Intro.

Die 60er Jahre sind mir gut in Erinne­rung geblie­ben. War es doch unsere Zeit, wie man sagt. Die Zeit unserer Genera­ti­on. Die Zeit, in der wir von der Kindheit in die Jugend­zeit wuchsen. An bemer­kens­wer­ten Ereig­nis­sen sind mir die nachfol­gend aufge­führ­ten am stärks­ten haftengeblieben:

Oberkochen

The Beatles – eine unglaub­li­che Geschich­te – bis heute

1964 The Beatles schaff­ten mit „I wanna hold your hand“ ihren ersten Nummer-1-Hit in Deutsch­land und konnten jetzt nicht mehr ignoriert werden. Die Eltern sprachen von Neger-Musik (das war aber doch „Humba Humba Humba Täterä“ von Ernst Neger 🙂) und konnten uns nicht verste­hen. Im Radio hörten wir Bayern 3 und Radio Luxem­burg und im TV schau­ten wir den „Beatclub“ und den „Musik­la­den“. Auch im Kino waren die „Fab 4“ zu sehen und ich pilger­te bzw. tramp­te immer mit Friede­mann Blum nach Heiden­heim ins dorti­ge Kino, um sie in ihren Nonsens-Filmen zu erleben. Wer kennt aber noch den Vorgän­ger von Ringo Star? Das war Pete Best. Und nicht zu verges­sen, den früh verstor­be­nen Stuart Sutcliffe.

1967 Biafra-Kinder: Der Biafra-Krieg, zwischen 1967 und 1970, brach­te das Elend der betrof­fe­nen Kinder in Nigeria auf die TV-Bildschir­me. Die Deutschen wurden etwas in ihrer Gemüt­lich­keit wachge­rüt­telt und es wurde an ihre Spenden­be­reit­schaft appelliert.

1967/1968 Sexuel­le Aufklä­rung: Zuhau­se war das Männer­sa­che, wenn in der Familie Jungs waren, aber bis die überleg­ten – „wie sage ich’s meinem Kinde“ – haben wir das schon in der Schule von den Bienen gelernt 🙂. Dr. Sommer von der BRAVO übernahm diese Aufga­be. Bevor die Schule sich auf diesem schma­len Grat beweg­te, gab es die entspre­chen­den Filme schon im Kino. Der Aufklä­rungs­film „Helga“, der „Schul­mäd­chen-Report“ und Oswald Kolles „Wunder der Liebe“ sorgten für das nötige Rüstzeug. Wie zu erfah­ren war, gingen die Lehrer ins Oberkoch­ner Kino, um sich mit dem Thema zu beschäf­ti­gen, man musste schließ­lich auf dem gleichen Level wie die Schüle­rIn­nen sein.

1968 Die Hongkong-Grippe: Sie forder­te zwischen 1968 und 1970 in Deutsch­land 30.000 und weltweit ca. 1 Milli­on Tote.

1969 „School’s out for Summer“ und „Summer of 69“: Um es mit Alice Cooper und Bryan Adams zu sagen – die Schule war zu Ende, die letzten Sommer­fe­ri­en genie­ßen, keine Ferien­ar­beit in diesem Jahr und ab 1. Septem­ber ging es in die Erwach­se­nen­welt beim Leitz – zwar auch wieder Lernen und Schule – aber anders und erfolgreicher.

1969 Die Concor­de erhob sich in die Lüfte: Am 2. März erfolg­te der Erstflug des Proto­typs 001 vom Flugha­fen Toulou­se. Der letzte Flug einer Concor­de fand am 26. Novem­ber 2003 statt und damit ging eine techno­lo­gisch inter­es­san­te, aber wirtschaft­lich desas­trö­se Zeit zu Ende. 16 Maschi­nen wurden in Serie gebaut – je 8 für die Air France und die British Aircraft Corpo­ra­ti­on BAC. Ich selbst habe immer eine Maschi­ne auf dem Flugha­fen in Bahrain stehen sehen, als ich auf meinem Weg nach Bangkok einen Zwischen­stopp bei den Arabern einle­gen musste.

