Zu Lehrer Menzl, der in einem unserer letzten Berichte genannt wurde, erhielten wir 2 nette Mail-Zuschriften von zwei aus dem alten Oberkochen stammenden auswärtigen BuG-lesenden Brüdern:
1.) Rudi und Helga Fischer – Mosbach: Hallo, Didi, hab die Beiträge vom Lehrer Menzl gelesen. – Er war sehr rege und hat auch nebenbei Unterricht in Steno und Maschinenschreiben gegeben. Die Stunde für 5 DM. Er ging ja immer bei uns am Haus vorbei, wenn er heim ging von der Schule.
Mein Bruder Joachim war auch mal bei ihm im Unterricht. Zu meiner Mutter machte er mal die Bemerkung: „Aus dem wird mal nichts“. Da lag er gewaltig daneben wie sich herausgestellt hat, denn er isch a richtigs Käpsele geworden. Ich hoffe, es geht Dir und Deiner Frau gut.
Liebe Grüße aus Mosbach, dr Schreiberles Rudolf.
2.) Joachim Fischer, Backnang: Hallo Herr Didi. Halb zufällig und halb gewollt habe ich von dem Ideenwechsel um Lehrer Menzl mitbekommen. So fällt mir die Möglichkeit in den Schoß, auch noch nachträglich einen eigenen Senf beizugeben. – Woher Herr Menzl nach Oberkochen eingedrungen ist, war und bleibt mir unbekannt. Den Kochamr Dialekt hat er jedoch nie beherrscht. Ich höre ihn noch und hörte ihn nie anders als mit einem normalen Schriftdeutsch (soweit dies a Kochamr iberhaubt bewerten kann) reden. – Er war mein Klassenlehrer seit ich in die Dreißentalschule ging; von Anfang bis zum Ende der Hauptschule. Meine besondere Eigenschaft während dieser Schulzeit war das stete Vergessen, die Hausaufgabe zu erledigen. Bemerkenswert und in der Erinnerung bleibt ein kleiner deutsch-schwäbischer Dialog mit dem Lehrer Menzl:
M: Jochen, warum hast Du wieder deine Aufgaben nicht gemacht?
J : < I hann koi Zeit g’het, i hann schaffa miasa >.
M: Was hast du denn gearbeitet ?
J : < I hann Brieagala bägga miasa.>
M: Was hast du gemacht ?
J : < Brieagala bäggt ! >
M: Was ist das denn ?
J: < Ha – Brieagala bäggt, mit am Schnaier. >
M: Bitte, was?
(Ich konnte ihm das nicht näher oder besser beschreiben).
Da erhebt sich mein Nebensitzer (Herbert Rech) und gibt zu meinem Erstaunen auf Deutsch eine erklärende Beschreibung:
R: „Kleinholz gehackt, Herr Menzl !“
Ob das nun nur bei einem Menzlschen „aah aha“ geblieben ist, weiß ich heute nicht mehr.
Griaßla von oos an älle
Bei dieser wunderbaren Geschichte, in welcher des Rätsels Lösung fast das nächste Rätsel birgt, musste ich zwecks des „Kochamr Dialekts“ unwillkürlich an unseren unvergessbaren „lieben Bär“ denken, den Martin Gold, Schmiedjörgle, der immer, wenn ich als „Schdurgrdr“ mich an diesem „Kochamr Dialekt“ versuchte, sagte: „Oh Dietrich, lasses bleiba, – dees lernsch Du niea!“
Allerdings kam mir auch eine andere Sache in den Sinn, – nämlich die:
Wer liest unsere Berichte?
Nicht nur aus diesen Zuschriften ergab sich nämlich anlässlich einer unserer letzten Sitzungen eine heftige Diskussion um unsere heimatkundliche Serie „Oberkochen – Geschichte, Landschaft, Alltag“. Da kamen ziemlich kontroverse Äußerungen, Einschätzungen und Meinungen auf den Tisch, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.
