Erklä­rung.

Die letzten Monate gab es keine Berich­te von mir. Hennt’r sicher g’merkt ond hoffent­lich vermisst. Der Billie hatte mit Umzug in eine Mietwoh­nung, Entrüm­pe­lung und Verkauf des Eltern­hau­ses, einer Krank­heit mit Opera­ti­on und anschlie­ßen­der Reha reich­lich zu tun. Ich freue mich, dass ich mich nun wieder meiner Passi­on widmen kann – zu unser aller Vergnü­gen in der Vergan­gen­heit herum­stö­bern und daraus spannen­de Berich­te schrei­ben. Der Amtsblatt-Redak­ti­on danke ich für die aufmun­tern­den Worte während der berichts­lo­sen Zeit. Deshalb muss jetzt auch ein großer Neustart erfolgen.

Vorspann.

Aufgrund der umfang­rei­chen Recher­chen werde ich auch hier einen weite­ren Zweitei­ler zum Besten geben. Der erste Teil wird sich mit der Bahnhof­stra­ße und der zweite Teil mit dem Bahnhof beschäftigen.

Intro.

Meine beiden Lebens­mit­tel­punk­te sind Oberko­chen und Zürich. Vor einiger Zeit ging ich wieder einmal durch die Bahnhof­stra­ße in Zürich und dachte bei mir: „Schreib doch mal etwas über die Oberkoch­ner Bahnhof­stra­ße“. Da stellt sich die Frage: „Was hat die Bahnhofs­stra­ße in Zürich mit der Bahnhofs­stra­ße in Oberko­chen gemein­sam? Natür­lich nichts, außer den Namen. Oder gibt es doch etwas?“ Ja, es gibt Gemein­sam­kei­ten vieler Bahnhof­stra­ßen, die auf die Zeiten zurück­ge­hen, als die Bahnhö­fe gebaut wurden – das war das Thema der Straßen­an­bin­dung der Bahnhö­fe. Und seit neues­tem hat unsere kleine Bahnhofs­stra­ße eine Weihnachts­be­leuch­tung – wie es sich für eine solche Straße geziemt.

Unsere Bahnhof­stra­ße

zeigt auch heute immer noch eines – ein etwas unfer­ti­ges Gesicht. Kein reiner Indus­trie­platz mehr, aber auch kein zeitge­rech­tes moder­nes Gebiet, das eines Binde­glie­des zwischen dem Eintritt in den Ort und seiner Haupt­stra­ße würdig wäre. Das ist aus meiner Sicht, neben der „Neuen Mitte“, der Aalener und Heiden­hei­mer Straße, ein weite­rer Schwer­punkt zukünf­ti­ger Stadt­pla­nun­gen. Doch nun zur Geschich­te dersel­ben: Vor dem Bau der Eisen­bahn­li­nie war das der bäuer­li­che Zugang zu den sog. „Weide­wie­sen“. Mit der Schie­nen­ver­le­gung und der Errich­tung des Bahnho­fes musste eine Zugangs­stra­ße gebaut werden und an der geplan­ten Einmün­dung in der „Langen Gasse“ stand ein Haus, dessen Abbruch zwingend erfor­der­lich war. Es handel­te sich um das Haus „Langgas­se 109“, das Haus der Witwe Vikto­ria Staud und des Krämers und Gassen­wirts Franz Staud. Die könig­li­che Eisen­bahn­kom­mis­si­on erwarb am 30. Oktober 1863 dieses Anwesen für 3.700 Gulden. Familie Staud durfte das Materi­al aus dem Abbruch ihres alten Hauses für den Bau eines neuen verwen­den. So entstand in den Jahren 1864/65 ein Gebäu­de­kom­plex aus Haus, Scheu­er und Stall, in dem später die „Bahnhofs­re­stau­ra­ti­on – d‘ Schell“ einge­rich­tet wurde. Die Straße wurde also mit den Mitteln gebaut, die es damals gab. An Teer war noch nicht zu denken. Der erste Belag war eine einfa­che Einschot­te­rung mit Mineral­be­ton (= Gemisch aus Kies, Splitt und Wasser). Am 13. Sep 1864 war es soweit. Die Bahnstre­cke wurde feier­lich eröff­net. Beim Halt in Oberko­chen durften Blumen­jung­frau­en (was es früher so alles gab?) Erfri­schun­gen reichen. Am 15. Sep begann der öffent­li­che Fahrbe­trieb und die Geschich­te der Postkut­sche zwischen Heiden­heim und Aalen war damit für immer passé. Der Ort und die Passa­gier­zah­len entwi­ckel­ten sich.

Geprägt wurde die Bahnhofstraße

überwie­gend durch nachfol­gend aufge­führ­te markan­te Gebäu­de: Den Bahnhof mit den div. Neben­ge­bäu­den, die Bahnhofs­gast­stät­te, das Postamt, die Firma Bäuerle, die Indus­tri­el­len-Villen von Otto und Albert Bäuerle sowie Emil Leitz und dem Anwesen Schell­mann mit Kiosk „Enepetz“ und der gegen­über­lie­gen­den Bahnhofs­re­stau­ra­ti­on, kurz und knapp „d‘ Schell“ genannt.

