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Erich Günther (Archiv G+S)

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Emil Schramm (Archiv G+S)

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Willy Günther (Archiv G+S)

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G+S Komplex von oben 60er Jahre (Archiv G+S)

G+S Günther und Schramm

ist heute ein modern aufge­stell­ter Betrieb mit einer über 85jährigen Geschich­te welcher das Kies stark mitprägt. Am 1.1.1930 gründe­ten Erich Günther und Emil Schramm ein Unter­neh­men (hervor­ge­gan­gen aus der im Jahr 1895 gegrün­de­ten Fa. H. Günther, Ziehe­rei, vorm Hugo Laiss­le) für Blank­ma­te­ri­al­be­darf. Früher befand sich auf dem G+S‑Gelände die Gärtne­rei Markus Gold – auch d’r Marxe-Gärtner genannt. Als Start-Up-Unter­neh­mer waren sie alles in Perso­nal­uni­on (Lager­ar­bei­ter, kaufmän­ni­sche Angestell­te, Handlungs­rei­sen­de und Geschäfts­füh­rer) und das sicher fast rund um die Uhr.

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Erstes Lager auf dem Bahnge­län­de 1935 (Archiv G+S)

Das erste Freiflä­chen­la­ger entstand 1935 auf dem Bahnhofs­ge­län­de und die ersten Mitar­bei­ter wurden einge­stellt. 1946 ist auch für G+S die Stunde „Null“. Der verblie­be­ne Stahl­be­stand wurde durch ein Feuer vernich­tet und es mussten die Ärmel hochge­krem­pelt werden. 1950 wird ein Teil des heuti­gen Grund­stücks erwor­ben und 1952 zog die Verwal­tung in ein eigenes Gebäu­de ein. Die Beleg­schaft bestand aus 25 Mitar­bei­tern. In der Wirtschafts­wun­der­zeit wurde gebaut, ausge­baut und erwei­tert: Hallen kamen dazu, die Depen­dance Mannheim entstand und ein neues Büroge­bäu­de entstand. 1981 wurde das moder­ne Hochre­gal­la­ger in Königs­bronn gebaut. Die Entwick­lung setzte sich in der Slowa­kei und in Tsche­chi­en fort. Moder­ne Lager­hal­tung und Maschi­nen­in­ves­ti­tio­nen bestimm­ten die folgen­den Jahre. Am 1.1.2003 übernahm der Konzern „Schmolz+Bickenbach“ das Zepter. Überle­bens­not­wen­di­ge Umstruk­tu­rie­run­gen und die Verwand­lung zum flexi­blen Metall-Service­part­ner sicher­ten das Überle­ben. Eine breite­re Produkt­pa­let­te, ein erwei­ter­tes Leistungs­spek­trum, quali­fi­zier­te Technik, hohe Kompe­tenz und quali­fi­zier­te Mitar­bei­ter sorgten für ein neues Erfolgs­kon­zept mit dem der Sprung ins 21. Jhrhdt. gelang.

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Abgebrann­tes wertlo­ses Lager 1946 (Archiv G+S)

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Das erste Büro 1938 (Archiv G+S)

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Langsam geht es aufwärts – vom Pferd zum Opel P4 (Archiv G+S)

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Großes Freila­ger 60er Jahre (Archiv G+S)

Wilfried Müller ergänzt:

Aus meiner Jugend­zeit sind mir folgen­de Details in Erinne­rung:
1) Erich Günther wohnte zuerst in der Dreißen­tal­stra­ße 22 und verfass­te in seiner Freizeit inter­es­san­te Gedich­te, die im Amtsblatt wöchent­lich veröf­fent­licht wurden.

Gedicht über das Kies

2) Willy Günther fuhr sonntags im Sommer ein super­schö­nes Cabrio und nahm uns trampen­de Schul­bu­ben ab und zu in Richtung Heiden­heim mit – wunder­schö­ne Erleb­nis­se
3) Das alte Wasser­wehr lud beson­ders im Winter zum Schau­en und Spielen ein
4) Die späte­re Günther-Villa in der Garten­stra­ße besaß eine Attrak­ti­on – eine Doppelt­tief­ga­ra­ge, in der 2 Autos überein­an­der geparkt werden können. Ob das heute noch funktio­niert weiß nur Gisela Müller-Rißmann.“

Bahnüber­gang und Stellwerk

Auf Höhe des Kreisels befand sich früher ein beschrank­ter Bahnüber­gang. Auf diesem Strecken­ab­schnitt gab es in meiner Jugend einige trauri­ge Vorkomm­nis­se. Dort starben u.a. ein Sohn vom Zahnarzt Dr. Gebert und ein Sohn des Toten­grä­bers Fröhlich. Das alte Stell­werk befin­det sich heute im Privat­be­sitz und führt ein einge­zwäng­tes Leben zwischen Bahntras­se und Straße.

