1964 im Jahr des Drachen – Buddhis­ti­scher Kalen­der 2508

Welt.

In Japan ging der „Shikan­sen“ auf die Schie­ne und in den USA ein Kult-Auto auf die Straße: Der Ford „Mustang“ – eines der Traum­au­tos meiner Kindheit, und zwar in rot. Die Program­mier­spra­che „Basic“ wurde entwi­ckelt. Die „Beatles“ standen in den US-Hitlis­ten auf Platz 1,2,3,4 und 5 – unglaub­lich („Can’t Buy Me Love“; „Twist And Shout“; „She Loves You“; „I Want To Hold Your Hand“; „Please Please Me“). Martin Luther King bekam den Friedens­no­bel­preis und Cassi­us Clay wurde Weltmeis­ter gegen den Favori­ten Sonny Liston und nannte sich kurz darauf Muham­mad Ali.

Deutsch­land.

Willy Brandt wurde für die nächs­ten 23 Jahre SPD-Vorsit­zen­der. Heute geben sie sich fast im Jahres­takt die Klinke in die Hand und wer da heutzu­ta­ge alles mal ran darf: Wer will nochmal, wer hat noch nicht. Den Vorrang der Fußgän­ger auf dem Zebra­strei­fen (den es seit 1952 gibt) gegen­über den Autos gab es ab dem 1. Juni. In Köln wurde auf dem Bahnsteig der Milli­ons­te Gastar­bei­ter begrüßt und, sehr irritie­rend für ihn, mit einer „Zündapp“ beschenkt. Eine winter­li­che Tragö­die – Barbie Henne­ber­ger, eine der besten Ski-Sport­le­rin­nen, die Deutsch­land je hatte, wurde bei Filmauf­nah­men von einer Lawine erfasst und getötet. Sie war damals die Freun­din von Willi Bogner, die Verlo­bung stand kurz bevor. Die neue Fußball­bun­des­li­ga kürte ihren ersten Deutschen Meister. Der 1. FC Köln wurde Erster vor dem Meide­ri­cher SV. Cliff Richard erober­te den Schla­ger­him­mel mit „Rote Lippen soll man küssen“.

Oberko­chen.

1) Das Jahr begann mit einem Schlit­ten­un­fall auf der Volkmars­berg­stra­ße. Drei Schüler fuhren in „Kette“ den Berg hinun­ter und ein PKW den Berg hinauf. Die Schlit­ten­fahrt endete für die Schüler im Kranken­haus. 2) Die Männer der Faust­ball­ab­tei­lung des TVO wurden Gaumeis­ter. Alte sport­li­che Herren pfleg­ten das Spiel noch wöchent­lich in der Sport­hal­le über dem „Aquafit“ bis das Corona-Virus kam. 3) Die Brief­mar­ken­samm­ler von Carl Zeiss waren eine rege Gruppe. Der Aalener Händler Bötti­ger hielt einen Vortrag „Hobby oder Speku­la­ti­on“. Der Vortrag liefer­te letzt­lich keine Antwort. So will ich das heute tun: Ein teures Hobby, bei dem Geld versenkt wird. Ich selbst bekam mal die Antwort eines Nürnber­ger Händlers. Sie laute­te L.L.L. Auf Rückfra­ge erklär­te er „Lange liegen lassen“ und hoffen. 4) Das Kino lief immer schlech­ter, wohl wegen des neuen Mediums Fernse­hen und vermut­lich auch wegen zu viel Konkur­renz aus Aalen. Darauf­hin vermie­te­te Albert Schlei­cher einen Teil an Ruth Schüt­ze, die mit ihrem Reform­haus im alten Eingangs­be­reich einzog und das Kino verpach­te­te er nochmals für 4 Jahre an Hans Kampmül­ler. 5) Die Ortsbi­blio­thek bestand seit 5 Jahren und hatte sich mit rund 3.000 Buchti­tel und 900 einge­tra­ge­nen Lesern gut entwi­ckelt. Die absolu­ten Renner waren Karl May und Jim Knopf. 6) Carl Zeiss baute einen moder­nen Gebäu­de­kom­plex, bestehend aus einem 4‑, 7- und 11-geschos­si­gem Gebäu­de, in dem neben Büros auch ein Speise- und Vortrags­saal für 600 bzw. 1.100 Perso­nen Platz findet. Der Speise­saal bekam auch eine Bühne, sodass nun kultu­rel­le Veran­stal­tun­gen für die Bevöl­ke­rung möglich wurden. 7) Ein sport­li­cher Höhepunkt waren die württem­ber­gi­schen Leicht­ath­le­tik-Jugend-Meister­schaf­ten. In den Ergeb­nis­lis­ten standen zwei Oberko­che­ner Sport­ler: Monika Gebert mit 8,29 M im Weitsprung und Paul Fischer mit 10:13:08 Min im 3.000 M‑Lauf.