1969 Brian Jones ist gestor­ben: Der Leadgi­tar­rist der Rolling Stones, der schon seit 1967 nicht mehr mit auf Tour ging, starb in seinem Pool und wurde dadurch Mitglied im „Club der 27“ (Rockmu­si­ker, die im Alter von 27 starben). Bis heute sind das neben Brian u.a.: Jimi Hendrix 1970, Janis Joplin 1970, Jim Morri­son 1971 Kurt Cobain 1194 und Amy Winehouse 2011).

Bis 1975: Und nicht zu verges­sen – der Vietnam­krieg. Jeden Tag haben wir das in den Nachrich­ten gesehen und Orte wie Da Nang, Hanoi, Hué, Tonkin, Halong, My Lai, Saigon haben sich tief ins Gedächt­nis einge­gra­ben. Das war schon ein bedau­erns­wer­tes Volk, das lange Zeit nur den Krieg kannte. Erst die Beset­zung durch Frank­reich und Japan während der II. Weltkrie­ges, dann der Indo-China-Krieg und anschlie­ßend die Ameri­ka­ner sowie die Chinesen.

1960 im Jahr der Ratte – Berber-Kalen­der 2910

Welt.

Über der Sowjet­uni­on wurde ein US-Aufklä­rungs­flug­zeug, Typ Lockheed U‑2, abgeschos­sen und der Pilot Francis Gary Powell gefan­gen­ge­nom­men. In einem langwie­ri­gen Prozess zwischen den Russen und den Ameri­ka­nern erfolg­te 1962 ein Austausch – Pilot Powers gegen den Spion Rudolf Abel. Dieses Jahr gilt auch als das Afrika­ni­sches Jahr, weil 17 Staaten in Afrika unabhän­gig wurden. Zu erwäh­nen ist noch die Entfüh­rung von Adolf Eichmann in Argen­ti­ni­en durch den israe­li­schen Geheim­dienst Mossad unter entschei­den­der Mitwir­kung des verhass­ten Frank­fur­ter Staats­an­walts Fritz Bauer, der sich dem Zeitgeist wider­setz­te und die Nazi-Verfol­gung aufrecht hielt. Sein berühm­ter Spruch laute­te: „Wenn ich mein Büro verlas­se, betre­te ich Feindes Land.“ Dieses Jahr sah auch die Olympi­schen Sommer­spie­le in Rom, bei denen der Stern von Cassi­us Clay mit dem Gewinn der Goldme­dail­le aufging. John Fitzge­rald Kenne­dy gewann die Wahl in den USA. Der Film „La dolce Vita“ mit „Anita Ekberg“ wurde in Cannes ausge­zeich­net. Bei den Winter­spie­len ging der Stern des „Lang laufen­den und weit sprin­gen­den“ Brief­trä­gers Georg Thoma auf – er wurde zum „Gold-Jörgl“.

Deutsch­land.

Im März beschloss der Bundes­tag die Priva­ti­sie­rung des VW-Konzerns und löste damit vermut­lich den Wirtschafts­an­schub des Jahrhun­derts aus. Der Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals begann. Willy Brandt wurde der Kanzler­kan­di­dat für die Wahlen im kommen­den Jahr. Micha­el Ende veröf­fent­lich­te sein Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomo­tiv­füh­rer. Und leider wieder ein Flugzeug­ab­sturz mitten in der Stadt München, dieses Mal ein Flieger der US-Airforce, der 52 Tote forder­te. Max Bolkart gewann als erster Deutscher die Vierschan­zen-Tournee und Armin Hary erlief in Zürich den Weltre­kord mit 10,0 Sek über 100 Meter. Deutscher Fußball­meis­ter wurde der Hambur­ger SV mit 3:2 im Endspiel gegen den 1. FC Köln und in der Hitpa­ra­de lagen Jan und Kjeld mit „Banjo Boy“ ganz vorn.

Oberko­chen.

