Bahnhof Zürich.

Der erste Bahnhof in Zürich wurde 1847 und 1871, ein Neubau, wie wir ihn heute kennen, errich­tet. Der Archi­tekt namens Jakob Fried­rich Wanner war Württem­ber­ger und stamm­te aus Illin­gen. Anfangs gab es auch dort, wie anders­wo Wider­stän­de gegen visio­nä­re Gedan­ken. Was soll eine Straße vom Bahnhof zum Zürich­see wo bis dato nur die Frösche quakten und Militär­an­la­gen im Weg standen. Doch das Visio­nä­re setzte sich durch und es entwi­ckel­te sich eine der teuers­ten Straßen der Welt.

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Erinne­rungs­ta­fel 1864 – 2008 (Archiv Müller)

Bahnhof Oberko­chen.

Auch hier war der Archi­tekt ein Württem­ber­ger (mir send scho b’sondere Leut‘, gäll ☺) mit Namen Georg von Morlok und stamm­te aus Dätzin­gen. Hier muss erwähnt werden, dass u.a. die Stutt­gar­ter Markt­hal­le dessen Planungs­bü­ro entstamm­te. Das war also nicht irgend­wer. Wir bekamen unseren Bahnhof 1864, welcher der Bahn bis 2005 diente. 1967 wurde der Bahnhof für 120.000 DM umfas­send renoviert und umgebaut. 1972 wurde er durch Eternit-Platten mehr oder weniger verschan­delt. Dann kam der große Umbruch. Das Stell­werk in Heiden­heim wurde neu organi­siert und die Arbeits­plät­ze in Oberko­chen wurden überflüs­sig. 2004 wurde die Fahrkar­ten­aus­ga­be endgül­tig geschlos­sen. Einen der letzten in Oberko­chen tätigen Mitar­bei­ter treffe ich hin und wieder im Zug als Kontrol­leur. 2007 erwarb die Stadt für ein paar Minuten das Gebäu­de um es gleich wieder an den Privat-Inves­tor Franz Rank aus Heiden­heim, der aus Oberko­chen stammt, zu verkau­fen. 2008 begann der aufwen­di­ge Umbau und am 6. Sep 2009 übernahm die erste Pächte­rin Sandra Borsdorf das „Café am Gleis“. Das Konzept ging nicht auf und der „Asia-Imbiss“, der früher im „Hirsch-Gebäu­de“ behei­ma­tet war, zog ein. 2011 kam dann die längst fälli­ge Aufzugs­er­wei­te­rung, die den Zugang deutlich erleich­ter­te. Bis dahin konnte man sehen wie sich behin­der­te Menschen und Mütter mit Kinder­wa­gen abquäl­ten bzw. gar nicht ab Oberko­chen fahren konnten. Heute haben wir zwar Aufzü­ge und eine Unter­füh­rung, aber der gesam­te Bereich incl. Bahnsteig unter­liegt einer ständi­gen Vermül­lung und Besude­lung, das so nicht hinnehm­bar ist und im Grunde, wie viele öffent­li­che Plätze, nach Video-Überwa­chung ruft. Manch­mal wünsche ich mir Singa­pu­rer Verhält­nis­se um der Sauber­keit Willen an öffent­li­chen Plätzen. (Abfall wegwer­fen kostet dort zwischen 600 € und 1.300 €). Jetzt noch etwas zur Belus­ti­gung aus dem Jahr 1959. Ich zitie­re auszugs­wei­se den damali­gen Innen­mi­nis­ter Renner aus Stuttgart:

„Wir haben uns bereits länger um die Verbes­se­run­gen im Berufs­ver­kehr und um Erwei­te­run­gen im Bahnhof Oberko­chen bemüht und mit der Bahn verhan­delt…. Die Bahndi­rek­ti­on Stutt­gart hat einen Vorent­wurf aufge­stellt, der ein 3tes Haupt­gleis, eine Bahnsteig­un­ter­füh­rung mit Abort­an­la­gen und eine Bahnsteig­über­da­chung beinhal­tet…… Werden uns bemühen……der Bahndi­rek­ti­on vorschla­gen…… Kosten­auf­wand 1,8 Mio DM.“ Gustav Bosch hatte damals erheb­li­che Zweifel ob dieses Wolken­ku­ckucks­heim jemals zu Ausfüh­rung kommt. Und so war es denn auch. Aus hochflie­gen­den Plänen wurde ein Bahnhof, der einer jungen aufstre­ben­den Stadt mit Weltfir­men am Ort, in keiner Weise gerecht wurde und es erst eines priva­ten Inves­tors bedurf­te, der diesen, in die Jahre gekom­me­nen Schand­fleck, zu neuem Glanz verhalf. Man sieht, der „Planungs­wahn­sinn aus Stutt­gart“ trieb damals schon sein Unwesen☺.

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Gesamt­an­sicht des Bahnge­län­des 1949 (Archiv Müller)

Beson­de­res rund um den Bahnhofsplatz.

Da gab es zunächst den Güter­bahn­hof, der 1869 erstellt wurde. Später 1939 ein Rampen­an­bau und 1942 ein Bürohäus­chen. Der Abriss erfolg­te 1989. Daneben gab es Gleise, damit die Waggons direkt bei der Kohlen­hand­lung entleert werden konnten.

