Fundge­gen­stän­de aus LDA-Grabung von 1914 fürs Heimatmuseum

Im Heimat­ver­ein Oberko­chen ist – für weniger Geld bis kosten­los – defini­tiv mehr los als andernorts.

Anläss­lich der Vorbe­rei­tun­gen zur 650-Jahr Feier Oberko­chen (damals noch 1337–1987) hatte ich Bgm. Gentsch davon unter­rich­tet, dass meine Frau und ich 1986 – im Rahmen meiner Darstel­lung der Geschich­te Oberko­chens bis zur ersten urkund­li­chen Erwäh­nung in dem noch in jenem Jahr erschie­ne­nen ersten Heimat­buch der Stadt – in einer Vitri­ne des Schloss­mu­se­ums Heiden­heim Funde aus einer Grabhü­gel-Grabung des Landes­denk­mal­amts vom 9. und 11. April 1914 im Forst Oberko­chen „Abtei­lung Grabhü­gel“ entdeckt hatten. Diese wollten wir anläss­lich des 650-Jahre Jubilä­ums im nächs­ten Jahr, 1987, gerne nach Oberko­chen „zurück­ge­führt“ sehen. Hierauf ermäch­tig­te mich Bgm. Gentsch, meinen Wunsch gegen­über der Heiden­hei­mer Museums­lei­tung namens der Stadt vorzubringen.

Oberkochen

Einer der nicht geöff­ne­ten hallstatt­zeit­li­chen Grabhü­gel in der Waldab­tei­lung „Grabhü­gel“ zwischen Ochsen­berg und Niesitz“ einst Oberko­che­ner Forst. — Foto DB aus dem Jahr 1993).

Gesagt getan. Jedoch: Zu der Tatsa­che, dass dieser Teil des damali­gen Oberko­che­ner Forsts gemäß meiner eigenen Nachfor­schun­gen c/o Oberforst­di­rek­tor Reck seit 1964 nicht mehr zu Oberko­chen gehören­den, sondern im Rahmen eines Gelän­de­tauschs an Thurn und Taxis gefal­len waren, kamen Umrüs­tun­gen und Neupla­nun­gen inner­halb der Hdh. Museen, mit Vitri­nen-Räumun­gen, Exponat-Verpa­ckun­gen, damit verbun­de­nen Ausquar­tie­run­gen in den Keller, abgefal­le­nen Etiket­ten nach der Wiederent­pa­ckung und damit die Unmög­lich­keit der Bestim­mung der Oberko­che­ner Gefäße und ein hierdurch beding­tes stets neu begrün­de­tes „Njet“, zustan­de, sodass ich irgend­wann „aufgab“ und die jung-hallstatt­zeit­li­chen, also ca. 2500 Jahre alten Oberko­che­ner Funde, wie sie in den „Fundbe­rich­ten Baden-Württem­berg 22/24 — 1914/16 – Seite 11“ beschrie­ben sind, zumin­dest die Urne und die Schale, in Origi­nal­grö­ße als Karton­sil­hou­et­te ausschnitt und diese anstel­le der weitest­ge­hend „abgeschrie­be­nen Origi­na­le“ in die entspre­chen­de Vitri­ne unseres 1997 eröff­ne­ten Heimat­mu­se­ums stell­te, wo sie bis heute stehen. Siehe die graphi­sche Darstel­lung und meinen Bericht im Heimat­buch „Oberko­chen – Geschich­te, Landschaft, Alltag“ auf den Seiten 22 und 23. – Der Fall „Hügel­grab im einsti­gen Oberko­che­ner Forst“, am Rande des Härts­felds ungefähr zwischen dem Niesitz und Ochsen­berg gelegen, und vor allem der vor damals 70 bis 80, heute vor über 100 Jahren gebor­ge­ne Inhalt dessel­ben, war für mich damit eigent­lich, aber immer noch nicht defini­tiv, erledigt – auch wenn weite­re neuer­li­che Vorstö­ße, immer noch Richtung Dr. Weimert, hoffnungs­los in den sattsam bekann­ten vagen Vertrös­tun­gen, die zwischen den Zeilen in einem „Vielleicht“, im Klartext jedoch einem klassi­schen „Nein“ stecken blieben.