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Alte Tankstel­le Heiden­hei­mer Straße Nähe Kreisel (Archiv Rathaus)

Tankstel­le

Gegen­über dem Leitz-Wohnblock Nr. 86 stehen heute die Reste einer alten Tankstel­le. Das Gelän­de dient heute als Parkplatz und der obere Stock des Gebäu­des als Wohnung. Langjäh­ri­ger Pächter waren die Gebrü­der Elstner. Heute ist das EG an Andre­as Holden­ried vermie­tet, der dort die 50er und 60er Jahre wieder aufer­ste­hen lässt.

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Die alte Tankstel­le neue Außen­an­sicht (Archiv Müller)

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Die alte Tankstel­le neue Innen­an­sicht (Archiv Müller)

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Die alte Tankstel­le neue Innen­an­sicht (Archiv Müller)

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Die frühe­re Fabrik Oppold – Außen­an­sicht (Archiv O.S.I. GmbH)

August und Ludwin Oppold

Wie andere Oberko­che­ner Firmen­grün­der hat auch August Oppold sein Handwerk bei Bäuerle gelernt und sich dann 1896, gegen­über der Werkstät­te seines Lehrherrn, in der elter­li­chen Huf- und Wagen­schmie­de, selbstän­dig gemacht (Ecke Heiden­hei­mer Straße / Bahnhof­stra­ße früher Rathaus­dro­ge­rie und heute Parkplatz). 1904 verleg­te er ins „Kies“ in die Heiden­hei­mer Str. 84 (heute LMT). Die Söhne Ludwin und Alfred gingen bei ihm in die Lehre. 1939 ging die Firmen­lei­tung, nach dem plötz­li­chen Tod des Vaters, an Ludwin über. Voraus­schau­end inves­tier­te er in die Entwick­lung formschlüs­si­ger Sicher­heits­werk­zeu­ge für die Holzbe­ar­bei­tung. In der guten Zeit beschäf­tig­te die Firma über 200 Mitar­bei­ter. Die Zeiten des Umbruchs machten aber auch hier nicht halt. Im Jahr 2002 wurde ein Insol­venz­ver­fah­ren eröff­net, das im Herbst des gleichen Jahres zur Gründung von OSI Oppold System Inter­na­tio­nal GmbH führte. 2003 wurde das alte Oppold-Gebäu­de an die Leitz-LMT-Gruppe verkauft und OSI zog auf das alte WIGO-Gelän­de mit der Hausnr. 112. Der Neuan­fang gelang und im Nov. 2014 erfolg­te der Umzug nach Oberko­chen-Nord in die Röchling­s­tra­ße 18, in das alte GOLD-Firmen­ge­bäu­de. In diesem Zusam­men­hang sei wieder einmal darauf hinge­wie­sen, dass es in Deutsch­land drei große Zentren gab, in denen der Werkzeug­bau für die Holzbe­ar­bei­tung seine Heimat hatte. Neben Oberko­chen waren das Remscheid und Schmal­kal­den. Alle fanden ihr Auskom­men und entwi­ckel­ten sich gut. Heute hat es die Branche schwer und jeder muss schau­en wie er seine Markt­an­tei­le halten bzw. ausbau­en und die Erträ­ge wieder steigern sowie die Techno­lo­gie immer weiter entwi­ckeln kann.

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Die frühe­re Fabrik Oppold – Innen­an­sicht Produk­ti­on (Archiv O.S.I. GmbH)

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Die frühe­re Fabrik Oppold – Innen­an­sicht Büro und Archiv (Archiv O.S.I. GmbH)

WIGO Wilhelm Grupp

Wilhelm Grupp hatte bei Albert Leitz gelernt und sich dann im elter­li­chen Anwesen im „Katzen­bach“ eine eigene Werkstät­te einge­rich­tet. 1895 konnte er den „Sonnen­bau“ im „Stahl­acker“ erwer­ben und eine größe­re Werkstät­te einrich­ten. Er wollte aber mehr, und vor allem wollte er ans Wasser. Und so baute er seine Fabrik in der Heiden­hei­mer Str. 110, dort wo wir heute den Firmen­park (u.a. Aral, PedCad, Sievers und Böhlerit) im Süden Oberko­chens finden. 1940 wurde in Neres­heim ein Zweig­be­trieb eröff­net. Nach dem Tod des Gründers wurde die Geschäf­te von den Brüdern Wilhelm, Chris­ti­an (gest. 1954) und Heinrich weiter­ge­führt. Die Firma erarbei­te­te sich einen sehr guten Ruf mit der Produk­ti­on von Maschi­nen, Werkzeu­ge und insbe­son­de­re Spezi­al­sä­gen für die Holzbe­ar­bei­tung. Mit diesem Programm und Hunder­ten von Beschäf­tig­ten gehör­te er lange Zeit zu den „Großen“ im Ort. Doch das Auf und Ab in der Wirtschaft forder­te auch letzt­end­lich von dieser Firma ihren Tribut. Die Firma schaff­te es nicht sich den Anfor­de­run­gen der Zeit zu stellen. 1984 kam das Ende. Dr. Dieter Bruck­la­cher (ein Enkel des Firmen­grün­ders) übernahm den Stand­ort Neres­heim und integrier­te Werk und Marke in den Leitz-Firmen­ver­bund. Der Oberkoch­ner Teil wurde von Carl Zeiss übernom­men und später weiter veräu­ßert. Wilfried Müller, sein Schul­freund Uwe Meinert und ein Riedau­er Kolle­ge mussten damals die gesam­te Übernah­me-Inven­tur in einer Hau-Ruck-Aktion in ein paar Tagen über die Bühne bringen, was ohne massi­ve Überstun­den und Wochen­end-Arbeit nicht möglich war.

