Die alten Adressbücher waren der Schatz meiner verstorbenen Mutter. Selten, dass sie nicht nach einem Telefonat, einem Jahrgangstreffen oder sonst einem Gespräch, dass unter dem Thema „Woisch no…“ abgelaufen ist, nicht eines der Bücher in die Hand nahm, um offene Fragen zu klären. Sie sprach natürlich kein Schwäbisch und hatte ihr Leben lang Probleme mit „Beugen“ und „Beigen“. Zu klären waren immer immens wichtige Fragen: „Wo hat der g’wohnt? Mit wem war der verheirigt? Was war der von Beruf? Wo haben die früher gewohnt? u.v.a.m. in diese Richtung.“
Diese Bücher habe ich natürlich übernommen und nicht weggeworfen, auch wenn manche etwas zerfleddert aussehen. Die Ausgaben der Oberkochner Adressbücher waren nicht immer handwerklich gut gemacht – das war wohl dem Spargedanken des jeweiligen Gemeinderats geschuldet. Die erste gebundene Ausgabe von 1959 ist immer noch in Machart und Haltbarkeit das Beste. Jedoch hat Mutti nicht alle Ausgaben gehabt, sondern erst die ab 1959. Die beiden anderen, die diesem Bericht zugrunde liegen, verdanke ich dem Eugen Fischer aus Aalen.
Auch mir helfen diese Ausgaben mitunter recht viel, wenn ich für die Berichte wieder in den Tiefen der Oberkochner Geschichte recherchieren muss. Datenschutz hin oder her – es ist einfach schade, dass diese Reihe mit der Ausgabe von 2002 beendet wurde.
In meinem Fundus befinden sich folgende Ausgaben, in denen sich die interessanten Dinge finden lassen:
- Übersicht aus dem Jahr 1937 (über Ancestry von Eugen Fischer)
- Übersicht aus dem Jahr 1949–50 (über Ancestry von Eugen Fischer)
- Einwohnerbuch der Gemeinde Oberkochen 1959 (Archiv Müller)
- Einwohnerbuch der Gemeinde Oberkochen 1965 (Archiv Müller)
- Adressbuch 1975 7082 Oberkochen (Archiv Müller)
- Oberkochen Adressen und Informationen 1983 (Archiv Müller)
- Adressbuch Stadt Oberkochen 1990 (Archiv Müller)
- Oberkochen Adressbuch 2002 (Archiv Müller)
Wenn jemand zuhause noch ältere Ausgaben hat, ist er oder sie herzlich aufgerufen, mich einzuladen ☺. Anmerkung: Was wie ein Rechtschreibfehler aussieht, ist die Schreibweise der damaligen Zeit.

Georg Nagel’s „Hirsch“ mit „Konsum“, „Josef Krok“ und der „Aalener Volksbank“
Übersicht aus dem Jahr 1937:
Natürlich noch in Altdeutsch gedruckt bietet sie, trotz der Überschaubarkeit des kleinen Bauerndorfes mit örtlicher Industrie eine Fülle von Informationen. Sie beginnt mit den Werbeanzeigen der Handels- und Gewerbebetriebe. Da finden sich folgende Einträge:
- Gebrüder Leitz, Grösste Spezialfabrik für Maschinenwerkzeuge
- Eisenhandel Günther & Schramm
- Jakob Schmid, Bohrer- und Werkzeugfabrik und Eisenwarenhandlung
- Gasthaus und Metzgerei zum „Lamm“, prima Biere – reelle Weine – gut bürgerliche Küche
- W. A. Stierlin Buchdruckerei Aalen
- Kaffee „Gold“, vorzügliche Weine und Biere am Fuße des Volkmarsberges
- Gasthaus zum „Hirsch“, aeltestes und neurenoviertes Haus am Platze, großer und kleiner Saal

1948 Blick über Oberkochen
Die Gemeinde stellt sich mit Bild vom Turm wie folgt dar:
„Oberkochen 496 Meter ü.d.M. an der Bahnlinie Aalen-Ulm, 9 km von Aalen entfernt, in mit schönen Buchen- und Tannenwäldern bedeckten Bergen, eingebettet, am Ursprung des schwarzen Kochers liegend, bietet als besonders herrliches Ausflugsziel den Volkmarsberg mit seinem 26 Meter hohen Aussichtsturm, der Volkmarsberg ist zum größten Teil Naturschutzgebiet und gilt als eines der schönsten Naturschutzgebiete Württembergs. Für den Wintersport bietet das Gebiet des 743 Meter hohen Volkmarsberges mit seinen Abfahrten, sowie als Ausgangs- und Zielpunkt herrlicher Skiwanderungen gute Sportmöglichkeiten (Große Sprungschanze). Oberkochens Skiläufer gehören zu den besten in unserem Vaterland. Neben den bekannten Bohrer‑, Werkzeug- und Maschinenfabriken sowie dem Kaltwalzwerk sind als Kleingewerbe die Oberkochner Hafnereibetriebe noch bedeutend. Einwohnerzahl 1.850. Markungsfläche 2.357 Hektar“.
Es folgt eine Auflistung von NSDAP bis Vereine.
Die Aufzählung ist alphabetisch von „A“ bis „Z“, aber die Partei steht noch vor dem „A“, also über Allem.
- NSDAP: Hitlerjugend Gefolgschaft 11/123 Führer Otto Muckenhaupt; Fähnlein 22/123 Führer Walter Bäuerle; Die Deutsche Arbeitsfront Ortsverwaltung Franz Ganter; Ortsbauernführer Franz Grupp
- Bürgermeister: Otto Heidenreich
- Gemeindepfleger: Willibald Ebert
- Beigeordnete: Franz Grupp, Landwirt und Ludwig Spiegler Mechaniker
- Gemeinderäte: Emil Kopp, Kaufmann; Emil Schramm, Kaufmann; Eugen Betzler, Heizer; Kaspar Scheerer, Müller; Anton Hug, Werkzeugdreher; Paul Wingert, Glasermeister
- Deutsche Volksschule: Schulleiter Oberlehrer Mager; Oberlehrer Umbrecht; Hauptlehrer Braun; Hauptlehrer Klotzbücher; Lehrer Schiele
- Pfarrämter: katholisch Matth. Jans; evangelisch Theodor Dornfeld
- Postagentur: Agentin Johanna Siegel
- Bahnstation: Oberbahnhofvorsteher Josef Haag
- Notar: Grundbuchamt Oberkochen Bezirksnotar Harr Aalen
- Forstamt: Oberförster Jos. Wiech
- Gendarm: Gendarmeriemeister Karl Greiner
- Unfallmeldestelle: Amtsbote Georg Maier
- Sanitätsabteilung: Führer Paul Uhl
- Feuerwehr: Kommandant Oberbrandmeister Franz Grupp
- Genossenschaften: Spar- und Darlehenskasse GmbH; Milchverwertungsgenossenschaft; Realgenossenschaft
- Vereine: Kriegerkameradschaft (Kyffhäuserbund) Kameradschaftsführer Josef Fischer, Landwirt; Handharmonikaclub Vereinsführer Josef Wingert, Werkzeugmacher; Musikverein Vereinsführer Erich Günther, Kaufmann; Sängerbund Vereinsführer Hch. Grupp, Landwirt, Übungslokal „Hirsch“; Turnverein Vereinsführer Anton Fischer, Ingenieur; Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins Vertrauensmann Alfons Mager; Schneelaufabteilung des Schwäbischen Albvereins Vereinsführer Fritz Leitz
Dann kommen wir zu Gewerbe und Handel:
- Bäckereien: Willibald Geißinger, Georg Wannenwetsch, Karl Widmann
- Bau- und Möbelschreinerei: Karl Fischer, Clemens Grupp, August Hug
- Bauunternehmen: Aloisia Trittler (Witwe), Franz Wingert
- Bohrermacher: Johannes Schoch, Karl Wannenwetsch
- Bohrer- und Werkzeugfabriken: J. Adolf Bäuerle, Gebrüder Leitz, August Oppold, Jakob Schmid
- Bohrer- und Werkzeughandel: Emil Leitz
- Blankmaterialhandel: Günther & Schramm
- Buchbinderei: Paul Unfried
- Eisenwarenhandlung: Jakob Schmid
- Fahrradhandel: Paul Balle, Josef Elmer
- Flaschnerei: Walter Borst
- Friseure: Johannes Elmer, Erwin Wanner
- Gärtnereien: Josef Brandstetter, Johannes Gold, Franz Holz, Anton Mahler
Gast‑, Schank- und Speisewirtschaften: Hans Betzler „Grüner Baum“, Josef Elmer zur „Krone“, Adolf Fischer zum „Pflug“, Paul Gold zum “Hirsch“, Jakob Kirchdörfer zum „Ochsen“, Anton Maier (Witwe) zum „Rössle“, Karl Reber zum “Lamm“, Franz Weber zur „Grube“, Eugen Winter zur „Restauration“ (d‘ Schell) - Gipsergeschäft: Ferdinand Burkhardtsmaier
- Glaserei: Paul Wingert
- Hafnereien: Johannes Elmer, Karl Fischer, Franz Gold, Josef Wingert
- Heimarbeit: Spießhofer & Braun Filiale Oberkochen
- Holzdreherei: Josef Wingert, auch Draier genannt
- Huf- und Wagenschmiede: Karl Maier, Paul Oppold
- Kaffeebetrieb: Agnes Gold
- Kaltwalzbetrieb: Kaltwalzwerk
- Kleider- und Rauchwarenhandel: Georg Wick
- Küfereibetriebe: Anton Wunderle
- Maschinenfabriken für die Holzbearbeitung: J. A. Bäuerle, Wilhelm Grupp
- Mechanische Werkstätte: Josef Elmer, Ludwig Spiegler
- Metallgießer: Karl Schnell
- Metzgereien: Hans Betzler im „Grünen Baum“, Karl Reber im „Lamm“
- Müllerei und Mehlhandel: Gebr. Elser Kreuzmühle, Kaspar Scheerer Untere Mühle
- Sattler und Tapezierer: Christian Bauer, Bruno Grupp
- Schlosserei: Josef Elmer
- Schneidereien: Franz Fischer, Josef Fischer, Josef Wecker
- Schuhmacherwerkstätten: Melchior Funk, Karl Holz, Paul Trittler
- Spezereihandlungen: Einka-Grießer Filiale, Sebastian Fischer, Willibald Geißinger, Karl Hägele, Michael Hug, Emil Kopp, Verbrauchergenossenschaft Aalen Filiale. Den Begriff müssen wir kurz klären: Eine Spezerei ist ein alter Ausdruck für Lebensmittelgeschäfte, wurde aber auch für Apotheken und Delikatessgeschäfte verwendet.
- Textilwarenhandel: Karl Wanner, auch Socken-Karl genannt
- Wagnereien: Anton Bezler, Franz Bezler, Josef Holz
- Zimmereigeschäfte: Franz Brunnhuber, Willibald Mannes

Gasthaus und Metzgerei „Lamm“ mit Elektroladen „Fritscher“
Bei dieser Gelegenheit können wir klären, welche Berufe inzwischen auf der Strecke geblieben sind oder sich der Begriff geändert hat und welche Vornamen heute nicht mehr gebräuchlich sind.
- Ausdinger – ehemaliger Bauer auf dem Altenteil
- Ausläder – das war Schwerstarbeit im Kaltwalzwerk, als es noch keine Hebezeuge gab
- Eisenhobler – früherer Facharbeiter, heute sagen wir Fräser
- Erbhofbauer – der Erbe, der den Hof seines Vaters geerbt hat
- Flurschütz – ein Gemeindeangestellter zum Schutz der Felder und Flure, auch Feldschütz genannt
- Gemeindepfleger – der heutige Kämmerer, der für die Finanzen einer Gemeinde zuständig ist
- Haustochter – lebte in einer fremden Familie um Haushaltsführung zu erlernen
- Kontoristin – kfm. Angestellte für einfache Verwaltungstätigkeiten
- Küfer – ein Handwerker, der Behältnisse wie Fässer, Kübel usw., meist aus Holz, herstellte
- Ladnerin – Hilfskraft im Bereich von Gewerbebetrieben, die Lebensmittel erzeugen und verkaufen
- Oberweichenwärter – er bediente Weichen und Signale und als Ober….. hatte man wohl mehr Verantwortung oder andere Weichenwärter unter sich
- Puppenspieler – selbstredend
- Rottenführer – gab es früher bei der Bahn und im Wald
- Schrankenwärter – selbstredend
- Streckenwärter – er musste eine ihm zugeordnete Bahnstrecke abgehen und kontrollieren
- Taglöhner – jemand, der kein festes Arbeitsverhältnis hat, sondern sich immer wieder anbot
- Wegknecht – der Straßenwärter war für eine bestimmte Straße zuständig, damit sich diese in einem ordentlichen Zustand befand und abschließend finden wir noch ein „lediges Fräulein“ – sehr speziell, aber das war wohl früher wichtig, um den Status anzuzeigen. Und wer das angab, wollte sicher auch keine Änderung desselben.

1926 nördliches Bahnwärterhaus Vogel
Nachnamen. Der Nachnamensteil, der von Alfons Abele (Schmied und Chauffeur) aus der Essinger Straße 332 bis August Zutavern (Werkzeugmacher) aus der Langestraße 22 reicht, beinhaltet 258 Familiennamen bei 1.850 Einwohnern. In Reihenfolge der Häufigkeit waren das seinerzeit Platz 1: 62 x Gold, Platz 2: 46 x Fischer, Platz 3: 28 x Grupp, Platz 4: 19 x Wingert und Platz 5: Je 17 x Bezler (es gibt noch 9 x Betzler) und Schaupp.
Vornamen. Es finden sich auch viele Vornamen, die heute nicht mehr gebräuchlich sind. Männlich: Aloisius, Anselm, Benedikt, Gottlob, Ignaz, Melchior, Severin, Vinzenz und Xaver. Weiblich: Albertina, Babette, Emilie, Helene, Kreszentia, Kunigunde, Lina, Lucia, Louise, Lotte, Ludwina, Mathilde, Pauline, Pia, Thekla, Theresia, Viktoria und Zita.
Eine besondere Adresse war die Kirchstraße 150 (dem heutigen Edith-Stein-Haus). Hier wohnten „Die Barmherzigen Schwestern“ und die hießen: Regiswiudis Ilg, Ostiana Lörch und Guntfrida Schmalz sowie die Kinderschulschwester Lina Kaufmann.

Die alte Bergstraße – heute Volkmarsbergstraße

Die alte Kreuzmühle
Straßen. Die Anzahl der Straßen war überschaubar und viele haben heute einen anderen Namen. Um das Ganze erlebbarer zu gestalten, ordne ich den Straßen auszugsweise ein paar Namen zu. Was sofort auffällt ist die willkürliche Vergabe der Hausnummern. Das wurde erst nach dem Krieg neu strukturiert. So wie wir es heute kennen, ungerade Hausnummern li und gerade Hausnummer rechts der Straßenführung:
- Bahnhof »> hier wohnten z.B. die Breitwegs: der Eisendreher Josef, der Maler Xaver und der Weichenwärter Xaver
- Bahnhofstraße »> Der Eisendreher Karl Hägele wohnte in Haus Nr. 159 und der Werkzeughändler Emil Leitz im Haus Nr. 260 sowie der Landwirt Anton Schellmann im Haus Nr. 221
- Bergstraße (Volkmarsbergstraße und das ganze Dreißental mit Sperberstraße mit unterem Turmweg) »> Hier lebte Georg Hofmann, Werkzeugmacher und Meister bei (vermutlich Fritz) Leitz. Sein Spruch lautete damals: „So lang das Deutsche Reich besteht, die Schraube wird nach rechts gedreht.“ Im Haus Nr. 312 wohnte die Missionsschwester Maria Speth.
- Brunnquelle (Mühlstraße) »> Seinerzeit lebte dort im Haus Nr. 137 der Eisenhobler Vinzenz Dürr und der Schneidergehilfe Fritz Hammer in der Nr. 134
- Bühl (Bühlstraße). »> Der Ausläder Karl Hug und die Magazinerin Katharina Hug wohnten im Haus Nr. 301
- Dreißental »> es gab nur einen Eintrag: Viktoria Grupp
- Engelstein (Schwörz) »> Maschinenschlosser Anton Barth und Rottenführer Franz Barth wohnten im Haus Nr. 233 sowie die Hafnermeister Hans und Joh. Paul Elmer in Haus Nr. 231
- Essinger Straße (die Verlängerung der Katzenbachstraße) »> Schmied Alfons Abele auf Haus Nr. 332 und der Hilfsarbeiter Willy Hahn in Haus 229
- Filialstraße (Wacholdersteige und Leitzstraße) »> Der Eisendreher Christian Jooß wohnte im Haus Nr. 190 sowie die Haushälterin Albertine Nagel im Haus Nr. 191
- Forststraße (vermutlich Weg zum Forstamt bis zum Hermann Illg hinauf – heute Haus Zöllner) »> Heizer Otto Haßinger wohnte in der 211, Dreher Paul Fischer im Haus 226 und der Betriebsleiter Hermann Illg im Haus Nr. 263
- Friedhofstraße (Mühlstraße) »> Der Waldarbeiter Albert Holz wohnte in der 126 und der Küfer Anton Wunderle in der 213 sowie Willibald Mannes sen. im Haus Nr. 251
- Feigengässle oder auch ‑gasse (Feigengasse) »> Der Landwirt Aloisius Balle wohnte in Haus Nr. 52, der Rentner Friedrich Fleury im Haus 50A sowie der Eisendreher Otto Fritz und der Mechaniker Josef Fritz in der 51
- Hauptstraße (ein undurchsichtiger sehr besonderer Teil der Heidenheimer Straße) »> Wir finden hier u.a. den Schrankenwärter Karl Bayer auf Posten 8, den Bäcker Paul Widmann mit Haus Nr. 40, den Fabrikanten Otto Bäuerle im Haus Nr. 41 sowie den Gipsermeister Ferdinand Burkhardsmaier in Haus Nr. 175A und den Wirt und Schlosser Josef Elmer in der Nr. 113. Der Oberlehrer Ignaz Umbracht wohnte im Haus 179
- Hinter den Krautäckern (Försterstraße) »> Hier wohnte Margarethe Braun, die Witwe des ermordeten Försters im Haus Nr. 279
- In der Schwörz (heute Villa des Therapeuten Böttcher) wohnte der Werkmeister Willy Koenn
- Jägerstraße (Jägergässle) »> Im Haus Nr. 31 wohnte der Oberförster Josef Wiech und in Haus Nr. 209 der Kaufmann Ottmar Brucklacher sowie der Werkstattschreiber Adolf Fischer in der 244. Unvergessen der Kirminalkommisar a.D. Josef Paul Fischer, auch P.X. genannt, im Haus 33A. Ihn kenne ich aus meiner Jugend. Er stand überall, wo ein Geldautomat stand, fütterte diesen mit Münzgeld, zog an seiner Zigarre und versuchte mit kriminaler Schläue dem Automaten den Jackpot (der damals noch nicht so hieß) zu entreißen – vermutlich war er als Kommissar erfolgreicher.
- Katzenbach (Schreinergässle) »> Im Haus Nr. 61B (heute das kleine Haus zwischen Haus Suse Zweig und Schreinerei) wohnten der Photograph und Puppenspieler Hans Lang mit seiner Familie.
- Keltenstraße »> Die Sortiererin Monika Minder im Haus Nr. 249 und die Flaschners-Witwe Barbara Neuhäuser im Haus Nr. 239 sowie der Kassier Paul Uhl im Haus Nr. 259
- Kiesstraße (Hasengässle) »> In der Nr. 1 finden wir die Renners – den Werkzeugmacher Ernst, den Schlosser Karl und die Haustochter Anna, im Haus 4 wohnte der Dreher Eugen Merz, in Haus 2 der Schneidermeister Josef Wecker. Im Haus 230 wohnte der Kaufmann Eugen Honold, der einst eine große Nummer bei Leitz war, dessen Abstieg aber später mit der Karriere von Karl Kümmerle einherging. Honold engagierte sich auch sehr für den Fechtsport in Oberkochen.
- Kirchstraße (Aalener Straße) »> In der Kirchstraße 94 war das Baugeschäft Franz Wingert und in der Kirchstraße 100 der Landwirt Alois Schlipf zuhause. Karl Holz mit seinem Schuhgeschäft finden wir in Haus Nr. 116 sowie den Landjäger i.R. Anton Oed im Haus 138
- Königsbronner Straße war die Verlängerung der Langestraße (Heidenheimer Straße) »> In der Haus Nr. 265 wohnte der Kaufmann Heinrich Grupp und die Haushälterin Emma Beiswenger
- Kreuzmühle »> es wohnten hier im Haus 195 der Müller und Landwirt Karl Elser, der Müller Eugen Elser und der Pferdeknecht Wilhelm Kaltenbach
- Langestraße (Heidenheimer Straße) »> In der Haus Nr. 170 wohnte der Bürgermeister i.R. Richard Frank, der Hobler und Musiker Hermann Spranz in der 19A, der Landwirt und Lohnmetzger Paul Betzler im Haus 36, sowie die Schuhmachermeister Josef und Paul Trittler im Haus 162. Die Familie Scherr lebte im Haus 174 – die Landwirtswitwe Josefine, den Landwirt Karl und die Haustochter Maria. Abschließend möchte ich noch den Landwirt Christian Kirchdörfer im Haus 87 erwähnen.
- Schüttergasse (späteres Krambohl (?) und somit Mühlstraße) »> Hier wohnte der Schlosser Michael Fritz in der Nr. 136
- Untere Mühle »> das heutige Scheerermühlen-Areal. Das war das Zuhause der Scheerers. Kaspar der Mühlenbesitzer und Erbhofbauer, Hans der Müller und Elsbeth die Haustochter sowie dem Pferdeknecht Johann Oberleiter.

Der PX-kriminale Blick des Kommissars a.D. Josef Paul Fischer

Tanzkapelle Oberkochen (Klavier Hermann Spranz, Trompete Josef Trittler (Dreißental), Schlagzeug Josef Wingert (Stöpsel), Ganter (?)
Eine Fundgrube – Alte Adressbücher Teil 2 Ausgabe 1949–50
Diese erste Nachkriegszusammenstellung beginnt in neuer Druckschrift (das Altdeutsche ist passé) mit drei Annoncen der Firmen August Oppold sowie J. Adolf Bäuerle (Tel. 51) und Günther & Schramm (Tel. 61).

1930 Unser Hausberg – Der Volkmarsberg
Nun stellt sich die Gemeinde, wie zuletzt, mit Bild vom Turm wie folgt dar:
„An der Bahnlinie Aalen-Ulm, 9 km von Aalen entfernt, in mit schönen Buchen- und Tannenwäldern bedeckten Bergen, eingebettet, am Ursprung des schwarzen Kochers liegend, bietet als besonders herrliches Ausflugsziel den Volkmarsberg mit seinem 26 Meter hohen Aussichtsturm. Der Volkmarsberg ist zum größten Teil Naturschutzgebiet und gilt als eines der schönsten Naturschutzgebiete Württembergs. Für den Wintersport bietet das Gebiet des 743 Meter hohen Volkmarsberges mit seinen Abfahrten, sowie als Ausgangs- und Zielpunkt herrlicher Skiwanderungen gute Sportmöglichkeiten (Große Sprungschanze). Oberkochens Skiläufer gehören zu den besten in unserem Vaterland. Neben den bekannten Bohrer‑, Werkzeug- und Maschinenfabriken sowie dem Kaltwalzwerk und den optischen Werken der Firma Zeiss Opton sind als Kleingewerbe die Oberkochner Hafnereibetriebe noch bedeutend. Einwohnerzahl 3.350. Markungsfläche 2.357 Hektar“.
Es folgt eine Auflistung aller Ämter.
- Bürgermeisteramt: Bürgermeister Gustav Bosch
- Gemeinderat: Josef Schmid, Fabrikant; Sebastian Fischer, Kaufmann; Karl Renner, Schlosser; Wilhelm Haspel, Prokurist; Josef Brandstetter, Bohrermacher; Rudolf Kristen, Photograph; Wilhelm Henne, Behördenangestellter; Anton Schellmann, Landwirt; Franz Balle, Landwirt und Fuhrunternehmer; Eugen Sapper, Landwirt; Paul Wingert, Glasermeister; Adolf Fischer, Werkstattschreiber
- Gemeindepfleger: Otto Kümmel
- Pfarrämter: katholisch Pfarrer Rudolf Hager, evangelisch Pfarrer Georg Fiedler
- Volksschule: Leiter Oberlehrer Maikler
- Notar: Grundbuchamt Oberkochen Bezirksnotar Schwarz Aalen
- Landespolizei: Wachtmeister Hans Munz
- Forstamt: Forstmeister Walter Pfitzenmaier
- Zweigpostamt: Vorsteherin Johanna Siegel
- Bahnstation: Vorsteher Anton Feil
- Freiwillige Feuerwehr: Kommandant Anton Grupp
- Genossenschaften: Realgenossenschaft, Vorstand Anton Balle; Spar- und Darlehenskassenverein, Vorstand Karl Schmid; Milchverwertungsgenossenschaft, Vorstand Anton Balle
- Ortsobmann für Landwirtschaft: Franz Balle, Landwirt und Fuhrunternehmer
Es folgt ein Verzeichnis der selbständigen Einwohner.
Der Krieg ist jetzt seit 4 Jahren vorbei und auch das Einwohnerverzeichnis hat sich dramatisch verändert. Viele sind gestorben und sehr viele sind neu registriert worden. Das Verzeichnis beginnt wieder mit Alfons Abele, einem Schmied aus dem Kapellenweg 22 und endet bei Siegfried Zipser, einem Maschinenschlosser aus dem Turmweg 14.
Nachnamen. Nun beinhaltet die Liste schon 685 Familiennamen bei 3.350 Einwohnern. In Reihenfolge der Häufigkeit waren das nun Platz 1: 47 x Gold, Platz 2: 33 x Fischer, Platz 3: 19 x Grupp, Platz 4: 16 x Müller (ein neuer Name erobert die Welt ☺) und Platz 5: Je 15 x Wingert und Schaupp. PS: Wo immer ich auf der Welt unterwegs war und sagte, dass ich Müller heiße, kam es zurück: „Ah, Gerd Müller, good footballplayer“.
Das Gewerbe. Neu ist in dieser Ausgabe ein ausführlicher sog. Wirtschaftsspiegel. Er beginnt natürlich auch hier wieder mit Alfons Abele im Katzenbach 3, der Schmiede‑, Mechaniker- und Installationsarbeiten anbietet und endet bei Zeiß-Opton am Ölweiher. Insgesamt sind 139 Einträge zu verzeichnen. Vermutlich durch eine Geldgabe haben sich folgende Betriebe einen hervorgehobenen Eintrag gesichert:
Zimmerei Franz Brunnhuber in der Heidenheimer Str. 82; Elektro- und Radiounternehmen Wilhelm Fritscher in der Heidenheimer Str. 4; Bäckerei und Kolonialwaren Willibald Geißinger; Café Gold im Turmweg 8; Wilhelm Grupp o.H.G. in der Heidenheimer Str. 100; Sattlermeister Albert Holz in der Heidenheimer Str. 54a; Kaltwalzwerk GmbH in der Aalener Str. 62, Josef Krok mit Bekleidung, Textil und Wäsche in der Aalener Str. 2; Gebrüder Leitz mit Spezialwerkzeugen für Holzbearbeitungsmaschinen Beim Ölweiher 1; Karl Reber mit dem Gasthaus und der Metzgerei zum „Lamm“ in der Heidenheimer Str. 2; Jakob Schmid mit Maschinenwerkzeuge für Holzbearbeitung und Eisenwaren in der Dreißentalstr. 19; Karl Widmann mit seiner Bäckerei beim Rathaus in der Heidenheimer Str. 6 sowie Paul Wingert mit seiner mechanischen Bauglaserei und seiner Spezialität: Dem Doppelfenster.
Dazwischen ein paar Besonderheiten: Der Maßschneider Berkowski in der Heidenheimer Str. 40; Paul Blume mit einer Reparaturwerkstatt für Büromaschinen in der Dreißentalstr. 51; Agathe Gold mit einer Krawattenherstellung im Katzenbach 19; Adolf Grupp mit einer Mietwaschküche in der Dreißentalstr. 41; Karoline Köhler mit einem Handel für Füllfederhalter in der Dreißentalstr. 60; Lina Lindner mit der Herstellung und dem Verkauf von Speiseeis im Katzenbach 49; Robert Sauter mit einer Schlackensteinfabrikation im Katzenbach 22; Georg Wick mit einem Tabakwarenhandel in der Heidenheimer Str. 55 und die Küferei Adolf Wunderle im Kapellenweg 14.

Küferprodukte aus dem Hause Wunderle
Den kompletten Wirtschaftsspiegel finden Sie im Bericht auf der Website des Heimatvereins HVO.
Zum Wirtschaftsspiegel und Einwohnermeldebuch von 1937 hier klicken!
Das wär’s für’s erste zu diesem Thema. Weitere Teile befinden sich in der Bearbeitung.
Nachtrag zu Bericht 709
Eine Fundgrube – Alte Adressbücher 1937 und 1949
Dazu erreichte mich eine Mail von unserer lieben Mitbürgerin Elinor Wintersteiner:
In der Katzenbachstraße wohnte der Puppenspieler u n d Fotograph Hans Lang. Es handelt sich um ein und dieselbe Person. (Er wurde zweimal aufgeführt, weil er, wohl berufsbedingt, auch zweimal im Adressbuch aufgeführt wurde). Ich war mit seinem Sohn, dessen Frau und Hans Langs zwei Töchtern, mit Namen Olga und Hermine, viele Jahre lang befreundet. Hans Lang malte viele seiner Gemälde auch in Öl. Seine Töchter schenkten mir seinerzeit ein Gemälde. Ich denke, dass es in den Oberkochener Häusern sicher noch das eine oder andere Bild von ihm gibt. Ich habe auch eine von Hans Lang gemachte Kassette. Er wurde von der Fürstin von Öttingen sehr geschätzt. Sie kümmerte sich auch um die sechs Kinder, als seine Frau starb. Die jüngsten Kinder, Zwillingsmädchen, waren damals erst zwei Jahre alt. Als Olga und Hermine noch lebten, wandte ich mich zweimal (!) an den Heimatverein – leider ohne Erfolg. Die beiden hätten sehr viel erzählen können, denn Hans Lang war zu seiner Zeit sicher ein sehr bekannter Mann in dem kleinen Ort mit einem interessanten und spannendem Lebenslauf. Es bestand aber von Seiten des Heimatvereins leider kein Interesse. Der Sohn von Hans Lang, Anton Lang, war von Beruf Malermeister, bei dem der Vater von Walter Hausmann seine Lehre absolviert hat. Der Schwiegervater von Hans hatte den Einstieg in die Wanderbühne zur Bedingung gemacht, damit er seine Tochter ehelichen durfte und so war er ständig unterwegs und auch die beiden Mädchen wurden „on Tour“ geboren.
In späteren Einwohnermeldebüchern finden wir ihn, seine beiden Töchter sowie seinen Sohn Anton mit Ehefrau Ilka wohnhaft im Enzianweg 4 in Oberkochen. Inzwischen sind alle „umgezogen“ und haben ihre letzte Ruhestätte auf dem Städtischen Friedhof.

Anmerkung.
Das ist schade und ich bedauere das sehr. Wer immer „der Heimatverein“ in diesem Fall war, mich hat diese Information leider nicht erreicht. Denn ich bin für meine Geschichten von solchen Berichten abhängig, habe auch ein Gespür für solche Sachen und melde mich in der Regel umgehend auf solche Angebote. Ist leider nicht wieder gutzumachen.

Ein schönes Bild von Hans Lang (Besitz Elinor Wintersteiner). Das Bild mir gefällt mir, da auch ich das malerische Gandria sehr liebgewonnen habe.
Wer kann denn noch etwas zur Person von Hans Lang durch Text und Bild beitragen?
Wilfried „Billie Wichai“ Müller