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Katas­ter­aus­zug aus dem Jahr 1830 (Privat Albert Holz)

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alte Pläne von 1965 (Archiv Stadt)

Intro

Zuerst stellt sich die entschei­den­de Frage: „Der, die oder das Kies?“ – das ist hier die Frage, die es zuerst zu klären gilt. Das war schon in der Schule ganz einfach: ‘s hoißt das Teller, der Butter und damit ist das ganz klar „Das Kies“. Dieser Bericht wird bei der geschätz­ten Leser­schaft vielleicht einige Diskus­sio­nen auslö­sen. Denn die gab es auch schon im Vorfeld bei der Frage „Was gehört zum Kies und was nicht“. Die Alten haben da eine andere Meinung als die Jungen und da ich dazwi­schen stehe, lasse ich alle Meinun­gen zu Wort kommen.

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Blick in die Langgass‘ – Heute Heiden­hei­mer Straße (Archiv Rathaus)

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Blick von oben auf’s Kies (Archiv Rathaus)

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Blick über’s Kies zum Zeiss hin (Archiv Rathaus)

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Blick über’s Kies zum Zeiss hin (Archiv Rathaus)

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Blick über’s Kies zum Zeiss hin (Archiv Rathaus)

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Blick aus der Dorfmit­te in’s Kies hinein (Archiv Rathaus)

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Blick über den Leitz zum Kies (Archiv Rathaus)

Die Ansicht der Alten

Das Kies beginnt mit der Metzge­rei „Lerch“ und dem „Golda-Bauer-Haus“ und zieht sich „naus“ bis zur Fisch­zucht und „nauf“ bis ins Jäger­gäss­le (aber da nur die ersten Häuser Richtung Dreißen­tal­schu­le) mitsamt den ganzen Stich­gas­sen der Heiden­hei­mer Straße und Anfang Först­erstra­ße sowie bis „nauf“ zur Kelten­stra­ße (dort aber nur die hinte­ren, d.h. von der Dreißen­tal­stra­ße fernen Häuser).

Die Ansicht der Mittleren

Vom „Lerch“ bis zum G+S und vom „Golda-Bauer“ bis zum „Brunn­hu­ber“.

Die Ansicht der Jungen

„Jetzt ganget ihr wieder ins Kies naus“ so sprach der alte „Bebel“ Fischer zu den Jungen, wenn er sie nach der Skatschu­le wieder hoimg‘schickt hat. Der alte „Bebel“ Fischer (ehem. Bauern­hof, jetzt Teilflä­che der Kreis­spar­kas­se) definier­te auch ganz klar die Grenze zum Kies: „Gebäu­de Kaufmann/Kratzer (ehemals Uhren-Wälder) und das Eltern­haus vom Uhla-Peter (Sein Bruder Franz ist da ganz anderer Ansicht). Dann die ganze Heiden­hei­mer Straße (früher Langgas­se) bis zum WIGO. Die Stich­stra­ßen Jäger­gäss­le und Först­erstra­ße gehör­ten auch dazu.“

Die Ansicht des Kies Sport Clubs

Das ist der südli­che Teil der Heiden­hei­mer Straße. Früher Lange Straße, Langgass‘, Königs­bron­ner Straße oder gar Kiesstra­ße genannt.

Die Ansicht von Sepp Merz

Mein Großva­ter, der „Markse-Gärtner“ hat immer zu mir gesagt: „Das Kies beginnt mit dem Schul­tes Richard Frank“ (also dem Backstein­haus „Gentner“ mit der Hausnr. 27).

Und dann gibt’s noch

Das innere und äußere Kies, was immer das genau sein mag.

Und jetzt?

Jetzt können sich alle Stamm­ti­sche, Freun­des­krei­se und norma­le Leser mit dem Thema einge­hend beschäf­ti­gen und vielleicht steht dann mal endgül­tig fest, was zum Kies gehört.

Häuser und Menschen

Geschäf­te und Häuser

Die Auflis­tun­gen aus den Einwoh­ner­mel­de­bü­chern 1959, 1965 und 1975 finden Sie auf der Website des Heimat­ver­eins. In diesem Bericht beschrän­ken wir uns auf die Firmen und Geschäf­te aus dieser Zeit.

Begin­nen wir auf der linken Seite:

Nr. 21 Wälder Hans, Uhren- und Juwelier­ge­schäft
Nr. 21 Kaufmann Manfred, Raumaus­tat­tung
Nr. 23 Betzler Maria, Autover­mie­tung und Taxi
Nr. 23 Gaismei­er Karl, Lebens­mit­tel­haus
Nr. 23 Eisca­fe Italia, Floria­no Arnol­do
Nr. 29 Fischer Josef, Schnei­der­meis­ter, Herren-Maß-Schnei­de­rei, Textil­haus
Nr. 29 Hoffmann Erich, Buchhand­lung
Nr. 29 Henne Willi, Buch- und Schreib­wa­ren­hand­lung
Nr. 29 Schuhstad’l Inh. E. Sachse, Schuh­ge­schäft
Nr. 29 Mima Textil­markt
Nr. 31 Gasthaus „Zum Grünen Baum“ Betzler, NN aus Unter­ko­chen, Alois Betz, Karl Fried­le, Alfred Zimmer­mann, H.P. Lerch
Nr. 33 Fitzek Johann (aus Neres­heim), Möbel­haus
Nr. 33 Kreis­spar­kas­se Aalen, Zweig­stel­le Oberko­chen
Nr. 33 Grau Karl und Wolfgang, Textil­haus (früher auf der gegen­über­lie­gen­den Seite)
Nr. 35 Bieber Heinz, Uhren­fach­ge­schäft und Schmuck
Nr. 39 Burkhardts­mai­er Maria, Handel mit Gips, Kalk und Farben
Nr. 39 Geller Maria, Handel mit Salat­öl
Nr. 41 Heiden­reich Marie, Handels­ver­tre­tung
Nr. 41 Unfried (Paul, Marga­re­te, Karl), Buchhan­del, Schreib­wa­ren, Zeitun­gen, Spiel­wa­ren, Leihbü­che­rei
Nr. 59 Seitz Josef und Anna, Lohnfuhr­werk
Nr. 65 Günther & Schramm, Eisen­groß­hand­lung
Nr. 75 Gebrü­der Elstner, Tankstel­le und Wagen­pfle­ge
Nr. 85 Willer Adolf, Gasolin-Tankstelle

