Normalerweise bedanke ich mich immer am Ende eines Berichtes für engagierte Mithilfe. Dieses Mal will ich das anders handhaben und ganz besonders dem Ludwig Burghard und den Geschwister Wingert, dem Christoph Stumpf, dem Anton Gutheiß, der Eva-Maria Schmid, der Luitgart Hügle, der Barbara Büttner, dem Reinhold Bahmann, den Brüdern Franz und Peter Uhl, Irma Zimmermann, dem Paul Hug und dem Paul Trittler sowie unserem Pfarrer Macho danken, die sich in diesem Bericht sehr engagiert eingebracht haben. Wir sehen – so geht’s auch. Ich habe deshalb die einzelnen Berichte nur leicht überarbeitet um den authentischen Charakter und die unterschiedlichen Sichtweisen zu bewahren. Dazu das Ganze in Form gebracht und mit Bildern unterlegt. Ich muss sagen, der Bericht ist durch die verschiedenen Schilderungen gut gelungen. Dafür allen ein HERZliches Vergelt’s Gott.
Fronleichnam – ein seltsamer Name für ein Fest, heute mehr noch als früher. Es hat auch nichts mit einer Art Fest zu tun wie die jungen „Schöler“ der Örtlichen Lehranstalt „Progymnasium“ dem Referendar Dietrich Bantel anno 1962 an die Tafel im Klassenzimmer schrieben „Wir wünschen einen schönen Leichnam“ und der junge Lehrer überlegen musste wie er damit umgehen kann und muss, denn aus Schtuagrt kannte er das nicht.
Was bedeutet dieses seltsame Wort also? Aus dem Mittelhochdeutschen kommen die Begriffe „Fron = Herr“ und „Lichnam = lebendiger Leib“ und liturgisch hat es die Bedeutung des „Hochfestes des Leibes und Blutes Jesu Christi“.
Also müssen wir uns zuerst in uralte Zeiten „zurück-beamen“. Wir sind in Lüttich, befinden uns im Hochmittelalter und schreiben das Jahr 1246 A.D. Es ist die Zeit der Gotik, viele Städte werden gegründet und die Inquisition treibt ihr Unwesen. Aufgrund einer Vision der Nonne Juliane von Lüttich wurde ihr offenbar, dass ein Fest zu Ehren der Eucharistie fehlt und daher wurde in diesem Jahr 1246 Fronleichnam zum ersten Mal in Lüttich gefeiert. Der aus Lüttich stammende Papst Urban IV führte das Fest 1264 für die gesamte Kirche ein. Die schnelle Verbreitung des Festes zeigt, wie es der Frömmigkeit des Hochmittelalters Ausdruck verliehen hat. Die erste Prozession wurde natürlich, wo sonst, 1279 in Köln durchgeführt. Es stellt die gewandelte Hostie in einer Monstranz aus (abgeleitet vom lateinischen monstrare = zeigen). Gezeigt wird die Hostie an Fronleichnam den Häusern der Stadt und den Feldern, die damit gesegnet werden. Die Hymnen, die Thomas v. Aquin im Auftrag des Papstes gedichtet hat, werden bis heute gesungen.
Fronleichnam wird immer am 2ten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert und steht schon lange auf der Liste von Feiertagen, die dem Mammon geopfert werden sollen, um uns „wettbewerbsfähiger“ zu machen, aber im Süddeutschen Raum kann ich mir nicht vorstellen, dass die Menschen das erlauben werden, da es in vielen katholischen Gemeinden tief verankert und oft mit einem Pfarrfest verbunden ist.
In Oberkochen war es, zumindest in meiner Kindheit, ein wichtiges Fest für die ganze Gemeinde. Kein Gartenfest durfte vorher gefeiert werden, das erste Fest der Saison gehörte dem katholischen Pfarrer und fand nachmittags am Fronleichnamstag auf der Bäuerle-Wiese statt. Die Tage vorher waren für die ganze Kirchengemeinde mit reichlich Arbeit gefüllt.

