Intro.

Unser verstor­be­ner Didi Bantel hatte zu diesem Thema bereits einen ersten Bericht mit Nummer 541 geschrie­ben. Darin hat er abschlie­ßend angekün­digt, diese Beschrei­bung später liefern zu wollen. Entwe­der hat er es verges­sen oder oifach nemma g’schafft. Das Buch, auf das sich der Bericht 541 und dieser bezieht, heißt „Beschrei­bung des Oberamts Aalen“, wurde vom könig­li­chen statis­tisch-topogra­fi­schen Bureau heraus­ge­ge­ben und von der Drucke­rei und dem Verlag Horst Bissin­ger KG in Magstadt bei Stutt­gart im Jahre 1854 verlegt. Die mir vorlie­gen­de Ausga­be ist eine Neuaus­ga­be von 1962 und es macht Spaß darin zu blättern und zu lesen. Voraus­set­zung dazu sind aller­dings Kennt­nis­se der sog. Fraktur­schrift, in der Bücher zur damali­gen Zeit gedruckt wurden. Zudem gilt natür­lich die Recht­schrei­bung von damals.

Danke. Für den Hinweis zu diesem Buch und anderen Unter­stüt­zun­gen danke ich Ottmar Bihlmaier.

Inhalt des Buches von 1854.

Im Teil A finden wir eine „Beschrei­bung des Oberamts im Allge­mei­nen“ mit den Themen­be­rei­chen: I. Lage und Umfang, II. Natür­li­che Beschaf­fen­heit, III. Einwoh­ner IV. Wohnor­te V. Vermö­gen VI. Gesell­schaft­li­cher Zustand VII. geschicht­li­cher Ueberblick.

Im Teil B die ganzen „Ortsbe­schrei­bun­gen“: Von Aalen, Abtsgmünd, Adelmanns­fel­den, Dewan­gen, Essin­gen, Fachsen­feld, Heuch­lin­gen, Hofen, Hohen­stadt, Hüttlin­gen, Laubach, Lauter­burg, Neubronn, Ober=Kochen, Pommerts­wei­ler, Schechin­gen, Unter=Kochen, Unter=Rombach und Wasseralfingen.

Oberkochen

Blick über den Ölwei­her und Leitz auf den Ort (Archiv Müller)

Ortsna­me.

Der Ort wurde offizi­ell wie folgt geschrie­ben: „Ober=Kochen“ und die Nachbar­ge­mein­de natür­lich „Unter=Kochen“. Wenn es bei der letzten Gemein­de­re­form nach den Visio­nen des Unter­koch­ner Stucka­teur­meis­ters Köder (dem verstor­be­nen Schwie­ger­va­ter meines Freun­des Horst Knaus) gegan­gen wäre, hätten wir heute vielleicht eine verein­te Gemein­de mit Namen „Kochen“. Wer weiß das schon. Ich finde es jeden­falls spannend hin und wieder darüber nachzu­den­ken, wie sich beide Gemein­den auf diese Weise entwi­ckelt hätten…..

Oberkochen

Katas­ter­aus­zug Oberko­chen aus dem Jahr 1838 (Archiv Holz)

Wie sah der Ort damals statis­tisch aus?

Der Ort bestand aus einem katho­li­schen und evange­li­schen Pfarr­be­reich mit 1.180 männli­chen und weibli­chen EW, davon 705 Katho­li­sche sowie der Kreuz­müh­le, der Öl- und Schleif­müh­le, der Schla­cken­wä­sche und der Ziegel­hüt­te mit insge­samt 21 Katho­li­schen sowie 475 Evangelischen.

Oberkochen
Oberkochen

Blick auf den Ort über die Bahnli­nie nach 1864 (Archiv Müller)

Die Flächen auf Ober=Kochner Grund sahen wie folgt aus. Daraus könnten wir für die Freun­de der einfa­chen Bruch­rech­nung eine Prüfungs-Aufga­be ablei­ten: „Bilden Sie die Summe aus den angege­be­nen Werten.“ Um einer Beschwer­de, wegen zu hoher Komple­xi­tät, beim Kultus­mi­nis­te­ri­um zu entge­hen, sind die Brüche bereits zu einem gemein­sa­men Nenner verein­heit­licht (☺ Spaß muss ein).