Jetzt wechseln wir auf die rechte Seite:

Nr. 20 Proel­ler Wwe. und Geschw., GUBI-Lebens­mit­tel
Nr. 24 Welt Rudolf, Mecha­ni­sche Werkstät­te
Nr. 24 Brenner Albert, Raumaus­stat­tung
Nr. 36 „Golda-Bauer“ Franz und Engel­bert Grupp
Nr. 36 Held Johan­na, Lebens­mit­tel
Nr. 36 Süddeut­sche Wärme, Ing Franz Kolberg
Nr. 36 Schmid August, ASA-Filia­le
Nr. 42 Gold Karl, Fabri­ka­ti­on von Werkzeu­gen und Maschi­nen
Nr. 42 Gold Willi­bald, Verkauf von Werkzeu­gen und Maschi­nen, Schärf­dienst
Nr. 42 Schür­le Hans (Iggin­gen Verkaufs­fi­lia­le von Möbeln)
Nr. 42 Damba­cher Maria, Textil­han­del Reste­ver­kauf
Nr. 44 Kopp Otto, Lebens­mit­tel
Nr. 54 Illner Franz, Schuh­ma­che­rei
Nr. 54 Schit­ten­helm Josef, Schuh­ma­che­rei
Nr. 54 Retten­mai­er Josef, Schlei­fe­rei sowie der Töpfe­rei Wingert und Autowerk­statt Spieg­ler und der Maler Lang
Nr. 56 Bäcke­rei Wannen­wetsch
Nr. 56 Brammen Heinrich, Bäcke­rei (auch Bomba-Beck genannt)
Nr. 56 Pfaff Martha, Lebens­mit­tel (und Brunnen­hal­de 18)
Nr. 56 Dürr Eckard, Bäcke­rei und Verkauf von Lebens­mit­teln sowie Frau Grupp und Luitgards ledige Tante
Nr. 60 Müller Anna, Flaschen­bier­hand­lung
Nr. 60 Müller Hugo, Weinver­kauf
Nr. 64 Weller Hermann, Metzge­rei
Nr. 72 Holz Hans, Bergschen­ke auf dem Volks­mars­berg (heute Skihüt­te)
Nr. 76 Schrei­ne­rei Späth (Hinter­haus)
Nr. 76 Wecker Josef, Schnei­der­meis­ter, später u.a. die „alte“ Zahnärz­tin Gebert mit ihren noch riemen­ge­trie­ben Maschi­nen (zum Fürch­ten). Das Haus gehört ebenfalls der Fam. Brunn­hu­ber
Nr. 82 Brunn­hu­ber Franz, Zimme­rei
Nr. 82 Brunn­hu­ber Katha­ri­na, Kohlen­hand­lung
Nr. 84 Oppold Ludwin, Holzbe­ar­bei­tungs­werk­zeu­ge und Maschi­nen
Nr. 84 Oppold Ludwin, Werks­kan­ti­ne Inh. Josef Minder
Nr. 110 Grupp Wilhelm, Werkzeug- und Maschi­nen­fa­brik
Nr. 110 Grupp Wilhelm, Werkskantine

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Napole­on-Fischer / Posmik und Hof Golda-Bauer (Archiv Rathaus)

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Das alte Golda-Bauer-Haus (Privat Rita Grupp)

Das Golda-Bauer-Haus

Wer hatte da nicht schon alles ein geschäft­li­ches Zuhau­se. Sogar den Möbel-Fitzek aus Neres­heim hatte es anfangs nach Oberko­chen verschla­gen. 1965 erhielt Elektra-Blum einen 10-Jahres-Mietver­trag (der vorher bei der Wäsche-Liesel sein Start-Up-Unter­neh­men hatte), gefolgt vom Elektro-Starz, der 1975 ebenfalls einen 10-Jahres-Mietver­trag erhielt. Nach Ablauf 1985 wollte Starz „alles oder nix“ und so trenn­ten sich die Wege. Die Fa. Starz zog nach Aalen und später nach Ulm. Es folgten in immer rasche­rem Wandel ein Kachel­stu­dio, ein Video­ver­leih, Krauß-Bestat­tun­gen mit Grabstein­fir­ma, Yoga-Artikel, Türen aus der Türkei, Micha­el Rassel’s Conti­nen­ta­le und aktuell ein Reparatur-Service.