Oberkochen

Württem­bergs Leicht­ath­le­tik-Jugend misste sich in Oberko­chen (Archiv Rathaus)

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Die neue Mögel’sche „Kocher­tal-Apothe­ke“ (Archiv Rathaus)

8) Wir bekamen mit der Kocher­tal­apo­the­ke von Werner Mögel eine zweite Apothe­ke. Beide bestehen bis heute in der Heiden­hei­mer Straße. 9) Und jetzt eine Headline, die mich wirklich bei der Recher­che mehr als belus­tigt hat: „Auf der Heide werden über 5.000 Menschen wohnen und 1986 rechne­te man mit 15.000 Einwoh­nern in der Gemein­de“. Da waren wohl sehr optimis­ti­sche Rechner ohne Drei-Satz-Kennt­nis­se unter­wegs oder Politi­ker mit überstei­ger­ten Visio­nen. Vielleicht wurde ja auch eine Art moder­ne Käfig­hal­tung geplant J. 2020 wohnten auf der Heide gerade mal 1.570 Menschen und 2019 in der gesam­ten Stadt wohnten 7.922 Menschen. 10) Carl Zeiss gewann in London bei einem Berufungs­ge­richt wieder Mal einen Prozess wegen der Namens­rech­te – eine endlo­se Geschich­te. 11) Die TVO-Leicht­ath­le­ten wurden im württem­ber­gi­schen Landes­ver­band Zweiter der Mannschafts­meis­ter­schaft. 12) Polizei­meis­ter Alois Fuchs (der mich in meiner wilden Zeit auch einmal verhört hatte) wurde in den Ruhestand verab­schie­det. 13) und eine weite­re Primiz stand an – die von Karl Fischer.

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Mein Nachbar, Polizei­meis­ter Fuchs, Fuchs wird in den Ruhestand verab­schie­det (Archiv Rathaus)

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Primiz von Karl Fischer (Archiv Rathaus)

Meine kleine Welt.

Bei uns zuhau­se wurde immer „Mainz bleibt Mainz“ geschaut und in diesem Jahr war die Sendung etwas beson­ders. Ernst Neger (Neeeesch’r) sang zum ersten Mal sein „Humba Humba Humba Tätera“, der Saal tobte, die Sendung überzog um eine ganze Stunde, das Volk war bei einer Sehbe­tei­li­gung von 90% !!! entzückt und ein Hit war geboren, der bis heute nachwirkt. Aufgrund eines Lausbu­ben­strei­ches hatte ich erstmals Kontakt zur Staats­macht in Person von Alois Fuchs, dem Polizis­ten aus der Nachbar­schaft von gegen­über – ging glimpf­lich aus.

1965 im Jahr der Schlan­ge – Franzö­si­scher Revolu­ti­onska­len­der 173/174

Welt.

In New York wurde Malcolm X ermor­det und Lyndon B. Johnson verei­digt. Der Nachrich­ten­sa­tel­lit „Early Bird“ starte­te ins All und wurde später auch ein Instru­men­tal­hit von „André Brasseur“. Der Posträu­ber Ronald Biggs floh aus dem Gefäng­nis. Presse und Bevöl­ke­rung verhehl­ten ihre Freude nicht. Albert Schwei­zer, einer der letzten Univer­sal­ge­lehr­ten starb in Lamba­re­ne (Gabun). Ein beein­dru­cken­der Mensch, der zwei Univer­si­täts-Studi­en absol­vier­te und dann nach Afrika ging, um ein Kranken­haus zu errich­ten und gleich­zei­tig eine Stimme in der Welt hatte. Solche Menschen fehlen heute mehr denn je. Die Weltbe­völ­ke­rung überschritt die Marke von 3 Milli­ar­den – heute stehen wir bei fast 8 Milli­ar­den. Zu Zeiten Jesu gab es ca. 200 Millio­nen Menschen auf unserer Erde.

