Am 22. Mai 1986 fanden Bagger­fah­rer und Schacht­meis­ter eines Bauun­ter­neh­mers beim Bau einer Leitung in der Flur »Wasser­fur­che« bei Lauch­heim im Bagger­gra­ben Teile eines Skeletts, Metall­tei­le und ein dünnes Goldblech in Form einer (Krawat­ten)- »Fliege«, das der Schacht­meis­ter umgehend an Bürger­meis­ter Kowarsch ablie­fer­te. Bgm. Kowarsch erkann­te den mögli­chen archäo­lo­gi­schen hohen Wert des Fundes und verstän­dig­te umgehend die archäo­lo­gi­sche Denkmal­pfle­ge, damals noch in Stutt­gart. Konser­va­tor Dr. Ingo Stork, der 6 Jahre zuvor die Oberko­che­ner Alaman­nen­gra­bung gelei­tet hatte, war sich sofort sicher, dass es sich bei dem Goldblech um den Teil eines alaman­ni­schen Goldblatt­kreu­zes handelt, wie es den ersten alaman­ni­schen Chris­ten im 7. Jahrhun­dert ins Grab beigege­ben wurde. Klartext: dass es ein zweites solches Goldblatt-Fliegen-Blech geben musste. Der Schacht­meis­ter hielt sich bedeckt, ließ Herrn Dr. Stork aber indirekt wissen, dass es da ja »noch jeman­den außer ihm gibt, da man Rohre nicht allei­ne verlegt«. Damit war der Bagger­füh­rer gemeint. — Dieser Jemand war ein in Oberko­chen wohnhaf­ter Arbei­ter der Firma, die die Rohre verlegte.

Anläss­lich der derzei­ti­gen Sonder­aus­stel­lung »Museums­reif« — 25 Jahre Alaman­nen­aus­gra­bun­gen in Lauch­heim — die am Sonntag, 9. Septem­ber im Alaman­nen­mu­se­um in Ellwan­gen eröff­net wurde, erzähl­te Dr. Stork vom Landes­amt für Denkmal­schutz in launi­gen Worten die nicht nur museums- sondern auch krimi­rei­fe Geschich­te, wie er zu dem fehlen­den Stück des golde­nen Toten­kreu­zes kam: Zunächst fuhr er umgehend nach Oberko­chen und suchte Dietrich Bantel auf, zu dem er seit der Oberko­che­ner Grabung einen guten persön­li­chen Kontakt hatte.

Dr. Stork wörtlich: Dietrich Bantel, der bei der Oberko­che­ner Grabung von 1980 mitge­wirkt hatte, heute ebenfalls anwesend, sagte, dass er nichts von einem solchen Bagger­fah­rer wisse, aber er habe eine Tochter, die geschick­ter Weise auf dem Oberko­che­ner Rathaus/Einwohnermeldeamt arbei­tet. Diese besorg­te ihm dann die Anschrift in kürzes­ter Zeit. Der Arbei­ter leugne­te zunächst, aber die Oma verplap­per­te sich, solang der Arbei­ter ein ebenfalls von ihm unrecht­mä­ßig mitge­nom­me­nes Schwert aus der Garage holte, gegen­über der Frau des Arbei­ters mit dem Satz »Nao isch des doch Gold«. — Da der Arbei­ter dennoch auch weiter­hin den »Besitz« der Goldblatt­kreuz­hälf­te hartnä­ckig leugne­te, musste die Polizei einge­schal­tet werden, die das fehlen­de Stück dann per sanftem Druck in kürzes­ter Zeit beschaffte.

Dr. Stork: »Das ist Teil 1 meiner Erinne­run­gen und der wichti­ge Oberko­che­ner Anteil an der Lauch­hei­mer Grabung, der größten je in Deutsch­land durch­ge­führ­ten Alamannengrabung.«

Jetzt ist das ganze Kreuz in der am 09.09.2012 eröff­ne­ten Ausstel­lung zusam­men mit atembe­rau­ben­den Gegen­stän­den aus der Lauch­hei­mer Grabung, die, da man in insge­samt 20 Sommer­gra­bun­gen 1308 Gräber auch noch den zum Fried­hof gehören­den Ort »Mittel­rain« ausgra­ben konnte, bis zum Jahr 2005 dauerte.

Oberkochen

Ein Foto zur derzei­ti­gen Sonder­aus­stel­lung in Ellwan­gen mit dem Ehepaar Suse und Dietrich Bantel und Dr. Ingo Stork in der Mitte. Das Plakat zeigt Dr. Stork vor 25 Jahren in Lauchheim.

Erinne­run­gen an die Oberko­che­ner Grabung von 1980 (»Hüttlin­ger Kinder spielen mit Oberko­che­ner Alaman­nen­schä­del«) sind in »Archäo­lo­gi­sche Ausgra­bun­gen 1980« (LDA) nachzu­le­sen. Im Oberko­che­ner Amtsblatt »Bürger und Gemein­de« vom 13.02.1981 ist im mehrsei­ti­gen und bebil­der­ten Abschluss­be­richt, den Dr. Stork persön­lich zur Oberko­che­ner Grabung verfasst hat, zu lesen: »Ganz beson­ders danken möchte ich auch unserem Mitar­bei­ter, Herrn Gymna­si­al­pro­fes­sor Dietrich Bantel und seiner Frau, für ihre steti­ge Hilfe und Teilnah­me. Herrn Bantels Einsatz trug wesent­lich zum Verständ­nis für unsere Ausgra­bung in Oberko­chen bei.«

So war am Sonntag, 09.09.2012., klar, dass, nach 32 bzw. 26 Jahren ein Foto zur derzei­ti­gen Sonder­aus­stel­lung entste­hen musste, und zwar vor dem aktuel­len Ellwan­ger Plakat 2012 mit Dr. Stork im Jahr 1986. Es zeigt Dr. Ingo Stork und das Ehepaar Bantel.

Dietrich Bantel

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