Aphoris­men.

Diesem Bericht will ich mal ein paar Aphoris­men über die Lehrer voran­stel­len. Marcus Tulli­us Cicero (106−43 v. Ch.) sagte einst „Denen, welche lernen wollen, schadet oft die Autori­tät der Lehren­den.” Chris­ti­an Morgen­stern (1871−1914) über die Lehrer-Komödie: „Die Armut der Lehrer, während der Staat Unsum­men für die Wehrmacht hinaus­wirft. Da sie nur 600 Mark sich leisten können, bleiben die Völker so dumm, dass sie sich Kriege für 60 Milli­ar­den Mark leisten müssen“. Erhard Blanck (1942-) meint: „Was ist der Unter­schied zwischen vielen Schülern und Lehrern: „Die Schüler schrei­ben ab und die Lehrer lesen ab.“ Und zwei Unbekann­te haben noch folgen­des im Petto: „Lehrer sind wie Fixer – sie denken immer nur an den Stoff“ und „Lehrer haben vormit­tags Recht und nachmit­tags frei“ Aber das änder­ten zumin­dest die Ganzta­ges­schu­len – jetzt haben sie den ganzen Tag recht ☺.

Bereits darüber berichtet.

Natür­lich wurde dieses Thema aus verschie­de­nen Sichten schon mehrfach behan­delt. Wer sich da noch tiefer durch­ar­bei­ten möchte, dem seien nachfol­gend aufge­führ­te Berich­te von den Herren Volkmar Schrenk, Dr. Christ­hard Schrenk und Dietrich Bantel ans Herz gelegt:

Berich­te 334 bis 338 über den Lehrer „Karl Alfred Günter“, im Bericht 185 wird über „Lehrer, Pfarrer, Tauben­fän­ger“ erzählt, in 152 bis 153 wird über den Lehrer „Chris­toph Jakob Adam“ berich­tet, in Nummer 139 über den Lehrer „Schnei­der“ sowie in 135 über „Ferdi­nand Gutmann“. Der Bericht 44 handelt das Thema „Schule in Oberko­chen vor 175 Jahren“ ab.

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Klassen­fo­to 1953 — Dieses Bild schick­te mir Heidi Proehl, die als Kind mit ihren Eltern in die USA ausge­wan­dert ist (Archiv Müller)

Intro.

Die Schul­zeit ist wohl eine unsere wichtigs­ten Lebens­ab­schnit­te, auf der alles andere aufbaut. Es gibt gute und schlech­te Erinne­run­gen, Lehrer und Mitschü­le­rIn­nen, an die wir nicht gerne zurück­den­ken und es gibt andere, an die wir uns sehr gerne erinnern und solche mit denen wir heute noch Kontak­te und Freund­schaf­ten pflegen. Und weil uns diese Zeit so wichtig ist, gibt es auch die belieb­ten und unbelieb­ten Klassen­tref­fen (je nach Stand­punkt). Ich selbst halte diese Treffen für sehr wichtig, weil es trotz aller Proble­me, die uns im Leben auflau­ern, ein „Ort“ sind, an dem wir so sein können wie wir sind, ohne uns zu verstel­len, weil unsere Wurzeln in dieser Zeit veran­kert sind und Jugend­freund­schaf­ten mit die besten sind.

Es ist mal ein Versuch einen Bericht über unsere Schulen und frühe­ren Lehrer und Lehre­rin­nen zu schrei­ben. Ein Versuch an ihre Namen, ihre Eigen­hei­ten, ihre Verhal­tens­wei­se (die damals in der jewei­li­gen Zeit so waren, aber nicht so sein mussten) mit kleinen Geschich­ten aus der Vergan­gen­heit kurz hervor­zu­ho­len und zu beleuch­ten. Da inzwi­schen Jahrzehn­te vergan­gen sind und manche unserer damali­gen Lehre­rIn­nen bereits verstor­ben sind, kann ich im einen oder anderen Fall, wo es durch­aus angemes­sen ist, auch auf grenz­wer­ti­ge Verhal­tens­wei­sen hinwei­sen. Wenn bei der Leser­schaft während des Lesens noch eigene Erinne­run­gen geweckt werden, so ist das Klassen­ziel erreicht und die Verset­zung nicht gefähr­det. Durch die breite Palet­te der Erinne­run­gen gibt es doch einen Überblick über einige Jahrzehn­te. Natür­lich kommt dieser Bericht nicht ohne trocke­ne Daten und Fakten aus. Daher habe ich diese mit Geschich­ten und Erinne­run­gen gemischt, damit es beim Lesen nicht zu langwei­lig ist. Einen „Schöler Pfeif­fer mit 3 Eff“ hatten wir nicht in meiner Klasse, aber Unfug haben wir sicher auch genug angestellt, denn eine Schul­zeit ohne densel­ben wäre doch auch zu langwei­lig – für Schüler wie auch für Lehrer.

Dass dieser Bericht ein länge­res Format haben muss, versteht sich bei dieser Thema­tik von selbst. Also – liebe Schöler und Schöle­rin­nen – aufge­merkt, naohog­ga – setzen – sit down please – asseyez vous – obsecro contact und viel Spaß beim Lesen und Erinnern.

