Nicht wenige unserer Leser werden sich daran erinnern, dass im Rahmen des Stadt­fests 1997 — genau am 29. Juni 1997 — in Oberko­chen mit dem Ziel, die tradi­ti­ons­reich über Jahrhun­der­te angedau­ert haben­den Strei­te­rei­en und Gewalt­tä­tig­kei­ten zwischen den Unter- und den Oberko­che­nern offizi­ell zu beenden, vom Oberko­che­ner Bürger­meis­ter verle­sen, eine offizi­el­le Friedens­pro­kla­ma­ti­on verkün­det wurde, die noch an selbi­gem Tag vom Oberbür­ger­meis­ter der Stadt Aalen, OB Ulrich Pfeif­le, dem Ortsvor­ste­her der Aalener Teilge­mein­de Unter­ko­chen, Karl Maier, dem Bürger­meis­ter der Stadt Oberko­chen, Peter Traub, dem Vorsit­zen­den der Kultur­ge­mein­de Unter­ko­chen, Dieter Schmidt und dem Vorsit­zen­den des Heimat­ver­eins Oberko­chen, dem Initia­tor der Aktion, Dietrich Bantel, unter­zeich­net wurde. Die Urkun­den wurden verein­ba­rungs­ge­mäß in den Rathäu­sern von Unter- und Oberko­chen für ewig und alle Zeiten aufge­hängt und sind dort öffent­lich einsehbar.

Mehrfach wurde aus diesem Anlass gesagt: »Papier ist gedul­dig«. Ob dieses Papier von nachhal­ti­ger Bedeu­tung ist, oder nicht, lässt sich in der Tat bis heute nicht schlüs­sig beant­wor­ten. Gewiss gibt es keine maliciö­sen Strei­tig­kei­ten mehr, die mit »Turm« = Arrest bestraft werden. Ob gemar­kungs­frem­des Holz geschla­gen und nach Hause gefah­ren wird, darf hoffent­lich ausge­schlos­sen werden, und ebenso kann ausge­schlos­sen werden, dass der »königs­bron­ner« = evange­li­sche Oberko­che­ner Schult­heiß (es gab ja auch noch einen unter­koch­isch-ellwan­gisch katho­li­schen Bürger­meis­ter in Oberko­chen) mit einer Geldstra­fe verse­hen wird, weil er davon gewußt und nichts dagegen unter­nom­men hat (Unter­ko­che­ner Kameral­amts-Proto­koll v. 22.5.1753). Dass Unter­ko­che­ner ihr Bier nach der Zeit, die später »Polizei­stun­de« genannt wurde und heute abgeschafft ist, in Oberko­chen zu sich nehmen, weil dort angeb­lich die Gefahr, erwischt zu werden, gerin­ger war, ist auch bemer­kens­wert…. — Wie kommen wir zu diesen Informationen?

Oberkochen

Unser fleißi­ges BuG-lesen­des Alt-Oberko­che­ner Mitglied Joachim Fischer, wohnhaft in Backnang, hat, zusam­men mit zahlrei­chen weite­ren BuG-Lesern, rekla­miert, dass schon so lange nichts mehr vom Heimat­ver­ein im Oberko­che­ner Amtsblatt gekom­men ist – eine Person wollte das Amtsblatt sogar abbestel­len… Joachim Fischer sandte uns prompt eine dicht bespiel­te CD mit in Schreib­ma­schi­nen­schrift übertra­ge­nen Texten aus den Unter­ko­che­ner Kameral­amts­pro­to­kol­len aus der Zeit zwischen ca. 1670 und ca. 1790, die, einzeln gesan­det, aus 300 Anhän­gen bestün­den — eine schwie­ri­ge Textüber­tra­gung, die weder in Stunden, noch in Tagen noch in Monaten auszu­drü­cken ist. Die Sendung erfolg­te in der Hoffnung, dass der Heimat­ver­ein auf diese Weise vielleicht doch die eine oder andere Lesestoff­lü­cke zu füllen in der Lage wäre – wir könnten einen ganzen Jahres­band von BuG damit füllen….

Wir sagen sehr herzli­chen Dank für dieses außer­ge­wöhn­li­che, großher­zi­ge und äußerst willkom­me­ne Geschenk, — zumal wir schon bei einem ersten flüch­ti­gen Durch­gang feststel­len konnten, dass die vielbe­schrie­be­nen um nicht zu sagen vielbe­sun­ge­nen Animo­si­tä­ten und maliciö­sen Strei­te­rei­en zwischen Unter- und Oberko­che­nern, die auf Unter­ko­che­ner Kameral­amts-Proto­koll-Papier dokumen­tiert wurden, so zahlreich sind, dass wir ewig und drei Tage nur hiervon berich­ten könnten, denn jedes zweite oder dritte Dokument hat mit Oberko­che­nern zu tun, indem es von unglaub­li­chen Belei­di­gun­gen über Diebstahl bis hin zu gnaden­lo­sen Schlä­ge­rei­en berich­tet. — Aus diesen Akten lässt sich z.B. auch heraus­le­sen, dass das berühm­te Haus des »Herrgotts­häf­ners« früher einem Bäck gehör­te, der urkund­lich als »Hergotts­beck« belegt ist. Das heißt, dass das Gebäu­de mit dem markan­ten großen Chris­tus (Abbil­dung) — dort, wo 1945 eine Bombe das gesam­te Haus so zerstör­te, dass nach dem Angriff nur noch die Wand mit dem Chris­tus stand — vor der Zeit des »Hergotts­häf­ners« (Winter) entstan­den sein muss. Näheres in abseh­ba­rer Zeit.

Und auch von einem »Storken-Nest« (Abbil­dung unten) wird berich­tet… Wir werden sehen… So viel für heute.

Dietrich Bantel

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