Oberkochen

Herzli­chen Glück­wunsch. Wer jetzt zu dem Ergeb­nis 7.478 Morgen kommt, hat die Prüfung bestan­den. Wer sich ein * verdie­nen möchte, muss noch die Umrech­nung in QM vorneh­men. Der Klassen­bes­te muss jetzt natür­lich folgen­de Frage stellen: „Welcher Morgen? Es gab damals so viele verschie­de­ne.“ Richtig! Setzen! Streber!

Oberkochen

Pflug-Gespann mit einge­schirr­tem Rindvieh an der Kapel­le im Weingar­ten (Archiv Schlipf)

„Ein Morgen ist das Maß, welches durch die Fläche bestimmt wird, die mit einem einscha­ri­gen Pferde- und oder Ochsen­pflug an einem Vormit­tag pflüg­bar ist.“ Wenn es unter­schied­li­che Maße für den Morgen gab, lag das womög­lich am Pferd, am Ochsen, am Bauern, am Boden oder an der Länge des Vormit­tags ☺ – wir wissen es nicht. Was wir wissen, sind die QM-Zahlen der unter­schied­li­chen Morgen (Man schaue sich dabei die Preußen an – bis auf die 2te Nachkom­ma­stel­le – typisch):

Oberkochen

Wenn der Prüfling somit bei Zugrun­de­le­gung eines sog „Schwä­bi­schen Morgens“ mit 3.152 qm auf eine Summe von 23.570.656 qm kommt, hat er sich die „1 mit Stern­chen“ verdient.

Weite­re Erkennt­nis­se. Auf 1 Menschen kamen 6,2 Morgen (nur Pommerts­wei­ler mit 7,6 und Essin­gen mit 7,0 hatten einen höheren Wert; Aalen hatte 1,7 und Fachsen­feld gar nur 1,1 zu bieten); auf 1 Wohnge­bäu­de kamen 7,5 Menschen; auf 100 Menschen kamen 7,3 Pferde und 47,6 Rindvie­cher; auf 100 Morgen Fläche kamen demnach 1,1 Pferde, 7,6 Rindvie­cher und 16,13 Menschen.

Bilder zum Bericht.

Aus der damali­gen Zeit gibt es keine Bilder und so nehme ich einfach späte­re, um den Text etwas aufzu­lo­ckern, aber trotz­dem dazu (irgend­wie) passen(d gemacht werden).

Beson­de­re Begrif­fe müssen im Vorfeld bezüg­lich ihrer Bedeu­tung erklärt werden.

  • Condo­mi­ni­um » gemein­schaft­lich ausge­üb­te Herrschaft über ein Gebiet
  • Ein- oder zweimä­dig » einma­li­ger oder zweima­li­ger Schnitt
  • Etter » Umfrie­dung eines Dorfes
  • Exerci­ti­ti­um » (in diesem Fall) geisti­ge menta­le Übung
  • Gebühr­schaft » nichts zu finden und in Google sollte man das besser nicht eingeben
  • Malefiz » schlech­te Tat
  • Malter » Volumen­maß für Getrei­de – entspricht 1 Kubikmeter
  • Parochi » Amtsbe­zirk eines Pfarrers
  • Pfrün­de » mit Einkünf­ten verbun­de­nes Kirchenamt
  • Simri » Hohlmaß für Getrei­de – entspricht 44,3 Liter
  • Stolge­büh­ren » Pfarr­ge­büh­ren für Taufe, Trauung, Beerdi­gung u.ä.m.
  • Unter­gän­ger » Grenzsteinsetzer
  • Zehnten » groß und klein, Flachs‑, und Hanf‑, am Blut- und Heuzehnten.
Oberkochen

Ein Bick von der Kirch­gas­se hinab Richtung Ortsmit­te (Archiv Müller)

Origi­nal­text Beschrei­bung von 1854.