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Das alte katho­li­sche Schul­haus, später Schwes­tern­haus, Kinder­gar­ten, heute Edith-Stein-Haus (Archiv Müller)

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Das alte evange­li­sche Schul­haus, später Ortsbi­blio­thek, Wiege der Fa. Beier und heuti­ges Heimat­mu­se­um – Schil­ler­haus genannt (Archiv Müller)

Unsere Schul­häu­ser.

Bevor wir uns an die Erinne­run­gen wagen, müssen wir zuerst die Schul­häu­ser aus den unter­schied­lichs­ten Zeiten vorstel­len. Der Ort war religi­ös, und damit auch weltlich, bis 1803 getrennt. Die zwei Macht­zen­tren waren das Zister­zi­en­ser-Kloster Königs­bronn (1÷3) und das Kloster Ellwan­gen (2÷3). Praktisch hieß das: Es gab einen nicht gerade verlau­fen­den Grenz­ver­lauf durch das Dörflein mit einem Zollhäus­chen am Zollbach, heute Katzen­bach genannt, ungefähr da wo heute der Bohrer­ma­cher­brun­nen steht. Das hatte auch zur Folge, dass alles doppelt vorhan­den war – vom Bürger­meis­ter über die Fried­hö­fe bis zu den Schulen. Das hat das Leben nicht gerade erleich­tert, zumal auch nicht über die Grenzen hinweg gehei­ra­tet werden durfte.

Da sind zualler­erst die beiden alten konfes­sio­nell getrenn­ten Schul­häu­ser. Das evange­li­sche in der Aalener Straße 19 mit integrier­ter Lehrer­woh­nung (heute Heimat­mu­se­um im Schil­ler­haus) und das katho­li­sche in der Aalener Straße 6 (heute Edith-Stein-Haus neben der katho­li­schen Kirche). Im Jahr 1900 wurde beschlos­sen eine neue Schule im Dreißen­tal zu errich­ten. Das war nicht ganz einfach, denn es gab mehr katho­li­sche als evange­li­sche Schüler. Aber die Indus­trie war überwie­gend in evange­li­scher Hand und das darben­de Hafner­ge­wer­be in katho­li­schem Eigen­tum. So wurde also eine Schuld in Höhe von 50 Tsd. Mark bei der württem­ber­gi­schen Sparkas­se Stutt­gart aufge­nom­men und es entstand der rote Backstein­bau, auch „Fuchs­bau“ genannt, wie wir ihn heute noch haben. Die Auflö­sung der Konfes­si­ons­schu­len erfolg­te aber erst 1936. Solan­ge war der „Fuchs­bau“ katho­lisch und ab 1937 gab es nur noch die eine „Deutsche Schule Oberko­chen“. 1950, die Zustän­de wurden immer proble­ma­ti­scher, konnten im Bergheim zusätz­li­che Räume für 5 Klassen der Volks­schu­le gewon­nen werden. Ferner wurden 75 neue Schul­bän­ke bestellt. Die alten Bänke kamen ins Bergheim.

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Der Jahrgang 1959/1960 in der Exkla­ve am Sonnen­berg auf den alten Schul­bän­ken aus dem Tal (Archiv Müller)

Die Schüler­zahl ist weiter angestie­gen und betrug im Septem­ber 566 Schüler. Rektor Maikler versi­cher­te, dass man den Klassen­durch­schnitt (später Teiler genannt) nicht über 50 (!!!!) anstei­gen lassen wollte, um den geord­ne­ten Schul­be­trieb gewähr­leis­ten zu können. Heute unvor­stell­bar. Zu Weihnach­ten 1950 gab es für alle diese Schüler und 300 Lehrlin­ge die Hoover-Speisung. Für jeden einzel­nen gab es 2 Tafeln Schoko­la­de und 200 gr. hollän­di­sche Kekse.

1951, das Dorf platz­te bereits überall aus allen Nähten, wurden im alten Schul­haus zwei neue Klassen­zim­mer bereit­ge­stellt und gleich­zei­tig der heuti­ge Mittel­bau errich­tet. Der Königs­bron­ner Künst­ler Schöll­horn malte ein Wandbild mit religiö­sem Motiv und im Treppen­haus Symbo­le der heimi­schen Indus­trie und des boden­stän­di­gen Handwerks. Zusam­men mit der Turnhal­le hatten wir nun eine neu großzü­gi­ge Schule. Die betei­lig­ten Firmen an diesem Projekt waren:

Die Oberkoch­ner Firmen Schrei­ne­rei Karl Fischer / Wilhelm Fritscher Radio-Elektro / Clemens Grupp Schrei­ner- und Glaser­ar­bei­ten / Anton Sauter Gipser / Anton Tritt­ler Beton‑, Maurer‑, Kunst­stein- und Dachde­cker­ar­bei­ten / Franz Wingert Beton‑, Grab‑, Maurer- und Kunst­stein­ar­bei­ten / Paul Wingert Glaser­ar­bei­ten sowie die auswär­ti­gen Firmen Adolf Schön­hardt Platten­fach­ge­schäft aus Bopfin­gen / und Hans Vogt Isolie­run­gen aus Aalen.

