Als wir frisch verhei­ra­tet, mit der 1 : 25.000-er Karte im Rucksack, von 1963 bis 1964, auch noch 1965, fast sämtli­che Wege und Weglein auf der Oberko­che­ner Gemar­kung abgewan­dert sind – fielen mir gleich 1963 – vom Schne­cken­bur­ren­weg im hinte­ren Tiefen­tal herkom­mend, halbwegs hinauf und links des anstei­gen­den Schot­ter­sträß­chens gut 30 Meter tief im Unter­holz des Hochwalds, die beacht­li­chen Stein­mau­ern einer größe­ren Gebäu­de­rui­ne auf.

Damals hatte mich mein Oberko­che­ner Geschichts­fim­mel noch nicht ergrif­fen, sodass mich die Mauern zwar nicht vom Hocker rissen, aber durch ihre Ungewöhn­lich­keit – eine Ruine mitten im Hochwald – einen immer­hin so starken Eindruck auf mich machten, dass ich vom Weg abging und mich durch regen­nas­ses hohes Unter­holz, vorwie­gend dicht stehen­de Eschen, zu den Mauern durch­schlug. Ein Fenster (wie sich später heraus­stell­te, musste es das zum Schneck­bur­ren­weg hinwei­sen­de »Wohnzim­mer­fens­ter« gewesen sein), und eine bereits sturz­lo­se größe­re Öffnung, wohl ein ehema­li­ges Scheu­ern­tor, das sich in der gegen die Talsei­te stehen­den Wand des ruinö­sen und weitge­hend einge­wach­se­nen Gebäu­des befand, stiegen aus dem dichten Unter­holz-Grün. An dem gegen das Tal gelege­nen Eck, also Ecke Schneckenburrenweg/Talseite, waren die Mauern an die 2 Meter hoch, im übrigen Bereich der eindrucks­voll großen Ruinen­flä­che niedri­ger. An Mauern im Inneren der Ruine kann ich mich nicht entsinnen.

Im Lauf der Jahre gerie­ten mir die Mauern in Verges­sen­heit, und auch, als ich in dem Buch »Die Ostalb erzählt« die Sage vom »Bilzhan­nes« las, kamen sie mir leider nur oberfläch­lich und seltsa­mer­wei­se nicht zündend in Erinnerung.

Erst 1989, als ich, im Zusam­men­wir­ken mit Martin Gold, dem »lieben« Bär, bei tatkräf­ti­ger Unter­stüt­zung durch Oberforst­di­rek­tor Karl Schurr, den Gedan­ken entwi­ckel­te, in den Sommer­fe­ri­en vom HVO ein Jugend­pro­jekt »Ausgra­bung des Bilzhau­ses« oder »Auf den Spuren des Bilzhan­nes« anzubie­ten, waren die Mauern plötz­lich wieder da. Doch siehe da, dort, wo sie einst gestan­den hatten, waren – wie wir bald sehen werden – keine Mauern mehr. Da der Geist des »Bilzhan­nes« laut Sage weniger an alten Mauern als am Geist eines alten Schnap­ses inter­es­siert war, konnten und wollten wir ihn nicht für ein plötz­li­ches Verschwin­den der Mauern verant­wort­lich machen. Noch waren sie in meiner Erinne­rung ja tatsäch­lich noch vorhan­den. Es sollte aber anders kommen.

Ich hatte dem »lieben« Bär von den Mauern in der Bilz, die daselbst 25 Jahre zuvor noch hochauf­ra­gend im Wald von meiner Frau und mir gesehen worden waren, natür­lich schon weit im Vorfeld der Buddel-Aktion berich­tet, worauf mir der »liebe« Bär überra­schend und unerklär­lich streit­lus­tig erklär­te, dass es da noch nie Mauern im Wald gegeben hat. Als ich natür­lich auf meinen Mauern bestand, und dem »lieben Bär« auch noch dazu sagte, dass ich mit Sicher­heit keine »Goisch­ter­mau­ern« oder »Bilzhan­nes­schnaps­mau­ern« gesehen habe, meinte er, dass er das als alter Oberko­che­ner doch wohl besser wissen müsse, als »a reige­schmeck­ter Schdrgrdr«. An diesem Tag trenn­ten wir uns mit sehr verschie­de­nen Meinungen.