Deutsch­land.

Der Wohlstand brach auch für die Wehrdienst­leis­ten­den aus J. Sie erhiel­ten nun 2,70 DM täglich anstatt bisher 2,30 DM. Die Bundes­bahn ließ erstmals einen Schnell­zug zwischen München und Augsburg schnel­ler als 200 km/h über die Gleise fahren. In diesem Jahr gewann Werder Bremen vor dem 1. FC Köln die Fußball­meis­ter­schaft. Am 25. Septem­ber ging der Beat-Club auf Sendung. Mein Super­hit des Jahres lief in der Musik­box im Eisca­fe „Italia“ rauf und runter: Nini Rosso mit „Il Silen­zio“. Kurz vor Weihnach­ten wurden die „Scorpi­ons“ gegründet.

Oberko­chen.

1) Es herrsch­te eine „Saal-Not“ in unserer Gemein­de, denn 30 Verei­ne brauch­ten Platz für ihre Veran­stal­tun­gen. Diese Not sollte bald ein Ende haben, denn dann standen der neue Bürger­saal, das Foyer im Rathaus, das Rupert-Mayer-Haus und der neue Carl-Zeiss-Saal zur Verfü­gung. 2) In Chica­go wurde ein Mord verübt und was geht das Oberko­chen an? Die ehema­li­ge Oberkoch­ne­rin Maria Holzer geb. Reichen­bach wurde dort von ihrem Ehemann erdros­selt. 3) Walter Liebmann, wohnhaft in der Garten­stra­ße 19, wurde 80 Jahre alt. Er war ein weltweit anerkann­ter geschätz­ter Entomo­lo­ge und wurde wegen seiner Verdiens­te zu einem Empfang ins Ulmer Rathaus einge­la­den. 4) Es war soweit. Wir hatten unsere erste italie­ni­sche Eisdie­le bekom­men. Es eröff­ne­te unter dem Namen „Italia“ unter der Führung von Floria­no Arnoldo.

Oberkochen

Der Chef, Floria­no Arnol­do, mit Kellner Renato aus Santa Croce del Lago (Archiv Rathaus)

5) Der Fabri­kant Otto Bäuerle starb völlig unerwar­tet im Alter von 63 Jahren 6) Die deutschen Junior-Boxmeis­ter­schaf­ten wurden vom BCO ausge­rich­tet. Der Oberkoch­ner Günter Harner, der für den VfR Aalen starte­te gewann seinen Kampf. 7) Der FCO machte es dieses Mal beson­ders spannend. Drei Mal musste er um den Klassen­er­halt in der II. Amateur­li­ga gegen die Wiblin­ger antre­ten und im dritten Spiel erlös­te Kovace­vic seine Mitspie­ler und die Anhän­ger. 8) Der TVO wurde Meister in seiner Klasse und stieg in die A‑Klasse auf. 9) Der Sänger­bund feier­te als ältes­ter weltli­cher Verein sein 125jähriges Bestehen. 10) Der Tausend­sas­sa Julius Metzger wurde nun auch FCO-Vorsit­zen­der 11) Ludwig Erhard sprach während deiner Wahlkampf­rei­se, die er mit einem Sonder­zug bestritt, auf dem Bahnhofs­platz vor 3.000 Zuschauern.

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Richt­fest des neuen Rathau­ses am Eugen-Bolz-Platz (Archiv Rathaus)

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Ludwig Erhart und Julius Metzger – die Veran­stal­tung fand vor dem Bahnhof statt (Archiv Rathaus)

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Der Sänger­bund feier­te sein großes 125jähriges Jubilä­um (Archiv Rathaus)