Dieser Bezirk, ganz der Alp und dem Gebie­te des weißen Jura zugehö­rig, ist inter­es­sant durch die auf der südli­chen Grenze statt­fin­den­de Gebirgs­ein­sen­kung, welche das Kocher- mit dem Brenz­tha­le fast eben verbin­det. Rechts und links von dem Thale steigt die Markung noch auf die Höhe des Albuches und – in gerin­ge­rer Ausdeh­nung – des Herts­fel­des, wo aber – schon des Wasser­man­gels wegen, keine mensch­li­chen Ansied­lun­gen sind; denn nur das Thal ist hinrei­chend mit Quellen versehen.

Im Westen gränzt der Bezirk von Essin­gen, im Norden an Unter=Kochen und auf kürze­re Strecken an Aalen und Unter=Rombach. Oestlich und südlich bildet er die Gränze des Oberamts, dort auf eine kurze Strecke gegen Ebnat im O.A.(Oberamt) Neres­heim, sonst gegen Königs­bronn im O.A. Heidenheim.

Durch das Kocher­thal zieht sich die Poststra­ße zwischen Aalen und Heidenheim=Ulm, an welcher auch Ober=Kochen selbst liegt. In welchem Orte sich nahezu die ganze Bevöl­ke­rung concen­triert, da nur ein paar ganz unbedeu­ten­de Parzel­len außer­halb Etters liegen.

Der Kocher ist auf beiden Ufern zunächst von Wiesen umgeben, an welche sich das Acker­feld anschließt, welches ungefähr bis zur mittle­ren Höhe der Bergwän­de aufsteigt, von wo an herrli­che Wälder die Höhen bedecken, nur zuwei­len von Haiden unter­bro­chen z.B. auf dem hohen Volkmars­berg mit seinen Felsen und treff­li­cher Aussicht.

Das Acker­feld ist im Allge­mei­nen schwer und steinig, jedoch ziemlich frucht­bar: natür­lich herrscht Kalkbo­den durch­aus vor: einige Lehmab­la­ge­run­gen werden von dem Ziegler und den Häfnern benützt.

Die Luft ist ziemlich rein, aber etwas rauh. Von der Brenz herüber wälzen sich nicht selten dicke Nebel durch das Thal, in welchem überhaupt das Klima etwas feucht ist. Die Morgen sind auch im Sommer in der Regel kühl und die Ernte beginnt immer etwas später als in Aalen. Landbau und Viehzucht bilden auch hier die Haupt­be­schäf­ti­gung der Einwoh­ner. Es wird die gewöhn­li­che Dreifel­der­wirt­schaft darauf betrie­ben mit starkem Einbau der Brache, mit Hanf und Flachs, Klee und Kartof­feln, Rüben, Erbsen, Wicken u.a. Etwas Kraut wird gebaut, neuer­zeit auch Raps. Roggen, Dinkel, Gerste und Hafer werden nebst etwas Waizen im ordent­li­chen Felde gebaut, mit einem Ertra­ge von circa 60–70 Simri Dinkel, 30–40 Simri Gerste, 40–50 Simri Haber – vom Morgen. Der Pflug muß mit 3 Pferden oder 6 Ochsen bespannt werden. Der Werth der Aecker ist sehr verschie­den. Während der mittle­re Preis ca. 300 fl. beträgt, der höchs­te etwas 600 fl., so gibt es Lagen wo man um 10 fl. und 15. fl, ja noch billi­ger den Morgen erwer­ben kann. Die Wiesen sind größtent­heils zweimä­dig; ihr Preis steigt von 200−600−700 fl. Ihr Ertrag von circa 40–50 Ctr. per Morgen wird im Orte selbst verfüt­tert – ja er genügt dem Bedürf­nis­se nicht; in Feld und Wald wird vom April bis Oktober gewei­det. Die Bienen­zucht ist ganz unbedeu­tend. (fl = die alte Bezeich­nung für Gulden, ursprüng­lich Florentiner)

Die Rindvieh­r­ace ist eine gemisch­te; die Pferde­zucht ist unbedeu­tend; die Schaf­wai­den sind verpach­tet und werden mit fremden Schafen beschla­gen, gewöhn­lich 800–900 Stück, spani­scher Race.