Und sonst?

Da gab es natür­lich noch gewal­ti­ge Verän­de­run­gen, beson­ders im indus­tri­el­len Teil zwischen den Leitz-Wohnblö­cken und der Kocher­brü­cke (Nähe Wander­park­platz. Neben den Leitz-Wohnun­gen gab es eine Art Schre­ber­gar­ten, der von der Familie Hug bewirt­schaf­tet wurde, bis Eigen­tums­än­de­run­gen dafür sorgten, dass LMT dort Parkplät­ze bauen konnte. Anschlie­ßend kommt die Oppold-Villa, die Dr. Bruck­la­cher vor seinem Tod noch gekauft hat. Inzwi­schen wurde die Villa vermie­tet. Es folgt die alte Grupp-Villa, in der die Familie Zipser (die in meiner Kindheit in der Katzen­bach­str. 3 ihre Firma betrieb) ihr neues Zuhau­se gefun­den hat. Es schließt sich das alte Owema-Gebäu­de an, in das vor einiger Zeit (nach dem Tod der Eltern) Elmer’s Ingrid mit ihrem Fahrrad­ge­schäft einge­zo­gen ist. Owema hat im neuen Indus­trie­ge­biet Süd sein neues Zuhau­se gefun­den. Auf dem alten Wigo-Gelän­de fanden im Laufe der Zeit folgen­de Unter­neh­men ihre Heimat: Petcad, das letzt­end­lich auf den Schus­ter Walter im Dreißen­tal zurück­geht; Sievers, das dem väter­li­chen Geschäft im Hafner­weg entstammt; Böhlerit, das früher eine Shedhal­le vom Wigo war; die Kegel­bahn des SKO und die Pizze­ria; der Reifen­dienst, eine Mietwa­gen­fir­ma und letzt­lich die Aral-Tankstel­le. Am Ende finden wir noch die Fisch­zucht der Familie Fisch­böck, die sich aus ein paar alten Fisch­be­cken vom Wigo zu einer beein­dru­cken­den Zucht entwi­ckelt hat.

Erinne­run­gen
Erinne­run­gen vom Schorsch vom Kies, vom Merza-Sepp ergänzt und tw. redigiert