Im weite­ren Verlauf der Vorbe­rei­tung der Aktion fuhren der »liebe« Bär und ich dann wenig später in die Bilz. – Dort sah es inzwi­schen, eipotz und in der Tat, ganz anders aus, als ich es in Erinne­rung hatte. Den statt­li­chen Hochwald gab es nicht mehr, dafür standen, wo ich die Mauern wähnte, magere neue Fichten in Reih und Glied. – Das Wichtigs­te jedoch, meine Mauern, fehlten unent­schul­digt – fast wie zur leicht hämischen Freude des »lieben Bärs«. Wo sie einst aufge­ragt hatten, konnte man nur noch langge­zo­ge­ne plusmi­nus einen halben Meter hohe breit­hü­ge­li­ge Erhebun­gen im Gelän­de erken­nen. Oh weh und ach: Der Bilzhan­nes oder gar der Teufel persön­lich, (»Deufl, komm raus, dr Bilzhan­nes isch dao..« – Heimat­buch Seite 441 — www.heimatverein-oberkochen.de, Punkt 2, Start­sei­te) hatten die Mauern geholt … – weit und breit war keine Mauer mehr zu sehen. – Kein Wunder, dass der »liebe« Bär trium­phier­te. »Oh Du Schdrgradr«, sagte er zu mir, »hascht halt doch Goisch­dr gsäha oder a Kischt ghett.«

Wenige Wochen später hatte Oberforst­di­rek­tor Schurr dann organi­siert, dass die mageren dort inzwi­schen wie die Solda­ten gewach­se­nen Fichten zur Vorbe­rei­tung meines Projekts »Bilzhaus« umgemacht wurden, sodass sich in dem nun freien Waldgrund die nunmehr plusmi­nus einen halben Meter hohen langge­zo­ge­nen hügeli­gen Erhebun­gen wesent­lich deutli­cher abzeichneten.

In punkto Mauern hatte Karl Schurr sich, wohl bemerkt habend, dass da zwischen mir und dem »lieben Bär« gar seltsa­me Engel flogen, konse­quent bedeckt gehal­ten. Ich hatte inzwi­schen den Kontakt zu Frau Dr. Susan­ne Arnold vom Landes­denk­mal­amt herge­stellt, und wir wussten bald genau, wie wir vorge­hen mussten, um vielleicht doch wenigs­tens noch die Grund­mau­ern, oder vielleicht den Grund­riss oder gar die Abmes­sun­gen des einsti­gen Gebäu­des feststel­len zu können. Wir sollten das Erdreich, von der Gebäu­de-Mitte aus, wo logischer­wei­se ein Fußbo­den oder Ähnli­ches zutage treten würde, auf die Hügel zu arbei­tend, abtra­gen, dann kämen wir automa­tisch auf die Grundmauern.

So wurde das Projekt im Sommer­fe­ri­en­pro­gramm der Stadt vom Heimat­ver­ein ausgeschrieben. –

Oberkochen

Ausschrei­bung des Projekts »Bilzhaus« im Sommer­fe­ri­en­pro­gramm der Stadt Oberko­chen, 1989

Dies gelang uns dann auch tatsäch­lich – wie seiner­zeit ausführ­lich berich­tet – im Verlauf von 14 Jahren, d.h. von 1989 bis 2003, in zahllo­sen spora­di­schen Arbeits­ein­sät­zen mit freiwil­li­gen Schülern im Rahmen des Oberko­che­ner Sommer­fe­ri­en­pro­gramms, zusam­men mit Mitglie­dern vom Forst und des Heimat­ver­eins, später per Einsatz von inter­na­tio­na­len Jugend­grup­pen der sogenann­ten IJGD (Inter­na­tio­na­ler Jugend Gemein­schafts Dienst) über die Stadt, auch in Zusam­men­ar­beit mit der Freiwil­li­gen Feuer­wehr und dem städti­schen Bauhof. Wir fanden sogar den Fußbo­den des Stalls samt der sogenann­ten, »Soich­rin­ne«, wie uns der wissen­de Bär berich­te­te, im ehema­li­gen Stall, dann den Keller, die Küche und sogar den Sockel des Herds, – außer­ge­wöhn­lich schöne Kachel­res­te des berühm­ten Ofens, der anläss­lich des Besuches von König Fried­rich im Winter 1810/11 so schreck­lich geraucht hatte, dass der König dem Bilzhan­nes einen neuen gussei­ser­nen Ofen von den Hütten­wer­ken aus Königs­bronn kommen ließ, inter­es­san­te Geschirr­scher­ben – sogar ein Uhren­ge­wicht, das uns bis heute auf myste­riö­se Weise abhan­den gekom­men ist, – und Vieles mehr… Wir haben darüber laufend im Amtsblatt »Bürger und Gemein­de« und in der Tages­pres­se berich­tet. (Eine Liste mit sämtli­chen Veröf­fent­li­chun­gen zum Thema »Bilz«, »Bilzhaus«, »Bilzhan­nes« ist in Arbeit). Alle Funde sind heute im Heimat­mu­se­um zu sehen. Das »Bilzhaus« ist heute nach dem »Römer­kel­ler« Oberko­chens zweites einge­tra­ge­nes archäo­lo­gi­sches Bodendenkmal.