Altar Dreißentalschule 1952

Prozession Altar Turmweg 16. Juni 1960

Altar beim Hugaseff im Katzenbach 21

Altar beim Wohnhaus Gentner im Katzenbach 5
Es mussten schnell und fachkundig frühmorgens die 4 Altäre aufgebaut werden. In meinem Geburtsjahr 1952 waren die Altäre wie folgt aufgebaut: Der erste Altar stand am Haus der Familie Josef Betzler (Hausname Gratzer) an der Heidenheimer Straße 21 (Raumausstattung Kaufmann), der zweite Altar wurde am Haupteingang des Mittelbaus der Dreißentalschule aufgebaut. Der dritte Altar stand vor dem Café Weidl (Café Gold, heute Muckentaler) am Turmweg und wurde von den Familien Gold, Schuboe u.a. erstellt. Der letzte und vierte Altar stand in der Katzenbachstraße 21a am Haus der Familie Hug (Hausname Hugaseff), die diesen auch erstellte. Natürlich waren die Standorte der Altäre nicht immer gleich. In früheren und alten Zeiten gab es Altäre im Kapellenweg (Brunnquelle), bei Theresia Uhl in der Heidenheimer Str. 43 später in der Blumenstr. 25, beim Schellmann in der Bahnhofstraße 4, beim Schneidermeister Fischer in der Heidenheimer Str. 29 und beim Wohnhaus Gentner in der Katzenbachstr. 5. Ebenso galt es mit einem enormen Aufwand die Blumenteppiche vorzubereiten.
Zu den ganzen Vorbereitungen hat mir Christoph Stumpf eine wunderbare Beschreibung geschickt:
„Während der 60’er Jahre war ich zusammen mit meinem Bruder Stephan bei den Ministranten. Für diese Truppe war natürlich an Fronleichnam Großeinsatz angesagt. Am Tag vor dem Fest wurde ausgeschwärmt, um aus den Oberkochener Fluren jede Menge Blumen und Blüten herbeizuschaffen. Und zwar in möglichst vielen verschiedenen Farben. Besonders ergiebige „Jagdgründe“ waren das Wolfertstal, das Tiefental und die Hänge unterhalb des Tiersteins. Zentrale Sammelstelle war der Hof zwischen der St. Peter-und-Paul-Kirche und dem alten Schwesternhaus. Dorthin wurde alles transportiert, weiter verarbeitet, sortiert und schön säuberlich für den Abtransport zu den Altären am Prozessionsweg hergerichtet. Da wimmelte es nur so von eifrigen Helferinnen und Helfern, die unter der strengen Oberaufsicht der Ordensschwestern ihr Bestes gaben. Die stellten dann auch fest, welche Sorten noch fehlten und dann ging es nochmals hinaus um alles Fehlende heranzuschaffen.“ Wilfried wurde vom Oberministrant „Vinne“ Vinzenz Honikel wiederholt aufgegriffen und in den Hof zwischen Kirche und Schwesternhaus zurückgeschickt, wenn ich mich mal wieder Richtung Scheerer-Mühle verkrümelt hatte. Eva-Maria hingegen genoss das Blumenzupfen und Blütensortieren im Kirchhof als aufregendes Gruppenerlebnis von ersten Flirtversuchen begleitet. Christoph Stumpf erzählt weiter: „Ein paar Auserwählte hatten die hohe Ehre, die Sakralgegenstände auf Hochglanz zu polieren: Kelche, Weihrauchfass, Weihwasserkübel, die Beschläge des Himmels und natürlich das Allerheiligste von allem – die Monstranz. Pfarrer Forster und sein Vikar – zuerst war das Vikar Grassel und später dann Waibel – begutachteten alles und sparten auch nicht mit Lob. Bevor es dann am Fronleichnamstag mit der großen Prozession losging mussten in aller Herrgottsfrühe die Altäre aufgebaut und die Blumenteppiche ausgelegt werden. Mein Vater half beim Altaraufbau, Stephan und ich waren als Handlanger dabei. Das Oberkommando beim Altaraufbau hatte der „Hugaschreiner“. Der wusste genau wie alles zusammenpasste, gab die entsprechenden Anweisungen, packte selbst mit an und war dabei ständig am Fluchen, weil es nicht schnell genug ging oder irgendwelche Einzelteile oder Schrauben fehlten. Es war jedes Mal ein Wunder, dass rechtzeitig zum Beginn der Prozession alle Altäre und wahre Meisterwerke von Blumenteppichen rechtzeitig fertig wurden. Die Prozession selbst war für die Ministranten vor allem lang und bei sommerlichen Temperaturen ganz schön schweißtreibend. Statt an der Prozession