1) Der Fabri­kant und Ehren­bür­ger Josef Anton Schmid starb im Alter von 73 Jahren 2) Bei uns gab es noch über 140 Bienen­völ­ker und mehr als 8.000 Obstbäu­me 3) Damals war es üblich, nicht nur zum 1. Mai, sondern auch zu Fasching, „Zeitungs­en­ten“ frei zulas­sen. Wir lesen da, dass Oberko­chen eine Straßen­bahn bekom­men sollte. Das wär’s gewesen. 4) Das neue Progym­na­si­um nimmt Fahrt auf – im Mai wird der Grund­stein gelegt. 5) Otto Hassin­ger wurde zur Ehren­wa­che des verstor­be­nen Adolf Kolping in den Kölner Dom berufen. 6) Im Zeiss-Jugend­wohn­heim tagten 80 Bürger­meis­ter aus ganz Baden-Württem­berg 7) Bei Carl Zeiss gab es damals auch einen Chor, der in der Turnhal­le seinen ersten Auftritt hatte. 8) Der FCO begann seine beste Zeit in den 60ern und wurde Meister der B‑Klasse und gleich anschlie­ßend Herbst­meis­ter in der A‑Staffel. 9) Die TVO-Fußbal­ler feier­ten ihr 30jähriges Bestehen. 10) Unglaub­lich aber wahr – im gesam­ten Kreis Aalen gab es ledig­lich 67 Arbeits­lo­se. 11) Die ameri­ka­ni­sche Armee gab unseren Hausberg nach 15jährigen Beset­zung wieder für die Allge­mein­heit frei. 12) Der Gemein­de­rat entschied den Bau einer Schwimm­hal­le. 13) In der Gemein­de gab es ca. 300 Telefon­an­schlüs­se. Mit der neuen Fernmel­de-Techno­lo­gie wurde eine Kapazi­tät bis zu 1.000 Anschlüs­se geschaf­fen. 14) Wir bekamen einen Wochen­markt. 15) Königs­bron­ner und Oberkoch­ner feier­ten das 10jährige Bestehen der Segelfliegergruppe.

Meine kleine Welt

blieb weiter­hin klein. Ich bin in die 2. Klasse gekom­men. Klassen­leh­re­rin war immer noch Eva-Maria Erben.

1961 im Jahr des Büffels – Burme­si­scher Kalen­der 1323

Welt.

Der erste Mensch wurde in den Weltraum geschos­sen – Der Russe Juri Gagarin. Das entfach­te nun den Ehrgeiz der Ameri­ka­ner und sie schick­ten Alan Shepard ins All. In Jerusa­lem begann der Eichmann-Prozess.

Deutsch­land.

Die erste Antiba­by­pil­le kam auf den Markt und Ulbricht verkün­de­te: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen“. Was gilt schon ein Politi­ker­wort. Am 13. August war es dann soweit. Die Mauer, die 28 Jahre Bestand haben sollte, wurde ruckzuck hochge­zo­gen. Die Panzer standen sich am Check­point Charlie gegen­über und die Welt stand ein paar Tage still. Der Rennfah­rer Graf Berghe von Trips verun­glück­te in Monza tödlich. Die DFB-Meister­scha­le ging an die Clubbe­rer aus Nürnberg, die Borus­sia Dortmund mit 3:0 bezwan­gen. Das Jahr von Nana Mouskou­ri und ihren „Weißen Rosen aus Athen“.

Oberko­chen.

1) Die US-Boys sind abgezo­gen und somit konnten wir unseren Turm instand­set­zen und anschlie­ßend feier­lich neu einwei­hen. 2) Der TVO war mit 678 Mitglie­dern der größte örtli­che Verein und beschloss den Bau eines neuen Vereins­heims. 3) Der Eisen­bahn-Amateur-Club feier­te sein 10jähriges Bestehen. Es wurde in dieser Zeit verdammt viel erreicht. 4) Der FCO machte sein Bravour­stück und stieg in die II. Amateur­li­ga auf und machte dort rasch von sich reden. 5) Erich Last hielt im Jugend­wohn­heim einen Dia-Vortrag mit dem Titel: „Von Oberko­chen mit dem Fahrrad nach Indien“. 6) Radio-Fritscher moder­ni­sier­te sein Geschäft grund­le­gend. 7) Das katho­li­sche Werkvolk, nament­lich Richard Stumpf, hatte alle örtli­chen italie­ni­schen Gastar­bei­ter zu einer ersten Versamm­lung in die „Grube“ einge­la­den. 8) Mit einem Landes­sport­fest und 300 Athle­ten wurde das neue Stadi­on einge­weiht und eröff­net (Früher wurde immer alles geweiht, was neu war). 9) Max Rabis, frisch aus der SBZ geflo­hen, versuch­te eine Puppen- und Laien­spiel­grup­pe aufzu­bau­en. 10) BM Bosch hatte genug von Kisten, Eimern und Schach­teln und ging engagiert das Projekt „Besse­re Müllab­fuhr“ an. Vorher – einfach alles an die Straße gestellt und die Männer haben es auf einen Lastwa­gen geladen. Jetzt – Müllei­mer und ein moder­nes Entsor­gungs­fahr­zeug. Was dem Bosch immer missfal­len hat – dörfli­che schmut­zi­ge Straßen und Gehwe­ge. Das musste geändert werden, wir waren schließ­lich ein indus­tri­el­les Bauern­dorf mit Drang nach vorne ????.