Das Kies war früher ein feuch­tes Gebiet. Die Häuser hatten keine Keller. Und wenn man auf Höhe des heuti­gen Brunnens einen Stecken ins Erdreich schob, trat Wasser aus. Unser Vater­haus war das Haus mit der Nr. 55 in der Heiden­hei­mer Str. Nun mussten die Brunn­hu­bers der Schorsch-Seite (Herkunft aus Öster­reich) natür­lich ausein­an­der gehal­ten werden. Da gab es Bernhard’s Marie, Bernhard’s Anne und Bernhard’s Bernhärdt­le und dessen Sohn ist unser Schorsch. Als dem Bernhärdt­le sei Jonger hat er natür­lich bei den alten Stamm­tisch-Haude­gen in der Grub‘ am Stamm­tisch sitzen, wo er manch­mal auch heute noch am Samstag hinsitzt, hört was es neues gibt und die Hymne mitschmet­tert. Zwischen heuti­ger Umgehung­stra­ße und G+S befand sich das „Kies-Stadi­on“ mit richti­gen Toren, die in der Brunnhuber’schen Zimme­rei herge­stellt wurden. Am Sonntag­nach­mit­tag legte man ein Kissen auf die Fenster­bank und schau­te was auf der Straße los war und unter­hielt sich durch die Fenster über die Straß‘ weg – wie Kino mit Schwätza ☺ Beim Oppolds Viktor (Haus Nr. 64) stand eine Bank vor dem Haus. Im Sommer traf sich dort, mitun­ter bei Most, das „Kies“ zum Schwätza ond V’rzähla. Die Alten erzähl­ten sich gegen­sei­tig alte Geschich­ten, die Jungen hockten auf den Stapfeln und hörten zu. Nicht selten mussten noch Stühle heran­ge­schafft werden. Und eins war klar: Alle Kriege wurden in den Erzäh­lun­gen gewon­nen. Und die Jungen staun­ten später in der Schule nicht schlecht, als sie dort erfuh­ren, dass die Schlach­ten in der realen Welt alle verlo­ren gingen. Bevor das alte Norma-Gebäu­de (heute Armin Jooß) gebaut wurde, standen in Richtung G+S alte niedri­ge Häuschen (ähnlich wie Katen gebaut), die oft dem Hochwas­ser ausge­setzt waren, beson­ders als Bäuerle den Kocher verdohl­te. Auf dem alten Norma-Gelän­de stand früher der Bauern­hof der Uhla-Theres. Vor ihrem Haus stand früher auch öfters ein Altar bei der Fronleich­nams­pro­zes­si­on. Volkes Mund erzählt, dass diese Häuser so niedrig waren, dass „m’r aus d’r Dachrinn‘ häb‘ saufa könna“. Da konnte es schon auch vorkom­men, dass das Wasser durch Ida Tritt­lers Häusle (Haus Nr. 51) und das der Familie Gold (Haus Nr. 53) hindurch­schoss. Helene Golds Söhne waren Karl (Vater vom „GeGo“) und Edmund. Es war ein langes Haus mit dem Giebel zur Straße. Der Abriss der niedri­gen Häuser erfolg­te wohl Ende der 50er Jahre. Zwischen dem alten Gold-Haus und dem Brunnhuber’schen Haus gab es früher einen kleinen Weg in Richtung Bahnhof. Die korrek­te kurze schwä­bi­sche Ansage von Anton Holz laute­te: „Wick na, Schramm nom, glei Boahof dom“. Das Ski-Gebiet für die Kies-Jugend war zwischen Waldrand Rodhal­de und Bahnglei­se. Auf diesem Gebiet tat sich Viktor Oppold hervor, der nicht nur herun­ter­fah­ren, sondern schon wedeln konnte. Dieses Gebiet wurde auch als Schlit­ten- und Bobbahn benutzt. Adolf Bäuerle hatte einen 4er-Bob. Mit diesem fuhren der Merza-Sepp und seine Freun­de sehr oft vom Waldrand bis zum Bahnüber­gang – manch­mal auch drüber weg. Ebenfalls einen 4er-Bob hatte Eberhard Grupp. Und nun der Kracher: Karl Burkhards­mai­er hatte einen 6er oder 8er-Bob. Bei Micha­el Gold gab es eine Modell­ei­sen­bahn, die sicher in allen Einzel­tei­len vom Unfried stamm­te, die für die Kieskin­der ein Highlight war. Josef Seitz hatte einen Bagger und einen LKW und verdien­te sich damit seinen Lebens­un­ter­halt. Da gab es für die Buben immer etwas zu sehen. Sepp Merz und Partner traten als Jodel-Duo auf und wenn die beiden übten, wurden die Fenster aufge­macht um ihre Gesangs­vor­trä­ge ins Haus zu lassen. Bekannt und berühmt wurden die beiden als „Herwart­stein-Duo Merz und Spenny“, die immer Freude an schönen Liedern hatten. Musik öffne­te nicht nur die Herzen, auch die Fenster. Guido Vetters Vater war der letzte Mühlen­knecht vom Schee­rer. Und man sah es ihm körper­lich an. Mühlen­knech­te hatten in der Regel im Alter eine sehr gebeug­te Haltung, denn das jahre­lan­ge Tragen der Mehl- und Getrei­de­sä­cke forder­te seinen Tribut. Burkhardtsmei­er hatte im Kies ein Geschäft und eine große Kalkgru­be. Deren Blubbern zog die Buben magisch an und wenn sie der der Chef sah, verjag­te er sie kurzer­hand, denn einmal in die Grube fallen – des wär’s noa gwäsa. Dort wo heute die Leitz-Wohnblö­cke stehen (Nr. 86, 88 und 90) war früher ein Fußball­platz, der dann später zum Segel­flie­ger­häus­le verlegt wurde.

Dui G’schicht‘ von d’r ausg’fallene Mess‘

Obermi­nis­trant war damals Dieter Gold, die späte­re Legen­de der Narren­zunft. Der läute­te kurz um 6:00 Uhr das Morgen­läu­ten. Die Minis­tran­ten Georg Brunn­hu­ber und Manfred Löffler läute­ten dann um 6:15 Uhr zur Frühmes­se und um 6:30 Uhr begann die Messe. Doch eines Tages war kein Pfarrer zugegen. Schorsch wunder­te sich, dass sein Minis­tran­ten­freund ihn nicht abhol­te und begann um 6.15 Uhr, wie er es gelernt hatte, mit dem Läuten. Da kam die Kranken­schwes­ter mit den Worten gelau­fen: „Bua was machsch denn? ‚S isch doch gar koi Pfarr‘ doa“. Und schon kamen ein paar Besucher herbei­ge­lau­fen. Was nun? Da machte die Kranken­schwes­ter eben schnell eine Andacht – musste zur Not eben auch mal reichen.