12) Das neue Rathaus feier­te sein Richt­fest. 13) Und der TVO wollte es dieses Jahr wissen – Junge und Alte wurden aktiviert, um die Krone der Mannschafts­meis­ter­schaft zu errin­gen, was dann auch mit 473.795 Punkten eindrucks­voll gelang. Erfolg­reichs­ter Athlet war Siegbert Wolf, der u.a. die 100 Mtr. in 10,7 Sek. die Bahn entlang sauste. Das war schon was. Heraus­zu­he­ben wären da noch Anton Tritt­ler mit 11,5 Sek. auf 100 Mtr. Frank Hillje war gut im Hochsprung und im Speer­wurf und Eberhard Kolb konnte nicht nur gut Skifah­ren, sondern auch im Stabhoch­sprung war er als Anfän­ger recht ordent­lich. Nicht zu verges­sen Monika Gebert, die schon recht bestän­dig agier­te. 14) Die Tierstein­schu­le wird im Novem­ber einge­weiht. 15) In der Heiden­hei­mer Straße ereig­ne­te sich ein schwe­rer Unfall.

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Die neue Tierstein­schu­le (Archiv Rathaus)

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Schwe­rer Unfall in der Heiden­hei­mer Straße 1963 (Archiv Müller)

Meine kleine Welt.

Ich hatte für mich eine neue kleine Welt gefun­den – das Eisca­fe „Italia“ mit einer Musik­box. Meine gelieb­te Porti­on Zitro­nen­eis koste­te funfunffun­zig Pfenni­ge – ein Zungen­bre­cher für Rosa. Ansons­ten begann der Beat mit den Rolling Stones, den Beatles, den Beach Boys, den Kinks, den Who u.v.a. mich stark zu beein­flus­sen und am Lernen zu hindern.

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Das Eisca­fe „Italia“ von innen (Archiv Rathaus)

1966 im Jahr des Pferdes – Benga­li­scher Kalen­der 1372/73

Welt.

Die Roten Garden führten die Kultur­re­vo­lu­ti­on in China an. John Lennon fand die „Beatles“ populä­rer als „Jesus“. Wir standen im Endspiel gegen England in Wembley und verlo­ren durch einen bis heute umstrit­te­nen Elfme­ter mit 4:2. Den Namen des schwei­ze­ri­schen Schieds­rich­ters kenne ich heute noch: „Gottfried Dienst“ hieß der Mann, der sich von dem russi­schen Linien­rich­ter „Tofiq Bhara­mov“ umstim­men ließ. Statt Eckball gab er nun Tor und das war’s.

Deutsch­land.

Der „Alte“ Rosen­züch­ter vom Rhein, Konrad Adenau­er, wurde 90 Jahre alt. Ein Wunder, dass er nicht mehr Bundes­kanz­ler war. Bei Duisburg erschien ein Wal im Rhein, den die Presse „Moby Dick“ taufte. Die erste GroKo zwischen CDU/CSU und SPD starte­te unter dem Kanzler Kurt Georg Kiesin­ger. Der Abenteu­rer und Seeteu­fel Graf Felix Luckner starb im Alter von 85 Jahren. Eine leben­de Legen­de und ein Teufels­kerl war er schon, solche Männer gibt’s heute nicht mehr. 70jährig konnte er noch in Sekun­den das 3.000 Seiten­star­ke Telefon­buch von New York zerrei­ßen. Der hätte den Seewolf Raimund Harms­dorf mit seinem Kartof­fel­trick alt ausse­hen lassen. Im Fernse­hen starte­te die Raumpa­trouil­le mit Dietmar Schön­herr als Major der „Orion“ und der Musik von Peter Thomas. Siegfried Held von Borus­sia Dortmund war der erste Schüt­ze an der Torwand im „Aktuel­len Sport­stu­dio“. Dortmund holte den Europa-Pokal der Pokal­sie­ger und gewann 2:1 gegen den FC Liver­pool. Die deutsche Fußball­meis­ter­schaft errang der TSV 1860 München vor Borus­sia Dortmund. Im Tor stand der unver­ges­se­ne Petar Raden­co­vic, der die Rolle des Torhü­ters sehr frei inter­pre­tier­te (Bin ich Radi, bin ich König, alles andere inter­es­siert mich wenig….). Das war’s dann für die 60er. Und das alles nur wegen einer Watschn, die der Becken­bau­er von einem 60er bekam und so ging er zu den Bayern und wurde Kaiser, obwohl sein Herz am Arbei­ter­ver­ein aus Giesing hing. Wie das Leben so spielt. Karl Milden­ber­ger machte gegen Muham­mad Ali den Kampf seines Lebens, verlor aber dennoch. Nummer 1 der Hitpa­ra­de war „Al Marti­no“ mit „Spanish Eyes“. Bert Kämpfert schrieb das Lied und Freddy Quinn sollte es ursprüng­lich singen. Es kam aber anders und Freddy ist bis heute der Meinung, dass ihm dadurch eine Weltkar­rie­re versagt blieb.