Oberkochen

Die alte Mühlab­fuhr – ein Dorn im Auge des Bürger­meis­ters (Archiv Rathaus)

Oberkochen

Die neue Müllab­fuhr – ein Fortschritt nach dem Wunsch des Bürger­meis­ters (Archiv Rathaus)

Meine kleine Welt.

Der 13te August. Ich verbrach­te die Sommer­fe­ri­en bei meiner Tante Hedi und Cousi­ne Helga in Fulda. Im Fernse­hen sahen wir gebannt wie in Berlin die Mauer hochge­zo­gen wurde und die US-Panzer am Check­point-Charly mit Karacho in Stellung gehen. Ich spürte wie die Erwach­se­nen, noch nicht so lange dem letzten Krieg entkom­men, Angst hatten und hörte zum ersten Mal den Begriff „Fulda-Gap“. Das war im „Kalten Krieg“ der gefähr­lichs­te Punkt in Deutsch­land. Hier wollte die US-Armee die Russen in einem Szena­rio bei einem Angriff zum Stehen bringen. Inzwi­schen hatten wir einen neuen Lehrer. Nach Frau Erben jetzt Herrn Gunzen­hau­ser – aber immer noch in einer reinen Buben-Klasse.

1962 Jahr des Tigers – Byzan­ti­ni­scher Kalen­der 7470/7169

Welt.

Die Kubakri­se brach­te die Welt an den Rand eines Atomkrie­ges. Die Beatles wurden von „Decca“ mit folgen­der Begrün­dung abgelehnt: „Gitar­ren­grup­pen seien nicht mehr modern.“ In diesem Zusam­men­hang ein paar weite­re fatale Fehleinschätzungen:

  • „Das Auto hat keine Zukunft. Ich setze auf das Pferd“, sagte Kaiser Wilhelm II. in einem Merce­des-Simplex 17/22 PS aus dem Jahr 1904.
  • „Aus dem iPad wird nichts“, wagte Bill Gates eine Progno­se im Jahre 2010, als das iPad auf den Markt kam, „den Netbooks gehöre der Markt“.

Tja, es gibt Irrtü­mer, die Millio­nen und Milli­ar­den kosten. Dafür hatten die Stones ihren ersten Auftritt im Londo­ner Marquee-Club.

Deutsch­land.

Eine Sturm­flut brach über die Nordsee­küs­te herein, Deiche brachen, Hamburg wurde überflu­tet, 555 Menschen starben in den Fluten und Helmut Schmidt wurde durch sein energi­sches Handeln bekannt. Der Mindest­ur­laub wurde auf 15 Tage festge­setzt. Der 1. FC Köln bezwang den 1. FC Nürnberg im Endspiel um die Fußball­kro­ne mit 4:0. Fußball­welt­meis­ter in Chile wurde Brasi­li­en, das mit 3:1 gegen die Tsche­cho­slo­wa­kei erfolg­reich war. Gerhard Wendland erober­te die Hitpa­ra­de mit „Ich tanze mit dir in den Morgen“. Der Film „Der Schatz im Silber­see“ wurde in Stutt­gart uraufgeführt.

Oberkochen

Volkmar Schrenk – der „Chef“ des PGO am Tierstein (Archiv Rathaus)

Oberkochen

Die neue Ski-Abfahrts­stre­cke im „Kessel“ (Archiv Rathaus)

Oberko­chen.