Im Einwoh­ner­mel­de­buch 1959 sind folgen­de Perso­nen aufgelistet:

Haus Nr. 1 Gleser und Tippelt / Haus Nr. 3 Reder und Wingert / Haus Nr. 3/1 Bäuerle O. / Haus Nr. 4 Schell­mann und Wingert / Haus Nr. 5 Bäuerle A. / Haus Nr. 6a Eberle und Stocky / Haus Nr. 7 Leitz / Haus Nr. 9 Graser / Haus Nr. 13 Fischer / Haus Nr. 15 Sußmann / Haus Nr. 19 Bacher, Baumann, Frank, Hegel­au, Hermann, Holzer, Keller, Koch, Koller, Nieder­le, Neune­cker und Tiersch / Im Bahnhof selbst Feil, Langer, Kühn und Rothe.

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Blick in die neue Bahnhof­stra­ße (Archiv Müller)

Das Entrée in die Bahnhofstraße

bilde­ten somit zwei Häuser. Zum einen das Haus Xaver / Paul Oppold (Schmied) in dem, über einen Seiten­ein­gang erreich­bar, der Zahnarzt Riede seine Praxis hatte. Später zog dann die Droge­rie Irion im EG ein (später Heller). Für uns 14jährige Buben gab es dort eine Mutpro­be zu bestehen: Wer traut sich da hinein­zu­ge­hen und mit fester Stimme ein Päckchen „Pariser“ zu verlan­gen? Am anderen Eck stand das Haus „Schmid-Jörgle“. Über den hinte­ren Eingang war eine Lotto­stel­le zu errei­chen, die zeitwei­se von Frau Painc­zyk betrie­ben wurde. Vorne war der „Konsum“ unter­ge­bracht. In diesem Haus hatte auch die Württem­ber­gi­sche Bank (mit Herrn Heiden­reich) sowie die Spar- und Darle­hens­kas­se (mit Heiner Grupp) ihre Heimat. Heiner Grupp verwal­te­te auch die Milch­gel­der vom Milch­häus­le für die Bauern.

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Beginn der Bahnhof­stra­ße mit der damali­gen Rathaus-Droge­rie auf der linken Seite (Archiv Müller)

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Beginn der Bahnhof­stra­ße mit dem Haus „Schmid-Jörgle“ vor dem Abriss (heute KSK) auf der rechten Seite (Archiv Müller)

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1909 Bahnhofs­re­stau­ra­ti­on mit dem Schrift­zug „Eugen Winter“ (Archiv Müller)

D‘ Schell oder die Bahnhofsrestauration.

Dieses Gasthaus prägte das örtli­che Gesell­schafts­le­ben von 1866 bis 1961 und war sehr stark mit der Familie Schell­mann verbun­den. Ob Hochzei­ten, Geburts­ta­ge, politi­sche Veran­stal­tun­gen, Tanzver­an­stal­tun­gen, Ausstel­lun­gen der örtli­chen Firmen, kurz alles was man sich vorstel­len kann, fand in „d‘r Schell“ statt. Zu erwäh­nen bleibt noch, dass, in dem an gleicher Stelle errich­te­ten Geschäfts­ge­bäu­de, „Kaiser’s Tengel­mann“ einen Super­markt betrieb. Bevor das Haus in ein Wohn- und Geschäfts­haus umgebaut wurde, war auch Siegried Gremer­ath mit seinem Bürosys­te­me-Haus hier zuhau­se. Heute befin­den sich Wohnun­gen und die Beier GmbH im Haus. In einem späte­ren Bericht über unsere Gasthäu­ser werde ich näher auf dieses Haus und seine Eigen­tü­mer einge­hen. Die Nachfah­ren des ersten Schell-Wirtes Anton Schell­mann wohnten bis 2015 im Haus gegen­über, über das nun Susan­ne Henco, eine Tochter von Apollo­nia Schell­mann und Bruno Wingert, erzählt.

Erinne­run­gen von Susan­ne Henco, geb. Wingert.

Ich bin die Ur-Enkelin des alten Schell­manns, der sein Haus vermut­lich 1904 / 1905 erbaut hat. Dort wurde so viel Beton verbaut, dass das Haus vermut­lich bis in alle Ewigkeit stehen würde, außer man risse es wegen eines Neubaus ab. Mein Opa hat dann noch ein paar Verän­de­run­gen vorge­nom­men, ansons­ten steht das Haus immer noch so da wie vor über 100 Jahren. Auf dem weitläu­fi­gen Grund­stück gab es früher einen großen Gemüse­gar­ten, viele Zwetsch­ge­n­bäu­me, Gänse und Hühner sowie mehre­re Hütten. Dazu eine kleine Episo­de, die in der Familie immer erzählt wurde: In den letzten Kriegs­ta­gen April 1945 wurde Wurst und Fleisch vergra­ben, damit diese nicht den in Kürze einmar­schie­ren­den Amis in die Hände fielen. Aber das Schick­sal hatte etwas anderes vor. Eine der Artil­le­rie­gra­na­ten, die kurz vor dem Einmarsch auf Oberko­chen nieder­gin­gen, zerstör­te dieses Lager. Was für ein Pech. Zu „meiner Zeit“, die bis 1977 dauer­te (meine Eltern zogen damals in das Haus Eichen­dorff­weg 5) wohnten im Haus Oma und Opa, Anton (der Bruder von Loni) sowie meine Eltern (Bruno und Apollo­nia Wingert geb. Schell­mann sowie ich (1962), meine Geschwis­ter Micha­el (1968), Anita (1958) und Doris (1963). Bevor ich es verges­se, das Haus beher­berg­te noch ein beson­de­res Lebewe­sen – einen Spitz namens Mäxle, der seiner Rasse alle Ehre machte und mitun­ter einige der vorbei­ei­len­den Zeissia­ner „anknab­ber­te“ – gottsei­dank war man gut versichert.

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Holz wird g’macht bevor d’r Winter kommt; von li. n. re.: Apollo­nia Schell­mann, Marle­ne Bliem, geb. Wickom, Andrea Wanner, Anton Schell­mann, Anita Wingert (Archiv Henco)

Das Anwesen war ein bäuer­li­cher Betrieb, der die Viehwirt­schaft recht bald aufgab (1961), aber die Landwirt­schaft auf den Feldern bis mögli­cher­wei­se in die 70er hinein betrieb. Auf der einen Seite war der Bauern­hof für uns Kinder ein riesen­gro­ßer Spiel­platz, auf dem wir uns mit wenigen Mitteln kreativ austo­ben und unseren Geschäfts­sinn trainie­ren konnten. Sobald die Zwetsch­gen reif waren bastel­ten wir aus Zeitungs­pa­pier Tüten, portio­nier­ten die Zwetsch­gen und verkauf­ten sie auf der Straße an die vorüber­ei­len­den Zeissia­ner. Den Erlös setzen wir im Kiosk „Enepetz“ (Wilhel­mi­ne Enepetz, geb. 24.01.1900 / gest. 27.12.1963) oder im Süßig­kei­ten­la­den im Haus „Schmid-Jörgle“ (später befand sich dort eine kleine Bank) sofort in Süßig­kei­ten um und so lernten wir schon früh wie der Wirtschafts­kreis­lauf funktio­niert. Nachbar­schafts­kin­der waren u.a. die Bebel-Kinder Fried­bert und Josef („Seppl“ genannt), der Nachwuchs vom Bauern Weber „Kohlas­eff“, Anita Schoch, die Schim­mel-Kinder Petra, Sabine, Sonja, Susan­ne, Hans und Uwe. Spiel­plät­ze waren für uns die Straße, der Garten, der Kocher, die Treppen vom Schmid-Jörgle zum Kocher hin und die Wiese hinter der heuti­gen Stadt-Biblio­thek (dort stand auch die berühm­te Weber‘sche Schiff­schau­kel). Frau Weber holte uns Kinder ab und zu ins Haus wenn es Zopf gab. Überhaupt war es in jener Zeit in Oberko­chen überall üblich, dass die Kinder oft bei den Nachbarn etwas abbekom­men haben (sei es ein Saft, Obst, Kuchen oder auch mal ein Vesper). Natür­lich schwänz­ten wir ab einem bestimm­ten Alter den Kirch­gang. Wir trieben uns da unter­halb der Kirche herum, infor­mier­ten uns dann aber kurz über den Inhalt der Predigt, damit wir auch glaub­wür­dig zu Hause berich­ten konnten. Zur Winters­zeit frönten wir dem Skifah­ren unter­halb der heuti­gen Josef-Kapel­le. Zu Oma und Opa hatte ich schon eine beson­de­re Bezie­hung. Ich liebte es auch am tägli­chen Vesch­ber (eine Vesper ist etwas ganz anderes ☺) bei den beiden am Tisch zu sitzen und an einem Kanten Brot zu kauen und Opas warmes! (vermut­lich g’staucht – womög­lich mit einem Tauch­sie­der?) Bier zu probie­ren. Das hatte schon was.

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Susan­ne Henco’s Oma und Opa Schell­mann (Archiv Wingert)

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Hoher Besuch beim alten Schell­mann – Gustav Bosch und NN (Archiv Wingert)