Den Zehnten, groß und klein, hatte in der Haupt­sa­che Ellwan­gen, jetzt der Staat; nur von einigen Grund­stü­cken bezog sehr wenig großen und etwas kleinen Zehnten die katho­li­sche Pfarrei, welche nebst einigen Priva­ten auch Theil hat am Flachs‑, und Hanf‑, am Blut- und Heuzehnten.

Grund­herr­li­che Gefäl­le haben außer dem Kameral­amt die katho­li­sche Pfarrei­en Unter= und Ober=Kochen zu bezie­hen, die jedoch sämmt­lich abgelöst werden.

Ober=Kochen ist der einzi­ge paritä­ti­sche Pfarr­ort im Bezirk. Der glaub­wür­di­gen Sage nach ursprüng­lich ein Filial von Unter=kochen (das hören die „Bären­fan­ger“ sicher gerne ☺), soll auf Fürbit­te des Abts von Königs­bronn die Aufstel­lung eines eigenen Pfarrers von dem Abte zu Ellwan­gen gestat­tet worden seyn, welcher 1343 um 72 Pfund, jährli­che 12 Malter Getrei­de vom Zehnten ab die Gebühr­schaft und Pfarrei zu Ober=Kochen verkauf­te zu einer Pfrün­de für den Pfarrer, damit er den Gottes­dienst besser vollbrin­gen möge. Nachdem Württem­berg den Königs­bron­ner Theil des Dorfes an sich gezogen und die Refor­ma­ti­on einge­führt hatte, wurden die württ. Untertha­nen nach Königs­bronn gewie­sen, 1582–83 aber eine evang. Kirche erbaut, wobei der Geist­li­che anfäng­lich auch die Schule zu verse­hen hatte. Vergeb­lich klagte Ellwan­gen gegen diese Neuerung beim Reichskammergericht.

Zur evang. Gemein­de gehört etwa 1/3, zur kath. 2/3 des Dorfes. Der kath. Parochie sind neuer­dings die Katho­li­ken im angren­zen­den Theile des O.A. Heiden­heim (bis Mergel­stet­ten) als Filia­lis­ten zugewie­sen. Der Kirch­hof, früher für beide Konfes­sio­nen gemein­schaft­lich, ist seit 1850 geson­dert, und zwar liegt der kath. Gottes­acker noch immer an der Kirche im Dorf, der evang. Nordwest­lich vom Dorfe.

Die bürger­li­che Gemein­de ist durch den Besitz von 4.390 Morgen Waldung schein­bar sehr vermög­lich, doch haben nur die 93 Gemein­de­rechts­be­sit­zer Antheil an dem bedeu­ten­den jährli­chen Ertrag, wovon die Betref­fen­den einen lebhaf­ten Holzhan­del treiben. Die politi­sche Gemein­de hat weder Kapita­li­en noch Schulden.

Obgleich also die meisten Bauern­hö­fe zerstü­ckelt und der reichen Leute wenig sind, so erfreu­en sich die meisten doch eines mittle­ren Wohlstandes.

  1. O b e r = K o c h e n, ein Markt­fle­cken, 2 Stunden von Aalen, am linken Ufer des schwar­zen Kochers, längs der Chaus­see ziemlich ausge­dehnt gelegen, ist freund­lich und in der Haupt­sa­che solid gebaut, meist massiv, freilich so, daß viele Häuser nur ein Stock­werk haben. Stroh­dä­cher sind nur 2–3 noch übrig. Die Brunnen, seit 1838 zu laufen­den einge­rich­tet, geben ein sehr gutes Wasser. Der Kocher treibt im Dorfe selbst eine untere und eine obere Mahlmüh­le. Zu den 2 Kirchen kommen 2 Pfarr- und 2 Schul­häu­ser, auch die Wohnung eines König­li­chen Revier­förs­ters, ehemals das württem­ber­gi­sche Zollhaus.
Oberkochen

Der alte Ortskern (Archiv Müller)

Die kath. Pfarr­kir­che zu St. Peter und Paul ist ein ziemlich altes Gemäu­er, dessen Chor 1663 neu aufge­baut wurde. Die Baulast liegt zunächst, obwohl bestrit­ten, der Stiftungs­pfle­ge ob, welche 50 Morgen Wald und 5.430 fl. Kapital besitzt.