Oberko­chen.

1) Carl Zeiss hatte landes­weit gesehen eine der moderns­ten Indus­trie­bi­blio­the­ken mit über 40.000 Fachbü­chern und 350 Zeitungs­abos einge­rich­tet. 2) Der Alt-Bürger­meis­ter Richard Frank ist 86-jährig und der Fabri­kant Wilhelm Grupp 68-jährig verstor­ben. 3) Die Ortsgrup­pe des Schwä­bi­schen Albver­eins war seit Freiga­be des Turmes sehr aktiv und entwi­ckel­te sich positiv weiter. Das Jahr über konnten 4.314 Karten zur Turmbe­sich­ti­gung verkauft werden. 4) Die Fritz-Walter-Elf spiel­te in Oberko­chen vor 2.000 Zuschau­ern gegen eine verstärk­te FCO AH-Auswahl und gewann standes­ge­mäß 12:2. Der „Gutheißa-Done“ hat bis zu seinem Tod immer gerne den signier­ten Fußball von damals gezeigt und erzählt, wie das damals war. Die Männer, die an diesem Tag auf Seiten des FCO dem Ball nachjag­ten, waren: Linder (FCO), Gutheiß (FCO), Beißwen­ger A. (FCO), Stöff­ler (Norman­nia Gmünd), Schäff­au­er (08 Unter­ko­chen), Metzger (FCO), Schürg (SSV Aalen), Betzler W. (TVO), Beißwen­ger (Norman­nia Gmünd), Schrö­der (FCO) und Benz (VFL Heidenheim).

Oberkochen

Die Hebamm‘ vom Brunkel – There­sia Holz (Archiv Rathaus)

5) There­sia Holz, die Hebamm‘ vom Brunkel feier­te ihren 90. Geburts­tag. 6) Die Mannschaft des Schach­ver­eins stieg wieder in die Landes­li­ga auf 7) Der FCO konnte erfolg­reich die Klasse halten und gleich­zei­tig sein 10-jähri­ges Bestehen feiern. 8) Und in der Presse stell­te man sich die Frage: Wann boxt der BCO vor leerem Haus? Es war der letzte Versuch Kämpfe in Oberko­chen zu veran­stal­ten, aber 47 Zuschau­er, davon 24 aus Aalen waren eine klare Ansage der hiesi­gen Bevöl­ke­rung. 9) Der belieb­te „Gruppa-Paul“ aus der Dreißen­tal­stra­ße, Besit­zer des dorti­gen Schuh­ge­schäf­tes kam bei einem Autoun­fall in Unter­ko­chen ums Leben. Die Familie und die ganze Gemein­de waren geschockt. 10) Die Volks­bank weihte nach einem größe­ren Umbau die hiesi­ge Nieder­las­sung in der Aalener Straße 2 ein. Das „Gesicht“ dieser Bank war für eine sehr lange Zeit die Rosma­rie Grupp. 11) Im Plane­ta­ri­um in München (Deutsches Museum) wurde der milli­ons­te Besucher empfan­gen und nach Oberko­chen zu einer Werks­füh­rung einge­la­den. 12) Jetzt gab es neben der alten CDU auch eine Junge Union bei uns. Die wurde natür­lich im „Fatti­kan“ – in d‘r Grub‘ – gegrün­det. Chef der Truppe wurde Bruno Balle mit seinen Vertre­tern Gunther Böker und Walter Bauer. 13) Wagen­blast baute im Brunkel und 14) Raumaus­stat­tung Brenner eröff­ne­te in der Heiden­hei­mer Straße ein neues Geschäft 15) und auf dem Volkmars­berg feier­te der alte Brauch des Nusszwicks fröhli­che Urständ. 16) Im Forst­amt wechsel­te der Chef – Oberforst­rat Walter Pfizen­may­er ging und Forst­rat Karl Schurr übernahm. 17) Richt­fest des Rupert-Mayer-Hauses – Pfarrer Forster war wohl in diesen Jahren ständig mit Feiern dieser Art beschäf­tigt. Alles brauch­te den Segen von oben. 18) Im Stadi­on wurde das 1. Leicht­ath­le­tik­fest der Oberschu­len durchgeführt.