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Die Post – im Vorder­grund Grenz­pfos­ten die seiner­zeit für Aufruhr sorgten (Archiv Rathaus)

Stein des Ansto­ßes waren Pfosten im Bereich des Platzes, die massi­ven Protest in der Bevöl­ke­rung hervor­ge­ru­fen hatten. Da der Krieg noch nicht solan­ge vorbei war, waren die Herren noch kompe­tent, um hier eine fundier­te Stellung­nah­me anzuge­ben (entnom­men aus dem Amtsblatt frühe­rer Zeit). Das Werk stammt von einem Volks­sturm­mann, der, nach eigenen Angaben, Exper­te im Panzer­sper­ren­bau war:

Vier schwarz­wei­ße Pfähle, / von einer guten Seele, / als stumme Klage / für wenige Tage / angebracht. / Nach kurzer Verhand­lung – / welche Verwand­lung! / In wenigen Stunden / war alles verschwun­den / und wieder zugemacht.

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1956 Der Modell­ei­sen­bahn­club hat seinen Arbeits­raum (Archiv Rathaus)

Und als Highlight den/die Waggon/s des Modell­ei­sen­bahn­clubs Oberko­chen. Der Club erwarb am 29. Juli 1956 einen ehema­li­gen 3. Klasse D‑Zug-Waggon BJ. 1908 von der Deutschen Bundes­bahn. Dieser Waggon wurde auf dem Gleis direkt neben der Fa. Bäuerle (heute Spedi­ti­on Maier), an dessen Ende ein Prell­bock stand aufge­stellt und war nun lange Jahre die Heimat der äußerst emsigen Modell­bahn­freun­de. Nun konnten sie ihren Phanta­sien und Plänen freien Lauf lassen und stolz präsen­tier­ten sie Ende 1958 Europas (!!!) größte Modell­ei­sen­bahn im Maßstab 1:90. Rasch wurde die Stell­flä­che verdop­pelt und am 30. August 1960. in sieben (!!!) Eisen­bahn­wag­gons rollte Europas immer noch größte Modell­ei­sen­bahn aus Oberko­chen zur Landes­ver­kehrs­aus­stel­lung nach Essen: 800 M Gleis, 250 Weichen, 500 Gebäu­de, 1.000 Straßen­fahr­zeu­ge, 2.000 Figuren, 40 Trans­for­ma­to­ren, 200 Relais und 12 KM Kabel und 50 Züge sorgten für einen überra­gen­den Betriebs­ab­lauf. Der Erfolg war so groß, dass es danach zu einer Sonder­schau der Bundes­bahn­di­rek­ti­on nach Köln ging, bei der die Anlage von über 1 Milli­on Zuschau­er bestaunt wurde. Wir Oberkoch­ner konnten sie dann vom 31.Dez 1960 bis zum 6. Jan 1961 in der Dreißen­tal­hal­le bestau­nen und auch der 8jährige Wilfried stand damals staunend vor diesem mikro-techni­schen Wunder. Heute steht die weltweit größte und moderns­te Anlage in Hamburg und heißt „Minia­tur­wun­der­land“ und lässt einen nicht mehr aus dem Staunen kommen. Modell­bahn­bau hat eine Dimen­si­on erreicht, die vor ein paar Jahren noch undenk­bar schien. So etwas ist möglich, wie seiner­zeit in Oberko­chen, wenn Mut zum Risiko, Visio­nen, Wille und techni­sche Kompe­tenz und Finanz­mit­tel sich vereinen.

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Der Bahnhofs­platz im Jahr 1957 (Archiv Rathaus)

Franz Holden­ried erinnert

an den berühm­ten „Onkel von Ameri­ka“, seines Zeichens Eisver­käu­fer Ende der 40er Jahre im kleinen Park, an dessen Stelle sich heute der Biergar­ten befin­det. Wie er richtig hieß, konnte ich nicht ermit­teln. Er baute dann zuerst das Kiosk neben dem Bahnhof, das ein Selbst­läu­fer war. Denn die Menschen­mas­sen, die täglich zum „Zeissa Karle“ ström­ten, brauch­ten ihre tägli­chen Basis­ar­ti­kel: die BILD, Zigaret­ten, Tabak, Zeitschrif­ten, Flach­män­ner und was der Mann von Welt sonst noch so täglich benötig­te. Durch diesen Erfolg verführt, baute er das heuti­ge Gasthaus direkt neben den Kiosk. Damit übernahm er sich aber und ging sang- und klang­los Pleite. Es übernahm ein Herr Maile aus der Gegend um Leonberg. Er brach­te seine Haushalts­kraft mit und, wie das Leben früher so spiel­te, heira­te­te mein Bruder Maximi­li­an diese junge Frau namens Marian­ne und so hatte sie hinfort zwei Haushal­te zu führen. Später hat dann der Erwin Fischer die Bahnhofs­wirt­schaft übernommen.

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1970 Überga­be der Bahnhofs­gast­stät­te von Erwin an Erika Fischer (Amtsblatt)

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großer LKW-Verkehr auf dem Vorplatz (Archiv Müller)

Der Bahnhofs­vor­platz.