Oberkochen

Die evange­li­sche Kirche 1857 (Archiv Müller)

  1. Die enge und niede­re evangel. Pfarr­kir­che, auf deren Dach ein hölzer­nes Glocken­thürm­chen steht, wurde 1582–83 erbaut und die Wohnung des Pfarrers ist mit dersel­ben unter einem Dache. Den kirch­li­chen Bedarf deckt die Stiftungs­pfle­ge mit 1.825 fl. Kapitalvermögen.

    Am Ende des Dorfes steht eine alte Kapel­le zur heil. Ottilie, mit Votiv­ta­feln usw.

    Im Wiesen­tha­le, 10 Minuten vom Dorfe abwärts, stand einst unter einer Mauer­wöl­bung ein Bild des mit Ketten belas­te­ten, gegei­ßel­ten Chris­tus, welches durch eine Mülle­rin, die sich für beses­sen hielt, in der Ruf der Wundert­hä­tig­keit kam und bald das Ziel vieler Wallfahr­ten wurde. Von den Opfer­ga­ben wurde 1755, obgleich der Bischof die Einwil­li­gung versag­te und die benach­bar­ten Parochi protestir­ten, eine eigene Kapel­le „zum gekreu­zig­ten Heiland“ erbaut, im Volks­mun­de „der Wiesenherrgott“.

    Als im Oktober 1790 Nachts das thöner­ne Bild zertrüm­mert wurde, traf der Verdacht die Protes­tan­ten des Orts und es entstan­den so viele Verfol­gun­gen, beson­ders gegen den evangel. Pfarrer. Daß endlich die beider­sei­ti­gen Herrschaf­ten einschrei­ten mußten. Zuletzt entdeck­te man den Thäter in einem Katho­li­ken aus der Nachbar­schaft. Das verstüm­mel­te Bild selbst wurde in Ettal mit Schnitz­werk ergänzt und 1819 ließ en vermö­gen­der Bauer eine geräu­mi­ge Kapel­le darüber bauen. Doch haben die Wallfahr­ten dahin sehr abgenom­men. Die Kapel­len­pfle­ge ist seit 1803 mit der Stiftungs­pfle­ge verbunden.

    Die ursprüng­li­chen Besit­zer des Ortes waren die Grafen vo. Dillin­gen, welche die Hälfte 1240 dem Kloster Ellwan­gen schenk­ten; die andere Hälfte kam durch Wille­birg v. Dillin­gen an ihren Gemahl Ulrich v. Helfen­stein; die Helfen­stei­ni­schen Besit­zun­gen befan­den sich jedoch als Lehen in den Händen verschie­de­ner ritter­li­cher Famili­en, deren eine im Orte selbst ihren Stamm­sitz hatte. Zuerst 1331 fanden wir einen Johann, 1351 einen Ulrich v. Kochen, Hans v. Kochen 1382–96, Georg v. Kochen 1404 und 1407 Jörg mit seinem Bruder Berin­ger v. Kochen. Burkhard v. Kochen verkauf­te sein Fisch­was­ser unter­halb Ober=Kochen 1421 an Ellwan­gen. 1475 verkauf­ten Werner v. Kochen und Stefan sein Sohn an Dietmar v. Roden Wiesen zu Stefans­wei­ler um 110 Pf. Damit verschwin­det dieses Geschlecht, welches drei aufge­stell­te Räder im Wappen führte. Bereits aber haben wir gehört, daß auch die Herren von (Hohen) Roden in Ober=Kochen begütert gewesen sind, von welchen Ulrich v. Roden schon 1341 zwei Güter an das Kloster Königs­bronn verkauf­te und Hans v. Roden 1402 von Ellwan­gen mit Gütern in Ober=Kochen belehnt wurde. Alle Güter sammt Mühle und Fisch­was­ser verkauf­te 1492 die Witwe Dietmar’s v. Roden um 650 fl. an Ellwangen.