Heute aller­dings geht es einzig und allein um die aufre­gen­de Frage: Gab es in den Jahren plusmi­nus 1963/64 noch ca. 2 Meter hoch aufra­gen­de Mauern, oder gab es sie nicht?
Der »liebe Bär« bestand jahre­lang auf seiner Meinung, ich auf der meinen: Bei mir hat es beacht­li­che Mauern gegeben, beim »lieben« Bär nicht. – Im Gegen­satz zum Bär begann ich jedoch brav beamtisch, »Zeugen« für meine Darstel­lung zu suchen und zu finden, – und ich fand sie sogar in beacht­li­cher Zahl.
Folgen­de Oberko­che­ner hatten zu dieser Zeit, also in der ersten Hälfte der Sechzi­ger­jah­re, die Mauern in der von mir beschrie­be­nen Weise de facto außer mir auch noch gesehen:

Micha­el Müller berich­te­te wenig später, dass Willi­bald Hug ihm, als wir 1989 mit den Arbei­ten am Bilzhaus begon­nen hatten, ein wenig vertrau­lich ( ! ) berich­tet hat, dass die Mauern vor dem Einschla­gen des Hochwalds noch gestan­den haben. Willi­bald Hug, der selbst zu den Waldar­bei­tern in der Bilz gehört hatte, bestä­tig­te gegen­über Micha­el Müller auch, was er mir persön­lich unter vorge­hal­te­ner Hand auch schon anver­traut hatte, nämlich dass zu dieser Zeit sogar noch ein gussei­ser­ner Ofen in dem Gemäu­er gestan­den habe. Man habe damals halt weder Zeit noch Geld noch Inter­es­se gehabt, die Mauern zu erhal­ten, weshalb man die großen Hochwald­bäu­me beim Fällen kurzer­hand und prakti­scher­wei­se bewusst und gezielt auf die Mauern habe fallen lassen, um sie so zum Einsturz zu bringen. Dann habe man die Mauer­res­te so gut es ging »verzo­gen«.

Sepp Bauer bestä­tig­te mir am 21. Juli 1996, dass es in der Bilz im Hinte­ren Tiefen­tal beacht­li­che Mauern zumin­dest in den frühen Sechzi­gern noch gegeben hat.

Sepp Merz bestä­tig­te mir am 6. Septem­ber 1996 zweifels­frei, dass es in den frühen Sechzi­gern des letzten Jahrhun­derts die aufstei­gen­den Mauern des Bilzhau­ses noch gegeben hat – ähnlich, wie auch Willi­bald Hug sie beschrieb – wenn er sie auch nicht ganz so hoch in Erinne­rung hat.

Rolf Heite­le: Als ich mit meinem mit mir über den Partner­schafts­ver­ein befreun­de­ten Lehrer­kol­le­gen Rolf Heite­le einmal aufs Bilzhaus zu sprechen kam, sagte dieser auf meine Frage, dass er aus persön­li­cher Anschau­ung heraus bestä­ti­gen könne, dass es zum fragli­chen Zeitpunkt, frühe Sechzi­ger, die Mauern noch gegeben hat. Auf meinen Wunsch hin übersand­te er mir seine Erinne­run­gen schrift­lich – eine ganze DIN A4-Seite voll Materi­al, das belegt, dass er persön­lich die Mauern – vermut­lich in den Jahren 1963 bis 1965 – mit Schülern anläss­lich einer heimat­kund­li­chen Exkur­si­on besich­tigt hat. Auch er beschreibt die Mauern als deutlich höher als 1 Meter, »in 2 Ecken (wohl den südli­chen) war es mehr«. Auch er erinnert sich an einen Eingang in der talsei­ti­gen Front. Auch er hatte, wie er mir berich­te­te, das Innere des Mauer­ge­vierts samt der ganzen Schul­klas­se durch die breite talsei­ti­ge Öffnung betre­ten, – genau ich es getan hatte.

Helmut Gold (Murxle) bestä­tig­te anläss­lich einer Führung für Museums­füh­rer am 16.11.2005, dass die Mauer­res­te des Bilzhau­ses in den frühen Sechzi­ger-Jahren noch da waren, wenn auch aus seiner Sicht etwas weniger als 2 Meter. Dassel­be bestä­tig­te am gleichen Tag auch
Peter Schäfer, der eine ähnli­che Äußerung bereits 1989 getätigt hatte, – bald nach Beginn der Grabung, bei der er seitens des Heimat­ver­eins mehre­re Male mitge­ar­bei­tet hat.

Sieben Zeugen müssten genügen, um ein beacht­li­ches Vorhan­den­ge­we­sen­sein der Mauern noch in den Jahren 1963 — 1965 zu belegen.

Nun aber kommt »Rain Star«. – »Rain Star«, ist mein supers­ter Zeuge. »Rain Star« tauch­te 1990 zusätz­lich zu meinen mensch­li­chen Zeugen auf. Es handelt sich dabei um eine gummier­te Segel­tuch­stie­fel­man­schet­te mit der gedruck­ten Aufschrift »Rain Star«, die zwei meiner älteren Schüler, die 1990, genau am 18. August, bei der Freile­gung der Bilzhaus-Reste an dem vermu­te­ten talsei­ti­gen Torein­gang mitge­ar­bei­tet hatten, entdeckt, freige­legt, gebor­gen und mir »abgelie­fert« haben. Die beiden heißen:

Axel Glemser und Lars Böttger. Sie arbei­te­ten an der südli­chen Einfahrt und hatten von mir den Auftrag erhal­ten, einen beacht­lich großen ca. ¾ m hohen Haufen von Steinen, die nur von einer der de facto »einge­stürzt worde­nen« Mauer herrüh­ren konnten, vorsich­tig abzutra­gen. Dabei stießen sie in etwa 75 cm Tiefe auf obigen und hier in unserem Bericht abgebil­de­ten Rest einer Segeltuchstiefel-Manschette.

Oberkochen

»Rain Star«, – Haupt-Beweis­stück für das »Fällen« der Bilzhaus­mau­ern: »Das ameri­ka­ni­sche Manschettenwunder«

Diese konnte – das musste dann auch der »liebe« Bär einräu­men – wirklich erst nach dem 2. Weltkrieg, als es überhaupt erst »Ami« und ameri­ka­ni­sche Ausrüs­tungs­ge­gen­stän­de bei uns gab, in die Bilz gekom­men sein. Außer­dem hatte dort seit Genera­tio­nen zuvor nur unberühr­ter Hochwald gestan­den. Mein Beweis­stück konnte logischer­wei­se nur im Zusam­men­hang mit den umfang­rei­chen Waldar­bei­ten beim Nieder­ma­chen des Hochwalds im Jahr 1965 unter den Stein­hau­fen geraten sein. Die Jahres­zahl 1965 besorg­te mir Reinhold Vogel; sie stammt von German Schnei­der, von dem er 1998 die Zustän­dig­keit für den Stadt­wald übernom­men hat. – Zweifels­oh­ne musste die Manschet­te zwar wohl nur kurze Zeit vor, aber eben eindeu­tig vor dem »Einge­stürztwer­den« der Mauer unter diesel­be geraten sein. Einem der Waldar­bei­ter war ganz einfach sein Ami-Stiefel anläss­lich dieser Arbei­ten kaputt gegan­ge­nen und die Manschet­te von ihm auf dem Waldbo­den vor dem Bilzhaus­tor zur letzten Ruhe hinter­las­sen worden. – Ganz sicher jedoch lag die Manschet­te zum Zeitpunkt, als meine Zeugen und ich die Mauern in den frühen Sechzi­gern gesehen haben, also zu der Zeit da dort noch der unberühr­te Hochwald stand, noch nicht dort. Die Manschet­te kam unwider­leg­bar erst 1965, also ein oder zwei Jahre nachdem ich und meine Zeugen die Mauern gesehen hatten, anläss­lich der länger andau­ern­den Waldar­bei­ten beim Bilzhaus­tor zu liegen. Ein frühe­rer Zeitpunkt schei­det genau so sicher aus, wie die Science Fiction, dass ein zufäl­lig abseits des Wegs in der Bilz spazie­ren­ge­hen­der Ameri­ka­ner aus Texas sich am Bilzhaus­tor der Manschet­te eines seiner gerade dort kaputt gegan­ge­nen Segel­tuch­stie­fels entle­digt hat. Und nochmal: Wie in aller Welt sollte die Manschet­te früher, also vor den umfang­rei­chen Waldar­bei­ten, dorthin gekom­men sein?