Böller am Rodstein
teilzunehmen wäre ich natürlich viel lieber bei den Böllerschützen dabei gewesen, die sich unterhalb des Rodsteins an einer Holzhütte, dort, wo jetzt die Josefskapelle steht, aufgebaut hatten. Aber das habe ich leider nie geschafft. Ein Rätsel ist für mich bis heute geblieben, woher die Böllerer wussten, wann sie ihre Salven abschießen mussten. Obwohl sich damals noch niemand vorstellen konnte, was ein Handy ist, klappte es jedes Mal. Genau zur Erteilung des Segens an den einzelnen Altären kam dieser akustisch mit Donnerhall – und manchmal mit Echo vom Rodstein her über das gläubige Volk.“ Da wollen wir den Christoph aufklären. Heute im Zeitalter des Mobilfunks macht das der Petrus Uhl mit dem Handy. Früher hat der Wilhelm Fischer mit einem weißen Taschentuch von den einzelnen Altären aus Signal gegeben. Mitunter aber ging es auch schief und Böller und Wandlung trafen nicht zusammen. So war’s na au wieder. Wahrscheinlich wurde deshalb der Böllerplatz bei der heutigen Josefskapelle gewählt, weil von dort beste Sicht war.
Die Prozession war natürlich in nicht unerheblicher Weise auch ein modischer Laufsteg für jungen Mädchen und die älteren Damen. Es war Frühjahr, oft schönes Wetter, und die Gelegenheit Kleider und Hüte der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die örtlichen Hutmacherinnen wie Frau Burger (früher Sonnenberg, später Nelkenweg) und Hutgeschäfte wie Muckenhaupt hatten vor solchen Tagen Hochkonjunktur, um die Damen der Oberkochener Hautevolee zu beglücken, die an diesem Tag die größten Hüte austrugen.
Auch die Kinder wurden da mitunter komplett neu eingekleidet wie mir Eva-Maria Böhler (die Tochter von Dr. Hans Schmid Sonnenberg) schrieb: „Bei uns Mädchen ging es ja immer ums neue Kleid. Meine Mutter hatte wie zu jedem Saisonbeginn die Schneiderin ins Haus kommen lassen, um uns 6 Kinder auszustatten. Kleidung wurde verändert, in der Größe angepasst oder neu genäht. Wir 4 Mädchen bekamen jede ein neues Kleid: Diesmal ein “Perlonkleid”! Meine Mutter hatte den Stoff in Stuttgart gekauft. Aber es gab vermutlich nicht Unmengen davon, weshalb sie die Farbe hellblau und hellorange brachte. 3 Schwestern bekamen das hellblaue, die älteste ein blass-orange-farbenes Kleid. Das Muster zeigte sich als weiße Pünktchen im Stoff und das Material – einfach toll!!! Streitereien, Eifersüchteleien gab es natürlich immer. So lockte mich meine ältere Schwester, die vermutlich lieber die gleiche Farbe gehabt hätte wie ich (meine Mutter musste uns in der Regel die gleichen Sachen geben) in unser Spielzimmer, wo wir irgendwo eine alte Schere gefunden hatten, und ermutigte mich, am Saum meines gerade fertig gestellten Kleides zu testen, ob diese noch funktioniere (Achtung Zicken-Alarm). Die Schere schnitt natürlich noch recht gut und mein neues Kleid war am Saum zerschnitten! Was tun – kurz vor der Fronleichnamsprozession – wo man sich vor den Augen des ganzen Ortes festlich herausgeputzt zeigen wollte! Meine arme Mutter, so viel Arbeit für uns, aber sie war es bei 6 Kindern gewöhnt zu improvisieren, bewahrte Ruhe und ich konnte das Kleid, das sie , so glaube ich, mit ein paar Stichen repariert hatte, doch noch während der Prozession tragen. Wie schnell etwas Schönes zerstört werden kann, das habe ich dabei erlebt. Es war aber auch eine Art Tabubruch, der unheimlich Spaß machte!!! Damals rechnete man für Fronleichnam immer mit großer Hitze, deshalb musste es ein ganz luftiges Kleid sein! Häufig holte man sich bei dieser Prozession auch den ersten Sonnenbrand!“
Ludwig Burghard und die Geschwister Wingert erinnern sich als wär’s gestern gewesen:
„An der Dreißentalschule am Mittelbau wurde der Fronleichnamsaltar der Gemeinde Oberkochen erstellt. Der heutige Mittelbau der Dreißentalschule wurde 1952 fertiggestellt worauf am 12. Juni 1952 der erste Fronleichnamaltar am Haupteingang erstellt wurde. Da mein Vater dort der Hausmeister war, wurden er und somit fast unsere gesamte Familie mit eingespannt. Am frühen Abend vor dem hohen Fest wurden bereits frische, grüne Birkenbäumchen, Birkenzweige und verschiedene Blumen von der Gemeinde angeliefert.

Altar Dreißentalschule
Der Aufbau des Altares begann am frühen Morgen gegen 5.00 Uhr. Für mich, als kleiner und noch gutgläubiger Bub, war dieser besondere Aufbau mit seinem ganzen drum herum der eigentliche Festtag, der in meiner wichtigen Kindheitsskala gleich dem jährlichen Highlight Pfingstmarkt folgte. Als erstes rückten gegen 5.00 Uhr die Gemeindearbeiter an und stellten das Holzpodest an der Treppe des Haupteinganges am Mittelbau auf. Das Podest war nötig da man für den Aufgang zum Altar und auch für den Altar viel Platz brauchte. Dann wurde der Altartisch aufgestellt und über dem Altar wurde vom ersten Stock hinunter bis zur Oberkante des Altartisches ein großes Tuch gespannt, welches als Hintergrund für das große Kreuz diente. Das Kreuz wurde zusammengebaut und hatte eine geschätzte Höhe von ca. 4 Meter. Alle diese Bauteile, das Podest, der Altartisch, der Treppenaufgang zum Altar aus Holz sowie das große Kreuz, das große Hintergrundtuch, die Altardecken, die Kerzenständer und auch die Kerzen wurden beim ersten Bau des Altars an der Schule, vorgefertigt und in der Schule auf der Bühne eingelagert, damit man die Teile in den Folgejahren nur noch zusammenbauen musste. Zwischendurch genehmigten sich die Gmoidsarbeiter und auch mein Vater hinter dem Altaraufbau heimlich immer wieder ein kleines Schnäpsle, sie nannten es allerdings Weihwasser, wofür natürlich die Frauen kein Verständnis aufbrachten, da hier ja eine fast sakrale Arbeit zu verrichten war, wobei Schnapstrinken und Witze erzählen schon einer mittleren Sünde gleich kamen. Die Frauen hingegen stärkten sich mit einem erquickenden Bohnenkaffee, welcher von einer der Frauen in einer Kanne mitgebracht wurde. Nach dem Aufbau der besagten Vorrichtungen waren jetzt die nach und nach eingetroffenen Frauen im Einsatz. Das waren Frauen aus der Nachbarschaft, wie z.B. Frau Fabrikant Schmid und deren Töchter Frau Kurz, Frau Eber und die ledige Gretel Schmid, Frau Bürgermeister Helene Bosch, Frau Glasermeister Anna Wingert sowie Gärtner Karl Mahler als Blumenlieferant, eine der ehrwürdigen Schwestern, meistens Schwester Aspetia und auch meine Mutter sowie meine Schwester Margret Lübeck. Diese Frauen deckten mit einer unerhörten Ehrfurcht und Würde den Altartisch, stellten die Kerzenständer mit Kerzen und auch Blumen auf den Altartisch, alles unter den gestrengen und geschulten Augen von Schwester Aspetia, wobei die letzten und auch entscheidenden Handgriffe und Korrekturen der ehrw. Schwester vorbehalten waren. Der Altar war aufgebaut, Podest und Treppe mit Teppichen ausgelegt, Birken und Lorbeerbäume von der Gärtnerei Mahler aufgestellt und jetzt war der wichtigste und heiligste Teil des Aufbaues zu verrichten. Der Blumenteppich! Ich schätze den Blumenteppich auf eine Länge von ca. 5 Meter und eine Breite von etwa 3 Meter. Die Grundrisse wurden zuerst von dem verstorbenen Malermeister Heinrich Sievers mit Kreide auf dem Asphalt vorgezeichnet. Herr Sievers war ja auch bekannt als Kirchenmaler und war somit für diese künstlerische Tätigkeit der perfekte Meister. Ab und zu wurde er auch von seinem Sohn Friederich unterstützt. Danach zeichnete er in der Mitte des Teppichs auf den Asphalt irgendein christlich- katholisches Symbol, wie z.B. Heiliger Geist, PX, Kelch und Hostie oder ähnliches. Inzwischen lieferte ein Bauer aus Oberkochen ein frisch gemähtes und kurz gehäckseltes Gras an, welches als Grundlage für die ganze Teppichfläche diente. Von anderer Seite wurden dann auch verschieden farbige Blumen angeliefert, wobei diese, der Jahreszeit entsprechend, aus den umliegenden Gärten und auch von den Wiesen der Natur stammten. Dies waren z. B. Margeriten, Lupinen, Ginster, Pfingstrosen, Kornblumen und Strauchrosen. Nun waren die feinen Frauenhände gefragt. Diese mussten unter der Anleitung von Malermeister Sievers das mit Kreide vorgezeichnete Bild mit den vorhandenen Blütenblätter farblich auslegen, sehr genau und präzise und extra dick, damit die Blütenblätter auf dem Asphalt nicht so schnell verwelkten und man auch nachher noch das Blumenbild, wie gesagt in Symbolform, schön erkennen konnte. Am Schluss wurde dann noch der Rand des Teppichs mit bunten Blütenblättern eingefasst. An einigen Fronleichnamstagen in all den Jahren kam es durchaus auch vor, dass hochsommerliche Temperaturen herrschten und daher ein zu frühes Austrocknen und Verwelken drohte. (Der Blumen und Blüten – nicht der Prozessionsteilnehmer). Um dies zu verhindern wurde der gesamte Blumenteppich immer wieder vorsichtig mit Wasser besprüht. Das Gras und auch die Blütenblätter sollten ja ihre frischen Farben strahlen lassen. All diese Arbeiten verrichteten die Frauen, zwangsläufig im Knien, mit einer ungewohnten Andacht. (Das Knien ist ja doch schon eine katholische Art der Demut). Man hörte kein Geschmalke und kein Geschnadder, sondern sie unterhielten sich in einem ruhigen und fast flüsternden Ton (so ganz anders als sonst). Man kam sich vor wie bei einem festlichen Hochamt. Malermeister Sievers sprach den lieben Frauen nach der Fertigstellung des Teppichs jedes Mal ein hohes Lob aus. Selber lobten sich natürlich die fleißigen Frauen auch indem man aus aller Munde ein schea, sehr schea, wonderschea, arg schea, ganz arg schea hören konnte. Dazwischen mein Vater, der ja nicht übermäßig fromm war: „Jetzt ka der wiedr nei schlorba, dr Herr Hochwürdn!“ Allerdings kam es einmal vor, dass der Geistliche, ich meine es war Vikar Klein, nicht durch den Blumenteppich schritt, sondern betont um den Teppich herum, aus Respekt vor der mühevollen Arbeit und letztendlich wollte er auch das Kunstwerk nicht zerstören damit man dies noch lange anschauen konnte. Die Ministranten, auch die Himmel- und Apostelträger durften auf keinen Fall über den Blumenteppich schreiten, denn dafür fehlte ihnen schon noch etwas an christlicher Würde. Die fleißigen Frauen waren aber zu Recht stolz auf ihre wieder einmal verrichtete christliche Wohltat und glaubten so dem erhofften Himmel wieder etwas näher gekommen zu sein. Begleitend dazu hörte man auch gegen 6.00 Uhr zur Tagwache die Böller von der Rodhalde herüberdonnern. welche von Andreas Blümle gestopft und gezündet wurden. So gegen 7.00 Uhr marschierte dann der Musikverein, ebenfalls zur Tagwache, mit Marschmusik in Richtung Jägergässle, um am Haus von Bürgermeister Bosch den obligatorischen Schnaps zu trinken. Dieser wurde auf einem Tablett von Frau Bürgermeister Helene Bosch den durstigen Musikern kredenzt. Diese zogen danach mit klingendem Spiel weiter und Frau Bosch lief eilends zum Blumenteppichschmücken. Wie gesagt, die Frauen betrachteten noch einmal ihr künstlerisches Werk, wurden von vorbei gehenden Passanten und Kirchgänger auch sehr gelobt. Jetzt ging es aber hurtig nach Hause da sie in Zeitnot waren, denn sie mussten sich ja für die bevorstehende Prozession noch besonders schön herausputzen. Mein Vater aber behielt den fertigen Altar bis zum Eintreffen der Prozession stets im Auge damit kein Unbefugter ihm zu nahe kam und dort noch wo möglich einen Schaden anrichten könnte. Man wusste ja nie – mit Lausbuben musste man immer rechnen, denn der Schulhausmeister kannte seine Pappenheimer.
All diese Tätigkeiten wurden von mir und meinen Freunden aus der Nachbarschaft, den Wingert-Kindern der Glaserei im Jägergässle, beobachtet, verfolgt und auch bestaunt. Auch wir Kinder leisteten unseren nicht unwesentlichen Beitrag zu der Gestaltung des Altares. Da kam es ab und zu einmal vor, dass man eilends aufgefordert wurde, aus den naheliegenden Wiesen noch etliche Blumen in den gewünschten Farben zu pflücken. Wir wurden auch angewiesen die Blütenblätter von den Stielen zu zupfen und waren zugleich auch im Stande feine Legearbeiten zu verrichten. Nach getaner Arbeit rannten wir Kinder, welche beim Schmücken des Blumenteppichs geholfen hatten, zu den drei anderen Altären in Oberkochen um uns voller Stolz und Zufriedenheit zu überzeugen, dass wir wieder den schönsten und größten Altar in Oberkochen mit errichtet haben. Nach der Prozession war es dann schnell vorbei mit der Fronleichnams-Altar-Pracht. Da ja der künstlerische und auch arbeitsaufwendige Blumenteppich in den meisten Fällen „verschlorbt“ war, wurde dieser kurzerhand mit Besen und Schaufel weggeräumt. Die Aufbauten wurden von den Gemeindearbeitern ebenso schnell abgebaut, zerlegt und wieder auf der Bühne des Schulhauses verstaut. Der Schulhof zeigte wieder sein nüchternes und tristes Bild und wer es nicht wusste, konnte es sich nicht vorstellen, dass dieser noch vor kürzester Zeit, durch stundenlange, mühevolle Arbeiten, in einem ungewohnt prachtvollen Glanz erstrahlte.“



Prozession 12.Juni 1952
Und Luitgard Hügle zeigt, dass es auch schon fast ökumenisch war:
Mein Vater war katholisch, ich bin wie meine Mutter evangelisch. In den Kindergarten ging ich wie fast alle Kinder in Oberkochen bei den katholischen Ordensschwestern. Als man mich mal fragte, was ich denn sei, sagte ich „kathelisch“ und so war es auch. Ich konnte nur das katholische Vaterunser und durfte an Fronleichnam zusammen mit meiner Freundin Gertrud, die katholisch war, mit zum Blumenstreuen. Da gaben wir uns am Tag vor Fronleichnam alle Mühe, um unser Körbchen mit Gänseblümchen, Blättern der Pfingstrose, mit Veilchen und Tag- und Nacht-Blümchen zu füllen – große, wertvollere Blumen durften wir natürlich nicht pflücken. Schon morgens um 6 Uhr hörte man Böllerschüsse vom Rodstein her und das trug wesentlich zu der Festtagsstimmung bei. Und dann haben wir natürlich die Blumen gestreut, nach bestem Wissen und Gewissen mitgebetet und gesungen und haben uns bei den wunderschönen Blumenteppichen vorgedrängt, um einen Blick darauf zu erhaschen. Als wir dann in der Schule waren, sollten wir am Tag nach Fronleichnam eine Zeichnung darüber machen. Gertrud hat den Pfarrer in seinem prächtigen Gewand gemalt, der unter einem Baldachin einherschritt, der von vier jungen Männern getragen wurde, und in den Händen das Samtkissen trug. Ich habe das ein bisschen abgespickt und dann auch so gemalt – schließlich kannte sie sich viel besser aus. Was in dem Kästchen auf dem roten Samtkissen drin war – oder ist – das weiß ich bis heute nicht. Da wir in der Dreißentalstraße wohnten, durch welche die Prozession führte und wir außerdem ein Geschäft hatten, war das Schmücken des Hauses mit Girlanden ein „absolutes Muss“. Die Tage vor Fronleichnam saßen wir also im Keller und haben Girlanden geflochten. Es war wohl schon ein Bekannter dabei, der das gut konnte und uns angeleitet hat. Um die Girlanden aufzuhängen musste man ja auf die Leiter steigen, am besten zwei Männer, mein Vater und der Helfer. Der Hof und das Trottoir waren auch ganz sauber zu kehren und die Vorhänge an den Fenstern der Straße zu mussten frisch gewaschen sein. Wenn dann die Prozession kam, gingen wir auf den Dachboden, aber direkt ans Fenster durften wir uns nicht stellen, nur ganz schräg von der Seite her durften wir schauen, damit man uns von unten nicht sehen konnte. Und so beobachteten wir alles ganz genau, die Kinder, den Pfarrer und sein Gefolge, die Männer und zuletzt die Frauen, deren Reihen viel weniger schön ausgerichtet waren. Man sprach natürlich auch über die schönen Kleider und die Hüte, besonders die von zwei sehr großen Damen, die ausnehmend große schöne Hüte auf hatten, das waren die Pflugwirts-Schwestern.