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Annon­ce Möbel­haus Fitzek (Altes Amtsblatt)

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Elektra-Blum Novem­ber 1965 (Archiv Müller)

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Autoflot­te von Anton Starz vor seinem Geschäft beim Golda-Bauer (Archiv Schwäpo)

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Anton Starz mit seiner Mannschaft im Geschäft (Archiv Schwäpo)

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Der Kassen­be­reich (Archiv Schwäpo)

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Sein Geschäft war immer gut bestückt (Archiv Schwäpo)

Im April 1958 heira­te­ten Engel­bert und Rita Grupp geb. Scherr aus Ebnat im Gasthof „Lamm“ in Ebnat und zogen in die Lange Gasse Nr. 17. Im Viehstadl in Oberko­chen befan­den sich 7 Stk. Vieh, ein paar Schwei­ne und 2 Pferde. 1959 übernah­men die beiden den Hof. Dazu schrieb Engel­bert folgen­de Zeilen: „Erst haben wir mit 4 Kühen und 2 Gespan­nen gearbei­tet. 1928 haben wir dann 2 starke große Pferde gekauft (Fritz und Hans). Hans starb 1940 an einer Kolik. Ich hatte ihn in der Scheu­er im Kreis herum­ge­führt. Da fiel der große starke schöne Gaul einfach tot um. Der alte Fritz arbei­te­te bis 1945 treu und brav – auch mit Ochsen im Gespann. Pferd und Ochs‘ waren ein siche­res Super-Gespann. 1945 fuhr ich den alten Fritz nach Aalen in den Schlacht­hof. Da gab es bei mir und meinem Vater viele Tränen. Mit dem Ochsen allei­ne und dem Leiter­wa­gen fuhren wir wieder heim. Mein Vater hatte in Aalen viel Kundschaft und 3 RM Buchen­brenn­holz oder 100 Wellen Reisig wurden gut verkauft. Ich liebte es bei ihm mitzufahren.

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Wacht am Rhein in Aalen (Archiv Schwäpo)

In der „Wacht am Rhein“ (an der Erlau gelegen und Wiege des VFR. Gegen­über lag der erste Sport­platz des Vereins) hatte es große Bäume mit viel Schat­ten, für die Pferde Heu, für Vater eine Maß Bier und für mich einen süßen Sprudel. Heimwärts liefen die Pferde fast allei­ne.“ (Schade, Engel­bert hätte viel mehr aufschrei­ben sollen). 1964 wurde die Hälfte des Hauses abgeris­sen. 1976 wurde das Ende der Viehhal­tung einge­läu­tet und aus dem Stadl wurde die Werkstatt vom Elektro-Starz. Das wichtigs­te im Leben von Engel­bert, waren neben Frau und Familie, immer die Pferde gewesen. Er hatte einmal ein schönes großes schwar­zes Pferd, auf dem der Dr. Sußmann immer mal reiten wollte. Dem Drängen des Doktors wurde dann nachge­ge­ben und der Herr Doktor ritt mit dem „Schwar­zen“ Richtung Tiefen­tal. Jedoch, der „Schwar­ze“ warf ihn ab und trotte­te wieder nach Hause. Ob der Arzt nach dem Abwurf einen Arzt brauch­te konnte nicht mehr ermit­telt werden. Deshalb entstand auch seine gelieb­te „Ranch“ neben den Bahnglei­sen nahe dem Wander­park­platz „Kocher­ur­sprung“. Dort verbau­te er auch die alten Fenster­lä­den meines Elternhauses.

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D‘r junge Golda-Bauer Engel­bert mit Pferd und Wagen (Privat Rita Grupp)

Engel­bert verdan­ken wir eine handschrift­li­che Aufstel­lung über Pferde­hal­tung in Oberko­chen ab 1935:

  1. Elser-Mühle und Bauern­hof: 4 Pferde und 2 Gespan­ne (um auf dem Härts­feld Getrei­de zu holen und Mehl zurück zuliefern)
  2. Schee­rer-Mühle und gr. Bauern­hof: 4 Pferde und 2 Gespanne
  3. Arnold-Pfarr­gäss­le gr. Bauer­hof: 4 Pferde und 2 Gespanne
  4. Winter Schär­bau­er: 3 — 4 Pferde und 1 — 2 Gespanne
  5. Balle Franz gr. Bauern­hof und Holz: 2 Pferde und 1 Gespann
  6. Nagel Hirsch­wirt und gr. Bauern­hof: 4 Pferde (Braune und Schim­mel) und 2 Gespanne
  7. Kirch­dör­fer Ochsen­wirt und gr. Bauern­hof: 4 Pferde, 4 Fohlen und 2 Gespanne
  8. Gentner Katzen­bach gr. Bauern­hof und Göpel: 4 Pferde und 2 Gespanne
  9. Fischer Pflug­wirt, Bauern­hof und Holzhan­del: 2 Pferde und 1 Gespann
  10. Weber Kohlpaul Bauern­hof: 1 schwe­res Pferd „Lies“ und 1 Gespann
  11. Weber Grubwirt und Bauern­hof: 2 Pferde und 1 Gespann
  12. Weber Kohljo­sef gr. Bauern­hof und Holz: 4 Pferde und 2 Gespanne
  13. Weber Karles­bas­te gr. Bauern­hof: 1 Pferd und 1 Gespann
  14. Gold Schmid­jörg­le gr. Bauern­hof und Ochsen: 1 Pferd und 1 Gespann
  15. Hug Willi­bald Bauern­hof: 1 Pferd und 1 Gespann
  16. Grupp Franz Golden­bau­er Bauern­hof und Holz: 2 Pferde und 1 Gespann