Die Dungle­gen,

ein etwas gestelz­ter beschö­ni­gen­der Begriff, waren einfach Misthau­fen. Davon zierten einst 23 (!) die Aalener und Heiden­hei­mer Straße. Dem Amtsblatt von 1953 entneh­men wird, dass der letzte Misthau­fen an der Haupt­stra­ße vor dem Anwesen des Karl Fischer (Napole­on) geschlif­fen wurde (heute befin­det sich die Möhrle-Praxis an dieser Stelle). Damit war die Gemein­de aber noch nicht misthau­fen­frei – Josef Balle (d’r hente­re Balle in d’r Feigen­gass‘) hielt seinen noch bis in die letzten Jahre. Damit ist ein Teil der Entwick­lungs­ge­schich­te in unserer Gemein­de endgül­tig zu Ende gegangen.

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Die letzte Dungla­ge bzw. der letzte Misthau­fen wird geschlif­fen (Archiv Rathaus)

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Haus Napole­on-Fischer wird abgeris­sen 1983 (Archiv Schwäpo)

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Napole­on-Fischer / Posmik – heute Praxis Möhrle (Archiv Rathaus)

Das wöchent­li­che samstäg­li­che Bad

konnte man nicht nur im Keller der Dreißen­tal­schu­le nehmen, sondern auch im Kies gab es Wannen­bä­der zur öffent­li­chen Nutzung. Diese Badean­stalt befand sich in der Nähe vom Spiel­wa­ren­ge­schäft Unfried. Baden war damals Luxus und duschen war bei den Norma­los noch gänzlich unbekannt. Unter der Woche war die sog. „Katzen­wä­sche“ üblich, oft auch nur mit kaltem Wasser. So war’s damals mit d’r Hygiene.