Solch ein Platz soll ja für die ankom­men­den Reisen­den, neben dem Bahnhof selbst, ein Hingu­cker sein, ein Entrée in den Ort. Das ist im Laufe der Zeit mal mehr, mal weniger gelun­gen. Der Platz hat sich im Laufe der Jahre unter­schied­lich präsen­tiert – von grenz­wer­tig bis ordent­lich ist da alles dabei, aber immer besser. 1956 war das ein großes Thema zwischen Gemein­de und Bundes­bahn. Die Bahn wies 70% bahnfrem­den Verkehr nach (beson­ders das Wenden!), daher sollten die Sanie­rungs­kos­ten des Platzes auch zu 70% von der Gemein­de übernom­men werden. Die Fläche zum Bahnschup­pen wird hinge­gen komplett von der Bahn übernom­men. In der Mitte des Platzes sollte ein Licht­pilz instal­liert werden, den die Bahn „gebüh­ren­frei“ zulie­ße – diese Formu­lie­rung sorgte für allge­mei­ne Heiter­keit. Des Weite­ren wird eine gärtne­ri­sche Gestal­tung angeregt sowie, wieder einmal, eine Abort-Anlage auf dem Bahnhofsplatz.

Solch ein Platz hat auch etwas Symbol­haf­tes für beson­de­re Veran­stal­tun­gen, wie nachste­hen­de beispiel­haf­te unvoll­stän­di­ge Auflis­tung verdeut­li­chen soll:

Am Samstag 05. und Sonntag 06. Juli 1952 fand das 8te Bezirks­mu­sik­fest statt. Alle musika­li­schen Abord­nun­gen des Bezirks kamen mit dem Zug angereist und wurden, dem Anlass entspre­chend, mit „ganz großem Bahnhof“ am selben abgeholt.

Samstag 24. Okt. 1953 das nächs­te Event. Der „Verband der Heimkeh­rer“, unter Führung von Franz Sanwald, rief die Oberkoch­ner Männer zur Versamm­lung vor dem Bahnhof auf, um danach durch den Ort bis zum Dreißen­tal­schul­platz zu marschie­ren, auf dem dann eine Kundge­bung abgehal­ten wurde. Man hat hier bewusst den Bahnhofs­platz gewählt, weil die Heimkeh­rer immer mit dem Zug heimka­men. Die letzten kehrten 1956 zurück, zu ihnen gehör­te meines Wissens auch der Schwie­ger­va­ter meines verstor­be­nen Bruders Harald, Johann Pauser aus dem Finkenweg.

Diens­tag 14. Sept. 1965 war ein weite­rer wichti­ger Besuchs­tag für Oberko­chen. Im Rahmen einer Bundes­tags-Wahlkampf-Tour rollte ein Sonder­zug, von Aalen kommend, mit dem Bundes­kanz­ler Ludwig Erhard an Bord, ein. Auf dem Platz stand ein Podium, von dem aus der Kanzler, von den örtli­chen und beglei­ten­den CDU-Granden umgeben, eine Anspra­che an die Bürger­schaft hielt und kurz darauf mit dem Zug Richtung Heiden­heim weiter­fuhr. BM Gustav Bosch ignorier­te den Besuch, weil der Besuch der Partei und nicht der Gemein­de galt – damals legte man stren­ge­re Maßstä­be an, um „kei G’schmäckle“ zu entwi­ckeln. Zwei Anmer­kun­gen zu diesem Besuch.

Zum einen wurde eine CDU-Wahlkampf-Schall­plat­te mit einem richtig fetzi­gen schla­ger­ähn­li­chem Lied verteilt. Ich hatte auch eine solche in den Händen, verschenk­te sie aber, da ich als Kind eines SPD-Arbei­ter-Haushal­tes so etwas nicht heim zu bringen hatte. Zudem hatten wir eh keinen Platten­spie­ler. Der Text ist aber heute noch in meinem Hirn fest veran­kert, da er sehr eingän­gig war:

Ja, ja, wir sind in all den Jahren / mit Ludwig Erhards CDU / doch wirklich alle gut gefah­ren, / das wissen wir und ich und du. / Nein, nein, der Willy ist so gut nicht, / und deshalb rufen wir euch zu. / besser ist der Ludwig, besser ist der Ludwig und die CDU / Willy ist so gut nicht, besser ist der Ludwig und die CDU / Der Ludwig und der Willy, die stellen sich zur Wahl / der eine etwas füllig, der andre etwas schmal / und dann gibt es noch einen ganz großen Unter­schied / Na klar na klar, den man ganz deutlich sieht (Whlg.)

Zum anderen gab es einen „terro­ris­ti­schen ☺“ Anschlag auf den politi­schen Gegner. Die SPD hatte einen Luftbal­lon mit ihrem Logo instal­liert, den ein CDU-treuer zielge­nau­er Luftge­wehr-Schüt­ze sicher vom Himmel holte.

Am Montag 25. Feb 2013 ließ sich der damali­ge Bahnchef Grube im Ostalb­kreis sehen und fuhr mit dem Zug nach Oberko­chen, um seinen damali­gen DB-Chef-Lobby­is­ten Georg Brunn­hu­ber (den Schorsch vom Kies) eine Auszeich­nung als Ehren-Bahnhofs-Vorste­her zu überrei­chen. Es gab sicher noch mehr Anläs­se, die ich hätte erwäh­nen sollen, aber das mag als kleine Auswahl genügen.

Das Bahnhofs-WC.