In diesem Kontext schau­en wir uns mal die Zahlen zur Viehzäh­lung zwischen 1854 und 2017 an:

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Ein Hobby von Engel­bert und Rita war das gemein­schaft­li­che Singen bei den „Alten“ bei Nikolaus- und Weihnachts­fei­ern und anderen Gelegen­hei­ten. Diese Auftrit­te pfleg­ten sie bis Engel­bert krank wurde. Beim letzten gemein­sa­men Auftritt, daran erinnert sich Rita noch genau, sangen sie beide „Weißt du wieviel Stern­lein stehen….“ Rita singt heute noch für die „Alten“ bei den verschie­dens­ten Gelegen­hei­ten. Dann wäre da noch die Anna, Engel­berts Schwes­ter, zu erwäh­nen. Sie lebte mit ihnen bis 2003 im Haus und half bei den verschie­dens­ten Arbei­ten mit, wo sie nur konnte. Und bei jeder Famili­en­fei­er hieß es irgend­wann immer: „Anna! s’Gedicht“, und wenn sie Lust hatte, legte sie los „Steig nauf da Berg, guck naus ens Land, was mir für a schea­na Hoimat hent“ Wer sich für das gesam­te Gedicht „Das Schwoa­ba­land“ von August Lämmle inter­es­siert, kann das auf der Website des HVO lesen.

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Das Famili­en­wap­pen der Familie Grupp (Privat Luitgard Hügle)

Über die Grupps

(ohne die Oberko­chen gar nicht vorstell­bar wäre) könnte man ein ganzes Buch schrei­ben. Eine tolle Famili­en­über­sicht, die bis in das 16te Jhrhdrt. zurück­reicht, wurde detail­liert ab Franz Anton Grupp (geb. 1863, gest. 1925) im Jahr 2004 erstellt. Ich blätte­re gerne darin und danke Luitgard Hügle für das geschenk­te Exemplar. Die letzte Seite zeigt ein eindrucks­vol­les Bild eines Famili­en­tref­fens im Jahr 1985 im Bürger­saal zu Oberko­chen. Da kann man sich staunend von der Größe der Familie ein Bild machen. Dazu ein paar Zahlen zur Veranschaulichung:

  1. Genera­ti­on 1890 bis 1917 – 19 Kinder
  2. Genera­ti­on 1912 bis 1961 – 52 Enkel
  3. Genera­ti­on 1943 bis 2001 – 130 Urenkel
  4. Genera­ti­on 1965 bis 2004 – 128 Ur-Urenkel
  5. Genera­ti­on 2000 bis 2004 – 2 Ur-Ur-Urenkel

Das sind 331 direk­te Nachkom­men zum Stich­tag 8. April 2004. Lucia Lensler und Brigit­te Simai­tis sammel­ten dazu die Daten von 513 Perso­nen. Eine „Heiden-Arbeit“ – kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

Der Kies Sport Club (kurz KSC)

Die Gründungs­ver­samm­lung dieses Clubs war am 1. Mai 1958 im Gasthaus „Zum Wental“. Hier trafen sich damals 6 junge Kiesfreun­de nach einer Maien­tour und bespra­chen die Aktivi­tä­ten des Clubs. Gleich nach der Rückkehr vom Wental wurden bei dem Karls­ru­her Sport Club (auch ein KSC) die passen­den Vereins­ab­zei­chen bestellt. Im heuti­ge Hasen­gäss­le, beim Schuh­ma­cher Schit­ten­helm, kam der selbst­ge­bau­te Vereins­kas­ten an die Hauswand, damit auch die neues­ten Nachrich­ten des Clubs anspre­chend veröf­fent­licht werden konnten. Die jungen Männer waren schon bei „Jung-Kolping“ ein eigenes Grüpp­chen und wollten zusätz­lich selber ihr Programm machen. Jeden Sonntag pünkt­lich um 13 Uhr mittags traf man sich vor dem Bauern­haus Wingert oder bei Viktor’s Bänkle zum Spazier­gang in die „Ess“. Dabei bespra­chen sie dann die geplan­ten Vorha­ben wie z.B. die Heimspie­le des FCO auf dem Sport­platz im Langert zu besuchen oder auch mal an einem Sonntag­abend einen Kinobe­such bei Schlei­chers im Dreißen­tal. Natür­lich kickte der KSC auch selber gegen andere Oberko­che­ner Mannschaf­ten. Die Gegner waren u.a. die Kicker vom Musik­ver­ein, vom „Brunkel“, vom Dreißen­tal, von der Fa. Oppold und von Jung-Kolping. Und wie es sich für einen „richti­gen“ Verein gehört, unter­neh­men die Kiesler auch Mehrta­ges­aus­flü­ge u.a. nach Rüdes­heim, Berch­tes­ga­den, Wolfgang­see, Chiem­see, Oberst­dorf, Berlin, Paris und Kroati­en. Ebenso wurden die Jubilä­en 10, 25, 40 und 50 Jahre gebüh­rend gefei­ert, dabei geden­ken wir unserem Gründungs­mit­glied Viktor Oppold, welcher uns allen und den Fastnach­tern als „Sir Kies“ unver­ges­sen bleibt. Mit zuneh­men­dem Alter und der Erwei­te­rung des Clubs durch Freun­din­nen und Ehefrau­en haben sich die sport­li­chen Aktivi­tä­ten auf das Kegeln beschränkt. Im Jahr 1961 war der Kegel­auf­takt im Gasthaus Lamm in Ebnat und seit 1969 mit einigen Auswärts­ter­mi­nen bis heute im TSV-Heim in Oberko­chen. All die 60 Jahre hindurch wurde die Erste-Mai-Tour beibe­hal­ten und so konnte die Gruppe mit ihren Gründungs­mit­glie­dern Josef Wingert und Walter Brunn­hu­ber dieses Jahr in der Ziegel­hüt­te ausgie­big ihr Jubilä­um feiern.

