Zufäl­le gibt es immer wieder und die Welt ist ein Dorf. So könnte man die Begeg­nung von Bürger­meis­ter Peter Traub mit einem »Oberko­che­ner Urgewächs« in Eppel­heim bei Heidel­berg bezeich­nen. Doch der Reihe nach.

Anläss­lich des Festakts zum 20-jähri­gen Jubilä­um der Wieder­ver­ei­ni­gung von Carl Zeiss Ost und Carl Zeiss West war am 30. Septem­ber auch Bürger­meis­ter Peter Traub in Jena, um die Stadt Oberko­chen dort zu vertreten.

Auf Einla­dung seines Bürger­meis­ter-Kolle­gen Dieter Mörlein fuhr er am darauf folgen­den Samstag ins kurpfäl­zi­sche Eppel­heim zur tradi­tio­nel­len »Eppel­hei­mer Kerwe«, dem dorti­gen Kirch­weih­fest, das im Rahmen eines großen Stadt­fes­tes, ähnlich unserem Stadt­fest in Oberko­chen, gefei­ert wird.

Eppel­heim ist die Partner­stadt der franzö­si­schen Stadt Damma­ris-les-Lys, die wieder­um die Partner­stadt unserer italie­ni­schen Partner­stadt Monte­bellu­na ist, so dass der gute und freund­schaft­li­che Kontakt nach Eppel­heim quasi über mehre­re Ecken zustan­de gekom­men ist. Die beiden Bürger­meis­ter, Dieter Mörlein und Peter Traub, kennen sich daher schon seit vielen Jahren von gemein­sa­men Besuchen in Monte­bellu­na her.

Doch zurück zur »Kerwe«. Am Geträn­ke­stand des Eppel­hei­mer Handball­ver­eins machten die beiden Bürger­meis­ter sowie weite­re Gäste aus Frank­reich und Itali­en Mittags­rast. Schnell sprach sich natür­lich herum, dass offizi­el­le Vertre­ter aus Damma­ris-les-Lys, Monte­bellu­na und Oberko­chen vor Ort seien, und ein junger Mann vom Handball­ver­ein meinte dann: »Mei Vater isch au aus Oberkocha.«

Rasch herbei­ge­holt bestä­tig­te dann der Vater, dass er tatsäch­lich aus Oberko­chen stamme. »Mei Name isch Rudolf Fischer, und die Leit hend friaher »Schrei­ber­le« zu mir g’sagt.«

Es war ein sehr herzli­ches Treffen und beide, Bürger­meis­ter und »Schrei­ber­le«, freuten sich sicht­lich über die zufäl­li­ge Bekannt­schaft, zumal Rudolf Fischer und seine Familie gar nicht in Eppel­heim, sondern im ca. 60 km entfern­ten Mosbach wohnen und just an diesem Wochen­en­de zur »Kerwe« gefah­ren sind.

Rudolf Fischer erzähl­te, dass seine Familie früher im Turmweg gewohnt habe. Im Oktober 1959 wurde er zur Bundes­wehr nach Mitten­wald einge­zo­gen und war dann als Heeres­berg­füh­rer bis 1965 dort.

Danach war er viele Jahre als Sport­ar­ti­kel­ver­tre­ter bei der Fa. DOLOMITE beschäf­tigt, die übrigens ihren Sitz zufäl­lig in Monte­bellu­na hat. Nur zur Erinne­rung: viele Jahre später, nämlich 1992, wurde die Städte­part­ner­schaft zwischen Monte­bellu­na und Oberko­chen begründet.

Seit 1969 wohnt Rudolf Fischer mit seiner Frau Helga, die einige Jahre bei der damali­gen Gemein­de Oberko­chen beschäf­tigt war, in dem nordba­di­schen Fachwerk­städt­chen Mosbach.