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Hubert Oberdor­fer vor dem Brunnen an der Volks­schu­le (Archiv Oberdorfer)

1952 wurde der Chris­to­pho­rus-Brunnen der Aalener Bildhaue­rin Schön­bohm einge­weiht. Für die Kirchen sprachen die beiden Pfarrer Fiedler (ev.) und Hager (kath.). Als Abschluss erklang vom Schul­chor unter Leitung von Lehrer Zweig, wie erstaun­lich, das Lied „Am Brunnen vor dem Tore“. Für uns Schüler war der Brunnen Spiel­platz, bis uns der Hausmeis­ter wegschick­te oder als Hinter­grund für ein Famili­en­fo­to bei beson­de­ren Anläs­sen wie der Einschu­lung. 1958 folgte der zweite Erweiterungsbau.

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1958 Erste Klasse Pro-Gymna­si­um im alten evange­li­schen Schul­haus (heute Schil­ler­haus) mit Stud. Ass. Diebel (Archiv Rathaus)

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Umzug vom alten ins neue Progym­na­si­um – vom Bergheim zum Tierstein (Archiv Müller)

Die Geschich­te des Progym­na­si­ums begann 1957 und münde­te 1962 in einen Neubau oberhalb der Lenzhal­de und wurde nach und nach bis zum heuti­gen Stand ausge­baut (1970 Fachbau, 1975 Aufsto­ckung und 1983/84 Erwei­te­rung im Osten). Durch die Ausdeh­nung und Neuschaf­fung von Wohnge­bie­ten wurde eine weite­re Grund­schu­le notwen­dig — die Tierstein­schu­le. Der Bedarf wurde 1962 angemel­det und 1965 erfolg­te die Einwei­hung. 1970 wurde im Bergheim am Turmweg 24 eine Sonder­schu­le für Lernbe­hin­der­te einge­rich­tet. Im Jahr 1971 übernahm Ulrich Streu, als Nachfol­ger von Georg Hagmann, unter­stützt von Konrek­tor Frieder Ruoff die Volks­schu­le. Sein Werde­gang führte ihn von seiner Geburts­stadt Danzig über Heiden­heim, Schwä­bisch Gmünd, Aalen, Heuch­stet­ten, Ochsen­berg und Bondorf nach Oberkochen.

Die Musik­schu­le wurde 1978 gegrün­det (1987 gab es in der BRD insge­samt 722 Musik­schu­len) und im Laufe der Jahre im roten „Fuchs­bau“ heimisch. Unter der Leitung von Andre­as Hug (dem Nachfol­ger von Reinhold Hirth 1994–2011) unter­rich­ten derzeit 14 Lehrkräf­te 540 Schüler und Schüle­rin­nen (mit allen Kursen). Und in nicht allzu ferner Zukunft werden sie zusam­men mit der Sonnen­berg­schu­le in der alten Tierstein­schu­le ihr Zuhau­se finden. Im alten Bergheim wurde am 9. Septem­ber 1970 eine neue pädago­gi­sche Seite aufge­schla­gen, mit einem Lehrer (dem Sonder­schul­rek­tor Weigold) und einer Klasse 3 und 4 begann die Sonnen­berg­schu­le ihr erfolg­rei­ches Wirken. Durch engagier­te Rekto­ren und Lehrkräf­te sowie der beglei­ten­den Unter­stüt­zung des Freun­des­krei­ses der Sonnen­berg­schu­le“ gelang es diese Schule in Oberko­chen unver­zicht­bar zu machen. 50 Jahre auf dem Buckel und jung geblie­ben. In abseh­ba­rer Zeit erfolgt der Umzug in die alte Tierstein­schu­le und ab dann wird der Sonnen­berg „Schul­frei“ haben.

50 Jahre Sonnenbergschule

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Die alte Volks­schu­le der sog. „Fuchs­bau“ (Archiv Müller)

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Die alte Dreißen­tal­schu­le aus meiner Schul­zeit (Archiv Müller)

Es kamen die 90er Jahre und die Dreißen­tal­schu­le befand sich in einem Zustand, der nicht länger tolerier­bar war. Rektor Stauden­mai­er infor­mier­te den Bürger­meis­ter-Kandi­da­ten Peter Traub schon im Wahlkampf über den dringen­den Sanie­rungs­be­darf an der Dreißen­tal­schu­le. Die Räume waren teilwei­se in einem erbärm­li­chen Zustand; in der Toilet­te im Backstein­bau fiel sogar die Holzde­cke herun­ter. Da aber aufgrund der damali­gen Krise bei Carl Zeiss und der paral­le­len Wirtschafts­kri­se das Geld fehlte, um die Gebäu­de zu sanie­ren, wurde die Sanie­rung zunächst verscho­ben. Dies auch deshalb, weil es damals einen großen Sanie­rungs­stau bei allen öffent­li­chen Gebäu­den und Straßen gab. Am 21.08.2000 beschloss der Gemein­de­rat, die Sanie­rungs­pla­nung für die Dreißen­tal­schu­le an das Archi­tek­tur­bü­ro Mathis Tröster, Ellwan­gen, zu verge­ben. Aufgrund der hohen Kosten wurde sogar ein Abbruch und Neubau der Dreißen­tal­schu­le disku­tiert. Da ein Neubau vom Land aber abgelehnt und nicht bezuschusst wurde, entschied sich der Gemein­de­rat am 12.06.2002 für eine General­sa­nie­rung. Darauf­hin wurden der Mittel- und Altbau in den Jahren 2003 und 2004 umfang­reich saniert und umgebaut. Die General­sa­nie­rung schloss mit Kosten in Höhe von insge­samt rund 4,5 Mio. Euro ab. Zuvor wurde in den Jahren 1998 und 1999 der sog. Verbin­dungs­bau zwischen Dreißen­tal­hal­le und ‑schule neu gebaut und Fachräu­me einge­rich­tet. In diesem Zusam­men­hang wurde auch das Foyer der Dreißen­tal­hal­le neuge­stal­tet und umgebaut. Mit Bescheid vom 21. Januar 2010 geneh­mig­te das Land Baden-Württem­berg die Einrich­tung einer Werkre­al­schu­le an der Dreißen­tal­schu­le. Die Stadt erhoff­te sich damals, die Haupt­schu­le retten zu können. Die mangeln­de gesell­schaft­li­che Akzep­tanz dieser Schul­art und die Verän­de­rung der bildungs­po­li­ti­schen Rahmen­be­din­gun­gen brach­ten aber auch für die Werkre­al­schu­le das baldi­ge Aus. Die 2011 gewähl­te grün-rote Landes­re­gie­rung wollte neue Akzen­te in der Bildungs­po­li­tik setzen und richte­te wieder­um eine neue Schul­art ein, nämlich die Gemein­schafts­schu­le. Sie sollte die Alter­na­ti­ve zu Haupt- und Realschu­len sein. Für die Dreißen­tal­schu­le ergab sich damit die einma­li­ge Gelegen­heit, die Haupt­schu­le durch die neue Gemein­schafts­schu­le zu erset­zen und damit sogar einen mittle­ren Schul­ab­schluss zu ermög­li­chen. Das Land Baden-Württem­berg hob mit Schrei­ben vom 23. Juli 2012 die Werkre­al­schu­le auf und geneh­mig­te gleich­zei­tig eine Gemein­schafts­schu­le. Die Schaf­fung eines Schul­zen­trums an der Dreißen­tal­schu­le ist das Ergeb­nis einer Schul­ent­wick­lungs­pla­nung, die 2016 begon­nen und im März 2017 abgeschlos­sen wurde. Die Schul­ent­wick­lungs­pla­nung erfolg­te vor dem Hinter­grund des bildungs­po­li­ti­schen und demogra­phi­schen Wandels und des damit verbun­de­nen Rückgangs der Schüler­zah­len. Bestand­teil dieser Planung war der Vorschlag, die beiden Grund­schu­len, nämlich die Tierstein­schu­le und die Dreißen­tal­schu­le, zunächst organi­sa­to­risch zusam­men­zu­füh­ren. Nach anfäng­li­chen, teils hefti­gen Wider­stän­den und Protes­ten, nicht nur im Gemein­de­rat, sondern vor allem auch bei Eltern und Lehrern der Tierstein­schu­le, wurde die organi­sa­to­ri­sche Zusam­men­füh­rung der beiden Schulen am 25. April 2016 vom Gemein­de­rat beschlossen.

Im Jahr 2017 wurde dann folgen­de Grund­satz­ent­schei­dung beschlos­sen: Am Stand­ort Dreißen­tal wird ein Schul­zen­trum geschaf­fen. Dazu wird eine Erwei­te­rung um Klassen- und Fachräu­me sowie die Sanie­rung des Backstein­baus (Fuchs­bau) durch­ge­führt werden. Zudem wird die Dreißen­tal­hal­le als Schul­sport- und Veran­stal­tungs­hal­le neu gebaut werden. Die Sonnen­berg­schu­le im Turmweg 24 wird ihr Domizil verlas­sen und in ein sanier­tes Gebäu­de der alten Tierstein­schu­le einzie­hen. Das Gymna­si­um bleibt dort, wo es ist. Das wurde und ist ein Mega-Projekt für Oberko­chen und es gab reich­li­che Diskus­sio­nen über mögli­che Varian­ten bevor diese Entschei­dung getrof­fen wurde. Der Umbau ist in vollem Gang und wenn alles planmä­ßig verläuft, wird das gesamt Projekt incl. eines Neubaus der Dreißen­tal­hal­le Ende 2023 fertig sein.

Baupro­jekt Dreißentalschule

Im Jahr 2018 gab es folgen­de Schüler- und Lehrer­zah­len in Oberko­chen: Am EAG Oberko­chen lernten 461 Schüle­rin­nen und Schüler und es unter­rich­ten 52 Lehrer incl. Referen­da­re und 2 kirch­li­che Lehrkräf­te. An der Dreißen­tal­schu­le incl. Tierstein­schu­le (Zusam­men­le­gung erfolg­te 2017) unter­rich­te­ten 48 Lehrkräf­te 485 Schüle­rin­nen und Schüler.

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Lehrer­kol­le­gi­um 1962 am Progym­na­si­um am Turmweg 24 (Archiv Müller)
Vorde­re Reihe v.l.n.r.: Pfr. Forster, Kunrat, Ulrich, Schrenk, Ehmann, Gradner, Pfr. Geiger
Hinte­re Reihe v.l.n.r.: Thiem, Hils, Krug, Bantel, Schwab, Riegel, Vik. Grassel

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Lehrer­kol­le­gi­um 1959 Dreißen­tal­schu­le (Archiv Müller)
Vorde­re Reihe v.l.n.r.: Gunzen­hau­ser, Vik. Klein, Pfr. Gottfroh, Hagmann, Pfr. Forster, Braun, Maikler
Mittle­re Reihe v.l.n.r.: Kat. Sched­ler, Ruoff, Kny, Franz, Holz, Heller, Keller, Bisch­ler, Kat. Nadler
Hinte­re Reihe v.l.n.r.: Köhler, Uhl, Erben, Hölldampf, Jungk, Schmieg, Thiel, Herrmann, Hellenschmidt

Schul­all­tag in alten Zeiten.

Dazu gibt es eine schöne Ausar­bei­tung von Prof. Dr. Christ­hard Schrenk aus dem Büchle „Alt-Oberko­chen“, das er mir netter Weise mit anderen Ausga­ben seiner Veröf­fent­li­chun­gen zugeschickt hat. Daraus will ich auszugs­wei­se einiges beschreiben:

„Um das Jahr 1900 war das Schul­le­ben noch sehr stark auf das bäuer­li­che Leben abgestimmt. Im Sommer gab es nur vormit­tags und im Winter zusätz­lich zwei Stunden nachmit­tags. Jeder (!) Schul­tag begann mit dem Kirch­gang. Die „Langgäss­ler“ (Lange Gasse = Heiden­hei­mer Straße“ brach­ten ihre Ranzen erst in den „Fuchs­bau“ (Roter Backstein­bau im Dreißen­tal) und die Kirch­gäss­ler (Kirch­gas­se = Aalener Straße) nahmen ihren Ranzen in die Kirche mit. Danach ging es gemein­sam in den Unter­richt in die erste konfes­si­ons­über­grei­fen­de Schule. Auch die Schul­fe­ri­en waren dem Bäuer­li­chen angepasst – 3 Wochen Ernte­fe­ri­en im Sommer und im Herbst Kartof­fel­fe­ri­en. Jährli­che Schul­zeug­nis­se gab es nicht. Es wurde nur ein Abschluss­zeug­nis erteilt.“

Sitzen­blei­ber gab es nicht, in der Regel wurde jeder mit einem Zeugnis entlas­sen, auch schwie­rigs­te Fälle, wie die folgen­de wunder­ba­re Oberkoch­ner Anekdo­te (über ein Mädchen, das partout nicht rechnen konnte) erzählt. Die Lehre­rin sagte: „Mädle, jetzt sag mir halt einfach nach: 2 und 2 = 4; sonst darf ich dich nicht entlas­sen!“ Zu erwäh­nen ist auch, dass für die Evange­li­schen das Bezirks­schul­amt Heiden­heim und für die Katho­li­schen Schwä­bisch Gmünd zustän­dig war. Auch das ging noch auf die frühe­re Religi­ons­tren­nung zurück.

Im „Fuchs­bau“ wohnten die Lehrer Alfons Mager und Leo Klotz­bü­cher. Ganz oben wohnte der Schul­die­ner und der unstän­di­ge (bedeu­tet nicht ständig tätig) Lehrer Emil Kessler. Der Lehrer Ignaz Umbrecht wohnte außer­halb des Gebäu­des. Er war von 1934 (er kam aus Gundels­heim) bis 1944 u.a. auch als Anstalts­lei­ter (schon komisch, so wurden tatsäch­lich früher Rekto­ren genannt) tätig und wurde 1948 pensio­niert. Neben seinem Schul­dienst engagier­te er sich als Organist und Leiter des kath. Kirchen­chors. Von 1911 bis 1934 hatte Karl Günther im evange­li­schen Schul­haus die einzi­ge Schul­meis­ter­stel­le. 1934 übernahm Gottlob Braun diese Stelle und wohnte über den Schul­räu­men 31 Jahre lang in einer 5‑Zim­mer-Wohnung.

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Der Lehrer Gottlob Braun 1954 – dieser Vorna­me ist auch auf der Strecke geblie­ben (Archiv Müller)

Das arme Dorfschulmeisterlein.

Dieses Volks­lied stammt aus dem ausge­hen­den 19. Jahrhun­dert und beschreibt die tägli­che Not des Lehrers auf dem Lande. Aus dieser Zeit stammt sicher auch der Lehrer­spruch: „Speck und Eier macht Einser und Zweier. Weißen und Roten will ich auch gern belohnen.“

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Das Lied über das arme Dorfschul­meis­ter­lein (Archiv Müller)

Nachste­hend der Liedtext zu „In einem Dorf im Schwa­ben­land“ bzw. „Das arme Dorfschulmeisterlein“

Am Sonntag ist er Organist,
am Montag fährt er seinen Mist,
am Diens­tag hütet er die Schwein‘,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Am Mittwoch fährt er in die Stadt
Und kauft, was er zu kaufen hat:
‘nen halben Hering kauft er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Und Donners­tag dann in die Schul‘.
Legt er die Buben über’n Stuhl.
Er haut so lange, bis sie schrei‘n,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Am Freitag dann im Unter­richt
Erzählt er von der Weltge­schicht‘
Und paukt die Jahres­zah­len ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Am Samstag schließ­lich sind noch dann
Vokabeln und Gramma­tik dran,
er quält die Buben mit Latein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Und wenn im Dorfe Hochzeit ist,
dann könnt ihr sehen, wie er frisst.
Was er nicht frisst, das steckt er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Und wird im Dorf ein Kind getauft,
dann könnt ihr sehen, wie er sauft.
Elf Halbe schüt­tet er sich rein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Und wird im Dorf ein Schwein geschlacht‘,
dann könnt ihr sehen, wie er lacht.
Die größte Wurst ist ihm zu klein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

Und wenn die Schule einmal brennt,
dann könnt ihr sehen, wie er rennt,
dann kann sich mit den Kindern freu’n
das arme Dorfschulmeisterlein.

Allge­mei­nes um und vor 1900.

Damals, und das galt im gesam­ten Reich, waren die Unter­richts­zie­le Gehor­sam, Fleiß, Ordnung und Sauber­keit. Diese Tugen­den galt es den Kindern vor allem beizu­brin­gen. Mit zum Teil harten Strafen, wie Ruten- und Stock­schlä­gen, Handtat­zen oder dem Knien auf einem Holzscheit, versuch­ten die Lehrer, ihre Vorstel­lun­gen von Diszi­plin durch­zu­set­zen. Als Grund­vor­aus­set­zung für äußere und innere Diszi­plin wurde das richti­ge und vor allem ruhige Sitzen angese­hen. In den Schul­vi­si­ta­ti­ons­pro­to­kol­len wird immer wieder darauf hinge­wie­sen, dass die Lehrer mehr auf das „richti­ge“ Sitzen der Schüler achten sollten. So heißt es im Novem­ber 1886:

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Die Wacht am Rhein – als Frank­reich noch der Erzfeind war (Museum Essingen)

Inner­halb von 1000 Jahren Schulsystem

gab und gibt es bis heute Änderun­gen und Anpas­sun­gen. Mal zum Vorteil, aber auch zum Nachteil von Schülern und / oder Lehrern. Nachfol­gen­der Text stammt aus dem Schul­mu­se­um Ottweiler.

Kloster‑, Dom- und Stifts­schu­len: Für mittel­al­ter­li­che Klöster galt es als erstre­bens­wert, neben Biblio­thek und Schreib­werk­statt auch über eine Schule zu verfü­gen, die den klöster­li­chen Nachwuchs heran­bil­de­te, aber auch für Laien zugäng­lich war. Nach dem Erwerb von Grund­kennt­nis­sen in ABC, Schrei­ben, Kirchen­ge­sang, Kirchen­rech­nung und Psalmen stand für den fortge­schrit­te­nen Schüler das Studi­um der „Septem Artes libera­les“, der „Sieben Freien Künste“ auf dem Lehrplan: Gramma­tik, Rheto­rik, Dialek­tik bzw. Logik, Arith­me­tik, Geome­trie, Musik und Astro­no­mie. Vergleich­ba­re Schulen entstan­den an Bischofsitzen.

Ritter­bil­dung: Der dem Ritter zur Ausbil­dung anver­trau­te Knappe ging anders als der Kloster­no­vi­ze durch eine nicht­schrift­li­che Schule. Er musste sich in den „Septem Probi­ta­tes“, den „Sieben Tüchtig­kei­ten“ erpro­ben: Schwim­men, Reiten, Pfeile­schie­ßen, Fechten, Jagen, Schach­spie­len und Verse­ma­chen. Der Umgang mit Musik, Dichtung und fremden Sprachen wurde an Ritter­hö­fen von den adeli­gen Damen gepflegt und von diesen wohl auch den Kindern nahegebracht.

Städti­sche Schulen: Mit der Entwick­lung der Städte ab 1200 wurden Schulen unter Magis­trats­ho­heit einge­rich­tet, die Stadt stell­te den angese­he­nen „Magis­ter“, „Rektor“ oder „Schul­meis­ter“ ein, der mit seinen Lehrge­sel­len Unter­richt erteil­te. Unter­richts­spra­che war ursprüng­lich Latein; der Lehrplan glich dem der Domschu­len. Auf Drängen der Eltern wurde zuneh­mend auch in Deutsch unter­rich­tet. In Städten mit jüdischen Gemein­den gab es eine „Juden­schul“, die das Schick­sal ihrer Gemein­de teilte.

Winkel­schu­len: Schrift­li­che Betriebs­füh­rung im aufblü­hen­den Handel seit dem 13.Jahrhundert verlang­te nach einfa­chen Schreib- und Rechen­kennt­nis­sen für Handwer­ker. Männer, die schrei­ben und rechnen konnten, boten mit Geneh­mi­gung des Magis­trats in ihrer Wohnung Unter­richt gegen Bezah­lung an: So entstan­den Winkel­schu­len. Kinder, aber auch Erwach­se­ne konnten Schüler solcher Schulen sein. Der Schul­be­such dauer­te so lange, bis man konnte was man lernen wollte. Unter­richts­spra­che war Deutsch.

Fahren­de Schola­ren: Im Mittel­al­ter gab es „fahren­de Schola­ren“. Das waren Schüler, die eine höhere Bildung anstreb­ten, an ihrem Wohnort keine geeig­ne­te Möglich­keit fanden und deshalb allein oder in Gruppen von Schule zu Schule quer durch halb Europa zogen. An ihrem jewei­li­gen Aufent­halts­ort mussten sie die Schule besuchen. Ihre Unter­stüt­zung durch Spenden sah man im Volk als „gutes Werk“ an; ebenso trugen Bette­lei und Hilfs­diens­te zum Lebens­un­ter­halt der Schola­ren bei.

Küster­schu­len: Im Anschluss an die Refor­ma­ti­on verbrei­te­ten sich im 16.Jahrhundert zunächst in evange­li­schen Pfarrei­en „deutsche“ Schulen über den ländli­chen Raum. Sie sollten das für das Bibel­le­sen notwen­di­ge Wissen vermit­teln. Jeder Unbeschol­te­ne, der über entspre­chen­de Kennt­nis­se verfüg­te, konnte zum Lehrer gewählt werden. Die Schul­auf­sicht führte der Pfarrer. Oft waren es ehema­li­ge Solda­ten oder Handwer­ker, die neben­bei den Küster­dienst versa­hen und in ihrer Wohnstu­be oder von Haus zu Haus den Dorfkin­dern Buchsta­bie­ren, Lesen, Katechis­mus und Kirchen­lie­der beizu­brin­gen versuch­ten. Gerech­net wurde meistens nicht.

Latein­schu­len: Während auf dem Land höchs­tens an eine Elemen­tar­bil­dung zu denken war, boten städti­sche Latein­schu­len seit Mitte des 16.Jahrhunderts die notwen­di­ge Vorbil­dung sowohl für kirch­li­che wie für öffent­li­che Ämter. Die Schul­ord­nun­gen regel­ten mit Zucht und Stren­ge das Schul­le­ben. Die Lehrer waren oft Theolo­gen, die auf Pfarr­stel­len warte­ten oder sich für das Lehramt berufen fühlten. Gelesen wurden latei­ni­sche, griechi­sche und hebräi­sche Texte, an denen zugleich Geschich­te und Litera­tur erklärt wurde. Reali­en und Mathe­ma­tik spiel­ten oft eine unter­ge­ord­ne­te Rolle.

Ländli­che Volks­schu­le: Allen Verord­nun­gen der Landes­fürs­ten zum Trotz, schon im 18. Jahrhun­dert die allge­mei­ne Schul­pflicht einzu­füh­ren, wurden erst im Laufe des 19. Jahrhun­dert alle Kinder von der Schule erreicht. Anders als in der Stadt bestimm­te auf dem Land die überwie­gend einklas­si­ge Dorfschu­le das Bild, in der ein Lehrer bis zu 100 Schülern unter­schied­li­chen Alters unter­rich­te­te. Gegen­über der städti­schen Volks­schu­le war der Lehrstoff in den Fächern Lesen, Schrei­ben, Religi­on, Singen und Rechnen einge­schränkt. Erst ab 1872 wurde die Stunden­ta­fel moder­ni­siert, Religi­on einge­schränkt und die Reali­en (Natur­leh­re, Erdkun­de, vater­län­di­sche Geschich­te) ausgebaut.

Nähschu­len: Zur „Hebung des allge­mei­nen Wohlstan­des und Gewer­be­flei­ßes“ erließ die Obrig­keit im 18. Jahrhun­dert vieler­orts Verfü­gun­gen zur Einrich­tung von Schulen, die – nach der norma­len Schule – prakti­sche Kennt­nis­se vermit­teln sollten. Den Unter­richt erteil­te die Lehrers­frau oder eine andere ehrba­re, geeig­ne­te Persön­lich­keit. Die Dorfmäd­chen glaub­te man derweil „von der Straße“.

Städti­sche Volks­schu­le: „Mit Volks­schu­le pflegt man in Deutsch­land dieje­ni­gen Lehran­stal­ten zu bezeich­nen, welche dazu bestimmt sind, … die große Masse der schul­pflich­ti­gen Kinder zu unter­rich­ten und diese zu dem jewei­lig als unent­behr­lich … angese­he­nen elemen­ta­ren Wissen und Können anzulei­ten.“ (Zitat, 1875) Diese Schulen verfüg­ten in der Regel in den Städten über drei und mehr Klassen und waren zum Teil gut ausge­stat­tet. Eine Sonder­form in den im 19. Jahrhun­dert entste­hen­den Indus­trie­zen­tren bilde­ten die „Armen­schu­len“, die von armen Eltern kein Schul­geld verlangten.