Oberkochen

Micha­el Knopf beim Weitsprung – einer unserer Besten (Archiv Rathaus)

Meine kleine Welt.

Fußbal­le­risch war dieses Jahr für mich sehr markant. Zuerst wurde ich Fan von Borus­sia Dortmund, weil Stan Libuda für den Gewinn des Europa­cups sorgte und ich das am Fernse­hen verfol­gen durfte und dann natür­lich die WM in London. Ich weiß das noch ganz genau. Die Männer bauten im Garten am Sonnen­berg eine neue Hangmau­er, die heute noch steht, und verspra­chen uns, bis zum Endspiel fertig zu sein. Dann nahm das Drama am Fernse­her seinen Lauf und für meinen untröst­li­chen Bruder Harald, damals 8 Jahre jung, brach die Fußball­welt zusam­men. Auch erinne­re ich mich noch genau an die 0:1 Nieder­la­ge der Italie­ner gegen Nordko­rea. Sie überrasch­ten die Azzuri mit einer völlig neuen Taktik: 10 Mann stürm­ten und 11 Mann vertei­dig­ten. Das war zu viel für die hochge­lob­ten Ballkünst­lern aus dem sonni­gen Süden. In den Sommer­fe­ri­en trat ich, obwohl erst 14jährig zum ersten Mal einen Ferien­job an. Für 2 DM arbei­te­te ich 3 Wochen lang in der Alumi­ni­um­gie­ße­rei Egerter in der Aalener Straße (heute Axel Wirth Maschi­nen GmbH). Danach hatte ich mein erstes Koffer­ra­dio, einen Grundig Concert Boy 206, selbst erarbei­tet. Ein gutes Gefühl. Im Frühjahr hatte ich schon begon­nen für einen Stutt­gar­ter Zeitungs­ver­lag in Oberko­chen Zeitun­gen auszu­tra­gen. Das war ein einträg­li­ches Geschäft und die Abonnen­ten geizten selten mit Trink­geld – beson­ders bei Regen, Schnee und Eis und in der „Azzvenz-Zeit“.

1967 im Jahr der Ziege – Äthio­pi­scher Kalen­der 1959/60

Welt.

In Israel fand der 6‑Tages-Krieg statt. In Kapstadt führte Prof. Barnard die erste Herztrans­plan­ta­ti­on durch. Das „Dschun­gel­buch“ starte­te in den US-Kinos und Creedence Clear­wa­ter Revival sowie Procul Harum wurden gegründet.

Deutsch­land.

Das Atomkraft­werk Gundrem­min­gen ging ans Netz. Konrad Adenau­er, eine Art demokra­ti­scher Kaiser, starb 91jährig und bekam ein Staats­be­gräb­nis. Beim Staats­be­such des Schah von Persi­en in Berlin trafen Demons­tran­ten und Polizei aufein­an­der – der Student Benno Ohnes­org wurde dabei erschos­sen. Der folgen­de Freispruch sorgte mit für eine Ausbrei­tung und Radika­li­sie­rung der Studen­ten­be­we­gung. Das Farbfern­se­hen starte­te im Sommer. Ein Showmas­ter musste gehen – Lou van Burg und ein neuer betrat die Fernseh­welt – Rudi Carrell. Fußball­meis­ter wurde völlig unerwar­tet die Jäger­meis­ter-Elf aus Braun­schweig, vor den 60ern aus München. In der Jahres­hit­pa­ra­de war die „Schiwa­go-Melodie“ mit dem „Orches­ter Maurice Jarre“ ganz vorne.

Oberko­chen.