Natür­lich kann ich dieses Thema, das jahrzehn­te­lang im Amtsblatt behan­delt wurde, nicht ganz außer Acht lassen, auch wenn Dietrich Bantel in seinem Bericht 205 schon alles dazu gesagt hat. Das öffent­li­che WC am Bahnhof wurde im Rahmen der bauli­chen Erstel­lung eines zentra­len Omnibus­halts bzw. der Querspan­ge Ost in den Jahren 1998 und 1999 erstellt. Damit wurde zugleich eine jahre­lan­ge Diskus­si­on um eine öffent­li­che Toilet­te am Bahnhof beendet und ein „langge­heg­ter Wunsch“ aus der Bevöl­ke­rung erfüllt. Dieses WC wurde von der Stadt Oberko­chen finan­ziert. Anfäng­lich wurde dafür ein gerin­ger „Eintritt“ verlangt. Aller­dings wurde der Geldbe­häl­ter seiner­zeit mehrfach aufge­bro­chen. Die Schäden durch die Aufbrü­che summier­ten sich im Laufe der Zeit und waren so groß, dass seitens der Stadt schließ­lich auf Nutzungs­ent­gel­te verzich­te­te, weil die gerin­gen Einnah­men nicht im Verhält­nis zu den Kosten für Repara­tu­ren standen. Ich persön­lich bin sehr dankbar, dass diese „Häuschen“ gibt, denn nicht selten komme ich mit dem Zug aus der Schweiz und bin in „höchs­ter Not“, weil in vielen Zügen der DB so manches unter­wegs nicht funktio­niert. In manchen Zügen hat die Bahn das Problem bereits gelöst (wie im TV zu sehen war) – es gibt inzwi­schen Züge ohne WC. Das ist sicher noch billiger ☺.

Zur Steige­rung des Wohlbe­fin­dens kann jetzt nur noch ein öffent­li­ches WC im Bereich der „Neuen Mitte“ (z.B. Ortsbi­blio­thek) beitragen.

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Kiosk, Bahnhofs­gast­stät­te und Schup­pen mit Abort (Archiv Rathaus)

Wilfried Müller erinnert an den Bahnhof.

Man betrat das Bahnhofs­ge­bäu­de und rechter Hand war der Fahrkar­ten­schal­ter. Es gab dort die berühm­ten gestanz­ten Fahrkar­ten, deren Rohlin­ge an der Wand im Büro gelagert waren, um sie dann entspre­chend dem Fahrziel zu prägen. Vor der Schlie­ßung kaufte ich dort auch die Fahrkar­ten nach Zürich, das aber vom Perso­nal aufwen­dig manuell und mit Suchen in dicken Kursbü­chern einher­ging. Es war ratsam die Karte einen Tag vorher zu holen. Gegen­über dem Eingang befand sich die Bahnex­press-Annah­me und die Gepäck­auf­be­wah­rung. An deren Schei­be hingen immer die Steck­brie­fe für die gesuch­ten Verbre­cher und in den 70er Jahren die RAF-Fahndungs­fo­tos. Ansons­ten erinne­re ich mich an lange Sitzbän­ke in einem stark überheiz­ten unschö­nen Warte­raum. An den Seiten eine Perso­nen­waa­ge und ein Automat für Süßig­kei­ten sowie große Bilder­rah­men für Bahnwer­bung und die notwen­di­gen Fahrplä­ne. In den 60ern gab es noch den alten Warte­raum mit Holzbän­ken und Holzfuß­bo­den und einem Boller­ofen, der im kalten Winter zum Aufwär­men einlud, wenn es uns beim „Kirche-Schwän­zen“ draußen zu kalt wurde. Nach Schlie­ßung des Bahnhofs, konnten Fernfahr­kar­ten (in meinem Fall die wöchent­li­chen Fahraus­wei­se nach Zürich und zurück) noch in Klaus Schön’s Reise­bü­ro gekauft werden. Das war mir aber zu kompli­ziert und zu unsicher und der Service konnte auch nicht lange aufrecht­erhal­ten werden. Und so muss ich seitdem meine Fahrkar­ten in die Schweiz in Aalen kaufen, weil der Automat meine beson­de­re Situa­ti­on, als Inhaber einer Bahncard 50 (DB) und einer Halbtax-Karte (SBB), nicht beherrscht.

Erinne­run­gen von Edeltraud Meroth, geb. Schüler

Urlaub war in meiner Kindheit ein Fremd­wort. Ich hatte irgend­wann einmal gehört, dass man in den Urlaub gehen könne und da hab ich dann meine Eltern gefragt, ob wir das auch könnten. Natür­lich konnten wir das alle zusam­men nicht, aber ich allein durfte: In den Schul­fe­ri­en eine Woche lang auch in Urlaub und zwar in den Bahnhof in der Bahnhof­stra­ße zu meinen Großel­tern. Irgend­wie eine Vorstu­fe zu „Urlaub ohne Koffer“ ☺ – immer­hin war ich von zu Hause weg, wenn auch nur ein paar Straßen weiter. Meiner Erinne­rung nach hatten die Großel­tern eine Wohnung mit zwei Zimmern im Bahnhof. Eine große Wohnkü­che mit Sofa, ein Durch­gangs­zim­mer in dem meine Tante Hilde schlief (und ich, meine Cousi­ne oder anderer Besuch) und das Schlaf­zim­mer meiner Großel­tern. Das Klo befand sich im Flur auf der Treppe, gewaschen hat man sich am Wasch­be­cken in der Küche. Die Fenster (Dachfens­ter?) gingen nach hinten auf das Bahnge­län­de hinaus. Man gewöhn­te sich schnell an das Geräusch der vorbei­fah­ren­den Züge und nahm sie eigent­lich bald nicht mehr bewusst wahr. Wenn mein Großva­ter zu Hause war, sagte er den Anwesen­den aber jeden Zug an, bevor der in den Bahnhof einfuhr. Das war sein „Berufs­wis­sen“ das er immer zum Besten gab und es mit allen teilte.

Dieser Urlaub bedeu­te­te dann für mich, mal nicht auf meine Geschwis­ter aufzu­pas­sen, sondern mit meiner Cousi­ne Helga entwe­der in der Küche zu spielen oder mit anderen Kindern im „Garten“. Zwischen Bahnhofs­gast­stät­te und den Holzschup­pen längs des Bahnstei­ges, die zu den Wohnun­gen im Bahnhof gehör­ten, führte ein Weg zu den Garten­bee­ten, in denen Gemüse angebaut wurde. Der Garten, der sich an der Rücksei­te des großen Wohnhau­ses im Kapel­len­weg, in dem auch „Eisen­bah­ner­fa­mi­li­en“ wohnten, zog sich bis zur Fried­hofs­mau­er hin. Familie Leys wohnte in diesem Wohnhaus. Mit den Mädchen Maria und ihrer Schwes­ter spiel­te ich sehr gerne Verste­cken oder mit Puppen. Abends nach dem Abend­brot saßen dann meine Großel­tern mit anderen Alten auf Holzbän­ken vor ihren Schup­pen und schau­ten uns zu. Man konnte das Ankom­men der Züge beobach­ten, wie Menschen schön geklei­det nach Aalen fuhren oder gar nach Heiden­heim und auch vom Wegfah­ren träumen.

Beson­ders aufre­gend war es, meinem Großva­ter sein Mittag­essen ins Stell­werk bringen zu dürfen: Mit dem Essen im metal­le­nen Trans­port­ge­schirr durfte ich längs der Gleise zum Stell­werk laufen, was sonst streng verbo­ten war. Auch durfte ich allei­ne ins Stell­werk hinein und die Treppen hinauf steigen, bis in den Dienst­raum, in dem mein Großva­ter arbei­te­te. Wenn mein Großva­ter geges­sen hatte, durfte ich noch eine Weile im Stell­werk bleiben und ihm zuschau­en, wie er, wenn es klingel­te, an einer Kurbel drehte und die Weichen stell­te. Dabei löste er große Hebel an Zahnrä­dern von oben nach unten oder von unten nach oben, ratternd beweg­te sich alles und dann wurden die Hebel wieder festge­stellt. Die Schran­ken schlos­sen sich mit einem beglei­ten­den Gebim­mel, bevor der Zug mit Klingeln im Dienst­raum angekün­digt wurde und dann, wenn der Zug „durch“ war, öffne­te er die Schran­ken wieder mit Gebim­mel. Die Bedin­gung war aller­dings, ganz still zu sein, damit er alle Signal­hör­ner hören konnte.

Das waren, 2 oder 3 Mal eine Woche lang, wunder­ba­re Ferien im Sommer im Bahnhof in Oberko­chen, bevor ich dann ab dem Alter von zehn Jahren 3 Mal allei­ne in Urlaub zu meiner Oma väter­li­cher­seits nach Aalen fahren durfte. Und noch aufre­gen­der wurden meine Urlau­be, als meine Oma von Aalen nach Herford umzog und ich dann mit dreizehn zum ersten Mal allei­ne mit der Bahn in den Urlaub nach Herford fahren durfte! Aber das sind dann wieder andere Geschichten.

Edeltraud Meroth, geb. Schüler erinnert, beispiel­haft für eine kinder­rei­che Familie, an die Langers.

Die Langers wohnten teils im Bahnhof und teils im Kies. Das ist auch ein sehr anschau­li­ches Beispiel wie die Oberkoch­ner unter­ein­an­der vernetzt waren und heute noch sind.

Meine Großel­tern mütter­li­cher­seits, Anna und Karl Langer sind mit einigen ihrer vielen Kinder nach der Flucht aus Schle­si­en (vermut­lich aus Oppeln oder Umgebung) über Öster­reich in Oberko­chen im Bahnhof gelan­det. Großva­ter war Bahnbe­am­ter, arbei­te­te im Stell­werk Richtung Heiden­heim und stell­te dort die Weichen und bedien­te die Schran­ke. Im Bahnhof wohnten, als ich dort in meinen ersten Schul­jah­ren Urlaub machte (zwischen 1957 und 1959) außer den Langers noch die Bestles im 2. Stock und im 1. Stock, über dem Warte­saal und den Dienst­räu­men, der Bahnhofs­vor­ste­her Anton Feil sen. mit seiner Familie. Doch nun zu den einzel­nen Familien:

Familie Schüler: Meine Mutter Helene Langer, geb. 1924, ältes­te Tochter von Karl und Anna Langer, wurde im Dezem­ber 1951 von meinem Vater Fried­rich Schüler gehei­ra­tet. Mein Vater kam Anfang 1951 aus russi­scher Kriegs­ge­fan­gen­schaft nach Ellwan­gen, wohin seine Mutter und seine Großmutter nach dem Krieg aus Schle­si­en (Breslau und Großham­mer) geflo­hen waren. Dort in/bei Ellwan­gen arbei­te­te meine Mutter beim Bauern und lernte auf irgend­ei­nem Fest meinen Vater kennen. Die erste Wohnung meiner Eltern war im Erdge­schoss in der Katzen­bach­stra­ße 3, im Haus von Betha Tritt­ler, die im ersten Stock wohnte. Durch ihre Wohnung ging es zur Treppe ins Dachge­schoss, da wohnte die Familie Blatt­ner. Wasser wurde in meinen ersten Lebens­jah­ren am Linden­brun­nen geholt, das Außen­klo im Garten wurde erst 1956 durch ein Innen­klo hinter der Treppe in den ersten Stock ersetzt. 1962 zogen wir dann in ein Gemein­de­haus im Hölder­lin­weg 2. Dort hatten wir dann 4 Zimmer, Küche und Bad, und nicht mehr wie im Katzen­bach, 3 Zimmer, Küche und Klo. 1969 zogen wir dann in das Haus in der Weingar­ten­stra­ße 77.

Familie Hauber: Meine ältere Kusine Helga Hauber war, wie ich auch, oft zu Besuch bei meinen Großel­tern. Ihre Mutter Maria Langer (zweit­äl­tes­te Tochter, geb. 1926) war nach der Flucht von meinem Onkel Alfons Hauber gehei­ra­tet worden. Er war Schrei­ner beim Brunn­hu­ber, stamm­te aus Ellen­berg bei Ellwan­gen vom einem Bauern­hof, den seine zwei allein­ste­hen­den Schwes­tern bewirt­schaf­te­ten. Alfons und Maria hatten außer Helga auch noch ein gemein­sa­mes Kind, NN Hauber.

Familie Bestle: Gertrud Langer heira­te­te den Karl Bestle aus der Bestle-Sippe, die in der Sperber­stra­ße in Oberko­chen wohnte. Karl und Gertrud Bestle wohnten zuerst im 1. Stock des kleinen Hauses, das in der Dreißen­tal­stra­ße im Hof der Firma Schmid steht; mein Onkel Karl arbei­te­te bei der Firma Schmid. Meine Tante Gertrud starb kurz nach der Geburt ihres vierten Kindes. Meine Eltern zogen das kleins­te, Lothar Bestle auf, bis sein Vater wieder heira­te­te und mit seiner Frau Justi­na alle vier Kinder (Lothar, Gisela, Karl-Heinz und NN) zurück in ihren Haushalt in der Weingar­ten­stra­ße holte.

Familie Wunder­le: Eine weite­re Tochter namens Lisbeth Langer, ist verhei­ra­tet mit Hubert Wunder­le. Sie wohnen im Kapel­len­weg, neben dem alten katho­li­schen Fried­hof (auf dem meine Großel­tern begra­ben wurden). Die beiden haben im Garten der Eltern von Hubert und seinen Brüdern, in dem früher die Küferei und Mostpres­se Wunder­le war, ein Haus gebaut, in dem sie jetzt im EG wohnen. Als das Haus gebaut worden war, zogen damals meine Großel­tern vom Hölder­lin­weg, in den sie nach dem Ausschei­den meines Großva­ters aus dem Bahndienst gezogen waren, in das Erdge­schoss im Kapel­len­weg, wo sie bis zu ihrem Tod wohnten.

Familie Sauter: Bei meinen Großel­tern im Bahnhof lebte Mitte/Ende der 50er Jahre noch ihre jüngs­te Tochter Hilde Langer, die dann später als Verkäu­fe­rin beim „Gubi“ arbei­te­te und dann den Hans Sauter (Hansi genannt, aus Thürin­gen, ein Wander­fex, der beim Zeiss arbei­te­te und immer in Kniebund­ho­sen herum­lief) heira­te­te. Die Beiden lebten dann in der Brunnen­hal­de mit ihren zwei Söhnen.

Die Famili­en Langer: Außer den fünf Töchtern hatten Karl und Anna noch 4 Söhne, die den Krieg überleb­ten und danach mit ihnen nach Oberko­chen gekom­men waren:

Josef „Jupp“ Langer, Jahrgang 1927, der ältes­te Bruder meiner Mutter. Er war der Famili­en­ge­schich­te nach zuerst mit einer Oberkoch­ne­rin verlobt (die im Haus neben Unfried, Richtung Süden, wohnte), ging dann aber als Bergmann ins „Rhein­land“ (nach Ahlen in Westfa­len) und arbei­te­te als Steiger in einer der damals noch zahlrei­chen Zechen und lebt dort noch immer mit seinen drei Kindern.

Sein Bruder Max Langer, ging auch ins „Rhein­land“ (nach Nienburg an der Weser), heira­te­te dort und hat einen Sohn. Die beiden lebten Mitte der 50er Jahre schon nicht mehr in Oberko­chen. Beim Bäuerle schaff­ten die beiden anderen jünge­ren Langer-Söhne:

Alfred Langer, der mit seiner Frau Else NN aus Oberko­chen in dem kleinen Haus auf dem Bäuerle-Gelän­de hinter „Norma“ (heute Jooß) wohnte, später nach Aalen in ein Bäuerle-Gebäu­de umzog und dann nach Westhau­sen-Reichen­bach zog. Er arbei­te­te für Bäuerle immer als Hausmeis­ter. Aus dieser Ehe gibt es drei Kinder, die in der Umgebung von Ellwan­gen leben. Tante Elses Eltern lebten unten in einer der Baracken hinter dem Kaltwalz­werk. Sie hatten einen weißen Spitz, den wir Kinder sehr fürch­te­ten. Else hatte eine Schwes­ter mit Namen Maria NN. Wie meine Tante Else auch eine sehr nette Frau, die, so glaube ich, auch in der Weingar­ten­stra­ße wohnte. Irgend­wie waren die beiden verwandt mit reiche­ren Leuten aus der Aalener Straße. Ein Verwand­ter war Maler und lebte in München und immer wenn ich in diesem Haus in der Aalener Straße zu Besuch war, war ich sehr beein­druckt von den tollen Landschafts­ge­mäl­den, die dort im Flur hingen.