Irgend­wann im weite­ren Verlauf meiner penetran­ten museal-archäo­lo­gi­schen Bemühun­gen erfuhr ich jedoch 2015, dass inzwi­schen die Heiden­hei­mer Museums­lei­tung gewech­selt hatte. Neuer Ansprech­part­ner sei, anstel­le des Herrn Dr. Helmut Weimert von einst, ein jünge­rer Dr. Gereon Balle, den ich, nachdem ich mir einen inner­li­chen Tritt gegeben hatte, auf kleine­ren Umwegen erreich­te. – Die Gesamt­si­tua­ti­on schien mir von allem neuen Anfang an in Ton und Inhalt günsti­ger und freund­li­cher, sodass bereits nach wenigen Tagen feststand, dass wir zumin­dest die beiden genann­ten kerami­schen Expona­te (es gibt deren ja noch weite­re), die Urne und die Schale, auf Leihba­sis in unser Museum bekom­men könnten, wenn wir uns an der vor allem für die Urne dringend notwen­di­gen Restau­rie­rung finan­zi­ell betei­li­gen würden. Der uns betref­fen­de Betrag wurde mir mit gut 1000,– Euro angege­ben. Der sozusa­gen „geschäft­li­che Teil“ des folgen­den Leihab­kom­mens wurde in freund­li­cher Weise von Frau Ulrike Stich, abgewickelt.

Meine unserem Altober­ko­che­ner in Balin­gen wohnhaf­ten 92 jähri­gen heimat­kund­li­chen Mäzen Hans Betzler vorge­tra­ge­ne entspre­chen­de Bitte ergab ein klares „Ja“. Die 1000,– Euro sind schon da. Der Heimat­ver­ein selbst würde sich mit weite­ren 100,– Euro betei­li­gen. – Unser Vorsit­zen­der Karl Elmer und ich verein­bar­ten dann den Termin für die Überga­be der restau­rier­ten Expona­te. – Ein wahrhaft histo­ri­scher Akt über die ansons­ten fast unüber­wind­li­chen Grenzen der Europäi­schen Wasser­schei­de hinweg: Freitag, 8. Juli 2016 im Oberko­che­ner Heimat­mu­se­um Aalener Straße 19, anläss­lich einer kreis­über­grei­fen­den nicht­öf­fent­li­chen Tagung der in den Nahbe­rei­chen tätigen ehren­amt­li­chen Mitar­bei­tern des Landes­denk­mal­amts, die sich zudem über den aktuel­len Oberko­che­ner Stand in Sachen „Bilz“ und „Steine im Kocher“ kundig machen wollen. (Siehe Punkt 12). Dr. Gereon Balle, Histo­ri­sche Museen und Archiv der Stadt Heiden­heim, wird persön­lich anwesend sein.

Nach demnächst 30 Jahren (!) wird sich also eine ca. 2000 Jahre alte römische Weisheit bewahr­hei­ten: „Gutta cavat lapidem non vi sed semper caden­do“, was in unserer hie und da immer noch benut­zen deutschen Sprache heißt: „Der Tropfen höhlt den Stein nicht durch Kraft sondern durch ständi­ges Fallen“, – kurz: „Steter Tropfen höhlt den Stein“.

Wir haben die beiden Gefäße in unrestau­rier­tem Zustand in unserem Bericht 648 vom 24.11.2015 im Oberko­che­ner Amtsblatt „Bürger und Gemein­de“ veröf­fent­licht. – Hier nun diesel­ben Gefäße in restau­rier­ten Zustand – so, wie wir sie am heuti­gen Freitag, 08.07.2016 im Raum 2 des Heimat­mu­se­ums in unsere vorge­schicht­li­che Vitri­ne im Austausch gegen die fast 20 Jahre alten „vorläu­fi­gen“ Papp-Silhou­et­ten einset­zen werden. – Als Gegen­leis­tung können wir den Heiden­hei­mern tröst­lich verspre­chen, dass die Verein­nah­mung der Brenz­quel­le und der Brenz durch unseren Kocher und die rückschrei­ten­de Erosi­ons­kraft unseres Kocher­ur­sprungs gemäß neuerer Berech­nun­gen unseres Oberko­che­ner Haus-Geolo­gen Dr. HaJo Bayer/Kohlberg – und damit die Ablei­tung der Brenz in die Nordsee statt wie bis dahin in das Schwar­ze Meer erst im Verlauf der nächs­ten 100.000 Jahre und nicht schon in 50.000 Jahren statt­fin­den wird.

Oberkochen

Urne und Schale aus der Grabhü­gel-Grabung des LDA von 1914“ (Foto 2016: Histo­ri­sche Museum und Archiv Heidenheim)

Dietrich Bantel

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