­ner­zahl, auch damals schon nicht ganz risiko­los schien. Trotz­dem, die positi­ve Einschät­zung überwog, Bürger­meis­ter Bosch gab seine Erlaub­nis für die Konzes­si­on (eine freie Nieder­las­sung von Ärzten und Apothe­kern war damals nicht möglich), der Mühlen­be­sit­zer Schee­rer baute im Brunkel ab 1947 ein Haus und so begann die Geschich­te der Irions in Oberko­chen. Der Stand­ort war grenz­wer­tig, jedoch waren Dr. Sußmann um die Ecke und Dr. Jordan im gleichen Haus und so ging es am 1. Oktober 1950 los – im Kapel­len­weg 7. Zu Anfang waren Apothe­ke und Droge­rie unter einem Dach. Die Familie war nun auch gewach­sen, es kamen die Kinder Gertrud – später verhei­ra­te­te Komhard – und Eckart dazu (Mein Schul­freund Eckart wurde im Dezem­ber 1951 in diesem Haus geboren). 1953 eröff­ne­te Ulrich die Rathaus­dro­ge­rie im Haus des Paul Oppold, in der Heiden­hei­mer Str. 7 (Das Haus, neben dem alten Elektra-Gebäu­de, wurde zwischen­zeit­lich abgeris­sen, heute ziert ein Parkplatz den Bereich). Es ließ sich gut an, aber es mussten Verän­de­run­gen her und so wurde das Haus in der Dreißen­tal­stra­ße 24 in Auftrag gegeben. Ulrich Irion sorgte dafür, dass die Bauar­bei­ten in Zusam­men­ar­beit mit dem Archi­tek­ten Kennt­ner zügig voran­gin­gen, in dem er die Handwer­ker mit dem obliga­to­ri­schen Handwer­ker-Bier und großzü­gi­gem Vesper zusätz­lich motivier­te und so konnte am 1. Oktober 1954 der Umzug vom Kapel­len­weg erfol­gen. Herr Irion hatte kein Auto und zog den Umzug eisern mit dem Fahrrad durch – ohne auch nur einen Tag seine Apothe­ke schlie­ßen zu müssen – das war schon eine Leistung. Die Geschäf­te gingen recht gut, der neue Stand­ort war auch noch okay, denn die Ärzte Dr. Jordan und Dr. Schwarz waren um die Ecke und Dr. Borst nicht weit. Im Laufe der Jahre änder­te sich das aber und Ulrich überleg­te, ob nicht ein Stand­ort­wech­sel in die Heiden­hei­mer Str. 7 besser wäre. Aber aufgrund der Erfah­run­gen mit dem Vermie­ter Oppold und der Platz­ver­hält­nis­se verwarf er die Überle­gun­gen. Im Jahr 1976 starb Herr Irion (12.02.1912 – 08.05.1976) im Alter von 64 Jahren überra­schend und die Apothe­ke verlang­te umgehend perso­nel­le Entschei­dun­gen. Eberhard war noch in Berlin und so übernahm Gertrud vorüber­ge­hend die Geschäf­te, bis Eberhard 1977 das Geschäft übernahm. Gertrud leite­te später die Hecken­tal-Apothe­ke in Heiden­heim. 20 Jahre lang führte Eberhard des Vaters Apothe­ke am alten Stand­ort, bis sich die Gelegen­heit bot, am 6. Mai 1997 in die Heiden­hei­mer Straße 11–15 einzu­zie­hen. Der Stand­ort war optimal, die Ärzte waren direkt vor der Tür und die beiden Apothe­ken mitten im Zentrum. Im Jahr 2008 übergab er seine Apothe­ke an Kirstin Scharps, die ihrer­seits 2018 an Corina Groen­e­vald übergab.

Ulrich Irion war ein Apothe­ker alten Schlags. Was heißt das? Er kannte sich aus mit Natur­heil- und Pflan­zen­kun­de, war ein außer­or­dent­li­cher Pilzken­ner, der von den Hobby-Sammlern bei Unwäg­bar­kei­ten gerne zu Rate gezogen wurde. Er stell­te eigene Produk­te her, was heute für einen moder­nen Apothe­ker aufgrund von Vorschrif­ten und den daraus resul­tie­ren­den Kosten nicht mehr renta­bel bzw. möglich ist. Aus eigener Herstel­lung konnte man bei ihm kaufen: Säfte, Leber­tran, Rheuma­mit­tel, Pillen, Zäpfchen, Aufbau­mit­tel für Kinder und Cremes.