    Ein drittes in Ober=Kochen begüter­tes Geschlecht sind die Herren v. Scharen­stet­ten, in Schnait­heim geses­sen. Schon 1363 hat Fritz v. Scharen­stet­ten auch Güter in Ober=Kochen an das Kloster verkauft. Ein Ulrich v. Scharen­stet­ten zu Ober=Kochen geses­sen 1427, hatte dieses Besitzt­hum durch seine Gemah­lin Agathe v. Kochen erhei­ra­thet, beide verkauf­ten es aber 1436 an Ellwan­gen. Doch soll des Scharenstetter’s Sohn sein Lebtag bleiben dürfen in dem Hause, darin er sitzt und Ulrich v. Scharen­stet­ten heißt 1457 wieder „zu Oberko­chen gesessen“.

    Melchi­or v. Horxheim hat 1501 ein Gut und 1519 Lienhard v. Emers­ho­fen ein Haus zu Oberko­chen verkauft, das an Ellwan­gen kam.

    Einiges findet sich im Besitz von Aalener Bürgern, gleich­falls verkauft an Ellwan­gen. Später noch waren zwei von der Kapla­nei Ober=Alfingen erwor­be­ne Güter der Reichs­stadt Aalen leibfäl­lig und dienst­bar. Ellwan­gen hat allmäh­lig, wie es von Alters her Lehen und Patro­nat besaß, auch die Grund­herr­lich­keit über volle 2/3 vn Ober=Kochen erwor­ben; 1/3 dagegen war an das Kloster Königs­bronn gekom­men, durch Kauf z.B. 1341, 1361. Beson­ders haben Otto v. Kalten­burg (bei Lonthal) c. ux. Adelheid alle ihre Güter zu Ober=Kochen um 1.400 Pfd. Heller an Königs­bronn verkauft 1358 mit Hellen­stei­ni­scher Zustim­mung. Einige Güter schenk­te Urich Bezer 1356. Die Grafen v. Hellen­stein verkauf­ten die Hälfte am Zoll und Geleit an die Stadt Ulm; diesel­be gelang­te mit Heiden­heim an Württemberg.

    Das Königs­bron­ner Drittel theil­te natür­lich alle Schick­sa­le dieses Klosters. Als schutz­be­foh­len zur Herrschaft Heiden­heim kam es 1448 an Württem­berg, 1450 n Baiern, durch Herzog Ulrich wieder an Württem­berg. Herzog Chris­tof führte seit 1553 die Refor­ma­ti­on und eine neue Verwal­tung ein. In Ober=Kochen kam’s aber zwischen den beiden Herrschaf­ten verschie­de­ner Konfes­si­on zu bestän­di­gen Reibun­gen in kirch­li­chen und bürger­li­chen Dingen, weßwe­gen Ellwan­gen versuch­te, eine Austau­schung des ellwang. Theils gegen die württemb. Besit­zun­gen in Jagst­hau­sen u.a.m. zu Stande zu bringen; doch umsonst. Bach vielen Verhand­lun­gen kam endlich 1749 zu Aalen ein Vertrag zu Stande mit folgen­den Hauptbestimmungen:

    1. In Ansehung der Religi­on herrscht gegen­sei­ti­ge Duldung, doch wenn auf dem Hause einer Herrschaft ein anders­gläu­bi­ger sitzt, so ist ihm da bloß stilles exerci­ti­ti­um seiner Religi­on gestat­tet und er hat die Stolge­büh­ren an den Pfarrer seiner Herrschaft zu bezahlen.
    2. Die weltli­che hohe und niede­re Obrig­keit und Gerichts­bar­keit hat jede Herrschaft auf dem Grund und Boden ihrer Unterthanen.
    3. Auf den Gemein­de­plät­zen steht die hohe Obrig­keit und Malefiz ausschließ­lich dem ellwang. Amte Kochen­burg zu, welches auch die Gemein­de­rech­nung stellt.
    4. In allen übrigen Gemein­de­sa­chen herrscht condo­mi­ni­um und Schult­hei­ßen, Bürger­meis­ter und Unter­gän­ger werden von den beiden Herrschaf­ten in gleicher Zahl eingesetzt.
    5. Die Gemein­de­ver­samm­lung kann unter der Linde, nach altem Herkom­men, oder in einem belie­bi­gen Hause gehal­ten werden.
    6. Ueber die Gemein­de­rech­te, deren keins aus dem Dorfe hinaus verkauf werden darf, werden nähere Bestim­mun­gen gegeben.
    7. Dem württemb. Zoll sind die Einwoh­ner frei bei Allem, was sie zum Hausbrau­che einfüh­ren; sie haben ihn aber zu entrich­ten von Allem, was sie hinausverkaufen.
    8. Weite­re Bestim­mun­gen betref­fen Einzel­hei­ten: Wald- und Waidsa­chen, Zehnten und Hirten­stab, die Mühlen usw, den von Ellwan­gen geübten Kirchen­schutz u.a.m. Diese Ueber­ein­kunft blieb forthin die Grund­la­ge der Ober=Kocher Verhält­nis­se; wieder­keh­ren­de Zwistig­kei­ten wurden gewöhn­lich in Güte geschlich­tet. Zuletzt brach­te die Sekula­ri­sa­ti­on Ellwan­gens das ganze Dorf unter württemb. Hoheit, doch wurde erst 1807 die Kloster­ver­wal­tung Königs­bronn aufgehoben. 
  2. D i e K r e u z m ü h l e, am Kocher, ¼ Stunde unter­halb des Dorfes, 1845 erst auf dem „Kreuz­wa­sen“ erbaut, mit Oel- und Gypswerk. 
  3. D i e O e l- u n d S c h l e i f m ü h l e liegt ¼ Stunde oberhalb des Dorfes am Abflus­se des sogen. Oelwei­hers, eines kleinen Bassins, das etliche Quellen speisen. Als Oelmüh­le wurde dieses Werk 1725 errich­tet, wozu später eine Gypsmüh­le kam. Eine Schleif­müh­le wird schon 1498 genannt.
Oberkochen

Eine der ältes­ten Aufnah­men des Ortes mit Blick über den Ölwei­her auf den Ort (Archiv Müller)

  1. D i e S c h l a c k e n w ä s c h e, ein Haus beim Ursprun­ge des Kochers, wo auch ein sogenann­ter Schla­cken­weg und eine Schmid­ten­hal­de sich finden. Hier stand länge­re Zeit ein Hochofen und 1745 wurde eine Schla­cken­wä­sche hieher gebaut, von welcher der Name kommt. 
  2. D i e Z i e g e l h ü t t e, zunächst am Dorfe, ist in neuerer Zeit erst gegrün­det worden. 
  3. Im Tiefen­thal stand bis vor nicht langen Jahren das bewohn­te T i e f e n t h a l h ä u s c h e n

So, das war es zum Thema „Oberko­chen Mitte des 19. Jahrhun­derts“. Didi’s Verspre­chen wurde somit einge­löst und ich denke, dass das Ganze doch ziemlich inter­es­sant ist.

Noch eine kleine Buchemp­feh­lung, weil mich das doch sehr inter­es­siert, berührt und überrascht hat, dass die berühm­te schwä­bi­sche „Kerner-Familie“ bis zu dieser Zeit auch in unsere Gegend hinein gewirkt und Spuren hinter­las­sen hat (Stich­wort: Schnait­berg bei Essin­gen). Es handelt sich um „Die Kerners – eine Famili­en­ge­schich­te“ von Felix Huby.

In diesem Sinne, nehmt/nehmen Sie im neuen Jahr mal wieder ein schönes gebun­de­nes Buch aus Papier in die Hand.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller vom Sonnenberg

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte