Vielleicht habt ihr auch Lieblings­wor­te, meine 5 Lieblings­wör­ter sind folgende:

Heiden­ei. Ich liebe dieses Wort. Das hat nichts mit Heiden­heim zu tun oder gar mit einem heidni­schem Ei. Entwe­der sind wir erstaunt oder unwil­lig, wenn wir das Wort verwen­den. Irgend­wie schei­nen aber da schon die Heiden drin zu stecken, wie auch bei Heiden­ar­beit, Heiden­geld, Heiden­spaß o.ä.m.

Petäter­le. Des isch a Fuier­zu­ig, des gatt oder au et. Oder au a Mädle, des mitgatt oder au et.

Halbdaggl. Das ist die höchs­te Stufe der Vernied­li­chung. Eine Halbie­rung, die eine Verdop­pe­lung zum Ausdruck bringt – des kennet nur d‘ Schwoba.

Hennadäb­ber­la. Zwei stehen sich gegen­über, aber nicht wie in „High Noon“ als Revol­ver­held und Marshal, sondern als Mannschafts­füh­rer z.B. einer Fußball­mann­schaft auf d’r Straoß en de Fuffz’ger Jaor. Jeder setzt einen Fuß vor den anderen und geht auf den anderen zu. Und wer keinen Schritt mehr setzen kann, hat verlo­ren und der andere hat den ersten Zugriff auf die Besten, die dromrom standet.

Mugga­seg­ge­le. Die kleins­te Größen­ein­heit, die der Schwa­be kennt. Mag sein, dass man beim SMT im Nanobe­reich oder „no kloiner schafft“, aber „s kloinschte isch ond bleibt s Mugga­seg­ge­le“. So kloi schaf­fe kennet nur d‘ Schwo­a­ba, dao kennat d‘ Jenen­ser no äbbes lerna.

Der Artikel – Der Die Das.

Jeder Auslän­der (ui, das darf man ja heute auch kaum mehr sagen), der die deutsche Sprache zu erler­nen und zu verste­hen versucht, verzwei­felt daran. Der Einzi­ge, der voll durch­blickt und den Artikel korrekt anwen­det ist der Schwa­be. Es hoisst oifach: Der Schoklaad, das Teller, der Butter. Warum isch des so? Weil die Dinge männlich sind, maximal sächlich sein dürfen – weiblich nur in der Mehrzahl. Dann kapitu­lie­ren wir. Ha no! Noch eine Bemer­kung zu den Automar­ken. Wir sagen das Auto, aber der Audi, der BMW, der Opel usw. Bei den Motor­rä­dern ist das aber anders. Wieder ist es das Motor­rad aber die BMW, die Honda usw. Wie würden wir das einem Außer­ir­di­schen erklären?

Meine liebe Freun­din aus Poggibonsi –

des Grupp’s Luitgärt­le – verhei­rig­te Hügle – hat da ein paar schwä­bi­sche Sprüch‘ aus ihrem familiä­ren Oberkoch­ner Umfeld gesam­melt. Die braucht man nicht zu überset­zen. Wer’s net versch­ta­ot, muaß halt äbber fraoge.

  • Des isch m‘r a scheene G’sellschaft
  • Des ischt a Weadr fir meine Knecht; schaf­fat se net, nau friert se’s recht
  • Die soll no s’ Meisle beißa
  • Dia fahret ja, da kommt oim s’Kendsbreile rauf
  • Gang ane em Schad­da, nau sticht de koi Sonn
  • Guada Morga, wo isch mei Löffel?
  • I gang auf da Feder­a­ball ond en Bettringa bleib I iber Naacht
  • I kenn meine Vögel an de Federa
  • Kender, was ihr mi ärgeret, des gat en koi Huatschachtel
  • Laufat weg wia ‘s Kendle vom Dreck
  • Ma muaß ja net elles ha was da Kraga en d’Heah streckt
  • Mei Hoar strag­ged doba wia g’froan‘r Saumischt
  • Mei liaber Freind von d‘r Mosel
  • Mit dir ist Hopfa ond Malz verlora
  • Net leer nauslaufa (nach dem Essen, ohne was mit zu nehmen)
  • No net domm, lieaber recht faul
  • Schaf­fa wie a Bronnaputzer
  • Sei bloß häbig
  • So blud lauft ma net rom
  • Wann d’ net astän­dig bischt, nau schlag dr ois en d‘ Anga nei (d’r Vater)
  • Was ma net em Kopf hat, hat ma en de FüaßWia hascht g’schlaufa? Schlecht, de ganz Naacht bloß oimal
Oberkochen