1) Ab diesem Jahr gab es ein 9. Schul­jahr für die Schüler. 2) Wir bekamen den ersten DSV-Skiwan­der­weg auf dem Volkmars­berg. 3) Carl Zeiss stifte­te den Walter-Bauers­feld-Gedächt­nis­preis für einma­li­ge Leistun­gen auf dem Gebiet der Ingenieur­wis­sen­schaft in Höhe von 25.000 DM. 4) Jetzt gab es auch eine FDP-Ortsgrup­pe. Haupt­streit­punkt bei der Gründung war die Frage: Wo steht die FDP liberal links oder liberal in der Mitte – man wollte gleich­weit von links und rechts entfernt sein. 5) Der SVO veran­stal­te­te ein Schwimm­fest für 100 Kinder, bei dem natür­lich wieder die Büttner-Brüder herausstachen.

Oberkochen

Schwe­rer Unfall auf der B19 – das kam damals relativ häufig vor (Archiv Schwäpo)

6) Und wieder gab es einen schwe­ren Unfall mit 2 Toten und 4 Schwer­ver­letz­ten zwischen Oberko­chen und Königs­bronn. Gaffer gab es damals schon, Fotogra­fen waren immer schnell zur Stelle, Namen der Betrof­fe­nen wurden ohne Proble­me veröf­fent­licht – nur gut, dass es noch keine Smart­phones und kein Inter­net gab. Aber die Fotos fanden trotz­dem im Rahmen einer detail­lier­ten Bericht­erstat­tung den Weg in die Öffent­lich­keit. 7) Die Realge­nos­sen­schaft feier­te ihr 100jähriges Bestehen. 8) Das alte Rathaus musste weichen – eine Bank brauch­te diesen Platz.

Oberkochen

Das alte Rathaus wird abgeris­sen – heute Stand­ort der VR Bank (Archiv Rathaus)

9) In der II. Amateur­li­ga trafen die Lokal­ri­va­len Oberko­chen und Unter­ko­chen aufein­an­der. Leider verlor der FCO, und das gleich 0:5 – wie so oft in diesem Kräfte­mes­sen (so ist es zumin­dest in meiner Erinne­rung veran­kert). 10) Bei den Kreis­meis­ter­schaf­ten glänz­ten unsere Leicht­ath­le­ten Micha­el Knopf mit 6,41 Mtr. im Weitsprung und 13,18 Mtr. im Dreisprung sowie Frank Hillje mit 1,75 Mtr. im Hochsprung, und 47,54 Mtr. im Speer­wurf sowie den zweiten Platz im 110 Mtr. Hürden­lauf – das waren schon Kerle.

Oberkochen

Die TVO Titel­ge­win­ner der Kreis­meis­ter­schaf­ten
v.l.n.r.: Ilse Mangold, Chris­ti­na Strau­be, Marti­na Greiner, Frank Hillje und Monika Gebert

11) Der FCO verab­schie­de­te sich mal wieder aus der II. Amateur­li­ga; bei 5 Abstei­gern war es schon schwie­rig die Klasse zu halten. 12) In der Presse beklag­te man die sinken­den Zahlen bei den PKW-Zulas­sun­gen. Im Kreis Aalen gab es damals knapp 24.000 Autos, sprich jeder fünfte Bürger hatte ein Auto. 1952 dagegen konnte nur jeder 50. Bundes­bür­ger ein Auto sein eigen nennen. Dafür, dass Kaiser Wilhelm II. wörtlich sagte: „Das Auto ist eine vorüber­ge­hen­de Erschei­nung. Ich glaube an das Pferd“, hat das Gefährt doch eine gewal­ti­ge Entwick­lung genom­men. Jedoch, vielleicht wird er doch noch Recht behal­ten, wenn wir einen sehr viel länge­ren Zeitraum in Betracht ziehen 🙂 12) Die B19 zwischen Oberko­chen und Aalen wurde eröff­net. In einer Bauzeit von 4 Jahren mussten 15 Brücken­bau­wer­ke erstellt, Häuser abgeris­sen und der Kocher verlegt werden. Der ganze Spaß koste­te 24 Mio. DM. 13) Die Oberkoch­ner Bauern verab­schie­de­ten Franz Balle als ihren „Chef“ und wählten Hans Gold (Schmid­jörg­le) zu seinem Nachfol­ger. Immer­hin gab es noch 28 bäuer­li­che Betrie­be, die 400 Ha bearbei­ten mussten und trotz EWG und Indus­tria­li­sie­rung war der Tenor „Wir lassen den Mut nicht sinken“. 14) Das neue Rupert-Mayer-Haus wurde eröff­net. 15) Der SVO hielt seine Vereins­meis­ter­schaf­ten ab. War eh klar: Die besten Schwim­mer waren wieder einmal Harald und Gerard Büttner sowie Eberhard Haag. 16) Jetzt kommt eine beson­de­re Story. Firma Oppold und ein Gewerk­schafts­streik. Da lagen die Nerven bei allen blank. Der Betriebs­rats­vor­sit­zen­de Wilhelm Bretz wurde entlas­sen und später wieder­ein­ge­stellt. – ein einma­li­ger Vorgang in der örtli­chen Indus­trie­ge­schich­te. Die Beleg­schaft veran­stal­te­te danach einen Schwei­ge­marsch durch den Ort, die Verhand­lun­gen gingen dann weiter und am Schluss stand letzt­end­lich doch eine Einigung. 17) Das Rathaus-Hotel feier­te sein Richt­fest und das Ehepaar Leien­de­cker übernahm als erste Pächter und das neue Rathaus wurde mit allen, die Rang und Namen hatten, feier­lich einge­weiht. Und sogleich wurde die erste Trauung vollzo­gen. Braut und Bräuti­gam waren Heidrun Hug und Johan­nes Kochendorfer.

Oberkochen

Das neue Ensem­ble Rathaus und gleich­na­mi­ges Hotel im Winter­kleid (Archiv Rathaus)

Oberkochen

Keine Einwei­hung des neuen Rathau­ses ohne die örtli­chen VIPs
v.l.n.r.: Anton Hauber, Josef Marscha­lek, Willi­bald Mannes, Pfarrer Konrad Forster, Karl Renner, Josef Krok, Otto Schwarz, Rektor Georg Hagmann, Oskar Strohmaier

18) Der BCO feier­te mit einem großen Bunten Abend (so nannte man das damals), durch den der schwä­bi­sche Schau­spie­ler und Modera­tor Willi Seiler führte, sein 10jähriges Jubilä­um und begrüß­te die engli­sche Box-Junio­ren­mann­schaft. 19) Noch gab es den Spiel­platz in der Goethe-Straße, aber am 31. Oktober erfolg­te die Grund­stein­le­gung der neuen evange­li­schen Kirche auf diesem Gelände.

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Der alte Spiel­platz in der Goethe­stra­ße – heute Stand­ort der evange­li­schen Kirche (Archiv Rathaus)

20) Ein Richt­fest jagte das andere – die neue Oberkoch­ner Bank wollte da auch dabei sein. 21) ER – der BM Gustav Bosch, ein Bürger­meis­ter aus altem Schrot und Korn, bekam für seine Verdiens­te das Bundes­ver­dienst­kreuz. Hatte er sich verdient, er war BM vierund­zwan­zig Stunden am Tag und 365 Tage lang. Er hat sicher nicht alles richtig gemacht (wer kann das schon von sich sagen), aber sehr vieles.

Meine kleine Welt.

Ich schnapp­te mir mein Fahrrad und fuhr, obwohl die Straße eindeu­tig als Autostra­ße gekenn­zeich­net war, am Tag nach der Eröff­nung die 6,3 km lange Strecke nach Aalen. Von Uwe Norkus hatte ich inzwi­schen zusätz­lich den „Brabandt-Lesezir­kel“, zum Ausfah­ren mit dem Fahrrad, übernom­men. Das war schon fast ein Monopol und ich verdien­te gutes Geld, aber der Aufwand war groß und den Leistun­gen in der Schule war es sicher nicht förder­lich. Aber ich wollte arbei­ten. Für mein erstes rausch­haf­tes Erleb­nis waren Friede­mann Blum und das Café Ficht­ner verant­wort­lich. In einer Hohlstun­de zogen wir zum Ficht­ner in den Katzen­bach, kauften eine Flasche „Vermout“ für 1,25 DM (ein furcht­bar süßer Fusel) und nippel­ten ständig heimlich im Café davon, bis wir leicht beflü­gelt in den Unter­richt zurückkehrten.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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