Freizeit hatte ein Apothe­ker so gut wie keine. Ulrich nützte sie für Wande­run­gen, die nicht selten zum Pflan­zen­sam­meln verwen­det wurde, die dann auf der Bühne getrock­net wurden. Auch ging er gerne neben­an ins Kino. Die ganz Alten erinnern sich vielleicht noch an die Schil­der „Bin um 16 Uhr wieder da“ oder „Bin neben­an im Kino“. Wenn dann der Notdienst gefragt war, mussten die Filmvor­füh­rer Holden­ried und Pusch den Apothe­ker infor­mie­ren. Damit das leich­ter war, hatte er immer einen festen Platz, der nur für ihn reser­viert war. In der knappen Freizeit beschäf­tig­te er sich auch mit Aquar­all-Malerei, in der er sich künst­le­risch ausdrü­cken konnte und mit der er wohl auch seine Kriegs­er­leb­nis­se verarbeitete.

Als er dann auch sonntags von 11 bis 12 Uhr öffne­te rannten ihm die Leute nach dem Kirch­gang „die Bude ein“. Um eine gute Stimmung im Warte­be­reich zu errei­chen, schenk­te er hin und wieder „A Schnäps­le“ aus. Das kam bei den Kunden gut an. Jetzt könnte man sich ja fragen, kamen sie dann wegen der Medizin oder wegen des Schnapses ?????

Was war Ulrich Irion noch wichtig? Ausbil­dung! Er legte immer Wert darauf, dass bei ihm ausge­bil­det wurde. Sei es als Apothe­ken­ge­hil­fe oder als Prakti­kan­tin. In besten Zeiten waren in Apothe­ke und Droge­rie rund 15 Mitar­bei­ter beschäf­tigt. Dabei waren ihm die jährli­chen Betriebs­aus­flü­ge beson­ders wichtig, die er auch organi­sa­to­risch akribisch vorbereitete.

Eberhard studier­te 6 Semes­ter Pharma­zie, davon 2 in Passau und 4 in Berlin. Voraus­set­zung für ein Studi­um war ein 2jähriges Prakti­kum in einer Apothe­ke, das er bei seinem Vater absol­vier­te. Danach erfolg­te eine Prüfung, Vor-Exami­nie­rung genannt. Diese erlaub­te dann eine 3tägige Vertre­tung pro Woche in einer Apothe­ke. Für ihn war, zu der vom Vater gelieb­ten Natur- und Pflan­zen­heil­kun­de, die Homöo­pa­thie ein wichti­ger Bestands­teil seines beruf­li­chen Wirkens.

Eberhard war auch die Kommu­nal­po­li­tik sehr wichtig und hier war er nahezu 32 Jahre (1980−2012) für seine SPD im Gemein­de­rat tätig. Beim Ausschei­den erhielt er die Verdienst­me­dail­le der Stadt Oberko­chen. Eberhard ist ein Mensch, der sich für vieles inter­es­siert und auch im Alter von über 80 nicht den Eindruck eines „alten Herrn“ macht.

Du kommst aus Oberko­chen……, wenn Du beim Irion Trauben­zu­cker (Dextro­gen) oder Ilja Rogoffs Knoblauch­pil­len gekauft hast ????. Diese Werbe­fi­gur, die sich unabläs­sig immer am Reck hochzog und den Reckauf­schwung vollzog, stand in der Vitri­ne und wir Kinder standen oft staunend davor.

Auch Billie hat seine priva­ten Erinne­run­gen an dieses Haus, da er und Eckart zusam­men die Volks­schu­le und das Gymna­si­um bis 1969 besucht haben. Eckart machte dann weiter bis zum Abitur 1971 und Billie ging zum Leitz. Ich erinne­re mich an einen Fahrrad­un­fall an einem Samstag­vor­mit­tag. Die Arztpra­xen waren schon zu und so fuhr ich mit meinen aufge­schla­ge­nen Knien zum Apothe­ker meines Vertrau­ens und ich bekam von ihm das moderns­te Pflas­ter der damali­gen Zeit – ein durch­sich­ti­ges Sprüh­pflas­ter aus der Spray­do­se, das mir über das Wochen­en­de half. Auch Geburts­tags­fei­ern von Eckart im Dezem­ber sowie eine der ersten Parties, die wir besuchen durften, fanden im Hause Irion statt.