Erinne­run­gen von Luitgard Hügle, vom Merza-Sepp ergänzt und tw. redigiert

Das „Kies“ ist so etwas wie meine Ur-Heimat. Mitte des 19. Jahrhun­derts kam mein Urgroß­va­ter, Bauer und Bäcker aus Zang nach Oberko­chen und heira­te­te sich in das Wieden­hö­fer „Weber“-Haus meiner Urgroß­mutter im Kies ein. Sie wurde 1844 geboren, als der legen­dä­re „Bilzhan­nes“ (ihr Großon­kel ) bereits gestor­ben war (siehe auch Bericht 289). Die Familie hatte 1 Mädchen, die späte­re „Storchab­ecke“ und 5 Buben. Einer seiner Söhne, Georg Wannen­wetsch, mein Großva­ter, wurde ebenfalls Bäcker­meis­ter und so lag es nahe, dass auch seine Söhne Bäcker und Kondi­to­ren im Kies wurden. Leider starben beide früh, der eine durch einen Verkehrs­un­fall, der andere in Stalin­grad. Nach einer Zeit der Vermie­tung – alte Oberko­che­ner werden sich noch an Bäcker Brammen und seinen Sohn erinnern, der die Bäcke­rei in der Kriegs- und Nachkriegs­zeit führte – übernahm meine „Dote“ Marie Wannen­wetsch, zusam­men mit einem Bäcker­meis­ter aus dem Bayri­schen, die Bäcke­rei und dort begann mein Bruder Herbert, der „Hätte­re“, seine Lehre. Es war sein großer Wunsch, wie seine Vorfah­ren Bäcker­meis­ter zu werden. Die Dote verstarb früh und daher „musste“ ich deren Stelle überneh­men, wenigs­tens so lange bis Herbert ausge­lernt hatte. Das Haus im Hasen­gäss­le bzw. Becka­gäss­le (offizi­ell Heiden­hei­mer Straße 56) war und ist bis heute praktisch das Zentrum vom Kies. Von der Heiden­hei­mer Straße gehen drei Gässchen hinauf in Richtung Jäger­gäss­le, zwei davon ohne Ausgang, jeweils rechts und links vom Hasen­gäss­le, das zur damali­gen Zeit im oberen Teil nur ein Fußweg war. Es wurde Ende der 50iger jedoch verbrei­tert, denn jeden Morgen ström­ten die „Zeissia­ner“ vom Bahnhof zur Arbeit – und am Abend kamen sie, etwas aufge­lo­cker­ter zurück. Am Morgen musste ich um 7 Uhr da sein, denn da waren auch schon die Bleche fertig mit Hörnchen, Mohnstru­del, Teigta­schen … und natür­lich Wecken und Brezeln, welche die Zeissia­ner für ihre Pausen kauften. Gleich am ersten Tag kam aus dem gegen­über, etwas zurück liegen­den, weißen Haus die Kleebaue­rin im Schurz und mit Pantof­feln herüber gesprun­gen und vergoss ein paar Tränen, weil die Marie so jung hat sterben müssen. Sie kam oft daher gerannt und einmal, als sie ihr „Gerhät­le“ , der immer auf der Gass‘ rumstand, nicht gesehen und ich ihr gesagt habe, dass ich den etwa 14jährigen Buben zur Kreis­spar­kas­se zum Geldwech­seln geschickt habe, ist sie gleich auch davon und ihm hinter­her gerannt. Die Kreis­spar­kas­se war damals im Haus des Wingert-Sepper (Haus Nr. 33), also auf der anderen Straßen­sei­te der Heiden­hei­mer Straße. Durch das schma­le Gässle beim Kleebau­er, kam man in die dahin­ter liegen­de Gasse, da wohnte die „Chris­te“ mit ihrer Tochter Sophie und Sohn Hans Holz und deren Famili­en. Der Schwie­ger­sohn von der Holza Chris­te, Hans Kolb, sagte: „Mei Schwie­ger­mut­ter kehrt da Hof mit’m Zahnbürscht­le“, aber oft saß sie mit ihrem Mann auf dem Bänkle vorm Haus. Darun­ter, der Heiden­hei­mer Straße zu, wohnte die alte Frau Wehrle, die auch manch­mal bei uns einkauf­te. Jeden Tag, bald nach dem Mittag­essen kam ihre Tochter, die „Kätter“ angestakst und kaufte 1/8 Pfund Kaffee, also 62,5 g. Damals gab es noch fast alles lose: Mehl und Zucker, Eier und Nudeln. Kaffee aber war abgepackt. Ich machte also das Päckchen auf und habe die Bohnen gemah­len. Außer der Kaffee­müh­le und der Bizer­ba-Waage gab es auch bald einen Kühlschrank, aus dem ich Butter und Milch verkauf­te. Kunden waren, aus dem Haus gegen­über der Bäcke­rei, die Müllers, Karl und Irmgard mit ihrem Reinhold, Josef und seine Frau aus Unter­ko­chen und deren Sohn Klaus, der „Mulei“. Wenn die Kinder mit der Oma, der alten Frau Müller kamen, haben sie immer etwas „Süßes“ bekom­men. Zu mir hat sie dann mal gesagt: „Oh wenn no dui Fasnet au bald vorbei wär, noach so ma Aob‘nd gibt’s emmel Streit und Eifer­sucht“. Immer wenn Kinder kamen, habe ich mich gefreut: Von hinten rüber kamen die Töchter vom Holza-Hans, Helga und Heidi; von Löfflers unten die Monika und die Maria. Mit ihrer tiefen Stimme sagte sie „a Brezg“ und tat sie dann in ihr Körble für den Kinder­gar­ten. Auch die Jerg Brigit­te und ihre Geschwis­ter kamen oft vorbei. Von oben kam Frau Hassin­ger. Sie hat oft noch etwas fürs Mittag­essen gebraucht, hat sie doch für eine große Familie gekocht. Außer für ihren Mann, auch für ihre Tochter Gertrud Bauer, die so bald ihren Mann verlo­ren hat, und für deren 4 Kinder, an die ich mich noch gut erinne­re, beson­ders an den kleinen Stefan, der auch sein Kinder­gar­ten-Vesper holte. Von noch weiter oben, schon Kelten­stra­ße, kam Frau „Ketteles“-Mayer. Deren Kinder waren schon groß, aber sie selbst nahm sich am Nachmit­tag Zeit für den Einkauf und ich habe gerne mit ihr geschwätzt. Im Haus unter­halb Müllers wohnten die Sanwalds (Haus Nr. 60) und die alten Burrs mit ihrer Ruth sowie die Regens­bur­gers. Sie kam einmal mit einem 50-Pfennig-Stück in der Hand daher und sagte, dass sie das im Brot gefun­den habe. Wie es da rein kam, war mir ein Rätsel. Frau Regens­bur­ger kam oft rüber, um etwas zu kaufen und hat beim Bezah­len immer mit dem langen Finger­na­gel ihres kleinen Fingers auf den Laden­tisch geklopft. Noch weiter unten, schon in der Heiden­hei­mer Straße 64, wohnten die alten Oppolds mit ihrer Tochter, der Frau Oser und deren Tochter Hanne­lo­re. Ebenfalls in diesem Teil des Doppel­hau­ses wohnten noch die Steiners. Im anderen Hausteil wohnte die Familie Viktor Oppold mit seiner Frau, der „Grazer’s‑Thekla“ und den Kindern Viktor, Hilde­gard und Rosema­rie. Viktor war mein Schul­ka­me­rad und später als Sir Kies geadelt. Neben Oppolds Viktor nach Süden hin wohnte Anton Löffler, der Bruder von Bernhard, mit seiner Familie. Seine Frau war eine „Graze­re“. Sie hatten 2 Töchter. Eine davon, Frau Schnei­der, wohnt heute noch im Eltern­haus. Im 1. OG wohnte Max Kaiser (Meister beim Leitz) mit Frau und den Kindern Margot und Gerhard. Anton Löffler kaufte das Vorgän­ger­haus (Bauern­haus) vom Merza-Sepp seiner Uroma Maria Gold. Ihr Mann war der alte Micha­el „Marks“ Gold, der 1895 beim Ochsen­brand ums Leben kam. Nachdem keiner der Söhne von Maria Gold die Landwirt­schaft überneh­men wollte, wurde das Anwesen verkauft. (Johan­nes wurde Gärtner, Markus und Anton Bohrer­ma­cher bei Leitz). Sepp‘s Uroma baute sich mit ihrer Tochter Marie und deren Tochter Katha­ri­na ein Häuschen im Garten unter­halb des „Holza-Hans“. Die Hilde­gard hat oft Vesper geholt für die Leute bei der Firma Oppold und wenn sie dann zurück in die Firma kam, hat sie laut verkün­det „Herr Hiiig­le, des Fräulein Grupp hat auf ihre Brezg‘ b’sonders dick Butter gschmiert“ (da sage ich nur: Liebe geht eben doch durch den Magen). Im Haus Nr. 54 wohnte mein anderer Schul­ka­me­rad, Josef Wingert – Hausna­me „Balga­dag“. Die meisten Leute haben Brot gekauft oder etwas zum Backen gebracht. Frau Ortsbau­meis­ter Weber hat am Samstag oft „Bruck­höl­zer“ gebracht, um sie in den Backofen zu schie­ben. Regel­mä­ßig mit viel Teig für Brot kamen „s’Nochta“ Familie Karl Gold, deren Haus etwas zurück­ver­setzt zwischen den Famili­en Holz-Wunder­le und den Golda-Bauers, hinterm Küfner und vor‘m Goldab­au­er. Golden­bau­ers Anna kam zusam­men mit den Zwillin­gen von Engel­bert und Rita. Auf die Frage wie es ihr gehe, sagte sie „Wamma no koa“. Am Samstag gab es auch offenes Kraut, da brach­ten die Kunden entspre­chen­de Töpfe mit. Burghardtsmei­ers Anna kam fast jeden Samstag mit ihrem Töpfle. Auch Frau Wick, die Oma vom Schorsch Brunn­hu­ber, kaufte am Samstag immer ein „Kipfle“ und erzähl­te mir, dass sie vom Röthard stamme. Ihre Tochter war mir eine sehr liebe Kundin, kaufte Verschie­de­nes und erzähl­te von ihrer Inge, die jeden Morgen ihre „Farah-Diba-Frisur“ vor dem Spiegel machte, bevor sie zur Arbeit nach Aalen fuhr. Von Georg, ihrem Sohn, erzähl­te sie, wie er in Ellwan­gen im „Stift“ zur Schule ging. Auch ein Teil des Jäger­gäss­les gehört wohl noch zum Kies. Neben den Hassin­gers und Frau Ortsbau­meis­ter Weber kam auch Frau Bürger­meis­ter Helene Bosch, immer nett und freund­lich, sowie die Frau von Hans Bezler, „d’r Hänsle vom Grünen Baum“, die später nach Balin­gen gezogen sind. So war es in der Zeit von 1957 bis 1960. Herbert stand noch in der Grube vor dem alten Backofen, wenn er Brezeln in die verdünn­te Lauge tauch­te, und wenn er das Brot in den unteren Ofen einschob. Brot und Brezeln wurden noch von Hand geformt. Der Ofen wurde mit Holz und Kohlen befeu­ert. Um am frühen Morgen gleich Sauer­teig zu haben, musste er auch am Sonntag­nach­mit­tag gegen 5 Uhr „anlas­sen“. Im hinte­ren Hof der Bäcke­rei stand noch der Schwei­ne­stadl und eine große Scheu­er. Heute sieht einiges anders aus, aber viel hat sich letzt­end­lich doch nicht verän­dert. D’Kiesleit send emmer no d’Kiesleit ond bleibets au. Im Kies herrsch­te schon immer ein beson­de­rer Geist.