Georg „Schorsch“ Langer, der jüngs­te der Söhne, lebte mit seiner Frau NN in Ebnat. Aus dieser Ehe sind zwei Söhne hervor­ge­gan­gen Ewald und NN. Meine Eltern wander­ten mit uns Kindern im Sommer am Sonntag (nach einen frühen Mittag­essen um halb zwölf) oft übers Bildstöck­le nach Ebnat, wo dann Kaffee getrun­ken, gespielt und gefei­ert und am Abend wieder zurück gewan­dert wurde.

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Bahnhof 1962 – Zug mit Dampf­lok auf dem Weg nach Aalen (Archiv Müller)

Auch unsere Luitgard Hügle mit ihrem Ehemann Fritz

haben hierzu etwas beizu­tra­gen. Zuerst erinnert sich Luitgard: Der Bahnhof mit seinen abfah­ren­den Zügen übte schon immer eine große Anzie­hungs­kraft auf mich aus. Schon als ganz kleines Mädchen durfte ich allei­ne zu meiner „Dote“ in das „Kies“ gehen. Die Dreißen­tal­stra­ße war damals noch nicht geteert und es gab nahezu keinen Verkehr auf der Straße. Und wahrschein­lich machte ich da eines Tages einen abenteu­er­li­chen „Umweg“. Mein Vater kam vom G‘schäft heim (so sagte man früher wenn man von der Arbeit nach Hause kam) und meine Mutter klagte, dass ich immer noch nicht heimge­kom­men sei und so machten sich beide auf die Suche nach mir. Mein Vater fand mich dann auf der Südsei­te des Bahnho­fes, auf dem Boden sitzend und mit Stein­chen spielend – so hat man es mir später erzählt. Auch hatte ich damals wohl schon einen weit reichen­den Entschluss gefasst. Ich soll gesagt haben „Luitgard­le weit furt“ – was sich ja dann recht bald bewahr­hei­tet hat. Sehr gut erinne­re ich mich an das 1948, als mein Onkel Bruno aus Russland heimkehr­te. Er kam mit den ersten Russland­heim­keh­rern und die ganze Verwandt­schaft erwar­te­te ihn am Bahnhof – außer seiner Frau und die beiden Kinder. Das war sicher ein schwe­rer Schlag nach dieser schwe­ren Zeit.

Auch an das damali­ge Postamt knüpfen sich noch alte Erinne­run­gen. Mein späte­rer Mann Fritz kam 1960 zum ersten Mal mit dem Zug nach Oberko­chen, um beim „Oppold“ zu arbei­ten. Er sah sich um, ob es jeman­den gäbe, um diesen nach dem Weg zu fragen. Da kam der „Hätte­re“, mein Bruder, mit seinem Ford K 12 daher, um das Postfach zu leeren. Es entwi­ckel­te sich ein Gespräch über Ludwin und wie man da am besten hinkom­me – aber kurzer Hand meinte Herbert „Steigen Sie ein, ich fahre Sie schnell hin.“

Im gleichen Jahr im Herbst habe ich dann Fritz, bei der 18er-Feier von Herbert und seinem Jahrgang im Jugend­wohn­heim in der Jenaer Straße 2 (heute Alten­pfle­ge­heim), kennen­ge­lernt. Später bin ich dann oft aufs Postamt gegan­gen um die Post zu holen – aber Briefe von Fritz waren Mangel­wa­re. Gehei­ra­tet haben wir 1963 im Pflug und bald danach bin ich nach Itali­en gezogen – also doch „ganz weit furt“, wie schon als kleines Kind am Bahnhofs­ge­län­de angekündigt.

Fritz muss das natür­lich ergän­zen: Über diesen überaus freund­li­chen Empfang des jungen Herbert infor­mier­te ich alle meine Verwand­ten und Bekann­ten und übertrug dieses Verhal­ten Fremden gegen­über auf alle jungen Oberko­che­ner. Sehr viel später – als es schon zu spät war – habe ich erfah­ren, dass Luitgard ihren Bruder als Jungge­sel­len-Jäger am Bahnhof aufstell­te ☺. Aber wir hatten eine Gemein­sam­keit, denn auch ich wollte schon als Kind „ganz weit furt“. Als 4‑järiger packte ich einen Koffer und ging zum Bahnhof, wo man mich dann fand, bevor es richtig losge­hen konnte. Das war doch eine gemein­sa­me Basis, auf der man gemein­sam etwas aufbau­en konnte.

Luitgard fährt fort zu erzäh­len: Bei einem Besuch mit unseren beiden kleinen Kindern ging ich aufs Postamt um nach Itali­en zu telefo­nie­ren. Das Gespräch musste an einem beson­de­ren Schal­ter angemel­det und in einer beson­de­ren Kabine geführt werden. Solche Gesprä­che waren damals teuer und ich wollte die Kosten der Verwandt­schaft nicht zumuten. Um die Kinder etwas im Auge behal­ten zu können ließ ich die Kabinen­tür etwas offen. Das Gespräch führte ich in italie­ni­scher Sprache was zu einem Kommen­tar eines „Brunkel“-Bewohners führte: „Wia koa ma au so schwätza, dia Leit sollat doch noa ganga wo se herkom­me send.“ So war’s früher…..Heut‘ isch des ja ganz anders ☺.