1) Volkmar Schrenk wurde Studi­en­di­rek­tor. Mit dem Vorna­men muss man ja am Fuße des „Volkmar“sberges erfolg­reich sein. 2) Auf der Abfahrts­stre­cke vom Berg bis in den Kessel stürz­ten sich 110 Teilneh­mer die Schlucht hinab. Die Rennläu­fer trumpf­ten groß auf: Manfred Maier, Dirk Helias, Franz Schil­ling und Hans Meschen­mo­ser beleg­ten die Plätze 2 bis 5. Bei den Mädchen gewan­nen Renate Sussmann sowie Renate Meyer und bei den Jungen wurden Paul Grupp und Klaus Dinckel­acker jeweils 2ter. 3) Der Bahnschlit­ten, von Pferden gezogen, räumte zum letzten Mal den Schnee 4) Das Progym­na­si­um entließ seinen ersten Jahrgang. Leider existiert von dieser Klasse im Rathaus-Archiv kein Bild. 5) Das Frühlings­fest, mit dem Festver­an­stal­ter Grund aus Essin­gen, fand auf dem noch unbebau­ten Eugen-Bolz-Platz statt. 6) Vier junge Oberkoch­ner gewan­nen bei einem Quiz eine 7‑tägige Berlin­rei­se: Hilde Wingert, Elfrie­de Wunder­le, Wolfgang Wagner und Hariolf Böhner. 7) WIGO organi­sier­te, wie jedes Jahr, mit seinen 500 Mitar­bei­tern einen Tages­aus­flug. Sage und schrei­be machten sich 10 Omnibus­se von Oberko­chen aus auf den Weg an den Boden­see, um bei Kultur und Kaffee und einer abend­li­chen Tanzver­an­stal­tung einen schönen Tag gemein­sam zu verbrin­gen. 8) Textil­sen­dun­gen in die SBZ müssen vor dem Versand am Rathaus desin­fi­ziert werden – wahrschein­lich von kapita­lis­ti­schen Viren und rechten Bazil­len ???? 9) Das bäuer­li­che Anwesen des Xaver Weber in der Aalener Straße 24 wurde am 4. Septem­ber durch einen Blitz­schlag in Brand gesetzt und einge­äschert. Augen­zeu­ge Alois Bernl­öhr war gerade auf dem Weg zur Bäcke­rei Geisinger.

Oberkochen

Brand durch Blitz­ein­schlag im bäuer­li­chen Anwesen Weber in der Aalener Straße (Archiv Müller)

10) Heinrich Harrer, Bergstei­ger und Schrift­stel­ler, hielt im überfüll­ten Jugend­wohn­heim in der Jenaer Straße einen Vortrag mit dem Titel „Sieben Jahre in Tibet“. Vor ein paar Jahren wurden diese Erleb­nis­se in Tibet und am Hof des Dalai Lama mit Brad Pitt verfilmt. 11) Der Presse von damals entneh­men wir, dass es wohl ein beson­de­res vom Gemein­de­rat angedach­tes Vergnü­gen war, von der Skipis­te ins neu eröff­ne­te Hallen­bad zu wechseln. Das erscheint mir aus heuti­ger Sicht mehr Wunsch als Reali­tät gewesen zu sein. 12) Es wurde im Gemein­de­rat ernst­haft ein Bebau­ungs­ge­biet „Rodstein-Platau“ disku­tiert. Wäre das gekom­men, Oberko­chen sehe heute völlig anders aus. Auch ein angedach­ter Zusam­men­schluss mit Ebnat stand mal kurz in der „Kreativ-Gedan­ken-Küche“. Das hatte aber keine Chance auf Umset­zung. 13) Das größte Baupro­jekt, das die Gemein­de bis dahin gestemmt hatte, war fertig­ge­stellt – das Progym­na­si­um mit Sport­hal­le und Schwimmbad

Oberkochen

Die neue Schutz­hüt­te des Albver­eins auf dem Volkmars­berg (Archiv Rathaus)