An dieser Stelle besteht die Möglich­keit mal alle Ärzte aufzulisten,

die meiner Erinne­rung nach, in Oberko­chen tätig waren bzw. noch sind (Der Dr.-Titel wurden wegge­las­sen, Sortie­rung A‑Z, Recher­che in alten Einwoh­ner­mel­de­bü­chern und eigenen Erinne­run­gen, mögli­cher­wei­se nicht vollzählig):

Zahnärz­te

Dymke Frank
Gebert Elisa­beth
Gebert Frank
Gebert Herbert
Klemen Degen­hard
Klemen Jörg
Kötsch­ke G.
Maier Thomas
Mangold Herbert
Mayer Erwin
Mitrov Iljo
Riede Karl-Maria

Prakti­zie­ren­de, Fach- und Frauenärzten

Aßmus Rolf
Borst Ludwig
Borst Roland
Brennen­stuhl Hans
Busch Fried­rich
Deini­ger Miriam
Elmer Karl
Gall Micha­el
Gangl Peter
Glatt­ing Gottfried
Günther Joka
Hägele Diane
Holtz Klaus
Jordan Josef
Köhler Anette
Möhrle Albert
Möhrle Matthi­as
Osang Günter
Rosen­berg Frank­lin
Schäfer Peter
Schwarz Albert
Schwarz Marian­ne
Sußmann Eberhard
Wagner Nadja
Wörz Carmen

Noch ein Wort zum Thema „Droge­rie“.

Oft hört man in Oberko­chen „Wir wollen eine Droge­rie“. Das ist heute aufgrund der Droge­rie­markt-Ketten und deren Forde­run­gen nahezu unmög­lich. Zur Erinne­rung – zu Beginn der 70er Jahre hatten wir sogar einmal 3 Droge­rien im Ort.

Die Rathaus-Droge­rie von Ulrich Irion, die später an Hans Heller verpach­tet wurde. 1974 konnte er wegen Überlas­tung, hervor­ge­ru­fen durch seine Geschäf­te in Unter­ko­chen und Hüttlin­gen, nicht mehr weiter­ma­chen und verließ Oberko­chen. Herr Heller war bei der Oberko­che­ner Kundschaft äußerst beliebt. Daneben gab es die Droge­rie Rassel, eine Nieder­las­sung des Aalener Haupt­ge­schäfts, gegen­über der Katho­li­schen Kirche und die Droge­rie Schus­ter neben dem Rathaus in der Walter-Bauers­feld-Straße. Diese drei schlos­sen nach und nach ihre Geschäf­te in Oberko­chen. Schle­cker kam irgend­wann zu uns und mit der Insol­venz seiner Droge­rie­markt-Kette endete die Geschich­te der Droge­rien in Oberkochen.

Oberkochen

Die Droge­rie Irion, später Heller und beina­he der dritte Stand­ort der Apothe­ke (Archiv Müller)

Mit kräfti­ger Unter­stüt­zung von Ludwig Burghard und durch inten­si­ves Recher­chie­ren in den alten Einwoh­ner­mel­de­bü­chern schau­en wir uns mal im Detail an, was es für Geschäf­te / Praxen / Gasthäu­ser usw. früher im Dreißen­tal gab (kein Anspruch auf Vollzähligkeit)

Wir laufen also die Dreißen­tal­stra­ße links nauf:

  • In der 3, im Haus „Gold/Holzwärtle“ waren am Anfang Dr. med. Ludwig und Dr. jur. Ernes­ti­ne Borst mit ihrer Praxis unter­ge­bracht. Nach dem Umbau waren u.a. ein Textil­ge­schäft, ein Friseur (Blenk) und eine Reini­gungs­an­nah­me Werner Gross in Miete sowie der Quelle-Shop von Barba­ra Esch. Heute ist hier der Friseur­sa­lon „Gala Hair Design“ zu finden.
  • Im Haus Nr. 5 war die Landwirt­schaft „Jooß“ zuhau­se. Nach einem Umbau gab es das Café „Fleury“, vom Volks­mund bald Café „Muh“ genannt, wogegen sich Fleury heftig, aber erfolg­los, wehrte. Einmal „Muh“, immer „Muh“ bis zum Ende. Nach dem Café „Fleury“ wurde das „Muh“ zu einer belieb­ten und legen­dä­ren Gastwirt­schaft in den 60ern und 70ern. Es gab top Hähnchen mit Pommes, im Neben­raum eine Bar und einen „Kicker“. In der Gaststu­be befand sich ein Geldspiel­au­to­mat, der überwie­gend vom „P.X.“ Fischer (mit Rotwein und Stumpen bewaff­net) belagert wurde, der mit seinem geschul­ten krimi­na­lis­ti­schen Auge versuch­te, die Drehschei­ben zu lesen und gewinn­brin­gend zu stoppen. Die beste Zeit für das „Muh“ war unter der Leitung von Norbert und Lizzy. Ein massi­ver Umbau brach­te neue Wohnun­gen und Geschäf­te mit sich: Die Bäcke­rei Hofmann starte­te in Oberko­chen mit einer Filia­le, die Fa. Walter eröff­ne­te am 1. März 1986 ihr Ortho­pä­die-Fachge­schäft und im rückwär­ti­gen Teil betrieb Sabine Schüt­ze ihre Massa­ge­pra­xis. Heute finden wir ledig­lich noch die Physio-Praxis von Mona Dörr.
  • Dann kommt das Haus Nr. 7, in dem Gretel, Johan­na und Josef Schmid wohnten (EW-Melde­buch 1959). Im Haus hatte die „Eisen­wa­ren­hand­lung Josef Schmid“ ihr Zuhau­se, in wir alles vom Nagel bis zum Ofen fanden. Jahre später eröff­ne­te der Optiker Hans Noll sein Geschäft, das von Optik Seiler (S.O.) übernom­men wurde, bevor es dann in die Haupt­stra­ße übersiedelte.
  • Daneben im Jäger­gäss­le 1 Glaser­meis­ter Paul Wingert, der eine Baugla­se­rei betrieb (an anderer Stelle dazu mehr). Später zogen die Comsys GmbH mit ihren Compu­ter­sys­te­men sowie 1984 der Reifen­ser­vice Romoth ein. 1987 eröff­ne­te an dieser Stelle der Unter­koch­ner Hans-Chris­tof Starz seine Metall­bau-Firma (heute in Aalen-Ebnat zuhau­se). Heute finden wir dort die Firma Project­me­tall Monta­ge­bau von Andre­as Gold.
  • Gegen­über im Jäger­gäss­le 2 das Forst­amt Oberko­chen, welches in die Wachol­der­stei­ge 31 verlegt wurde. Im alten Forst­amt wurde dann eine Außen­stel­le vom Rathaus unter­ge­bracht. Nach deren Auszug gab es eine kurze Zeit einen Dr. Osang, mit seiner Arztpra­xis, der aber so schnell verschwand, wie er auch gekom­men war. Danach wurde dort das Feuer­wehr­ma­ga­zin und das DRK untergebracht.
Oberkochen

Das alte Forst­haus – später Feuer­wehr­haus (Archiv Müller)