Die Themen „Eisen­bahn“ und „Bahnhof“

wurden von Dr. Christ­hard Schrenk und Dietrich Bantel schon einige Male detail­ge­nau abgehan­delt. Hier nochmals in aller Kürze die Nummern der relevan­ten Berich­te für die Hard-Core-Bahnin­ter­es­sier­ten: 1, 5, 106, 141, 177, 178, 181, 205, 206, 240, 286, 293, 294, 295, 392, 394, 403, 475, 503, 537 und 571 sowie 150 Jahre Brenztalbahn.

Oberkochen

Betriebs­aus­flug Fritz Leitz mit der Bahn nach Nürnberg (Archiv Müller)

Fritz Leitz

war ein Macher im alten Oberko­chen. Den Volkmars­berg­turm mit der dazuge­hö­ri­gen Straße verdan­ken wir ihm und den Ski-Sport hat er massiv unter­stützt. Mit seiner Beleg­schaft gab es jährli­che Ausfahr­ten mit dem Bus oder mit dem Zug (wie das Foto zeigt). Aller­dings hat er zur falschen Zeit (1938 bis 1945), mit der falschen Produk­ti­on den falschen Politi­ker unter­stützt. Und weil das so war, konnte Carl Zeiss nach dem Krieg hier sehr schnell Fuß fassen. Er starb 1942 und konnte daher die Konse­quen­zen seines Handelns nicht mehr erleben. Sein Grab, als damali­ger Wehrwirt­schafts­füh­rer, befin­det sich auf dem evange­li­schen Friedhof.

Der Bahnhof und der II. Weltkrieg.

Wenn man heute so durch Oberko­chen läuft kann man sich kaum vorstel­len, dass der II. Weltkrieg auch Tod und Verder­ben nach Oberko­chen gebracht hat. Spät zwar, aber kurz und heftig.

Am 1. April 1945, kam es zu einem Tiefflie­ger­an­griff auf einen Zug im Bahnhof Oberko­chen, der mit KZ-Häftlin­gen auf dem Weg nach Dachau war. 8 Menschen starben dabei. Von diesen wurden 5 in einem Sammel­grab auf dem evange­li­schen Fried­hof begraben.

Dietrich Bantel hat dieses Ereig­nis in den Berich­ten 177 und 178 genau­es­tens beschrie­ben. Einen Abdruck eines Berich­tes zu diesem Thema von 2015 hat die Heiden­hei­mer Zeitung leider nicht geneh­migt, deswe­gen bleibt nur der Link auf diesen Bericht:
https://www.swp.de/suedwesten/staedte/heidenheim/ostersonntag-1945_-flieger-greifen-zug-mit-kz-haeftlingen-an-18365999.html

Am 11. April 1945 flogen franzö­si­sche Flugzeu­ge einen Angriff und feuer­ten auf Einwoh­ner und warfen ihre Bomben auf das „Herrgott’s‑Häfner-Haus“ ab. Als die Flugzeu­ge abdreh­ten, gab es 8 Tote zu bekla­gen, die kurz danach auf dem katho­li­schen Fried­hof in einem Sammel­grab beigesetzt wurden. Mehr Details dazu in einem Zeitungs­be­richt, in dem Hubert Winter seine Erleb­nis­se schil­dert. Sie finden diesen Zeitungs­be­richt auf der WebSite des Heimat­ver­eims zwischen den Berich­ten 10 und 11.

Am 24. April 1945 setzte Grana­ten­be­schuss vom Essin­ger Feld her ein. Der Ami stand kurz vor dem Einmarsch und sorgte so nochmals für klare Verhält­nis­se. Dieser letzte Angriff ging glimpf­lich ab, da auch keine Gegen­wehr mehr der zuvor noch anwesen­den SS-Abtei­lung erfolg­te. Und so ging der Krieg, der unsere Gemein­de einen knappen Monat lang heimsuch­te, Ende April zu Ende.

Das war’s jetzt zum Thema Bahnhof mit seinem Platz und der dazuge­hö­ri­gen Straße.
Ich bedan­ke mich bei allen, die durch Bild und Text dazu beigetra­gen haben, dass der Bericht so geschrie­ben werden konnte und somit ein weite­res „Viertel“ unserer Stadt entspre­chend gewür­digt werden konnte:

Franz Holden­ried, Susan­ne Henco geb. Wingert, Reinhard Herge­sell, Albert Holz, Fritz Hügle, Luitgard Hügle geb. Grupp, Edeltraut Meroth geb. Schüler, Apollo­nia Wingert geb. Schell­mann und Bruno Wingert sowie Chris­toph Stumpf.

Nachwort:

Bisher gab es Berich­te zum „Brunkel“, dem „Kies“ und zur „Bahnhof­stra­ße“. Jetzt fehlen noch Erinne­run­gen an den „Katzen­bach“ und das „Dreißen­tal“. Dazu braucht es aber wieder EUCH, die Leser­schaft, die dieses Vorha­ben mit Bild und Text unter­stüt­zen müssten.

Dazu freue ich mich auf Briefe, Anrufe und E‑Mails. Ich komme dann gerne vorbei, um gemein­sam dafür zu sorgen, dass diese beiden Wohnbe­zir­ke auch entspre­chend gewür­digt werden. Also, lasst mich da nicht hängen.

Wie immer grüßt der „Billie vom Sonnen­berg, der jetzt in der Frühling­s­tra­ße wohnt.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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