Die Narren­zunft hat ihren Ursprung

letzt­end­lich auch im Kies. Hier fand 1970 der erste Umzug statt. Auf einem Wagen saßen Bürger­meis­ter Bosch, Herbert „Hättre“ Grupp und der Gemein­de­rat. Zog der „Hättre“ an der Schnur nickte der Gemein­de­rat. D’r echte Bürger­moisch­ter fand das recht lusch­tig. Die Narren­zunft wurde am 30.05.1973 von 39 Perso­nen im altehr­wür­di­gen Gasthaus „Ochsen“ gegrün­det. Leider ist unser „Ochsen“ auch schon Vergan­gen­heit und fristet mit den Nachbar­ge­bäu­den aktuell ein trauri­ges Dasein. Wenn dees d’Anna wüsst. Der Jahrgang 1938 war hier beson­ders engagiert. Der Vorschlag „Schlag­ga-Wäscher“ geht auf Konrad Posmik zurück und wurde vom BM Gustav Bosch überhaupt nicht gutge­hei­ßen. Bruno Balle und Sepp Merz haben einst­mals in den 70er-Jahren beim Kolping-Fasching im damali­gen Zeiss-Jugend­heim, Jenaer Straße 2, ein wunder­schö­nes Lied gesun­gen. Der Refrain laute­te: „Auf die Heide kommt ne Satel­li­ten­stadt und die heißt „Schlag­ga­wäsch“. Von den Zuhörern wurde das Lied so gut aufge­nom­men, dass die beiden es am darauf folgen­den Sonntag im Gasthaus „Zur Grube“ nochmals vortru­gen. Montags darauf wurden sie dann durch Martha Gold ins Rathaus geladen bzw. zitiert. Die Begrü­ßung durch den BM war noch freund­lich, aber danach ging ein fürch­ter­li­ches amtli­ches Donner­wet­ter über die beiden nieder mit dem unver­gess­li­chen Schluss­satz: „Ich lass‘mir doch nicht von Euch Lausbu­aba meine Heide zur Sau machen“.

Auch geadel­te Menschen gab es im Kies, denen der Titel „SIR“ verlie­hen wurde. Erster „Sir Kies“ war Viktor Oppold. Seine Aufga­be bestand darin, mit Frack und Zylin­der beklei­det, den Rednern bei der Fastnachts­sit­zung ein Glas Wasser zu reichen. Das Ganze geht auf den ellwän­gi­schen Paten­ver­ein zurück, der auch einen Wasser­die­ner im Programm hatte. Später hatte Ulli Grupp, Hättre’s Sohn, diese Aufga­be übernom­men. Der erste Schlagg des NZO war Arthur Hügler aus dem Kies, der inzwi­schen auch schon verstor­ben ist. Sein Vater war früher auch Messmer in der katho­li­schen Kirche.

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Annon­ce der Bäcke­rei Brammen 50er Jahre (Altes Amtsblatt)

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Eröff­nung der Bäcke­rei Grupp 1967 (Altes Amtsblatt)