Ich will versuchen, sie in 3 extrem unterschiedliche Hauptrichtungen einzuordnen:
Meinung 1
Unsere Berichte würden von den BuG-Lesern nicht beachtet und schon gar nicht gelesen. Ein anwesendes Sitzungsmitglied äußerte – für die meisten etwas überraschend – es/er habe jüngst 25 (!) BuG-Leser gefragt, ob sie unsere Berichte lesen. Von dieses 25 Befragten, haben angeblich alle 25 (!) geantwortet, dass sie unsere Berichte nie lesen. Diese „Erhebung“ geht an der Wirklichkeit mit Sicherheit etwas vorbei, auch wenn von einem weiteren Diskussionsteilnehmer berichtet wurde, dass sich ein Oberkochener dahingehend geäußert habe, dass der Mist, der da geschrieben werde, unerträglich sei, – er lese das schon deshalb nicht, weil da alles falsch sei, und er sich da immer saumäßig ärgern müsse, weil alles nicht stimmt. – Daraufhin angesprochen, dass ein Zusammentreffen mit dem betreffenden HVO-Schreiber sinnvoll wäre, lehnte diese kritische Stimme jegliche Kontaktaufnahme leider rundweg ab.
Meinung 2
Unsere Berichte werden nur sporadisch gelesen. Wenn Titel oder Foto Interesse wecken, würden die Berichte durchaus gelesen. Diese Meinung bewegt sich sicher im Bereich der Wirklichkeit, – was sich mit den „gelesen“-Zahlen, die unser Webmaster Andy Neuhäuser seit Mai dieses Jahres am Ende der Berichte eingeführt hat, deckt, und was auch dem normalen Leseverhalten bei Tageszeitungen entspricht.
Meinung 3
Unsere Berichte, werden regelmäßig gelesen. Dieses totale Gegenteil von Meinung 1 kommt möglicherweise genau so oft vor wie jene Meinung 1 – nicht nur bei HVO und Nicht-HVO-Lesern, sondern sogar bei der Stadtverwaltung. Wir hören immer wieder: „Wenn die Berichte vom HVO nicht wären, hätte ich das „Blättle“ schon längst abbestellt. Eine Reihe von Lesern sammelt die Berichte, schneidet sie aus und klebt sie sogar auf, da wir seitens des HVO, – vor allem, seit unsere Berichte, die mit Nummer 665 bereits im 29. Jahr laufen, auch ins Netz gestellt werden (www.heimatverein-oberkochen.de, Startseite Punkt 4b) – auf Anfrage immer wieder erklären müssen, dass unsere laufende Fortsetzung des 1986 erschienen Heimatbuchs „Oberkochen – Geschichte, Landschaft, Alltag“ aus Kostengründen keinesfalls in gedruckter Form erscheinen wird. Von der Menge her kämen 4 oder mehr Bände in der Größe des Heimatbuchs (also à 500 Seiten) zusammen.
Im Übrigen werden wir – vor allem über unsere Homepage – immer wieder auch auf unsere Berichte hin angeschrieben, selbst vom Ausland und sogar von Übersee. Deshalb sind wir sowohl der Stadt und der Redaktion von „Bürger und Gemeinde“ dankbar, dass unseren Berichten seit demnächst 30 Jahren unter „Vereinsnachrichten“ kostenlos der Platz für unsere heimatkundliche Arbeit zur Verfügung gestellt wird – wobei wir wahrheitsgemäß auch festhalten dürfen, dass es hier stadtseits – im Gegensatz zu einer häufigen Meinung – kein „Zeilenhonorar“ für uns gibt; das heißt, dass wir unsere Arbeit selbstverständlich als im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit stattfindend verstehen.
Grundsätzlich gilt: Wer nix schreibt, kann auch keine Fehler machen. Fehler passieren immer und überall, also auch bei uns, – vor allem auch, wenn wir uns auf das Erinnerungsvermögen von Bürgern verlassen müssen, die uns berichten, – oft aus alten, längst vergessenen Zeiten.
Deshalb bitten wir sehr darum, unsere Arbeit zwar kritisch zu verfolgen, uns aber andererseits auf Fehler, die immer wieder unterlaufen werden, hinzuweisen, damit wir sie in geeigneter Form richtigstellen können. Eine alte Weisheit: Selber nichts zu „liefern“, und andere, die „liefern“ so quasi aus einem anonymen Hintergrund zu kritisieren, ist keine Kunst. Indes können wir mit derartigen Ausnahmen durchaus leben, zumal auch immer wieder eine hochgradige Wertschätzung unserer Arbeit ausgesprochen wird.

Dreißentalschule in den Zwanzigerjahren. Der rote Backsteinbau ist noch heute unter dem Spitznamen „Fuchsbau“ bekannt.
Dietrich Bantel