Wappen der Familie Maier, 1510

Teil 1: „Rössles­wir­tin“ Maier

Vor 4 Jahren erhielt ich über eine Tochter der Ida Fetzer, Tochter der Anna Maier, (Rössles­wir­tin) das hier abgebil­de­te auf Hartfa­ser­plat­te gemal­te Wappen einer Familie Maier, das, der Inschrift zufol­ge, einem bürger­li­chen Geschlecht aus Öster­reich zuzuord­nen ist, wobei dassel­be auf einen Kaiser­li­chen Notar und Militär­agent und mittel­al­ter­li­chen Vorfahr namens Heinrich Maier zu Wien, verstor­ben im Jahr 1510 zu Wien, geschrie­ben steht. Als Zusatz­in­for­ma­ti­on erhielt ich den Verweis darauf, dass dieses Wappen vor dem Abbruch der Gastwirt­schaft „Rössle“ beim Ausräu­men der Bühne zum Vorschein gekom­men ist.
Anna Maier, 1886 — 1959, aus Ebnat stammend, heira­te­te am 1.7.1910 den „Rössles­wirt“, Max Maier, der wieder­um ein Bruder von Karl Maier sen., „Kirchen­schmied“ war.

„Rössles­wir­tin“ Anna Maier an ihrem 70 Geburts­tag (1956)

Unser Foto stammt aus dem Jahr 1956. Es wurde am 70. Geburts­tag der „Rössles­wir­tin“ Anna Maier aufge­nom­men (siehe Bericht in BuG vom 29.6.1956). Das Foto zeigt von links: 1. Gertrud Liersch, 2. Frau Clemen­ti­ne Müller (von ihr ist überlie­fert: „Dui hot beim Fußball so laut gschriea, dass mr’s em ganza Dorf gwisst hat: des isch d’Clementine“. 3. Sitzend: Anna Maier, Rössle­wir­tin, 4. Enkel Klaus Maier. 5. Josef Maier, Sohn der Rössles­wir­tin. – An der Wand hängt ein Foto des am 10.5.1940 im 2. Weltkrieg gefal­le­nen Sohns Max des Rössles­wirts Max Maier (siehe Heimat­buch Seite 206).

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Gasthaus „Rössle“ im Jahr 1956

Gasthaus „Rössle“ mit Fronleich­nams­schmuck im Jahr 1956, d.h.: im Jahr des 70. Geburts­tags der Rössles­wir­tin Anna Maier. – Vom Bildrand links angeschnit­ten das Gebäu­de Uhl. Dazwi­schen die Dreißen­tal­stra­ße. – Aus dem oben genann­ten BuG-Bericht geht hervor, dass der Bierum­satz im Rössle der Zwanzi­ger­jah­re zwischen dreitau­send und viertau­send Liter betrug. Das klingt so, als ob es sehr viel sei, entspricht aber nur einem Tages­durch­schnitts­um­satz von ca. 10 Liter, von dem allein nicht gut zu leben war.

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Gasthaus „Rössle“ nach dem Umbau

Dieses Foto zeigt das „Rössle“ nach dem Umbau in den Sechzi­ger­jah­ren. Hinter dem ehema­li­gen Scheu­ern­tor befand sich damals die Zweig­stel­le der Kreis­spar­kas­se, die von einem ehrwür­di­gen Chef namens Fürst gelei­tet wurde. Zu Zeiten des Neu- und Umbaus war der Fürst über die kleine Tür in der Dreißen­tal­stra­ße zu errei­chen. – Bereits in den frühen Siebzi­ger­jah­ren wurde das „Rössle“ dann abgeris­sen, zusam­men mit dem rechts vom „Rössle“ auf dem Foto erkenn­ba­ren Nachbar­ge­bäu­de des „Metzgers Paul“. An Stelle dieser beiden Gebäu­de wurde von der Apothe­ker­fa­mi­lie Mögel die heuti­ge Kocher­tal­apo­the­ke errichtet.

Teil 2: „Kirchen­schmied“ Maier

Bereits im Jahr 2013 erfuhr ich also, dass das Maier-Blut der Rössles­wir­tin auch im Maier-Geschlecht des „Kirchen­schmieds“ Karl Maier jun. (geb. 1938) fließt. Und tatsäch­lich fand ich anläss­lich eines erst kürzlich durch­ge­führ­ten Besuchs bei Karl Maier jun., vormals Kirchen­schmied, vis-à-vis der Katho­li­schen Kirche St. Peter und Paul (deshalb „Kirchen­schmied“), dass dieser genau dassel­be Wappen wie ich es vier Jahre zuvor erhal­ten hatte, (Abb. 1) oben am Ende seines Treppen­hau­ses hängen hat. Kein Wunder, wenn die beiden Maiers – „Rössles­wirt“ und „Kirchen­schmied“ – Brüder waren, deren Vater (1875 — 1940) zudem ebenfalls Karl hieß und „Kirchen­schmied“ war. Dessen Sohn Karl Maier, Kirchen­schmied, (1907 — 1962), Vater des oben genann­ten Karl Maier jun. „Kirchen­schmied“, ist vielen Oberko­che­nern noch gut bekannt.
Es gibt also 3 Genera­tio­nen „Karl Maier Kirchenschmied“.