  • Im Jäger­gäss­le 3 wohnte der Herr Schlipf (Hausmeis­ter an der Tierstein­schu­le), der sich samstags oft in der unmit­tel­ba­ren Nähe des Wochen­markts platzier­te, um seine Äpfel zu verkau­fen. Klaus Schlipf betrieb auch eine Holzsä­ge­rei. Vitus König (ab 01.12.1968) wie auch Karl Gerschon waren zeitwei­se mit einer Flasch­ne­rei hier zuhau­se. Alfons Gold hatte einen Damen- und Herren­sa­lon. Mario Minder betrieb im kleinen Anbau ein Geschäft für Labor­ge­rä­te und Lehrmit­tel mit dem Namen „Lache­ma“ und bei Maria Scharpf konnte man Weine und Spiri­tuo­sen kaufen.
  • In der Haus Nr. 19 wohnten anfangs (1959): Gertrud und Karl Bestle, Erika und Hans Hartwig sowie Aloisia und Ewald Langer. 1965 steht im EW-Melde­buch die Fa. Jakob Schmid unter dieser Adres­se. Hier arbei­ten viele, auch solche Mitbür­ger, die sonst schwer Arbeit fanden. Der sozia­le Aspekt wurde bei JSO immer großge­schrie­ben. Wer beim JSO arbei­te­te, blieb in der Regel sehr lange. Als JSO komplett nach Elchin­gen umzog, fand die Fa. Seeling Präzi­si­ons­tei­le hier ihren Platz, da ihr alter Stand­ort, die Gebäu­de der frühe­ren Firma KWO Karl Wannen­wetsch abgeris­sen wurden. 2020 wurde JSO an die AKE-Gruppe verkauft. Zur Firma JSO wird es vermut­lich irgend­wann in der Zukunft einen eigenen Bericht geben.
  • Das Schuh­ge­schäft Paul Grupp war im Haus Nr. 21 von 1950 bis 1967 zuhau­se. Paul hat die Geschäf­te danach perfekt aufgelistet:
    • Roka Schuhe von 1968 bis 1985
    • Mercal­di — Foto Discount von 1986 bis 1997
    • dazwi­schen in Kurzzeit­mie­te DTB Studio Unger und ISO sowie Massage-Bettache
    • Karolin Ersayn „Haupt­sa­che Schmuck“ von 2010 — 2014
    • Katho­li­sche Sozial­sta­ti­on „Pflege­be­treu­ung St. Martin“ ab 2014
  • Das Lebens­mit­tel­ge­schäft von Edmund Schoch finden wir unter der Haus Nr. 23 Danach fanden hier ein paar Unter­neh­mun­gen Unter­schlupf, die jetzt nicht unbedingt für die Grund­ver­sor­gung wichtig waren: Ein Billard-Café, ein SB-Imbiss­lo­kal mit Namen „Pusta-Liesl“, das griechi­sche „Olympia von L. Patiki­dis mit Video­fil­men am Freitag und das Spiel-Casino „Billy“ (hat mit mir rein gar nichts zu tun ????).
  • Maler Hausmann hatte Wohnung und Geschäft (am 9. Januar 1961 eröff­net und 1991 das 30jährige gefei­ert) unter der 25. Adolf Hausmann war auch ein begna­de­ter Sänger und ein bekann­ter Inter­pret des „Dreißen­tal-Liedes“. Als die Stadt die Carl-Zeiss-Straße an die Firma gleichen Namens verkauf­te, zog der „pfiffi­ge“ Maler Walter Hausmann in die Leitz­stra­ße 31, ins ehema­li­ge Forstamt.
  • Direkt daneben, als die Carl-Zeiss-Straße noch das kleine „Theater-Wegle“ war, hatte sich nach dem Krieg die Spedi­ti­on Peters­hans & Betzler ihren Fuhrbe­trieb aufge­baut. Dort wurden noch die alten Holzga­ser angefeu­ert, Sprit war Mangel­wa­re. PeBe verleg­te seinen Betrieb vor die Tore der Stadt und somit waren der Ausdeh­nung der Firma Carl Zeiss keine Grenzen mehr gesetzt.
  • Die Praxis Dr. Jordan war früher unter der Haus Nr. 37 zu finden. Das Haus wurde abgeris­sen und heute finden wir an gleicher Stelle eine, im Grunde unmög­li­che Sitzbank, die schon viel Unschö­nes gesehen hat. Bevor der Dr. Jordan einzog, betrieb die Paula Bezler (Jerga-Paula) im Keller eine Heißman­gel.
    Der „Gruppen-Heiner“, Heinrich Grupp, führte im nächs­ten Haus, mit der Nummer 39, ein gut sortier­tes und gern besuch­tes Lebens­mit­tel­ge­schäft. Es wurde aufge­ge­ben und statt Erbsen und Sauer­kraut zu kaufen, hörte man nun Töne aus Erwin Kleiners Orgel­stu­dio und Möchte­gern-Millio­nä­re gaben ihre Tippschei­ne in der Lotto-Annah­me­stel­le „Bewers­dorff und Hug“ ab. Hier und beim „Ficht­ner“ kauften wir immer die Fußball­sam­mel­bil­der von Panini. Beim gegen­sei­ti­gen Tauschen musste man für einen „Gerd Müller“ schon viele andere dafür hergeben.
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Das Lebens­mit­tel­ge­schäft vom Gruppa-Heiner im Dreißen­tal (Archiv Müller)

  • Im Haus mit der Nr. 41 sorgte die „Wäsche-Liesel“, Elisa­beth und Adolf Grupp, für saube­re Wäsche, denn sie unter­hielt rückwärts, in einem Neben­ge­bäu­de eine Wäsche­rei bis 1. Okt. 1962. Alois Blum miete­te diese Räume ab 02.11.1962, um seine Elektro­ar­ti­kel an den Mann zu bringen. Ab 1983 versuch­te sich noch Heinz Müller mit einer „Video­thek“, der später in die Heiden­hei­mer Str. 42 umzog (Goldab­au­er).
  • Im Eckhaus Dreißentalstraße/Volkmarsbergstraße verkauf­te Maria Gentner, (Molkers-Marie), einst eine Zweig­stel­le der „Molke“ Frisch­milch. Das und wie die Marie sonst noch genannt wurde, das wissen heute wirklich nur noch die ganz Alten oder die Allwissenden.
  • In der Volkmars­berg­stra­ße 1 betrieb Xaver Sing eine mecha­ni­sche Werkstät­te und im Jahr 1991 finden wir dort den Weinver­trieb „Cabinet“ von Andrea Onderka.
  • Im Haus mit der Nr. 49 gründe­te Josef Retten­mai­er seinen Schleif­dienst, den er bis zu seiner Pensio­nie­rung führte.
  • Im Haus Meroth, Nummer 55, befand sich das Milch- und Lebens­mit­tel­ge­schäft (Einka-Grießer) Meroth. Später war noch kurz der Geträn­ke­markt von Adolf Schmid einge­mie­tet. Näheres dazu in einem Bericht von Peter Meroth.
  • Wenige Schrit­te danach, Haus 57, im Garten von Frau Stelzer, schraub­te der Tüftler und Kfz – Meister Josef Gillmei­er in einer Blech­ga­ra­ge. Er war auch Haus- und Hofre­pa­ra­teur von Peters­hans & Betzler war und hielt u.a. auch den Unimog vom „Schee­rer“ am Laufen.
    Kommen wir zum Haus 65. Dort betrieb einmal Alfons Maier, ein Fachsen­fel­der, eine kleine Schrei­ne­rei. Später gründe­te dort und am Sonnen­berg sein Sohn Manfred, ganz klein mit einem LKW und einem Anhän­ger, ein Fuhrun­ter­neh­men und baute es im Laufe der Jahrzehn­te sukzes­siv zu der Spedi­ti­on aus, die heute in den alten „Bäuerle-Gebäu­den“ in der Bahnhof­stra­ße ihr Domizil hat.
    Im Haus 71 lebt die Familie Betzler. Hinter dem Haus hatte der Jäger Betzler eine Dackel­zucht aufge­baut und jeder der vorbei­ging wurde ordnungs­ge­mäß „verbellt“, wenn die Hunde gerade frei hatten und im Garten herum­lie­fen.
    Im Haus „Volk“, Haus Nr. 75, heute Haus „Mötz / Urban­ke“ begann der Schuh­ma­cher­meis­ter Walter einst seine Tätigkeit.
  • Im Haus Nr. 77, dem Linert-Haus, war Friseur­meis­ter Johann Linert im Erdge­schoss tätig. Der Billie hatte zu ihm mehr Vertrau­en als zum Erich Hahn, der uns Jugend­li­che mit seiner Fasson-Kunst nicht halten konnte. Im Haus konnten auch Kohlen und Briketts über die Kohlen­hand­lung Mayer bestellt werden.
  • Haus 87 wohnte u.a. der Hans Ruhroth, der neben­bei eine Schäfer­hund­zucht betrieb, aus dessen Stall wir unsere Hündin „Frida vom Bussecker Schloss“ für sage und schrei­be 1 DM bekom­men haben. Später zog die Familie Fröhlich ein. Heinz Fröhlich war in Oberko­chen als Leichen­be­schau­er und Bestat­tungs­ord­ner (ugs. Totengräber) tätig und betrieb einen „Handel mit Pietätsartikel“.
  • Im Haus 89 wohnte, der Elektro­ge­rä­te-Bezirks­ver­tre­ter für „Vorwerk“, Erich Bergmann.

➔Teil 4 folgt in zwei Wochen.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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