14) Im Oktober wurde die neue Schutz­hüt­te auf dem Volkmars­berg einge­weiht. 15) Beim jährli­chen Martins­um­zug nahmen über 1.000 Kinder teil – die Baby-Boomer waren losge­las­sen. 16) Am 1. Dezem­ber fand die erste Schwimm­sport­ver­an­stal­tung im neuen Bad statt. 17) Am „Tag der offenen Tür“ bei Carl Zeiss umlager­ten die 1.600 Besucher überwie­gend das Plane­ta­ri­um und die großen Fernroh­re. Zeiss wollte Oberko­chen einst ein Plane­ta­ri­um spendie­ren, aber die Bebau­ung des Wolferst­ta­les war damals schon und ist heute auch Sperr­ge­biet für jegli­che Bebau­ung. (Wirklich? Hoffent­lich! Es wurde inzwi­schen Anderes beschlos­sen!) Und so ging das Geschenk nach Stutt­gart. 18) Im Festsaal der Dreißen­tal­schu­le fand ein beach­tens­wer­ter Vortrag des Dr. Umbach aus Ulm statt: „Die Gemah­lin – die Visiten­kar­te des Herrn“. Damit waren sicher nicht die gschaf­fi­gen und emsigen Ehefrau­en der Bauern und Arbei­ter gemeint. 19) Heinz Fröhlich vom Dreißen­tal wurde zum Leichen­schau­er bestellt.

Meine kleine Welt.

Alles ging seinen geord­ne­ten Gang. Gespielt wurde auf der Straße mit den Kindern, die im hinte­ren Bereich Sonnen­berg­stra­ße wohnten: Schrö­ders, Bauers, Müllers, Hubers und Vaters. Entwe­der Fange, Räuber und Gendarm, Cowboy und India­ner, Doktor­les und Vatter­les, Fußball – sehr zum Ärger des alten Eugen Floß und Seilsprin­gen sowie Hopfe. Bei schlech­tem Wetter spiel­ten wir drinnen Monopo­ly, mit Lego oder Stadt, Land, Fluss. Niemand hatte groß nach uns geschaut. Um 18 Uhr abends hatten wir einfach zuhau­se zu sein. In diesem Jahr bekamen wir auch unseren ersten Fernse­her mit einer, heute unvor­stell­ba­ren, mageren Programm­viel­falt. Wer sich für Sport inter­es­sier­te kam natür­lich nicht an Heinz Maeger­lein vorbei. Unver­ges­sen seine beiden Kommen­ta­re beim Skifah­ren: „Tausen­de standen an den Hängen und Pisten“ und beim Schwim­men: „Die Damen wickel­ten ihre 100 Meter Brust ab.“ Zusam­men mit seiner Show „Hätten Sie’s gewusst“ war er viele Jahre im Fernse­hen omniprä­sent. In diesem Jahr feier­te unser Jahrgang mit Pfarrer Forster auch die Hl. Kommunion.

Oberkochen

Die Kommu­ni­ons­kin­der im Jahr 1962 meines Jahrgan­ges 1952

1963 im Jahr des Hasen – Hebräi­scher Kalen­der 5723/24

Welt.

Erst erklär­te John F. Kenne­dy den Deutschen, dass er auch ein Berli­ner sei, um danach in Dallas erschos­sen zu werden. Auch der Atten­tä­ter überleb­te seine Untat nicht – großes armes Ameri­ka. Papst Johan­nes XXIII starb und in England machten die Postzug­räu­ber reiche Beute. In den Nieder­lan­den erfand Philips den Kasset­ten­re­cor­der und die Compact Cassette.

Deutsch­land.

Konrad Adenau­er (87) übergab an den Jungspund Ludwig Erhard (66). Letzt­ma­lig fand ein Endspiel um die deutsche Fußball­meis­ter­schaft statt. In Lenge­de kam es zu einem Gruben­un­glück mit anschlie­ßen­der wunder­sa­mer Rettung der einge­schlos­se­nen Bergleu­te. Im Boden­see und im Zürich­see gab es die selte­ne „Seegfrör­ni – beide Seen waren komplett zugefro­ren. Im letzten Endspiel um die Fußball­meis­ter­schaft siegte Borus­sia Dortmund mit 3:1 gegen den 1. FC Köln. Anschlie­ßend nahm die Bundes­li­ga Fahrt auf. Das ZDF ging auf Sendung und von Platz 1 der Charts grüßte Manue­la mit „Schuld war nur der Bossa Nova“ und es fand die Geburts­stun­de einer Kultsen­dung statt: „Dinner for one“. Die Aufzeich­nung fand in Hamburg statt und in England kennt die Sendung „koi Sau“.