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Famili­en-Idylle im Kies (Privat Krista Hurler)

Einige Ergän­zun­gen vom Merza-Sepp:

Da war noch das Haus der Familie Thierer. Herr Thierer war Fahrer bei der Spedi­ti­on Peters­hans & Betzler. Der Sohn Paul war Jahrgang 1937 und hat mit uns Fußball gespielt. Im anschlie­ßen­den Gässle konnte man hinauf zu Erich und Lydia Kolb (Haus Nr. 50). Hier wohnte auch die Witwe Jäckle mit ihrem Sohn Reinhold, der mit mir zur Schule ging. Gegen­über (Haus Nr. 46) wohnte die Familie Schaupp mit ihren Söhnen Siegfried, Hubert und Roland. Siegfried wohnte bis zu seinem Tod im elter­li­chen Haus, das nun seine thailän­di­sche Frau Lek bewohnt. Frau Schaupp sang sehr schön und gab Gitar­ren-Unter­richt. Daneben, in Haus Nr. 48, wohnten die „Napole­ons“, Vater Karl mit seiner Frau, der „Schmied-Jörgles Rosa“ und deren 7 Kinder. Das Gässle führte vorbei am „Bomba-Beck“ hinauf zu Hassin­gers und weiter zu den Firmen Leitz und Zeiss. Man konnte sogar an der Gärtne­rei Schäfer (der Firma Leitz) vorbei hinauf zur Familie Illg und weiter bis zur Volkmars­berg­stra­ße gehen. Gegen­über vom Paul Thierer wohnte der „Difte­le“ Kopp (Haus Nr. 44). Mein Opa züchte­te Hasen (belgi­sche Riesen) und Herr Kopp war für’s tätowie­ren der Löffel dersel­ben zustän­dig und kaufte später auch die Felle. Im Erdge­schoss des Kopp’schen Anwesens betrieb der Sohn Otto einen kleinen „Tante-Emma-Laden“. Herr Kopp sen. betrieb auf dem Volkmars­berg neben dem Turm einen Kiosk.