Das Leben auf dem Bauern­hof war schon immer sehr rusti­kal. Oma schlug dem Huhn schon mal den Kopf auf dem Hackstot­zen ab, zupfte, kochte und ruckzuck lag das Feder­vieh, zum Erstau­nen der Kinder, verzehr­be­reit auf dem Teller – nach dem Motto „Frisch auf den Tisch“. Wir Kinder durften bei der Kartof­fel­ern­te auf den Feldern, Richtung Königs­bronn gelegen, mithel­fen. Die Herbst­fe­ri­en hießen denn früher auch Kartof­fel­fe­ri­en und dienten nicht der Erholung vom Schul­stress sondern der Arbeit auf den Feldern. Den Begriff Kinder­ar­beit gab es auf dem Dorf sowie­so nicht. Mein Mutter Apollo­nia, hatte, wie manch andere Bauers­frau, auch den Traktor­füh­rer­schein. Nur hin und wieder geriet sie durch die Tücken des Fahrens in Nöten und es musste ihr gehol­fen werden. Rundher­um würde ich das als eine gelun­ge­ne und schöne Kindheit bezeich­nen, die so heute nicht mehr gelebt wird. Wenn mich jemand fragen würde, nach was meine Kindheit schme­cken würde – ich würde vermut­lich antwor­ten: Nach einem warmen Opa-Bier.

Die Bäuerle-Villen.

1954 erwarb Albert Bäuerle das Haus mit der Nr. 5 und baute es zu einem Wohnhaus um.

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Firma Bäuerle mit LKWs – heute Spedi­ti­on Maier (Archiv Müller)

Die Bäuerle-Fabrik.

Dazu wird es im Jahr 2020 einen separa­ten Bericht inner­halb einer kleinen Reihe über die alten Firmen geben.

Albert Holz hat zu Emil Leitz einiges zu erzählen.

Emil Leitz, der jüngs­te der Albert Leitz-Söhne (die beiden anderen hießen Albert und Fritz) wurde am 6. Feb 1888 geboren. Auf die Realschu­le in Aalen schlos­sen sich eine Lehrzeit in Stutt­gart und die Militär­zeit, von 1907 bis 1908, bei der Fußar­til­le­rie Ulm an. Danach ging es zu Handels­un­ter­neh­men nach Genf und Turin. Später war er leiten­der Angestell­ter in einer Biele­fel­der Firma. 1913 verhei­ra­te­te er sich mit. 1921 erfolg­te der Umzug zurück nach Oberko­chen. Dort wurde das eigene Heim im „Hirsch­gar­ten“ an der Bahnhof­stra­ße 5 erstellt, in dem auch die ersten Geschäfts­räu­me unter­ge­bracht waren. Anfang der 30er Jahre zog die Familie in die neu erbau­te Villa mit der Nr. 7. Das Gebäu­de Nr. 5 wurde weiter­hin für die Firma genutzt und die Wohnun­gen im 1. und 2. OG wurden von Dr. Sußmann (Wohnung und Praxis) und von Dr. Roske (Direk­tor bei Fritz Leitz) genutzt. Emil Leitz zog 1954 in die Geschäfts­räu­me auf dem Grund­stück Nr. 7/1 um. 1960 wurde die Firma in eine GmbH umgewan­delt, zog an den Ölwei­her in die Gebäu­de der Gebr. Leitz GmbH und so begann der Direkt­ver­trieb von Leitz. Als frühe­re Mitar­bei­ter an der Bahnhof­stra­ße seien hier beispiel­haft aufge­führt: Albert Holz, Claus-Dieter Weick, Ludwig Wunder­le (im Krieg gefal­len), Willi­bald Gold (Außen­dienst), Max Wirth, Richard Kopp, Felix Breit­weg, Engel­bert Balle, Klara Fischer und Manfred Müller. Danach erfolg­te der Umzug der Firma in den Ölwei­her auf den Campus der Fa. Gebr. Leitz. Das Geschäfts­mo­dell änder­te sich, denn nun wurden ausschließ­lich Leitz-Werkzeu­ge vertrie­ben. Emil Leitz (gest. 1967) hatte mit seiner Frau Huber­ti­ne (gest. 1951) zwei Kinder – Albert (geb. 1914 gest. 1831) und Doris (geb. 1921 gest. 1997).

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1957 Das Postamt, Bahnhofs­wirt­schaft mit Kiosk und Bahnhof

Das alte Postamt.

1855 wurden die Zustell­ge­bie­te einschl. Kreuz­müh­le, Schla­cken­wä­sche, Öl- und Schleif­müh­le sowie Ziegel­hüt­te von Königs­bronn aus belie­fert. 1860 reich­te es den Oberkoch­nern. Die geball­te VIP-Macht aus Pfarrer, Revier­förs­ter, Schult­heiß, Schul­leh­rer, Hirsch-Wirt und Ochsen-Wirt stell­ten den Antrag auf eine eigene Postab­la­ge für den Ort. Der erste Verant­wort­li­che für diese sog. Postab­la­ge ab 1862 war der Bürger­meis­ter Micha­el Wingert. Ab 1892 durfte sie sich Agentur nennen, für die nun der Landpost­bo­te Brief­trä­ger Widmann angestellt war. Sein Lohn betrug als Bote 60 Mark jährlich und als Brief­trä­ger 168 Mark jährlich. 1908 wird die Trennung von Post und Bahn in Oberko­chen geneh­migt. Neuer Postagent, für eine jährli­che Entloh­nung von 850 Mark, wird nun der Kondi­tor Hermann Speth in der Haupt­stra­ße. Die alte Postagen­tur hatte 1923 einen so starken Postver­kehr zu bewäl­ti­gen, dass ein Neubau geplant und gebaut werden musste. 1927 erwarb die Oberpost­di­rek­ti­on Stutt­gart das Grund­stück von der Reichs­bahn für 3 Mark je qm. 1939 wird die Agentur ein Zweig­post­amt unter Leitung von Ernst Siegel. 1953 übernimmt Erwin Graser die Leitung, gefolgt von 1975 durch Erich Erhardt. 1991 erfolgt ein Umbau der Schal­ter­an­la­ge. Als die Post Teile ihrer Dienst­leis­tun­gen einstellt, übernimmt die Fa. Nähma­schi­nen-Steck­bau­er die erste Agentur in Oberko­chen. Ab Oktober 2015 findet die Postagen­tur beim City-Schnei­der Levent Calis ihr neues zuhause.

Reinhard Herge­sell erzählt von früher.

Nach dem Krieg 1945 wurden sog. 12-Ender (Zeitsol­da­ten mit mindes­tens 12 Dienst­jah­ren) und 131er (Berufs­sol­da­ten) als Beamte, nach einer voraus­ge­gan­ge­nen Prüfung, in den Staats­dienst übernom­men und so bekam auch das Postamt Oberko­chen sein erstes Perso­nal: Ernst Klenk, Wilhelm Herge­sell und Robert Michalik.

Telefo­nie­ren.

Dafür gab es die gelben Telefon­zel­len. Sie standen ehemals „am Postamt“ am „Hirsch“, beim „Grieser“, beim „Gruppen-Heiner“, in der „Brunnen­hal­de“ und vielleicht im Bereich der Adalbert-Stifter-Straße sowie eine Kabine im Eingangs­be­reich zum Postamt. Telefo­na­te mussten angemel­det werden. Dazu waren vom Kunden 5 DM als Pfand hinter­legt werden. Damit wurde sicher­ge­stellt, dass der Kunde nicht ohne Bezah­lung, nach dem Telefo­nat in der Kabine im Eingangs­be­reich, das Weite suchte. Es gab damals nur 2 Telefon­lei­tun­gen in die Ostzo­ne, für die aber eine Anmel­dung beim Postamt notwen­dig war. Die Gesprächs­ver­bin­dung wurde dann über eine der beiden Vermitt­lungs­stel­len via den Postschal­ter in die örtli­che Telefon­ka­bi­ne vermittelt.

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954 Postamt Schal­ter­raum (Archiv Rathaus)

Das Postamt

hatte 4 Schal­ter: Einen für Pakete, einen für Ein- und Auszah­lun­gen sowie Fernmel­de­diens­te, einen für Briefe usw. sowie einen für die Renten­aus­zah­lun­gen. Die monat­li­che Rente musste persön­lich gegen Vorla­ge des Auswei­ses abgeholt werden. Dabei gab es regel­mä­ßig lange Warte­schlan­gen, die manch­mal bis zum Bäuerle reich­ten, und von der Polizei überwacht werden mussten. In der Vorweih­nachts­zeit wurden Berge von Paketen in die Ostzo­ne geschickt, mit den üblichen Inhal­ten wie Kaffee, Schoko­la­de, usw. usf. Da lief etwas in den örtli­chen Lebens­mit­tel­ge­schäf­ten. Die Sendun­gen mussten den Hinweis enthal­ten: „Geschenk­sen­dung, keine Handels­wa­re.“ Wurde das nicht einge­hal­ten, gingen die Sendun­gen über das Zollamt.

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Norma­le Oberkoch­ner Dienst­leis­tung – Pakete nach der Zone

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1960 Amtli­che Bekannt­ma­chung zur Rentenzahlung

Ausbil­dung des Postjung­bo­ten Reinhard Hergesell.

Geboren wurde der junge Mann 1942. Lehrer Menzl fragte in der Abschluss­klas­se: „Hat jeder eine Lehrstel­le?“ Es kamen Antwor­ten wie: „Bäuerle, Wigo, Leitz, Zeiss usw.“ und Reinhard sagt: „Ja, bei der Post“. Da scholl es aus den Mündern seiner Klassen­ka­me­ra­den „Wer nix isch und wer nix koa, gatt zur Poscht ond Eiseboa“. Das musste man schon aushal­ten können. (Zum Thema Kneipier gab es auch so etwas: „Wer nichts wird wird Wirt, und wer das nicht wird, wird Bahnhofs­wirt.…. und wer das verpasst, bleibt ewig Gast!“). 1956 bewar­ben sich 32 Schüler in Aalen und nur 5 wurden genom­men. Eine Prüfungs­fra­ge u.v.a. laute­te: „Wo liegt Saloni­ki?“ das wusste der Reinhard selbst­re­dend (der weiß auch heut‘ noch viel). Seine Lehrzeit verbrach­te er 1956 bis 1959 beim Postamt Aalen (wurde aber wegen der stark anwach­sen­den Einwoh­ner­zahl zur „prakti­schen Bewäh­rung“ nach Oberko­chen abgeord­net. Man nannte das im Postler-Jargon „Front­er­fah­rung“). Ausbil­dungs­ge­bie­te waren damals: Geogra­phie, Zeitungs­dienst (vor Ort waren das Foto-Kristen und die Antonia Minder), Rundfunk­dienst (monat­li­ches Kassie­ren von 2 DM durch den Brief­trä­ger an der Tür), Sparkas­sen­dienst, Briefein- und ‑ausgang, Fernmel­de­dienst, Postge­büh­ren­be­rech­nung sowie amtli­cher Schrift­ver­kehr. Bei der Abschluss­prü­fung laute­te eine Aufga­be: „Ein Brief­zu­stel­ler wurde von einem Hund gebis­sen. Führen Sie den amtli­chen Schriftverkehr“.

Paket­zu­stel­lung

war in Oberko­chen Schwerst­ar­beit. In unserer Gemein­de gab es zwei Neben­er­werbs­diens­te, die extrem häufig vorka­men. Zum einen die „Flaschen­bier­hand­lun­gen“ und zum anderen die „Sammel­be­stel­ler“ (siehe EW-Melde­buch z.B. Irmgard Schim­mel). Es gab eine Vielzahl an Paketen von Quelle, Necker­mann, Bauer u.a.m. Von Frau Berta Wingert (vom Härts­feld wohnhaft im „Ochsen“) musste diese mit einem sackkar­ren-ähnli­chen Gerät ausge­fah­ren werden – das war damals schon Schwerst­ar­beit. Da musste erst der damali­ge Zeiss-Betriebs­rat bei der Post einfor­dern, dass in Oberko­chen ein Auto für diese Arbeit notwen­dig sei. Dem eigenen Perso­nal hat die vorge­setz­te Behör­de eh nicht geglaubt und nun begann die Ära der motori­sier­ten Paket­zu­stel­lung mit einem alten, gelb lackier­ten, Wehrmachts-LKW. Ohne Servo­len­kung und mit einer riesi­gen Knüppel­schal­tung und einem Verbrauch von 20 Ltr. auf 100 km musste das Ungetüm durch die teils engen Straßen unserer Gemein­de chauf­fiert werden. Auch wurde das Postamt mitun­ter von köstli­chen gerös­te­ten Aromen durch­zo­gen. Das geschah immer dann, wenn „Tchibo“-Lieferungen nicht ausge­lie­fert werden konnten, da ja die meisten Empfän­ger tagsüber arbei­te­ten. Bis zu 7 Werks­ta­gen wurde das Paket dann zurück­ge­legt. Beson­ders bekannt wurden in der Wirtschafts­wun­der­zeit die Versand­han­dels-Unter­neh­men Otto (gegr. 1949 Hamburg), Quelle (gegr. 1927 Fürth, war der Gigant unter den Versand­häu­sern), Necker­mann (gegr. 1950 Frank­furt am Main), Bader (gegr. 1929 Pforz­heim) und Heine (gegr. 1951 Karls­ru­he, 1976 Übernah­me durch Otto-Versand), Wenz (gegr. 1926), Klingel (gegr. 1920 Pforz­heim), Baur (gegr. 1925 Burgkunst­adt), Schöpf­lin (gegr. 1948 Lörrach) und Schwab (gegr. 1954 Hanau). (Quelle: Inter­net Andre­jo). Dienst­schluss war (Mo bis Fr) immer um 18 Uhr und da wurde der jüngs­te immer eine Minute vor 18 Uhr zum Abschlie­ßen losge­schickt, egal ob da noch Leute rein wollten oder nicht.

Für die Vertei­lung der Briefe

musste man die Bahnver­bin­dun­gen kennen, denn Briefe wurde damals noch per Bahn trans­por­tiert. An jedem Zug hing noch ein Wagen für die Postsen­dun­gen. Die Strecke Crails­heim-Ulm wurde von Oberko­chen aus verteilt, alles andere ab Aalen. Der letzte Postzug ab Aalen Richtung Stutt­gart ging gegen 22:30 Uhr. Nachts flogen die Postflie­ger stern­för­mig nach Frank­furt um von dort wieder verteilt zu werden. Morgens gegen 3 Uhr gingen die Flieger in Frank­furt wieder in die gleiche Richtung ab. Ab Stutt­gart wurde die Post wieder nach Aalen verschickt, von dort nach Oberko­chen, wo die Vertei­lung über die Bezir­ke in die Haushal­te organi­siert wurde.

Brief­trä­ger und Paketboten

mussten auch Nachnah­me kassie­ren sowie Rundfunk­ge­büh­ren und Zeitungs­geld einzie­hen. Sie hatten daher mitun­ter nicht wenig Geld bei sich. Auch größe­re Auszah­lun­gen waren an der Tages­ord­nung wie z.B. Postan­wei­sun­gen und Lotto­ge­win­ne sowie das Einzie­hen von Rundfunk­ge­büh­ren, Zeitungs­geld und Nachnah­men. Da musste man sich schon überle­gen ob man die „kurzen“ Einla­dun­gen, spezi­ell in der Advents­zeit, annahm. Denn man trug Uniform und musste schon schau­en, dass man nicht deran­giert oder schwan­kend daher kam – kurz gesagt: Man musste teilwei­se schon gut im Nehmen sein ☺.

Der Fortschritt.

Ende der 50er Jahre bekam das Postamt ein Motor­rad für die Eilbo­ten- und Telegramm­zu­stel­lung. Dieser Dienst der Zustel­lung dauer­te bis 19:30 Uhr und musste früher mit dem Fahrrad durch­ge­führt werden. In Oberko­chen durch­aus eine Heraus­for­de­rung. Oft enthiel­ten Telegram­me aus Ostdeutsch­land eine Todes­nach­richt mit Beerdi­gungs­ter­min. Daher diente dieses Telegramm dann auch als eine Art Visa, um über Probst­zel­la in die Ostzo­ne wegen eines Trauer­fal­les einrei­sen zu dürfen. Zur selben Zeit wurde auch eine Schreib­ma­schi­ne angeschafft, deren Bedie­nung manchem Beamten schwer zu schaf­fen machte und die Selbst­ver­su­che mitun­ter verbal kräftig beglei­tet wurden.

Posta­lisch unzustellbar.

So war die einver­nehm­li­che Meinung aller Betei­lig­ten auf dem Postamt Oberko­chen zu einer im Brief­kas­ten vorge­fun­de­nen Brief­sen­dung mit der Anschrift: „Mister XY…US Army – Volkmars­berg Oberko­chen“. Warum diese Einord­nung? Ganz einfach. Postsen­dun­gen an „Türme und Skihüt­ten“ sind von der Zustell­pflicht ausge­nom­men. Der Volkmars­berg gehört nicht zum Ortszu­stell­be­reich und das wichtigs­te überhaupt: Der Turm war „OFF LIMITS“, also militä­ri­scher Sicher­heits­be­reich! Was war zu tun? Der Brief hatte keine Absen­der­an­ga­ben und konnte daher nicht an den Absen­der zurück­ge­ge­ben werden. Da hatte einer die Idee, die Army auf dem Turm anzuru­fen. Die Idee war einleuch­tend und klang ganz gut – nur die Nummer stand in keinem öffent­li­chen Telefon­buch, denn die Army hatte ihr eigenes Fernmel­de­netz. Ein Kolle­ge vom Fernmel­de­amt Aalen besorg­te uns nach gutem Zureden die Nummer. Als wir uns im besten Schul­eng­lisch melde­ten (unserem alten Lehrer Menzl sei Dank) melde­ten wir uns und wurden gleich im ebenfalls besten Deutsch unter­bro­chen ;wir können deutsch reden“. Also schil­der­ten wir die Sachla­ge, er lachte und sagte, er komme gleich zum Postof­fice. Cirka 20 Minuten später fuhr ein Jeep vor, parkte im heuti­gen Biergar­ten der Bahnhofs­gast­stät­te und kam, da die Schal­ter schon geschlos­sen waren, zu uns in den Betriebs­raum. Nach seiner Legiti­ma­ti­on (Name auf der Uniform­ja­cke) händig­ten wir ihm den Brief aus. Er lächel­te, setzte sich auf einen Stapel Postsä­cke und begann zu lesen. Beiläu­fig fragte er, ob wir ein Bier für ihn hätten, denn er möchte in Uniform nicht in eine Gaststät­te gehen. Wir spendier­ten ihm eine Flasche und kamen dadurch ins Gespräch. Seine deutschen Großel­tern sind in die USA ausge­wan­dert und da er bei ihnen aufge­wach­sen war, beherr­sche er die deutsche Sprache. Als er sich verab­schie­de­te, gaben wir ihm noch den Tipp, den künfti­gen Brief­ver­kehr doch mit einem Kennwort z.B. „Volkmars­berg postla­gernd Postamt Oberko­chen“ zu schicken. Was er und der Absen­der dann auch zukünf­tig taten. So entwi­ckel­te sich ein reger Schrift­ver­kehr bis eines Tages im Amtsblatt „Bürger und Gemein­de“ unter der Rubrik „Lebewohl sagten der Gemein­de“ zu lesen war: „Name YX nach Stadt XY USA verzo­gen“. Im Jahr 1964 ist Reinhard Herge­sell zu Carl Zeiss gewech­selt und hat dort u.a. in der dorti­ge Poststel­le gearbeitet.

Chris­toph Stumpf (Aushilfs­brief­trä­ger in den Sommer­fe­ri­en) erzählt.