Altar am Turmweg
Danach besuchten wir Kinder noch die Blumenteppiche und bewunderten, mit welcher Mühe und Liebe diese gestaltet waren. Der Blumenteppich beim Cafè Gold zum Beispiel. Aber schade um die schönen Blumen, die ja bald verwelkten…
Reinhold Bahmann ergänzt das Ganze durch seine Ausführungen:
Die Tage vor dem Fest waren geprägt von einer geschäftigen, erwartungsfrohen Haltung. Marienfiguren und Kreuze wurden auf Hochglanz poliert, Blumenvasen bereitgestellt, Anzüge und Kleider auf Vordermann gebracht. Das Fest stand vom Aufwand her den anderen kirchlichen Hochfesten in nichts nach, im Gegenteil, das Engagement war ein ungleich höheres. Nach den Böllerschlägen am frühen Morgen wurden wir durch die Musik nach einem kurzen „Gedose“ (Schlaf) schnell wieder geweckt, denn die Nachbarin Frau Günther, Ehefrau des gleichnamigen Musikvereinsvorstands mit Vornamen Erich, im Hauptberuf Chef bei Günther & Schramm, stellte den obligatorischen Schnaps für die Musiker bereit. An sonnigen Festtagen zog sich der Festumzug so lang hin dass die Letzten erst beim Gasthof Lamm waren als man beim ersten Altar beim „Gratzer“ (heute Kaufmann) Station machte. Wir in unseren Ministrantenkutten kamen bei hohen Temperaturen bereits am ersten Altar ins Schwitzen. Die Hauptschule, das damalige Café Gold (heute Muckentaler) und der Altar bei Josef Hug im Katzenbach waren die weiteren Stationen. An den Straßen standen junge Birkenbäume und beinahe alle Häuser an den Straßen, zumindest die katholischen, waren mit Kreuz, Blumen und Kerzen in den Fenstern reich geschmückt. Zum jeweiligen sakramentalen Segen krachten Böllerschüsse, manchmal auch leicht verspätet, denn ein Handy gab‘s damals ja noch nicht. Musik und der Kirchenchor, die Fahnenabordnungen der Vereine, die 12 Apostelträger sowie die Erstkommunikanten, voraus Kreuz und Fahnen, waren stete Zugbegleiter; die Feuerwehr sorgte für den reibungslosen Ablauf. Unter dem Klang aller Glocken und dem „Großer Gott“ zog – wenigstens ein Teil der Prozessionsteilnehmer – nach gut anderthalb Stunden wieder in St. Peter und Paul ein. Mit dem Ende der Prozession war aber der Tag noch nicht zu Ende. Die „Honoratioren“ und das „gemeine Fußvolk“ löschten den nicht unerheblichen Durst anschließend beim Festtagsfrühschoppen in den Traditions-Gasthäusern „GRUBE“ oder „PFLUG“, und am Nachmittag traf man sich im „Wingert‘ s Garten“ zum Gemeindenachmittag, der nicht selten die vielen Besucher zu fassen kaum in der Lage war. Rostbratwurst und Fassbier fanden reißenden Zuspruch, der allerdings ein jähes Ende fand, als die Kirchenglocken zur abendlichen Dankandacht riefen. Über den Tag hinaus hat Fronleichnam einen alten Brauch bewahrt. Von den am Prozessionsweg befindlichen Birken nahmen die Gläubigen (geweihte) Äste mit nach Hause und bewahrten diese unter dem Dach auf. Sie sollen Schutz für die Bewohner vor allerlei Gefahren, wie Feuer, Sturm und Hagelschlag, bieten. Diesen Brauch pflege ich bis heute!
Gehen wir noch weiter zurück in die Jugend von Anton Gutheiß. Er berichtet:

Prozession 4. Juni 1953 – Die Schwestern

Prozession 4. Juni 1953 – Der Himmel

Prozession 4. Juni 1953
„Zu meiner Zeit standen die 4 Altäre bei Alois Schlipf in der Aalener Straße, beim Hug im Katzenbach, bei Anton Schellmann in der Bahnhofstraße und bei Uhls in der Heidenheimer Straße. Kaum noch in Erinnerung sind die Blumenbögen aus Kunstblumen, welche die Straße überquerten: Zwei davon befanden sich in der Katzenbachstraße Höhe Severin Gold und Tankstellen-Balle / Seitz, einer in der der Heidenheimer Str. Höhe Bebel / Betzler und einer in der Aalener Straße bei Winter. Wacholderzweige wurden entlang der Straße gesteckt und frisch geschnittenes Gras wurde auf die Straßen der Prozession gestreut. Die Bauern sagten dann: So wie’s Gras trocknet wird die Heuet werden. Wilhelm Fischer winkte von den Altären immer mit dem Taschentuch Richtung Rodhalde (wo heute die Josefskapelle steht) und die Böllerschützen Severin Gold und Blümle sorgten dafür dass pünktlich zu jeder Wandlung 3 Böller geschossen wurden. Das anschließende Pfarrfest fand vor dem II. Weltkrieg auf der Wiese neben der „GRUBE“ statt. Meine Mutter Maria war immer bei den Blumenteppichen für die Hug’schen Altäre im Einsatz und wurde vom Pfarrer oft als Blumen-Königin bezeichnet“. Eine Besonderheit sind die 12 Apostel- und 4 Baldachinträger. Das Tragerecht liegt bis heute auf den sog, „Häusern“. Dazu hat sich Petrus Uhl stark engagiert und folgendes erkundet: Die „Himmels- und Apostelträger“ waren i.d.R. honorige katholische Bürger, die dieses Amt ausführen durften. Das Amt wurde nicht „gekauft oder erspendet“ sondern verliehen bzw. ererbt. In den Familien wurde dieses Ehrenamt sehr hoch gehalten, auch wenn es teilweise mit Kosten verbunden war.
Himmelsträger 1 – Eugen Weber (Nachfahre des Kohlseffs)
Himmelsträger 2 – Bernhard Brunnhuber(Holzbau)
Himmelsträger 3 – Michael Kistner
Himmelsträger 4 – Franz Balle jun. (Bruder von Gerhard Balle)
Apostelträger 1 – Gold (Edwin (Skigold) jetzt Sohn Heinz),
Apostelträger 2 – Stefan Bauer (Nachfahre von Hassingers im Jägergässle, kommt übrigens jedes Jahr extra von Überlingen angefahren),
Apostelträger 3 – Berthold Hug, Sohn von Willibald Hug in der Aalener Straße,
Apostelträger 4 – Sohn von Otto Schaupp, wohnhaft im Mahd,
Apostelträger 5 – Sohn von Josef Brandstetter (König) im Katzenbach
Apostelträger 6 – Paul Fischer (Woidle), er erhielt seinen Apostel von Bernhard Hirner, der leider vor einigen Jahren verstarb
Apostelträger 7 – Maler Hausmann, sein Apostel wurde bisher von seinem Sohn Edgar getragen, im letzten Jahr hat sein Bruder Walter sich für Ihn eingereiht
Apostelträger 8 – Petrus Uhl in der Nachfolge seines Bruders Franz
Apostelträger 9 – Anton Balle vom Vater übernommen (vordere Balle in der Katzenbachstrasse)
Apostelträger 10 – Herbert Betzler (Elektro-Betzler)
Apostelträger 11 – Adolf Wunderle
Apostelträger 12 – Stefan Balle vom Vater übernommen (Sohn vom hentera Balle Feigengasse)
Franz Uhl fügt ergänzend hinzu:
Nach meinem Großvater Franz hat mein Vater und nach dessen Tod ich selbst ab 1970 sowohl noch das symbolische rote Mäntelchen, als auch später den Apostel Andreas getragen. Pfarrer Snoeren hat dann wohl irgendwo auf der Bühne des Pfarrhauses die historischen Apostelfiguren gefunden, restaurieren lassen (die Restaurationskosten von ca. 1600 DM pro Figur trugen in vielen Fällen die Häuser selbst) und damit die Mäntelchen ersetzt. Das dürfte jetzt so ca. 30 Jahre her sein.
Wilfried Müller ergänzt abschließend:
Die Prozessionsreihenfolge änderte sich im Laufe der Jahrzehnte natürlich auch. Dazu sehen wir ein Beispiel aus dem Jahr 1968 als der Zug noch „oadslang“ war:
1) Kreuz und Fahnen
2) Schüler und Schülerinnen der ersten vier Schuljahre
3) Fahne
4) Alle Schüler Dreißentalschule und Progymnasium ab 5tem Schuljahr
5) Alle Schülerinnen
6) Christusbanner mit Kolpinggruppe und männliche Jugend bis 18 Jahre
7) Mädchenbanner mit Mädchenjugend bis 18 Jahre
8) Kolpingsbanner mit Kolpingsgruppe und junge Männer
9) Fahne und Frauenjugend
10) Musikkapelle
11) Kirchenchor
12) Erstkommunikanten
13) Ministranten und das Allerheiligste
14) Pfarrgemeinderat und Gemeinderat
15) Arbeitervereinsfahne und Männer
16) Fahnengruppe der Vereine und Männer
17) Fahnen der Frauen und Frauen. Und irgendwo dazwischen wurde die Maria von unseren Jungfrauen bzw. jungen Frauen getragen



Jungfrau Maria mit jungen Frauen Ende 60er Jahre
Ab 1970 wurden die Altäre aufgelöst und es ging rascher als sonst über 2 Stationen zum Rathausplatz. Ich erinnere mich noch, dass die Prozession immer von Männern begleitet wurde, die mit dem Gesangbuch eine Art „Kapo“ waren und dafür sorgten, dass ordentlich gesungen, die Prozession geordnet verlief und nicht „herumgebubelt“ wurde. Auch gab es seitens der Stadt klare Auflagen an die Bürger: Die Anlieger des Prozessionsweges werden mit Rücksicht auf dieses Hochfestes der katholischen Mitbürger höflichst gebeten, ihrer Straßenreinigungspflicht am Vortag besonders sorgfältig zu genügen. Auch werden die Anwohner des Prozessionsweges angehalten ihre Häuser zu schmücken.