Die Bäcke­rei Grupp-Wannenwetsch

war und ist, in abgewan­del­ter Form, auch heute noch eine Insti­tu­ti­on im Kies. Sie wurde am 26. Juni 1870 von David Wannen­wetsch aus Zang im Haus des Leinwe­bers Wieden­hö­fer im Hasen­gäss­le „auf dem Kies“ gegrün­det. Die junge Bäckers­frau hieß Magda­le­na Wieden­hö­fer. Eine Bäcke­rei war damals in erster Linie eine Lohnbä­cke­rei für die Menschen, die keinen eigenen Backofen hatten. Ferti­ge Backwa­re beim Bäcker konnten sich nur „besse­re Leut‘“ leisten. Die Menschen im Kies waren froh, dass sie nun ihren Davids-Bäck hatten und die Wege somit kürzer waren. 1901 erfolg­te die Überga­be an den Sohn Georg, der das Geschäft mit seiner Frau Katha­ri­na (Tochter des angese­he­nen Zimmer­manns Ernst) fast 40 Jahre lang weiter führte. 1929 wurde komplett umgebaut und der reine Holzofen musste zuguns­ten eines moder­nen, brikett-betrie­be­nen Dampf­back­ofens weichen. Georg starb am 1. Jan 1938 und damit brach das Unheil über die Familie herein. Sohn Paul sollte nun der Nachfol­ger werden, aber Stalin­grad ließ ihn nicht mehr heimkom­men. Die beiden Töchter Marie und Lina verpach­te­ten die Bäcke­rei nach dem Krieg an Heinrich Brammen, auch Bomba-Beck genannt. Später führten Marie Wannen­wetsch, die Angestell­ten und die späte­ren Erben die Bäcke­rei mit einem kleinen Lebens­mit­tel­ge­schäft weiter. Seit 1967 hatte der umtrie­bi­ge, allseits belieb­te Urenkel des Gründers, Herbert Grupp (Hättre genannt) das Geschäft übernom­men und mit seiner Mutter Lina in alter Tradi­ti­on weiter­ge­führt. Herbert Grupp hatte Bäcker gelernt war aber anfangs für BÄKO als Verkäu­fer unter­wegs. Als er später Chef in der Bäcke­rei war, hat er es manch­mal morgens nicht geschafft. Da musste Paul helfen und bei den anderen Bäcke­rei­en alles aufkau­fen was möglich war, damit die Stamm­kund­schaft um 6:30 Uhr nicht enttäuscht wurde – a Wegga isch halt a Wegga, egal woher ☺. Die ersten Bretzeln holten sich frühmor­gens manch­mal BM Bosch und Bernhard „Bernhärd­le“ Brunn­hu­ber ab, die sich gelegent­lich um diese Zeit auf dem Heimweg von wichti­gen langwie­ri­gen Sitzun­gen befan­den. Herbert war Bäcker mit Leib und Seele und hat den Teig mit Hinga­be bearbei­tet, wie das Bild deutlich zeigt. Später wurde das Geschäft umgebaut und die Backöfen leiste­ten da gute Diens­te – denn seine Fleisch­ge­rich­te aus den alten Bäcker­öfen schmeck­ten einfach saumä­ßig gut. D’r Hätte­re ist 2003 bereits mit 61 Jahren gestor­ben und so musste der Ulli ran. Das Essen ist immer noch gut und der Kartof­fel­sa­lat ein Gedicht und ein Maßstab wie „er zu sein hat“.

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D’r Hätte­re (Privat Ulrich Grupp)

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Über 110 Jahre steht sie schon am gleichen Ort (Privat Ulrich Grupp)

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Die Waage-Gebüh­ren (Privat Familie Schwaer)

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Der Waage­meis­ter Renner (Archiv Rathaus)

Die Gemein­de-Boden­waa­ge

stand früher dort wo heute in der Heiden­hei­mer Straße der „Kies-Brunnen“ steht und die Menschen in der Mittags­zeit auf den Sitzbän­ken sonni­ge Erholung suchen. Die alte Gemein­de-Waage (vor dem Ochsen) musste dringend ersetzt werden, weil sie nicht mehr zu reparie­ren war. Es gab länge­re Diskus­sio­nen im Gemein­de­rat und Proble­me mit dem Hausbe­sit­zer am neuen Stand­ort, der Beein­träch­ti­gun­gen und Wertver­lus­te befürch­te­te. Am 21. Mai 1954 wurde der Kauf einer 30-Tonnen-Boden­waa­ge geneh­migt (Haushalts­plan 20.000 DM). Die Instal­la­ti­on erfolg­te auf dem gemein­de­ei­ge­nen Grund­stück vor den Gebäu­den mit der Hausnr. 76 und 78. Die Wiege­zei­ten waren sommers von 6 bis 20 Uhr und winters von 7 bis 19 Uhr. Für die Bestim­mung des Leerge­wichts mit anschl. Vollwie­gung betru­gen die Gebüh­ren anfangs 30 PF und für sonsti­ge Lasten zwischen 500 KG 60 PF und über 25.000 KG 4 DM. Als Waagmeis­ter wurde Karl Renner ernannt. Beson­ders in Anspruch genom­men wurde die Waage beim Bau der Umgehungs­stra­ße, der B19.

Karl Renner – kleiner großer Mann

Was hat dieser Mann nicht alles in sein Leben gepackt: Geboren wurde er am 2.4.1885 in Essin­gen. Seine Eltern waren Johann Balthas Renner und Barba­ra Renner geb. Starz (wohnhaft im Haus Nr. 47). 1903 kam er nach Oberko­chen und heira­te­te 1911 Rosina Pauli­na Kopp (geb. 1885, gest. 1944) aus Oberko­chen. Von 1915 bis 1917 kämpf­te er im Inf. Reg. 247 bis zu seiner Verwun­dung in Flandern. Sein Berufs­le­ben verbrach­te er von 1903 bis 1950 als Schlos­ser und Werkzeug­ver­wal­ter bei G.Günther & Co. (Gegrün­det 1895 – vormals Hugo Laiss­le – bestand bis 1929 und ging dann in der Fa. G+S auf), sowie bei Gebr. Leitz und Fritz Leitz. Daneben führte er als Neben­er­werb noch eine Landwirt­schaft. Außer­dem engagier­te er sich vielfäl­tig: Von 1946 bis 1959 Mitglied im Gemein­de­rat (hier sei einmal der erste Gemein­de­rat nach dem Krieg aufge­führt: Anton Balle, Richard Bäuerle, Willi­bald Geisin­ger, Karl Renner, Anton Schell­mann, Josef Schmid, Paul Tritt­ler, Josef Wiech, Eugen Winter, Max Wirth, Hans Elmer und Wilhelm Henne), 27 Jahre lang evange­li­scher Kirchen­pfle­ger, einige Zeit Sänger im Kirchen­chor, 16 Jahre lang aktiv im Sängerbund,18 Jahre Mitglied im Ortsschul­rat, Mitbe­grün­der und erfolg­rei­cher Turner im TVO und 14 Jahre verei­dig­ter Waagmeis­ter. 1958 erhielt er (mehr als verdient) das Bundes­ver­dienst­kreuz aus den Händen von BM Gustav Bosch und später noch andere Auszeichnungen.