Bis zum Schluss haben wir mit Mutti 66 gespielt (Archiv Müller)

Im Sonnen­berg 34

haben wir zuhau­se oft „66“ gespielt und als Mutti im Haus Sonnen­berg 34 viele Jahre allein wohnte, haben wir bei unseren Besuchen oft mit ihr gespielt. Sogar, als sie in den letzten Wochen im Kranken­haus lag, wurde mit ihr noch gespielt. Der Gewin­ner hatte einen „Garten­zaun“ und der Verlie­rer eine sog. „Boll“ auf seinem Zettel. Ihre dabei sich immer wieder­ho­len­den Sprüche haben wir dann mal zusam­men­ge­tra­gen, damit sie nicht verlo­ren gehen:

„Ein Herz hat ein jeder / Herzlich lacht die Tante – und wie sie lacht / Es herze­let und wie es herze­let / Pikus der Waldspecht / Kreuzi­get ihn – na dann kreuzi­gen wir ihn eben / Schon wieder Herz / Du kriegst die Tür nicht zu – Du kriegst die Tür wirklich nicht zu / Wie stehts? / Ich krieg sowie­so die Boll / Fangen wir grad an? / Schon wieder ist Herz Trumpf / Ich hab nur die Melder / Ich hab gemel­det / Hab ich gemel­det? / A Kart‘ zum Davon­lau­fen / Mein lieber Herr Gesangs­ver­ein / Ich hab schon wieder die Boll / Sachen zum Lachen / Oh jemine, mann-oh-mann / ja ja, Kreuz ist Trumpf und Herz soll helfen / Karo – schon wieder (obwohl gerade zweimal Kreuz Trumpf war) / Pik – Na ja / Ich hab 6 Striche und der Wilfried 3 und ich krieg eh‘ die Boll‘ / Das gibt’s ja gar nicht / Karo ist Trumpf – und es kugelt und wie es kugelt / Wieviel Bollen hab‘ ich? 8? So viel hab‘ ich noch nie gehabt / Wieviel brauch‘ ich? 33? (Dann deckt sie und verliert)“

Oberkochen

Der „Done“ Gutheiß – oin’r, der am Stamm­tisch fehlt (Archiv Müller)

Das Sterben lässt sich nicht verhin­dern.
Sterben die Leut‘, so sterben auch deren Sätze, die wir noch lange hören, wenn wir uns an ihn oder sie erinnern. Wie pfleg­te der Gutheißa-Done an den Stamm­ti­schen immer zu sagen? „Loooooß amoal, dass d‘ au was woisch“ oder „iiieb’r d’r Leitz muasch duuuuuu mir nix v‘rzähla. Do woiß I älles.“ Aber eines stirbt niemals nie nicht: D‘ Oberkoch­ner ganget immer ins Dorf. In d‘ Stadt fahret se naoch Oala oder Schduagr’t, wenn’s sei muaß au naoch Ulm. Au wenn mir seit 1968 a Stadt send.

Abschlie­ßend noch ein Wort zum Grüßen und zur Philo­so­phie.
Egal wo’d noakommsch. Nur noch HALLO. Mir saget ällaweil no „GRÜß GOTT ond ADE“. Des han I los wäre müassa.

Und dann haben wir noch einen großen Hang zu philo­so­phi­schen, mitun­ter auch überheb­li­chen, Erkennt­nis­sen zu unserer Kultur wie folgen­der Spruch verdeut­licht: „Der Schil­ler und der Hegel, der Uhland und der Hauff, die sind bei uns die Regel, die fallen gar nicht auf.“

Dialekt in Oberko­chen (1).
Der Bericht war schon fertig, da hat mich ein Email von „oim Bua aus‘m Dreißatal“, dem Hermann Metz aus Breisach, erreicht, der darin das Thema „Oberkoch­ner Dialekt“ aufgrif­fen hat. Er hat wohl recht, dass sich in vielen Berich­ten solche Passa­gen finden lassen; sei es vom Didi Bantel oder von mir. Und da stellt sich natür­lich zu Recht die Frage: „Ist das Oberkoch­ne­risch?“ Und da antwor­te ich frank und frei – Nein. Der Didi hat halt immer sein „Schtutt­gar­de­ri­sches“ durch­schei­nen lassen und bei mir ist sowie­so nochmal ganz anders: Aufge­wach­sen in Oberko­chen, aber mit Hochdeutsch, da hat die Mutti schon darauf geach­tet, auch wenn der Vati von Brastel­burg war. Später habe ich dann auf Sylt und in Kiel sowie in Düssel­dorf gelebt, die La-ied in Thailand und später die Renate in der Schweiz gefun­den, da kann nur ein sprach­li­ches Misch­Masch heraus­kom­men. Didi hat sich dazu vermut­lich schon einiges von den alten Oberkoch­nern anhören lassen müssen, wegen des Stutt­gar­ter Honoratioren-Schwäbisch-Dialekts.

Also nutze ich die Gelegen­heit dieses Thema mit dem über die alten Wörter und Sprüche zusam­men­zu­le­gen und den Hermann mit einem Sprach­kurs zu Wort kommen zu lassen:

In der Chronik des Heimat­ver­eins begeg­nen uns zahllo­se im Dialekt geschrie­be­ne Passa­gen. Beim Lesen frage ich mich immer wieder, ob sie wirklich den Oberko­che­ner Dialekt abbil­den, den ich noch kenne. Ich möchte hier ausgra­ben, was mir in der tiefen Erinne­rung von vor sechzig, siebzig Jahren noch in der Seele steckt. Dass sich in dieser langen Zeit das Sprechen verän­dert hat, da bin ich mir sicher. Was ich nicht weiß, ist, in welcher Weise das gesche­hen sein mag. Meine eigene Darstel­lung kann deshalb nur ein Blitz­licht aus den 40er und 50er Jahren sein. Hier wäre auch auf eine ganz große Schwie­rig­keit hinzuweisen:

Gibt es Regeln, an die man sich bei der schrift­li­chen Wieder­ga­be eines Dialekts halten kann?

Ich habe den Eindruck, jeder Dialekt­spre­cher hat da seine eigenen Vorstel­lun­gen. Wenn es einen Oberko­che­ner ins acht Kilome­ter entfern­te Ebnat verschlägt, und er bleibt dort, wird er am Ende seiner Tage zugeben müssen: »Uiran Dialekt han i en maem ganza Lääbe et glernt.« Natür­lich meint er damit die kaum erforsch­ba­ren Ebnater Feinhei­ten. Genau so wird es dem Ebnater ergehen, der »ens Daal naaghei­rigt hat. Boede schwät­zet scho oogfähr gleich, abr halt et ganz.« Noch schwie­ri­ger wird es für einen gebür­ti­gen Stutt­gar­ter, der sich in Oberko­chen nieder­lässt. In seinem Schwä­bisch wird jeder Koche­mer sofort die nicht-oberko­che­ne­ri­schen Entglei­sun­gen erken­nen. »Ond i bitt om Endschul­di­gong«: In meinen Ohren klang das Stutt­gar­ter Schwä­bisch schon immer »a bissle aageberisch«.

Dazu ein paar Beispie­le aus der Sammlung „Witze und Anekdoten“:

Beitrag 9. …..Traurig sagt sie zum Mann mit der roten Mütze, als der an die Sperre zurück­kommt: »Ja, ja, Herr Schaff­ner, des isch scho a traurigs Geschäft, fort zu wölla ond net fort zu könna.« Der Herr Schaff­ner klopft ihr freund­schaft­lich aufmun­ternd auf die Schul­ter und sagt: »Forzat Se no, Fraule«.

Ich habe es so gelernt: … Traurig sagt sie zum Mann mit der roten Mütze, wie er an die Sperre zurück­kommt: »Ja, ja, Herr Schaff­ner, des isch scho a traurigs Geschäft: furt z´ wella ond net furt z´ kenna.« Der Herr Schaff­ner klopft ihr freund­schaft­lich aufmun­ternd auf die Schul­ter und sagt: »Furzat Se no, Fraule«. (Oberko­che­ner Frauen gingen zu meiner Zeit nicht fort, sondern furt.)

Beitrag 14. ….. „Beim Zeiss isch mr, – on beim Leitz schafft mr“.

I will ja et gscheidr sei wia andre Leit, abr i han´s so glernt: „Beim Zeiss isch ma, ond beim Leitz schafft ma“.

Beitrag 17. ….. „I däd eh’r sage »wie a Sau«, on guck, v’rglägg’rt hasch de au“.

Ich habe es so gelernt: ….. „ond guck, vrdriahlt hasch de ao“.

Beitrag 31. Die Frau sagt zu ihrem Mann: „Du, i glaub d’Welt gat ondr – mir sodded ons vorher no gegasei­tig beich­ta, wo mir ons en onsaram Läaba ohtreu gewäa sen.“ Dem Bauern ist nicht sehr wohl, aber er sagt halt „ja“. Darauf seine Frau: „Also, fang Du drmit a“. Umständ­lich gesteht der Mann seine sechs oder sieben Fehltrit­te. Als er fertig ist, sagt er: „Sodale, on jetz bisch Du drah“. Seine Frau schaut Richtung Gewit­ter­front und sagt: „Schdeig mr da Buckl nuff, – dao henda kommt’s häalr!“

Ich habe es so gelernt: …..„Du, i glaub, d’Welt gat ondr – mir sodded oos vorher no gegasei­tig beich­ta, wo mir oos en oosram Läba oodrei gewäsa send.

→ »Ons« sagt in Oberko­chen überhaupt niemand. Es hieß immer schon »oos«, näselnd ausge­spro­chen. … »Sodale«, sagt die Frau, »ond iatzt bisch Du draa«. Seine Frau schaut Richtung Gewit­ter­front und trium­phiert: »Maa schdeig mr da Buckl nauf – dao henda kommt’s häal

Beitrag 32. Während einer seltsa­men Bahnfahrt, bei der sich der Zug zum Teil außer­halb des Gleises bewegt, erkun­digt sich ein Oberko­che­ner beim Zugfüh­rer: »Du sag amaol, wieso send mir denn grad vo de Glois ra, d’Böschong na, om ’n Apfel­bohm rom, nao a Schdigg ‘m Kocher entlang on wieder nuff uff d’Glois?«

Ich habe es so gelernt: ….»Du sag amaol, wieso send mir denn grad von de Glois raa, d’Beschong naa, om an Apfel­baom rom, nao a Schdigg am Kocher entlang ond wieder nauf auf d’Glois?«

→ der Buchsta­be ö (wie in Böschung) kommt im Schwä­bi­schen überhaupt nicht vor, auch das ü nicht. Das Wörtchen »entlang« hat es, glaube ich, in meiner Sprache damals nicht gegeben. Man sagte eher am/da Kocher naa, oder am/da Kocher nauf.

Fazit:

„Deutsche Sprach‘, schwe­re Sprach“ und Oberkoch­ner Schwä­bisch ist schlicht­weg nicht erlern­bar, wenn es nicht über die Mutter­milch einge­so­gen worden ist.

Im Beitrag Oberko­che­ner Dialekt 1 wollte ich um Entschul­di­gung dafür bitten, dass es schon schwie­rig genug ist, Oberko­che­me­risch zu sprechen, aber um ein Vielfa­ches schwe­rer, es zu schreiben.

Dieser Beitrag ist nicht als Wörter­buch für Schwä­bisch gedacht, aber an ein paar Doppel­buch­sta­ben möchte ich noch zeigen, wie verzwackt die schwä­bi­sche Ausspra­che doch sein kann.