Wenn wir heute an die Post zurück­den­ken, fällt uns allen zuerst der Name Klenk ein. Ein großer gewich­ti­ger und wichti­ger Mann. Das hat er uns alle, die sich bei ihm anstel­len mussten, spüren lassen. Sein Arbeits­wahl­spruch hieß: Schee­eh schaf­fe, sauber schaf­fe, schee­eh ond sauber schaf­fe. Dazu eine kleine Episo­de: Einmal war die Summe von 2 DM verschwun­den und nicht wieder aufzu­fin­den. Schwund ist überall, wie schon ein altes Sprich­wort sagt, aber nicht auf der Post – geht gar nicht. Also lautet die Klenk’sche Lösung (nach o.g. Wahlspruch): „Des wird oabends woanders wegb’schissa.“ – das war doch schee­eh ond sauber ☺. Der Paket­fah­rer Paldinz(s) war ein freund­li­cher, bei der Bevöl­ke­rung gern gesehe­ner und belieb­ter Zeitge­nos­se (ein Schnäps­le in Ehren kann niemand verweh­ren, beson­ders zu Weihnach­ten). Er kam oft einfach ins Haus gelau­fen ohne zu klingeln, wie das damals nicht unüblich war. LKW fahren war da noch richtig Arbeit, mit Knüppel­schal­tung und ohne Servo­len­kung durch die tw. engen Straßen steuern. Das Postge­bäu­de selbst wurde durch die Kunden­ab­fer­ti­gungs­hal­le dominiert. Nach meiner Erinne­rung gab es 4 Schal­ter und eine Telefon­ka­bi­ne, in die angemel­de­te Fern- und Auslands­ge­sprä­che vermit­telt wurden. Dieser Raum wurde in Jahren zwischen 1952 und 1954 einge­rich­tet. Die Schlan­gen wurden beson­ders in der Weihnachts­zeit lang und länger und den Warten­den bang und bänger, bis sie das Paket an Herr Klenk zur Bearbei­tung durch­reich­ten. Und wehe, die Paket­kar­te war nicht richtig ausge­füllt……. Überhaupt ein Papier­krieg ohne Ende…… und dann noch die Brief­mar­ken­samm­ler mit ihren Sonder­wün­schen wie Sonder­mar­ken. Sonder­stem­pel, Tages­stem­pel, Vollstem­pel, Halbstem­pel, Ersttags­brie­fe…… Das Brief­ver­teil­zen­trum befand sich im Keller. Es gab 6 Bezir­ke inner­halb deren nach Straßen­na­men sortiert wurde. Die Briefe wurden gebün­delt in die Austra­ge­ta­sche gepackt und los ging es. Der Renner, aber total unbeliebt, weil so schwer und zahlreich, waren die Katalo­ge von Quelle, Bauer, Necker­mann, Otto, Schwab usw. (Der letzte Katalog der Fa. Otto wurde im Herbst 2018 gedruckt) Und da wurde es sehr genau genom­men, denn unter 500 gr. war der Brief­trä­ger und über 500 gr. der Paket­fah­rer zustän­dig. Da war jedes Gramm wichtig! Dann gab es noch den Robert Michalik, der etwas geschmei­di­ger als der Klenk war und den Wilhelm Herge­sell. Als der sein erstes Auto kaufte, war das schon etwas Beson­de­res. Eine stünd­li­che Kontrol­le war vonnö­ten, um zu sehen, ob es immer noch unver­sehrt da stand. Und hatte ein Vogel sein Auto markiert, wurde der Vogel­schiss sofort entfernt.

Menschen­auf­läu­fe und Umzüge

hat diese Straße auch reich­lich gesehen. So ging es in den 50ern und 60ern des letzten Jhrdts. auf der Straße richtig rund – und zwar morgens und abends. Am Bahnhof setzen sich Menschen­mas­sen Richtung Zeiss und der anderen Firmen in Bewegung, die jegli­chen Autover­kehr zum Erlie­gen brach­ten. Wie ein mensch­li­cher Tsuna­mi ergoss sich morgens ein Menschen­strom durch die Straße, die sich danach bis zum Abend erholen konnte, um dann das Ganze nochmals, aber in die andere Richtung, zu erleben. Wer das je, in echt oder im Film gesehen hat, wird das nie mehr verges­sen. 1952 wurden Delega­tio­nen zum Bezirks­mu­sik­fest am Bahnhof abgeholt und zum Festge­län­de gelei­tet. 1953 zog der Verband der Kriegs­heim­keh­rer vom Bahnhof zum Schulhof.

Oberkochen

1953 Anzei­ge einer Veran­stal­tung des Verban­des der Heimkeh­rer (Amtsblatt)

Später wurde die Straße als Wende­punkt beim Kinder­fest­um­zug benutzt, damit sich die Kinder auch selbst sehen konnten. 1958 holte die Musik­ka­pel­le Paul Fischer am Bahnhof ab, um ihn mit „Blech und Tsching­d­erassabum“ zu seiner Primiz zu geleiten.

Oberkochen

1958 Oster­sonn­tag – Die Musik­ka­pel­le holt Paul Fischer am Bahnhof ab (Archiv Pfarramt)

(Fortset­zung folgt in Kürze) Bis dahin grüßt wie immer „Der Billie vom Sonnen­berg – wohnhaft in der Frühling­s­tra­ße, dieses Mal mit einem Pfeifsignal.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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