Den letzten „Kirchen­schmied“ Karl Maier besuch­te ich am 29.11.2017. Auf meinen Aufruf im letzten Bericht hin (BuG vom 24.11.2017 – Bericht Oko GLA Nr. 684) mit dem Titel „Kuhschu­he“, hatte sich dieser über einen Bekann­ten bei mir gemel­det, – er habe ein nagel­neu­es von ihm persön­lich handge­schmie­de­tes Paar von „Kuhschu­hen“ bei sich liegen, welches er dem Heimat­ver­ein zur Verfü­gung stelle. – Im Verlauf des Besuchs erst wurde richtig klar, in welch lokal­ge­schicht­lich bedeu­ten­dem Hause (Aalener Straße 5) wir uns befan­den. Karl Maier ist, besser vielleicht «war» in der dritten Genera­ti­on „Kirchen­schmied“. Das uns überlas­se­ne Paar „Kuhschu­he“ hat er anläss­lich seiner Zwischen- oder Gesel­len­prü­fung gefertigt.

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Das werkstatt­neue Paar Kuhschuhe

Das „werkstatt­neue Paar „Kuhschu­he“, das Karl Maier dem Heimat­ver­ein zur Verfü­gung stell­te. Es hatte in der Werkstatt zwar einiges an schwer lösli­cher weißer Farbe abbekom­men, kann nun aber ab sofort im alten Glanz im Raum 4 des Heimat­mu­se­ums besich­tigt werden (zusam­men mit der jüngst gefun­de­nen Kanonen­ku­gel – Bericht 643)

1938 geboren hat der jüngs­te „Kirchen­schmied“ das Handwerk von seinem Vater Karl erlernt und bis 1964 ausge­übt, als es sich nicht mehr lohnte, da es, zwecks Traktor, schon zu dieser Zeit weder Pferde noch Kühe mehr gab, die zu landwirt­schaft­li­cher Arbeit genutzt wurden. Danach arbei­te­te er bis 1969 bei der Firma Schmid, alsdann noch einige Jahre bei der Stadt Oberko­chen. Mit anderen Worten: Das Schmie­de­hand­werk ist mit dem Jahr 1964 in Oberko­chen ausgestorben.

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Das Backstein­ge­bäu­de „Kirchen­schmied“ Karl Maier vor dem Umbau 1953/54

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Karl Maier sen. Kirchen­schmied in der Schmie­de­werk­statt – ca. 1938

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Das Gebäu­de „Kirchen­schmied“ nach dem Umbau von 1953/54

Das Gebäu­de „Kirchen­schmied“ nach dem Umbau. (1953÷54). Verän­dert wurden: Die Werkstatt in der linken Hälfte des EG, der Einbau eines Geschäfts in die rechte Hälfte des EG (Köhler-«Alles-Geschäft» – später Beck genannt «Kruscht-Beck, absolut positiv und liebe­voll gemeint, und Alles-Geschäft», gleich­zei­tig größtes Angler­be­darf­ge­schäft weit und breit), der Umbau in der linken Hälfte des OG in Wohnräu­me, der Ausbau des Dachgeschosses.

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Der Kuh- und Ochsen­stand. Rechts Karl Maier sen., Mitte Micha­el Till, lks. Lehrbu­be Wolfgang – alle drei beim Beschla­gen einer Kuh.

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Rechnung vom 28. Juni 1923 von Karl Maier sen.sen., Huf- und Wagen­schmied an Herrn Georg Nagel, zum „Hirsch“, hier.

Teil 3: Der zweite Oberko­che­ner Schmied

Auf meine Frage, wieviel Schmie­de­werk­stät­ten es im alten Oberko­chen gegeben hat, antwor­te­te Karl Maier klar „Nur diese zwei“.
Von diesem zweiten Schmied, den es hier gegeben hat, erzählt mein Bericht 134 in BuG vom 12.04.1991: Der „Oppolds Paul“. – Das Gebäu­de des Wagen­schmieds Paul Oppold befand sich Ecke Aalener- und Bahnhofstraße.

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Gebäu­de „Bäuerle“ und Gebäu­de „Oppolds Paul“

Das von dem großen Neubau (siehe Firmen­lo­go „Bäuerle“ an der Außen­wand des damals noch ziemlich neuen Fabri­ka­ti­ons­ge­bäu­des der Firma Bäuerle – Foto von 1950) ausge­spar­te Gebäu­de des „Oppolds Paul“, das eine äußerst bunte Nachkriegs­ge­schich­te aufweist, behaup­te­te sich bis 2013.

Als die Firma Bäuerle wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg das Fabrik­ge­bäu­de (später «electra blum», Mercal­di, u.a.) am Beginn der Aalener Straße, auch um die Ecke in die Bahnhof­stra­ße reichend, errich­te­te, war es der Firma nicht gelun­gen, das Grund­stück des Paul Oppold zu erwer­ben, – weshalb das Gebäu­de wie eine alte vorzeit­li­che Insel in das Bäuerle-Gebäu­de einge­zwängt bis 2013 stand. Da das Gebäu­de nicht unter­kel­lert war, und sich unweit der jüngs­ten mindes­tens 1200 Jahre alten archäo­lo­gi­schen Funde befand, ist damit zu rechnen, dass bei tiefer­ge­hen­den Neubau­ar­bei­ten auch hier noch Spuren von alaman­ni­schen „Gruben­häu­sern“ nachzu­wei­sen sind.

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Abbruch des Gebäu­des „Oppolds Paul“ 2013

Die Fotos zu diesem Bericht stammen aus den priva­ten Sammlun­gen von Helmut Gold, Gerd Keydell, Dietrich Bantel, dem Archiv des Heimat­ver­ein und Privat.

Dietrich Bantel

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