Nehmen wir das ‑eu. Meint man Heu, wird es wie Hae ausge­spro­chen. Ebenso ist es mit der Freude: sie wird zur Fraed. Und heute heißt haet. Wer neun Kinder hat, hat deren nae. Die Leute dagegen sind d´Leit, und wenn sie nach Lindau-Reutin fahren wollen, sagen sie Lindau-Reidin. Meint man neu, wird es wie nui ausge­spro­chen. Bei der Gelegen­heit wird das Feuer zum Fuier, die Steuer zur Stuier und die Scheu­er zur Schuier. Das kann man nur lernen, wenn man es mit der Mutter­milch einge­so­gen hat.

Ich fasse zusam­men: Das ‑eu wird zum ‑ae, ‑ei oder ‑ui, je nachdem, was ma genau moint. Ich habe behaup­tet, der Doppel­buch­sta­be ‑eu werde zum ‑ae, ‑ei oder ‑ui, je nachdem was ma genau moint. Wenn Sie das lernen wollen, »kenndat Sia scho bald auf dr ogsaddl­da Sau naus«. Nehmen Sie doch nur das ‑au in dem an sich wichti­gen Wort Sau. Sie haben dafür zwei Alter­na­ti­ven: Sie könnten es sprechen wie das au in Paul, in Auge oder im genau. Die spricht man wie ao: Paol, Aog, genao. In Sau hört sich das aber ganz anders an. Genau genom­men, kann man auf einem Blatt Papier gar nicht beschrei­ben, wie man es ausspre­chen muss. Dazu müsste man an den Stamm­tisch oder auf den Markt gehen und einem alten Oberko­che­ner genau »aufs Maul gugga und horcha, wie er schwätzt odr gronzt«.

Auch mit dem ‑ei ist es so eine Sache. Sag ich »mein Häuschen«, dann klingt das mein im Oberko­che­ner Dialekt wie mae Heisle. (Entschul­di­gat­se, der Doppel­vo­kal ‑äu kommt glei naoch­her no dra). Also, »mein Häuschen« muaß ma obedengt so ausschbrecha: mae Heisle. ei wird zu ae. Folge­rich­tig ist auch ein Vierte­le Wein a Vierd­a­le Wae. Steht das ‑ei im Ei (von dr Henn), mutiert es zum Oe, wobei das O ein offenes o ist, wie z. B. bei boerisch oder beim Oesa (Furun­kel, den wir als Kinder oft am Hintern hatten). Das andere ‑o hört man bei obedengt. Das ist nicht offen, man muss es ausspre­chen wie Brot oder wie in »ein Ei«: oe Oe.

Ich fasse zusam­men: Das ‑ei wird zum ‑ae, oder zum ‑oe, je nachdem, was ma genau saaga will.

Es war noch die Rede vom ‑äu im Häuschen, Räusch­chen, säuseln. Das ‑äu wird im Heisle zum ‑ei. Dieses ‑ei ist unausprech­lich, besteht das ‑e doch aus einem stump­fen a, wie zum Beispiel in Reidlen­ga (Reutlin­gen). Und was tut der Wind, wenn er nicht gerade bläst? Er seislt.

Oberko­che­ner Dialekt 2.
Gehen wir noch zum Einzel­buch­sta­ben ‑u. Er ist sehr einfach, wenn er in Unter­ko­chen oder im Vater­un­ser, im drunten oder munter steht. Das ‑u wird in allen vier Fällen zu ‑o: »Ondrkocha, Vaadronsr, donda, mondr«. Habe ich aber in Oberko­chen eine Wut, nao hane a Wuad. oogsaddlt = ungesat­telt. Ich fasse zusam­men: Das ‑u wird zum ‑o, oder es bleibt ein ‑u, je nachdem was ma genau hat saaga wella.

Sehr ergie­big wäre auch das ‑a, z. B. im Wort anbau­en, aabaua. Bei der Erläu­te­rung der Ausspra­che des ‑a müsste man oobedengt auf die Notwen­dig­keit des Näselns einge­hen. Das ‑a bleibt ein richti­ges offenes ‑a in dau naa, beim „Getz von Berli­chen­ga“, und beim Bada (en dr Badwann). Aber in: »Leg dein Ranza dau naa« klingen alle drei a – also ich weiß es nicht, man kann den Klang nur auf Franzö­sisch erklä­ren, z. B. das zweite a in „Maman“ (Mama), oder in „Je m´en fous“ (das ist mir egal), aber hier behel­fen sich die Franzo­sen mit einem ‑e (in en) und mit viel Näseln. Und was kommt heraus? Ein origi­na­les schwä­bi­sches Näsel- a. Probie­ren Sie´s einfach mal – »Brobier­at Se´s oefach amaol«. In diesem Satz erken­nen Sie, dass man das –a auch als ao ausspre­chen darf. »Fahrat Se mitam Zug noch Aola, nao wissat Se ällas«. Nur die Aalener wissen nichts, »dia send nemlich in Oola drhoem«.