Fazit: Die Beschrei­bun­gen von Willi­bald Hug und allen anderen Zeugen samt meiner eigenen Beobach­tung treffen ins Volle. Die durch­aus bemer­kens­wer­ten Mauern des Bilzhauses

Oberkochen

Maurer­meis­ter Franz Wingert sen. und Done Gutheiß bei der fachmän­ni­schen Siche­rung der Bilzhausmauern

standen in den Jahren 1963/64/Anfang 65 noch bis zum Beginn des Einschla­gens des Hochwal­des im Jahr 1965!

Das Spannends­te aus der Sicht meiner Krimi-Soap ist nun jedoch, dass »mein« 100%ig siche­res Beweis­stück, die »Rain Star«-Segeltuch-Manschette, unmit­tel­bar nach seiner Aufde­ckung im Jahr 1990 aus dem auf der oberen Bühne des Heimat­mu­se­ums aufbe­wahr­ten Fundus der bei der Grabung gebor­ge­nen Beleg­stü­cke (Museum) plötz­lich spurlos verschwun­den war, – genau­so wie ein Uhren­ge­wicht, das bereits 1989 gefun­den worden war. Die Manschet­te blieb von 1990 bis zum Jahr 2001, also geschla­ge­ne 11 Jahre lang, trotz mehrfa­cher inten­si­ver Suchak­tio­nen wie vom Erdbo­den verschluckt verschwun­den, und ist dann, eisieh­mal­kuck­mal­schau, am 25.6.2001 so urplötz­lich wie sie verschwun­den war, an anderer Stelle wieder aufge­taucht… – nicht bei meinen Funden von der Bilz, wo ich sie gelagert hatte, sondern fälsch­li­cher­wei­se bei den Funden, die meine Schüler bei der Grabung »Muh-Brunnen« gebor­gen hatten.

Wie kommt der Spinat aufs Dach? – Da ich alle Fundschach­teln, mögli­che und unmög­li­che, auf der Suche nach meiner »Rain-Star-Manschet­te« mehrfach durch­kämmt hatte, konnte sie nur durch vorsätz­li­ches Entfer­nen abhan­den gekom­men sein. So mit 100%iger Sicher­heit gesag­te werden, dass das Beweis-Objekt aus bestimm­ten Gründen von Vertre­tern der Theorie, derzu­fol­ge es in der Bilz »nie aufra­gen­des Mauer­werk« gegeben hat, vorsätz­lich »aus dem Verkehr gezogen« worden war. Denn: Es sollte nicht bewie­sen werden können, dass es ausge­rech­net Oberko­che­ner waren, Oberko­che­ner Waldar­bei­ter, die ihre eigene Geschich­te, die zu einer spannen­den Sage mit Wirklich­keits­ge­halt gehört, nämlich der Sage vom »Bilzhan­nes« – vorsätz­lich aber wohl unwis­sent­lich zerstört haben. Die geschichts­träch­ti­gen Mauern des Bilzhau­ses, in welchem der Bilzhan­nes immer­hin vom württem­ber­gi­schen König Fried­rich im Winter 1810/11 nach einer Jagd besucht worden war, wurden, nachdem sie – wenn auch ruinös – mindes­tens 150 Jahre im Wald überdau­ert hatten, in Unkennt­nis ihres histo­ri­schen Werts erst 1965 kaputt gemacht. Genau so argumen­tier­te auch Willi­bald Hug, ein Alt-Oberko­che­ner, der bei diesen Arbei­ten betei­ligt war, auf den aber nicht gehört worden war.
Dieser wahre Hinter­grund dieses Alt-und Neu-Oberko­che­ner »Krimis« wurde mir lange Jahre nach dem Wieder­auf­tau­chen der Manschet­te mit der Erklä­rung »sollte ein Streich sein« niedlich verharm­lo­send zugetuschelt.

Shake­speare hat den berühm­ten Satz gedich­tet: »Der Rest ist Schweigen«.

Das faszi­nie­ren­de Beweis­stück, die Stiefel­man­schet­te von der Bilz, wird demnächst in der Bilzhaus- und Bilzhan­nes-Vitri­ne im Raum 4 des Heimat­mu­se­ums zu besich­ti­gen sein. –

Und der »liebe Bär« wird im Bären-Himmel das verschmitz­tes­te all seiner vielen Bären-Lächel­sor­ten aufset­zen und sagen: »Isch au so recht« – und sich diebisch darüber freuen, wie er den »Schdrgrdr Schul­moisch­dr« wieder einmal kräftig reinge­legt hat. – Sehr zum Wohle, lieber Bär!

Oberkochen

Die nahezu freige­leg­ten Mauer­res­te des Bilzhau­ses im Jahr 2000

Dietrich Bantel

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