Oberko­chen.

1) Für den FCO ging es weiter aufwärts. 2) Und wieder gab es bei tollen Schnee­ver­hält­nis­sen spannen­de Riesen­tor­lauf-Rennen auf der neuen Abfahrts­stre­cke (1000 Mtr. lang bei einer Höhen­dif­fe­renz von 200 Mtr.). Erwäh­nens­wer­te Ergeb­nis­se aus Oberkoch­ner Sicht liefer­ten die üblichen Verdäch­ti­gen: Gerhard Bopp, Helga Brach­mann, Frank Dietzsch, Klaus Dinckel­acker, Chris­ti­an Farys, Jörg Hommel, Roland Jakob, Jürgen Koch, Eberhard Kolb, Manfred Kolb, Horst Maier, Jochen Mann, Manfred Mucken­haupt, Herbert Riepl, Eberhard Rossow, Renate Sussmann, Franz Schil­ling, Egbert Schrö­der und Gisela Widmann. Der Unter­koch­ner und späte­re Oberkoch­ner Schüler und Lehrer Götz Hopfen­sitz tauch­te erstmals auf den Ergeb­nis­lis­ten im „Kessel“ auf. 3) Der Gemein­de­rat beschloss den Bau der Tierstein­schu­le. 4) Wieder finden wir eine Faschings-Ente in der Schwä­po: Jetzt sollten wir, anstel­le der Straßen­bahn, eine Panora­ma-Seilbahn bekom­men. Der geplan­te Strecken­ver­lauf sollte vom alten Rathaus über den Rodstein zum Kocher­ur­sprung, dann auf den Volkmars­berg und zurück bis zum neuen Rathaus führen. Zurück zum Ausgangs­punkt war ein Tunnel vorge­se­hen. Wie sollte Helmut Schmidt später mal sagen: Wer Visio­nen hat, sollte dringend einen Arzt aufsu­chen ????. In diesem Sinne – Schlagg Hoi. In der heuti­gen Zeit wurde das Thema von den „Grünen“ wieder aufge­grif­fen. Da sage ich nur: „Schil­da“ lässt grüßen. 5) Der stren­ge Winter hatte die Gemein­de 20.186 DM gekos­tet. Der BM merkte dazu an: „Wer Klein-Oberst­dorf sein wolle, müsse halt auch für den Winter tiefer in die Tasche greifen“. 6) Der TVO kürte sich als dritt­größ­ter Verein im Sport­kreis, da musste der FCO natür­lich umgehend darauf hinwei­sen, dass er der siebt­größ­te im Kreis sei. Wettbe­werb, wohin man schau­te. 7) Im Juni feier­te Gerhard Polzer seine Primiz. 8) Am alten Rathaus wurde eine Polizei­not­ruf­stel­le instal­liert. 9) Der Boxclub nahm am Länder­kampf Südwest teil.

Oberkochen

Primiz-Umzug von Gerhard Polzer in der „Haupt­stra­ße“ vor dem „altem Rathaus, Storchen­bäck und Lamm“ (Archiv Rathaus)

Oberkochen

Die neue Notruf­säu­le am alten Rathaus (Archiv Rathaus)

Oberkochen

Die Boxer Metre­vel­ly, Schnell und Speth (Archiv Rathaus)

Meine kleine Welt.

Die letzten Schul­wo­chen in der Dreißen­tal­schu­le waren angebro­chen. Ich musste eine Prüfung zum Wechsel aufs neue Progym­na­si­um, kurz „PGNull“ genannt, ablegen. Ich erinne­re mich noch genau, als ich abends in der Küche stand, als im Radio die Ermor­dung von JFK in Dallas durch­ge­ge­ben wurde. Und wieder spürte ich die Angst meiner Eltern, die letzt­end­lich unbegrün­det war, aber die Eltern­ge­nera­ti­on war eben zu sehr durch den II. Weltkrieg geprägt. Viele Jahrzehn­te später erfuh­ren wir, dass wir tatsäch­lich am Rande eines Atomkrie­ges standen.

➔ Fortset­zung folgt

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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