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Das Kiosk am Volkmars­berg neben dem Turm (Privat Krista Hurler)

Da musste dann am Wochen­en­de die ganze Familie mitar­bei­ten. Auf meiner Seite der Straße wohnten Rosa Wunder­le (deren Eltern in Aalen Wirts­leu­te auf der „Bierhal­le“ (dem ältes­ten Gasthaus Aalens) bei der Stadt­kir­che waren. Ebenso wohnten dort „Hugoles Mathild“, die Familie Bernhard Löffler sowie Uhls, Hanslers, Frau Weiss, der Opa Joas, Frau Ida Tritt­ler mit Familie. Deren Tochter Regina war eine hervor­ra­gen­de Ski-Langläu­fe­rin, die es u.a. bis zur schwä­bi­schen Meiste­rin brach­te und später den Harald Fickert gehei­ra­tet hat. Dann kam Helene Gold mit ihrer Familie. Später wohnte in ihrem Haus die Großfa­mi­lie Rapp. Daneben in südli­cher Richtung kam das Haus Wick mit Bernhard Brunn­hu­ber mit Frau sowie einer Tochter von Wick mit ihren Kindern Ingeborg und Georg – unserem Schorsch vom Kies. Auch der vorher schon erwähn­te „Bomba-Bäck“ und sogar der frisch vermähl­te Rudolf Fischer, seines Zeichens Pflug­wirt, mit seiner Erika, waren gern gesehe­ne Mieter im Hause Wick. Nach Löfflers (Haus Nr. 57) kam die liebe Frau Seitz mit ihren Söhnen Heinrich, Karl und Josef (Haus Nr. 59). Im zusam­men­ge­bau­ten Haus nach Süden hin wohnte der „Marxen-Gärtner“ mit seiner Frau Anna geb. Tritt­ler sowie deren Töchter Gudula Drumm mit Familie sowie ich mit meiner Mutter und meinen Schwes­tern (Haus Nr. 61).

A ganz B‘sondere war „d‘ Wecke­re“. Sie war oftmals recht böse. Ein Beispiel dazu: Ich hatte über meine Tante Lina, die Mutter vom „Murxle“ einen Gummi-Fußball erhal­ten. Sie bekam ihn von den Amis, die damals bei der Fa. Leitz unter­ge­bracht waren und für die sie Wäsche gewaschen hat. Wir Kies-Kinder spiel­ten auf dem Gemein­de­platz, wo heute der Kiesbrun­nen steht, Fußball. Für Frau Wecker war der Krach einfach zu laut. Also schlich sie sich das Holza-Hans-Gässle hinauf und klaute uns den schönen Fußball. Das war aller­dings nicht alles. Denn sie nahm den Ball mit in ihre Wohnung, stand dort am Küchen­fens­ter und zerschnitt den schönen Ball mit einem Messer und warf ihn dann zu uns herun­ter. Mir blieb das Herz stehen. Meinen, unseren einzi­gen Fußball kaputt und diese böse Frau stand am Fenster und lachte uns aus. Ich nahm sofort einen handgro­ßen Stein und warf ihn hinauf zu Frau Wecker. Sie konnte gerade noch das Fenster zumachen. Sonst hätte ich sie unwei­ger­lich getrof­fen. Aller­dings zerschmet­ter­te der Stein das Fenster­glas des Küchen­fens­ters. Frau Wecker ging dann sehr aufge­bracht zu meinem Opa und erzähl­te, dass ich das Fenster kaputt gemacht hätte. Mit keinem Wort erwähn­te sie, dass sie meinen Fußball zerschnit­ten hatte. Mein Opa hat mir dann gewal­tig mit einem Strick­stom­pa „aufg’spielt“. Im Hause der Fa. Brunn­hu­ber (Haus Nr. 76) wohnten außer der „Wecke­re“ u.a. Fritz Holz mit Familie, die Familie Honik­el, Familie Hauber und Familie Jerg. Unter dem Dach wohnten auch 2 Flücht­lings­fa­mi­li­en. Der „Spatzen-Bruno“ (richti­ger Name unbekannt) wohnte eine länge­re Zeit im Haus. Er schoss mit einem Luftge­wehr für eine Gemein­de-Prämie Spatzen und Ratten ab. Mit der Gemein­de wurde die Prämie anhand von Ratten­schwän­zen abgerech­net. Bei den Spatzen weiß ich nicht mehr wie das ermit­telt wurde.

Bis der Schluss folgt „könnet Ihr weiter drieber schwätza“.

Ihr Wilfried Billie Wichai Müller vom Sonnenberg.

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