Nachdem das Thema immer noch disku­tiert wird, habe ich alte Unter­la­gen durch­fors­tet und bin fündig gewor­den. Daher abschlie­ßend einige Daten und ein Foto zur Erinne­rung an einen Lehrer, der wohl, obgleich nur 10 Jahre in Oberko­chen tätig, positi­ve Spuren hinter­las­sen hat, an die sich noch manche heute gerne erinnern.

Josef Menzl wurde am 6. Januar 1914 in Westböh­men geboren. 1933 legte er das Abitur ab und 1934 die Prüfung für das Lehramt (das ging damals aber ratzfatz). Bis 1937 war er Lehrer im Kreis Tesch­ten-Boden­bach. Bis 1939 hatte er seinen Militär­dienst abzuleis­ten und wurde anschlie­ßend bis zum Ende des Kriegs in densel­ben gewor­fen. Zuletzt diente er als Haupt­mann und Batte­rie­chef einer Feldar­til­le­rie­ein­heit an der Ostfront. Verlet­zungs­be­dingt blieb ihm die Kriegs­ge­fan­gen­schaft erspart. So verschlug es ihn 1946 in den Kreis Aalen und er wurde der Volks­schu­le Oberko­chen zugewie­sen, wo er die oberen Klassen übernahm. Er hat sich von Anfang an auch für die Belan­ge der Heimat­ver­trie­be­nen einge­setzt, denn die alte Heimat und ihre Menschen lagen ihm wohl sehr am Herzen. 1953 bewarb er sich für einen Sitz im Gemein­de­rat und wurde auf Anhieb mit einer erstaun­li­chen Anzahl von 1538 Stimmen gewählt (zweit­bes­tes Ergeb­nis nach Sebas­ti­an Fischer). Er stand damals für Problem­lö­sun­gen im guten nachbar­schaft­li­chen Verhält­nis, für den Ausbau der Schulen, für die Entwick­lung eines Volks­bil­dungs­wer­kes, für die Verschmel­zung der gesam­ten Bürger­schaft und für die Elimi­nie­rung des Wortes „Flücht­ling“ in seiner neuen Gemein­de. Er verließ Oberko­chen zum neuen Schul­jahr 1956/1957 und trat auf eigenen Wunsch eine Stelle an der Mittel­schu­le in Kirchheim/Teck an. Die Oberko­che­ner Gemein­de würdig­te ihn am Samstag, 15. Septem­ber 1956 im Rahmen einer Feier­stun­de. Er wurde als markan­te Lehrer­per­sön­lich­keit empfun­den, die eine Lücke in Oberko­chen hinter­lässt und vielleicht aufgrund seines eigenen Schick­sals dafür sorgte, dass „seine“ Oberklas­sen einen guten Start ins Leben hatten. Es wurde extra erwähnt, dass er wohl auch sehr viel Zeit außer­halb des Unter­richts in seinen Beruf und in die Unter­stüt­zung der Abschluss­kläss­ler zur richti­gen Berufs­wahl inves­tier­te. Er verwal­te­te die Lehr- und Lernmit­tel und berei­te­te sich neben­her mit einer asketisch anmuten­den Diszi­plin auf die Fachprü­fun­gen als Mittel­schul­leh­rer vor. Die Feier­stun­de wurde von Gedich­ten und vom Flöten­spiel der Schüle­rin­nen sowie vom Lehrer­streich­or­ches­ter umrahmt. Lehrer Josef Menzl verließ zwar die Schule 1956, blieb aber hier noch eine Zeitlang wohnen und kam seinen Aufga­ben als Gemein­de­rat weiter­hin nach. Das ist ein gutes Beispiel, wie aus einer Randbe­mer­kung und anschlie­ßen­den Gesprä­chen und Ergän­zun­gen ein weite­rer Artikel entstan­den ist, der sich so einfach ergeben hat.

Oberkochen

Es grüßt wie immer vom Sonnen­berg Wilfried Billie Wichai Müller

Nachschlag für die Lehrer Menzl und Zweig

Auch die abschlie­ßen­de Betrach­tung zu Lehrer Menzl vom 28.10.2016 förder­te einen spannen­den Sachver­halt zu Tage, der für Oberko­chens Schul­ge­schich­te eine nachhal­ti­ge Auswir­kung hatte, und der einen weite­ren in Oberko­chen bekann­ten Schul­meis­ter ins Gespräch brach­te, nämlich den von Unter­rif­fin­gen nach Oberko­chen versetz­ten Lehrer Hans Zweig, einen rühri­gen Schul­meis­ter an der Dreißen­tal­schu­le, der einen großen Teil seiner Freizeit in die Musik einbrach­te. Frau Susan­ne Grupp-Zweig vom Schrei­ner­gäss­le, seine Schwie­ger­toch­ter, berich­tet, dass er lange Jahre Dirigent vom „Gesangs­ver­ein“, sowie dem Katho­li­schen Kirchen­chor war, die Orgel spiel­te und für die Musik bei Bestat­tun­gen verant­wort­lich zeich­ne­te. Einmal musste er während des Unter­richts zu einer Beerdi­gung. Obwohl er seine Schüler solan­ge „ahschden­dich“ zu sein gehei­ßen hatte, waren sie halt doch ziemlich laut in der Hohlstun­de, – weshalb er sie „ohben­dich zamma­butzt“ hat hinter­her. Er soll auch eine bemer­kens­wer­te Handschrift geschrie­ben haben. Bekannt war sein „5- oder 7‑stimmiger Satz von „Stille Nacht, Heili­ge Nacht“ der immer am 2. Weihnachts­fei­er­tag aufge­führt wurde. Zu den Noten sagte er „Nodda“. Zunächst wohnte er im Bronkl, später im Mahd. Nach den Gesangs­pro­ben verhock­te man regel­mä­ßig „en dr Kischt“, einem „hendadom­mi­ga“ Raum im „Hirsch“. – Ja, – im „Hirsch“, – in dem war halt ämml was los. Und jetzt wird’r aabrocha.…

Um was es geht: Als die Schul­lei­ter­stel­le der Dreißen­tal­schu­le neu ausge­schrie­ben wurde, bewar­ben sich sowohl Lehrer Menzl als auch Lehrer Zweig um die Stelle. Schul­lei­ter indes wurde für die nächs­ten Jahrzehn­te Rektor Georg Hagmann – was für die beiden mitbe­wer­ben­den Lehrer Menzl und Zweig mit der Grund dafür war, dass sie Oberko­chen verließen.

29.10.2016 DB

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