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Das Bundes­vier­dienst­kreuz (Privat Manfred Renner)

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Vereins­aus­zeich­nun­gen (Privat Manfred Renner)

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Das Renner’sche Haus im Umbau 1936 (Privat Manfred Renner)

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Das Renner’sche Haus Vorder­sei­te (Privat Manfred Renner)

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Das Renner’sche Haus Hinter­sei­te (Privat Manfred Renner)

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Das Renner’sche Anwesen sowie Haus Nr. 76 und 74

Das Renner’sche Haus

hat in seinem Leben schon viel gesehen und erlebt. Es wurde gebaut, aufge­stockt, geteilt und mehrfach umgebaut und man kann es sich heute gar nicht mehr recht vorstel­len wie es früher ausge­se­hen hat. Wilfried Müller hat noch ein Dokument gefun­den, das schön aufzeigt, dass Nachbar­schaft nicht immer problem­los war. In diesem Fall waren die Häuser 76 und 78 davon betroffen.

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Nachbar­schaft­li­che Verein­ba­run­gen der beson­de­ren Art (Privat Familie Schwaer)
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Aufsto­ckungs­kos­ten des Renner’schen Hauses 1936 (Privat Familie Schaer)

Sepp Merz ergänzt:

„Meine Mutter und meine Schwes­tern sowie Oma und Opa und unsere Tante Gudula waren beim Flieger­alarm bei Brunn­hu­bers oder bei Renners einquar­tiert, weil wir keinen Keller hatten. Herr Renner war ein ernster, aber sehr hilfs­be­rei­ter Mann, der meinen 1942 gefal­le­nen Vater sehr gut kannte. Meine Mutter, und vor allem wir Kinder, bekamen von Herr Renner und seinen Töchtern Anna und Berta immer wieder Esswa­ren zugesteckt. Ich durfte als Gegen­leis­tung im Herbst die Kühe von Frau Seitz und Herrn Renner hüten.“

Feuer­wehr­haupt­män­ner

Einige kamen viele Jahre lang aus dem Kies: Franz Grupp 1929 — 1935, Hermann Spranz 1952 — 1965, Hans Kolb 1965 — 1970 und Josef Merz 1974 — 1999.

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Zimme­rei Brunn­hu­ber und Umgebung (Privat Franz Brunnhuber)

Holz- und Innen­aus­bau Brunnhuber

Beim Recher­chie­ren kann man mit all den „Bernhards und Franzens“ ganz schön ins Schleu­dern kommen. Versu­chen wir’s also mal: Im Jahr 1879 wurde von Bernhard Brunn­hu­ber (1839 in Oberko­chen geboren) eine kleine Zimme­rei gegründet.

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Zimme­rei-Gründer Bernhard Brunnhuber

Sein Sohn, ebenfalls ein Bernhard, lernte beim damali­gen angese­he­nen Zimmer­meis­ter Ernst aus dem Kies. Dieser hatte seine Werkstatt im Gässle, das neben der Haus Nr. 76 hinauf­geht. Im Grunde dort wo der Künst­ler Weinhart wohnte. Die Zimme­rei bekam damals (1899÷1900) einen Großauf­trag und hatte dadurch reich­lich Arbeit – der Kirch­turm der neuen Kirche St. Peter und Paul. 1910 gewann der Großva­ter von Franz auf dem Kalten Markt in Ellwan­gen ein Pferd. Er verkauf­te das Pferd an den Nagel-Bauern vom Gasthof „Hirsch“ und erwarb 1911 mit dem Erlös das Grund­stück Nr. 82, das bis heute das Herzstück der Firma darstellt. 1929 übernah­men die Brüder Franz und Paul die Zimme­rei. Franz legte 1931 die Meister­prü­fung ab und heira­te­te 1934 seine Katha­ri­ne geb. Balle. Paul überleb­te aber den II. Weltkrieg nicht. 1938 wurde der Betrieb um eine Kohlen­hand­lung erwei­tert, 1951 wurde neu gebaut mit Werkstatt und Büro und 1958 kam eine Heizöl­hand­lung dazu. Während des II. Weltkrie­ges wurde das Geschäft von Ehefrau Katha­ri­na geb. Balle mit Unter­stüt­zung von Anton Holz durch die schwe­re Zeit geführt. Die vierte Genera­ti­on mit Franz und seinen Schwes­tern Bernhar­di­ne und Katha­ri­na übernahm 1959 nach Ablegung der Meister­prü­fung, da Vater und Mutter plötz­lich verstor­ben. Der Betrieb prospe­rier­te und stellt heute in der fünften Genera­ti­on eine beacht­li­che wirtschaft­li­che Größe dar. 1967 wurde die alte Werkstatt abgeris­sen und durch einen Neubau ersetzt. 1969 kam eine Lager­hal­le dazu und 1984 wurde in der Heiden­hei­mer Straße 104 eine moder­ne Holzla­ger­hal­le errich­tet (frühe­res WIGO-Gelän­de). Franz übergab seinem Sohn (natür­lich wieder ein Bernhard) die Firma im Jahr 2012. Die Hälfte des Umsat­zes wird heute mit Spezi­al­ver­pa­ckun­gen für Carl Zeiss erwirt­schaf­tet. Die andere Hälfte entfällt auf Holz- und Innen­aus­bau, sowie auf Altbau-Sanie­run­gen und Dachde­cker­ar­bei­ten. Als Dachde­cker kann man ab und an, beson­ders bei alten Häusern, schon einiges erleben, wovon ein alter Zeitungs­be­richt der Schwä­po Zeugnis ablegt:

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Die Grana­te und die Zimme­rei Brunn­hu­ber (Archiv Schwä­po)
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Zimmer­leu­te fanden bei einer Dachsa­nie­rung im Dreißen­tal eine alte engli­sche Grana­te aus dem I. Weltkrieg. Vermut­lich als Souve­nir aus dem überleb­ten Krieg mitge­bracht überleb­te sie Jahrzehn­te auf dem Dachbo­den. Die beiden Zimmer­leu­te nahmen sie kurzer­hand in der Frühstücks­pau­se mit in die Firma. Bernhard Brunn­hu­ber, entsetzt über den Leicht­sinn seiner Mitar­bei­ter, infor­mier­te kurzer­hand die Polizei und am nächs­ten Tag rückte der Kampf­mit­tel­be­sei­ti­gungs­dienst an, übernahm die Grana­te, trans­por­tier­te sie nach Böblin­gen, wo sie fachge­recht entschärft und vernich­tet wurde. Merke – Man sollte nicht alles mit heimneh­men was man findet – vor allem keine schar­fen Sachen.

Im Jahr 2029 wird dann das 150jährige gefei­ert werden, denn der aktuel­le Chef Bernhard möchte sicher auch ein Jubilä­um feiern. Auch hier hat Sepp Merz etwas anzumer­ken: Der Hof und der Holzla­ger­platz waren für uns Kinder immer ein schöner Spiel­platz, vor allem zum Verste­cke-Spielen. Aller­dings hat uns Tante Vikto­ria immer wieder nach Hause geschickt, damit ja nichts passiert. Am Wochen­en­de war ich oft im Hof der Brunn­hu­bers, weil der Josef Huber, allseits bekannt als der „Kohla-Josef“, der im UG des Brunn­hu­ber-Hauses wohnte, mit seiner Ziehhar­mo­ni­ka ganz tolle Stücke spielte.

Erwäh­nens­wer­te Plätze

sind laut Franz Brunn­hu­ber zum einen die Festplät­ze, die es seiner­zeit gab. Das wichtigs­te Fest war früher der Pfingst­markt. Dazu stell­te der Schau­stel­ler „Grund“ immer ein Karus­sell auf. Zuerst auf dem Grund­stück der heuti­gen Firma. Danach wurde der Festplatz auf das Gelän­de der heuti­ge Leitz-Wohnun­gen neben dem alten Oppold-Grund­stück verlegt. Aber auch dort musste das Karus­sell weichen und zog in die Bahnhof­stra­ße auf das Bäuerle-Gelän­de (heute Spedi­ti­on Maier). Irgend­wann verla­ger­te sich das Ganze in die Dreißen­tal­stra­ße. Heute ist der Pfingst­markt nur noch eine Rander­schei­nung, der aus meiner Sicht sich dort wegen der Situa­ti­on Dreißen­tal­stra­ße nicht wird halten können. Wo sich heute die Fa. Schramm befin­det war früher ein freier Platz, der als Holzla­ger­platz diente. Aber auch die Zigeu­ner (upps – darf man ja nicht mehr sagen), also das fahren­de Volk, ließ sich mit 2 — 3 pferde­ge­zo­ge­nen Planwa­gen vor dem II. Weltkrieg immer ein paar Tage nieder. Die Eltern achte­ten darauf dass, die neugie­ri­gen Kinder keinen Kontakt hatten – vielleicht wegen der Vorur­tei­le – wois m’rs?

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Heiden­hei­mer Straße 71 – Hier wohnte der Mühlarzt J. Mauser (Altes Amtsblatt)

Über das Haus „Wunder­le“ mir der Nr. 71

gibt es noch Inter­es­san­tes zu berich­ten: In diesem Haus wohnte einst der Mühlen­arzt. Nun ist ein Mühlen­arzt kein Arzt für die Menschen, sondern ein Arzt für die Mühle – heute würden wir Mühlen­bau­er oder Mühlen­tech­ni­ker sagen. Josef Mauser war ein Mühlen­arzt mit beson­de­ren Fähig­kei­ten. Er war Konstruk­teur, Mathe­ma­ti­ker, Zimmer­mann und Schrei­ner in einer Person. Die Schee­rer-Mühle wurde von ihm im Jahr 1877 total umgebaut. 1888 erstell­te er ein beein­dru­cken­des Wegkreuz gegen­über der Fa. Wigo (heute Ortho­pe­die Walter und Böhlerit) und hinter­ließ damit einige Spuren in unserer Gemein­de. Dieses Wegkreuz ist heute nicht mehr zu sehen. Wer weiß wo es hinge­kom­men ist und hat jemand noch ein Bild davon?

Fortset­zung folgt. In der Zwischen­zeit „hendt Ihr Zeit zom drieber schwätza“

Ihr Wilfried Billie Wichai Müller vom Sonnenberg.

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