Bürger­schu­len: Dem aufstre­ben­den Bürger­tum des frühen 19. Jahrhun­dert genüg­ten weder die alten Latein­schu­len oder humanis­ti­schen Gymna­si­en noch die niede­ren deutschen Schulen für das einfa­che Volk. Selbst­be­wuss­te städti­sche Beamte, Advoka­ten und Geschäfts­leu­te setzten sich für Bürger­schu­len ein, in denen ihre Kinder – aller­dings meist Jungen – von Lehrern mit pädago­gi­schem Anspruch mit Hilfe ausge­wähl­ter Lehrmit­tel lebens­prak­tisch unter­rich­tet wurden. Während Bürger­schu­len zu den „Mittel­schu­len“, den Vorläu­fern der heuti­gen Realschu­len zu rechnen sind, gehen die „Höheren Bürger­schu­len“ in „Realgym­na­si­en“ und „Oberre­al­schu­len“ auf.

Mittel­schu­len: Zwar gab es schon im 18. Jahrhun­dert Realschu­len, aber erst gegen Ende des 19. Jahrhun­derts berück­sich­tig­ten die sogenann­ten Mittel­schu­len als Vorläu­fer der heuti­gen Real- und Berufs­schu­len die Bedürf­nis­se des gewerb­li­chen Lebens wie neuere Fremd­spra­chen oder gewerb­li­ches Rechnen. Dies und die Tatsa­che, dass lange Zeit allein Gymna­si­al­ab­gän­ger nach der Tertia das „Einjäh­ri­ge“ (= Reduzie­rung der Militär­zeit auf ein Jahr) erhiel­ten, ließ die meisten Eltern das Gymna­si­um für ihre Söhne vorzie­hen. Bis ins 20. Jahrhun­dert schick­te man eher die Töchter zur Mittel­schu­le. Seit 1959 gilt für Schulen dieses Typs die einheit­li­che Bezeich­nung „Realschu­le“.

Gymna­si­um: In der Nachfol­ge der Latein­schu­len, beson­ders aber durch die Normie­rung des Abitu­ri­en­ten­ex­amens 1812 kristal­li­sier­te sich das Gymna­si­um allmäh­lich als „die“ Bildungs­an­stalt für alle Karrie­ren im höheren Staats­dienst und die freien Berufe heraus. Tragen­de Säulen der Ausbil­dung waren die klassi­schen Sprachen, die antike Kultur stand im Mittel­punkt der Betrach­tung. Daneben entwi­ckel­ten sich im 19. Jahrhun­dert höhere Schulen, die sich stärker an moder­nen Sprachen und den Natur­wis­sen­schaf­ten orien­tier­ten, aber erst ab 1900 die Berech­ti­gung zum Univer­si­täts­stu­di­um ertei­len durften.

Privat­un­ter­richt: Kinder aus besse­rem Hause ließ man gern von einem Hausleh­rer, Hofmeis­ter oder einer Gouver­nan­te unter­rich­ten; bis zum Jahr 1920 waren diese Kinder damit von der Schul­pflicht befreit. Trotz anspruchs­vol­ler Anfor­de­run­gen bei kärgli­cher Besol­dung waren viele Univer­si­täts­ab­sol­ven­ten im 19. Jahrhun­dert gezwun­gen, als Hausleh­rer in herrschaft­li­che Diens­te zu treten. Für gebil­de­te, unver­hei­ra­te­te Frauen war die Tätig­keit als Erzie­he­rin oder Gouver­nan­te eine der wenigen Möglich­kei­ten, sich ihren Lebens­un­ter­halt zu verdie­nen. Eine gemein­schaft­li­che Erzie­hung für „höhere Töchter“ fand in den zahlrei­chen Pensio­na­ten und Insti­tu­ten statt.

Gesamt­schu­len: Bedingt durch enormen Bedarf an quali­fi­zier­ten Arbeits­kräf­ten und der Forde­rung nach mehr Chancen­gleich­heit im Bildungs­sys­tem wurden ab 1969 integrier­te Gesamt­schu­len einge­rich­tet. In ihnen werden alle Schüler, die sonst Gymna­si­en, Real- oder Haupt­schu­len besuchen müssten, bis Klasse 10 gemein­sam unter­rich­tet. Den unter­schied­li­chen Begabun­gen versucht man durch ein breit­ge­fä­cher­tes Angebot und Wahlmög­lich­kei­ten gerecht zu werden. Neben Fachun­ter­richt gibt es fächer­über­grei­fen­den Projekt­un­ter­richt. Im sogenann­ten Team-Gruppen­un­ter­richt arbei­ten mehre­re Lehrer im Team zusammen.

Dieses war der erste Streich und der zweite folgt sogleich.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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