Kurz gesagt: Es gibt so viele Oberko­che­ner Ausspra­che-Eigen­hei­ten, dass ma, wie ich schon angemerkt habe, manch­maul auf »dr ogsaddl­da Sau naus kennd. Abr schea ond koschdbar send se älle. Odr: O je, ob dui Kooscht (Kunst) wohl älle Obrko­che­ner no beherrschat«?

Den Oberko­che­ner Dialekt erschöp­fend zu behan­deln, isch oomeeglich.

Ich möchte mit einer etwas länge­ren Textübung schlie­ßen. Sie soll seriös sein, wie es der Sache angemes­sen ist, also nicht von der Sorte: »Schällat Se et an sellra Schell, sella Schell schellt et – schällat Se dao diiba an sellra Schell, deane ihr Schell schellt«.

Die Übung ist für einen Neu-Oberko­che­ner mit Vorkennt­nis­sen gedacht.

„Gangat Se aufs Raodhaus ond sagat Se, Sia weddat gära ens Birgrbi­ro, ob Sia dao mit ebbr schbrächa kenndat. Des Fraelaen oder der Herr wurd wahrschein­lich em beschda Hochdeitsch saga, koe Problem, gangat Se grad durch. An dr Thek kenndat Se glei no frauga, ob ma hier au dschen­dra däd. Gangat Se also durch ond sagat Se, hallo Frau Sowie­so, wann ischn de näggschd Gmoedraods­sit­zong? Secht sui mit a bissle zamma­zo­ge­ne Aoga, des hoeß Schdadt­rat, abr sui häb grad da Sitzong­s­bla vrlegt, nao sagat Se zuara, des sei Eane abr peinlich. Sollte sui drauf­naa an roada Meggl griaga, kennat Se ja a weng zrugg schal­da ond zuara saga, sui soll hondrt Maol entschul­di­ga, dees häbat Se wirglich et so gmoint. Abr Sia häbat no a Fraog: Obs en dr Volgs­hoch­schual an Deitsch­kurs gäb, wo Sia Ihran schwä­bi­scha Text auf Ordogra­fie briafa lassa kenndat, Sie seiat nemlich laedr Goddas a Raegschmegg­dr, ausm Obrschwä­bi­scha, Richdong Mägga­be­i­ra, Durlesbach.“

Wenn Sie folgen­de Aufga­ben anstands­los erledigt haben, sind Sie vermut­lich g’schafft, vielleicht sogar ganz aaaag’schafft od’r Se send verschossa worra.
1) Dean Text mit hegschdns zwoi Schnaufr voram Schbiagl iaba.
2) Ens Oberko­che­ner Birgrbi­ro ganga, ond oem odr oenra dean Texd vordra­ga.
3) Nochdeam ma Sia nausgschmis­sa hat, en de näggscht Wirtschaft gange ond d´Enddeischong mitama Gläsle Bier odr zwoe naaschbiala.

Rekla­ma­tio­nen, Ergän­zun­gen oder ein kräfti­ges „Ha no, so et“ sowie ein „der hat doch koi Ahnung“ ☺ bitte direkt an Hermann Metz. I bea ooschuldig ☺.

Also, Ade und schwä­bi­sche Oberkoch­ner Griiii­ie­ße vom Billie vom Sonnenberg

Für einen Josefs-Bericht werden gesucht
Texte, Bilder und eigene Erinne­run­gen an den Josef bzw. den Josefs­tag und den damali­gen und heuti­gen Tradi­tio­nen.
Lasset mi et hänga und schicket mir äbbes mit dr Poscht odr per Mail. Danke.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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