Geschmücktes Rathaus in der Heidenheimer Straße 1953

Geschmückte Häuser in der Dreißentalstraße 1953

Geschmückte Häuser in der Aalener Straße
Am Ende der Prozession ging es mit Pauken und Trompeten, für die der Musikverein Oberkochen verantwortlich zeichnete, mit kraftvoller Unterstützung der Orgel in die katholische Kirche hinein. Musik und Gesang, die tiefen Stimmen der Männer und die hellen Stimmen der Kinder und Frauen stimmten ein gewaltiges „Groooo-ßer Go-ott wir lo-o-ben Dich, Herr wir prei-eisen dei-eine Stärke“ an, dass vielen von uns bis heute in Erinnerung geblieben ist. An so einem Tag war die Kirche proppenvoll und der Pfarrer Forster sicher zutiefst mit seinen Schäfchen zufrieden. Und wenn wir heute lesen, dass man Fronleichnam 2014 in Heidenheim sogar im Fußballstadion und ohne Prozession feiern wollte (vielleicht sogar hat), unter der Maßgabe den sog „Heiligen Rasen“ nicht betreten zu dürfen, stellt sich schon die Frage wie weit man sich dem Zeitgeist verschreiben sollte. Fronleichnam ist eben ein Fest, das seine gesamte Wirkung nur entfalten kann, wenn die Menschen sich aufraffen, miteinander schaffen und unmögliches auf die Beine stellen. Und wenn es heute heißt: „Wer soll denn dees älles macha?“ so zeigt das einfach nur, dass es zu wenige gibt die heute noch etwas machen wollen. Aber Scheeeeh – scheeeeeh war’s älleweil für Alt und Jung.
Mit 3 kräftigen Böllerschüssen, ausnahmsweise vom Sonnenberg, grüßt Wilfried Billie Wichai Müller, wünscht ein Superwetter für den kommenden Festtag und hofft, dass der Beitrag eine würdige Beigabe zum Fest sein möge. Ich verweise wieder auf die Website mit dem Hinweis: Dort gibt es mehr Bilder und schöner anzuschauen sind diese dort auch ☺.

Bilder von Irma Zimmermann für den Pfarrhaus-Altar 2013

Altar vorderer Balle 2013

Apostelträger 2013

Himmelträger 2013
Fronleichnam – Korrektur und Ergänzung
Ich rufe die Heiligen der Schriftsteller an: Den Franz von Sales, den Johann Joseph von Copertino, die Katharine von Alexandria, den Maurus von Subiaco und den Theobald Roggen und bitte inbrünstig um Hilfe der Genannten, dass es mir gelingen möge, nächstes Mal einen fehlerfreien Bericht zu schreiben. Bis das so weit ist will ich die Fehler aus dem Fronleichnam-Artikel entfernen. Natürlich könnte ich auch sagen, dass ich die Fehler als eine Art Puzzle für die LeserInnen versteckt hätte, aber so plump will ich dann doch nicht auftreten. Also sage ich einfach – s’isch passiert und wird zeitnah berichtigt. Spannend war allerdings mein Besuch beim nachmittäglichen Gemeindefest. Dort wurde eine neue mathematische Formel geboren, die lautet wie folgt: “2 TRI = Summe der amveR“. Ja was ist denn das? Ganz oifach: Frau Trittler Dreißentalstraße empfing mich weiblich freudig, beglückwünschte mich zu einem tollen Artikel und überging die Fehler mit weiblicher Noblesse: „Sei ja net so schlimm.“ Herr Trittler Aalener Straße empfing mich hingegen männlich schwäbisch-herzlich: „Was schreibscht denn doa zur Rochus-Kapell‘. Die gibt’s doch net. Komm‘ Du nur an da Stammtisch!“. Und so lautet die Formel wie oben dargestellt: „2 Trittler umfassen die Summe aller möglichen verbal-emotionalen Regungen“.
Jetzt zu den Berichtigungen im Einzelnen:
- Natürlich heißt die Rochus-Kapelle Josefs-Kapelle. Die „Bagage“ möge Nachsicht walten lassen. Ich hoffe, dass die Besucher, die den Pfarrer nach dem Weg zur falschen Kapelle fragten, nicht noch im Wald herumirren. Im besten Fall sind sie in Unterkochen fündig geworden. Vermutlich hat sich meine verstorbene Mutti hier eingemischt, und meine Finger gehorchten nicht meinem Geist sondern wurden möglicherweise ferngesteuert. ☺ Ihr ganzes Leben sprach sie immer von der Rochus-Kapelle in ihrer Heimat.
- Ein Café Fleury gab es nicht in Oberkochen, wie Reinhold versuchte uns beizubringen. Das Café am Turmweg hieß einst Gold und später Weidl.
- Eines der beiden Bilder mit Altar und Blumenteppich war nicht beim Hugaseff im Katzenbach 21, sondern beim Wohnhaus Gentner im Katzenbach 5. Dort wurde er 2 bis 3 Mal aufgestellt.
Bevor die Prozession startete, fuhr ich die Strecke ab, um mal zu schauen wie der Weg geschmückt wurde und ich sah was ich vermutete. Geschmückt waren die Häuser nur im Katzenbach: Das Herz der Prozession schlug und schlägt immer noch im weitestgehend ursprünglichen gebliebenen alt-bäuerlichen Teil von Oberkochen – im Katzenbach. Was mir auch angenehm auffiel: Ich hatte den Eindruck, dass dieses Jahr deutlich mehr Personen an der Prozession teilnahmen als die Jahre zuvor. Schauen wir mal wie sich das Fest in Zukunft entwickelt. Wenn wir das erhalten oder gar verbessern wollen, müssen wir etwas dafür tun. Das nachmittägliche Gemeindefest auf einer Wiese – das wär schon was (trotz aller Vorschriften die der Mensch erfunden hat). Halt, noch eins fiel mir auf: Ob wohl früher auch am Fronleichnamstag vormittags Heu eingebracht wurde? Ich glaube eher nicht, vermutlich hat man vor Fronleichnam überhaupt nicht gemäht – Ist es der Klimawandel oder der Religionswandel?
Es grüßt sie wie immer herzlichst Ihr Wilfried Billie Wichai Müller vom Sonnenberg.