In einer E‑Mail, die er vor wenigen Tagen an Bürger­meis­ter Peter Traub schick­te, erinnert er sich:

»Der Dreißen­tal­schu­le habe ich Anfang der 1960er Jahre eine Druse mit Rauch­to­pa­sen geschenkt, die ich während meiner Heeres­berg­füh­rer­aus­bil­dung im Mont Blanc-Gebiet 1962 gefun­den habe. Von meiner Nichte, Esther Abele, habe ich gehört, dass die Druse von einem Solda­ten sei. Wer dieser Soldat war, ist in der Schule aber leider nicht mehr bekannt.

Der Hausna­me »Schrei­ber­le« kommt aus frühe­ren Zeiten. Meine Urgroß­mutter väter­li­cher­seits war eine gebore­ne Schrei­ber. Früher war es üblich, dass ein Enkel nach der Großmutter benannt wurde, und so war mein Vater der »Schrei­ber­le«. In Oberko­chen gibt es ja einige Fischer, die nicht mitein­an­der verwandt sind. Z.B. Fischer »Napole­on«, Fischer »Bebel«, Fischer »Woidle« usw. Wir Fischer’s (Schrei­ber­le) waren eine sport­li­che Familie.«

Rudolf Fischer berich­te­te auch, dass er dank der Unter­stüt­zung des frühe­ren Bürger­meis­ter-Stell­ver­tre­ters und jetzi­gen Ehren­bür­gers Bruno Balle einen Stein­gar­ten mit Steinen aus Oberko­chen angelegt habe, der in Mosbach bewun­dert werde. Und er schreibt weiter:

»Sollten Oberko­che­ner mal nach Mosbach kommen, so ist jeder bei mir herzlich willkom­men. Die Oberko­che­ner Fahne wird dann selbst­ver­ständ­lich gehisst.«

Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung von Helga und Rudolf Fischer werden nachste­hend die Kontakt­da­ten der beiden veröf­fent­licht, und wer die Gelegen­heit nutzen möchte, kann sich bei ihnen gerne per Post, telefo­nisch oder via Inter­net melden.

Helga und Rudolf Fischer
Hirsch­stra­ße 16
74821 Mosbach
Tel. 06261/2845
E‑Mail: ru****************@******ne.de

Anmer­kung DB zum Bericht von Bürger­meis­ter Peter Traub: Rudolf Fischer »Schrei­ber­le« aus Mosbach ist in Oberko­chen wahrhaft kein Unbekann­ter. Auch in Oberko­chen gibt es noch »Schrei­ber­les«. — Zuletzt standen Rudolf Fischer und der HVO erst Anfang Novem­ber 2010 in indirek­tem Kontakt im Zusam­men­hang mit einem Bericht über den Überfall auf den Häftlings­trans­port im Bahnhof Oberko­chen kurz vor Kriegs­en­de 1945. Rudolf Fischer beschrieb detail­liert, wie er als 7‑jähriger Junge den Angriff von seinem Eltern­haus im oberen Turmweg aus, also knapp unter­halb der heuti­gen Sonnen­berg­schu­le (damals HJ-Heim) den Jabo-Angriff erlebt hat. Diesen Bericht gab er damals per Inter­view an Herrn Arno Huth/Mosbach, der uns 2010 als zustän­di­ger Info-Kontakt­mann zum KZ Neckarelz Unter­la­gen über die Oberko­che­ner Toten und exakte Beschrie­be von Zeitzeu­gen aus dem Todes­zug hatte zukom­men lassen, die wir in unserer Bericht­erstat­tung (HVO-Bericht 571 v. 24.11.2011 – Sonder­bei­la­ge) und in frühe­ren Berich­ten) verwen­de­ten. – Rudolf Schrei­bers Eltern (?) wurden 1986 durch ihre in Oberko­che­ner Schwä­bisch abgefass­te Beschrei­bung des »Kaffee­wun­ders« und dem »Schbao­fer­ge­le« von 1945 litera­risch unsterb­lich (Heimat­buch Seite 202). Sie wollten damals nicht genannt werden.

Oberkochen

Eine zufäl­li­ge Begeg­nung in der Kurpfalz: Bürger­meis­ter Peter Traub (re.) und Rudolf Fischer (»Schrei­ber­le«) treffen sich bei der »Eppel­hei­mer Kerwe«

Dietrich Bantel

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte