Anläss­lich des Stadt­fests eröff­nen wir am Samstag, 25. Juni, 15.00 Uhr, wie in den vergan­ge­nen Jahren, unsere neue Sonder­aus­stel­lung, die 19., im Raum 8 des Heimatmuseums.

Wir hatten uns das relativ einfach vorge­stellt, aller­dings nicht genügend einge­denk der Tatsa­che, dass es ziemlich unwahr­schein­lich sein würde, dass sich in Oberko­chen eine größe­re Anzahl alter Fernsprech­ge­rä­te über die Jahrzehn­te hinweg erhal­ten hat. Wer konnte sich in dem doch relativ armen Dorf schon groß einen Fernspre­cher leisten. Das waren die wenigen Indus­tri­el­len – und die haben ihre alten Geräte wohl schnell entsorgt, und durch die neues­ten ersetzt, wobei ihr Inter­es­se, die alten Geräte für die Nachwelt aufzu­be­wah­ren, mit Sicher­heit ein gerin­ges war. – Wären wir in Herrn Günter Kempf nicht an einen Sammler geraten, der uns hier kräftig mit Expona­ten ausge­hol­fen hat, wäre das Ergeb­nis unserer Bemühun­gen ziemlich kläglich gewesen. Hinzu kamen dann aber überra­schend dennoch auch weite­re ausge­fal­le­ne Stücke mit denen wir nicht gerech­net hatten. Herzli­chen Dank den Leihge­bern. Die Stücke sind über die Dauer der Ausstel­lung bis zum nächs­ten Stadt­fest, wie immer über die Stadt versi­chert. Wir können nunmehr sagen:

47 Leihga­ben aus 7 Oberko­che­ner Häusern.

So können wir nun mit einer statt­li­chen Zahl von Expona­ten aus einer Zeitspan­ne von über mehr als 100 Jahren hinweg mit sehr ausge­fal­le­nen Geräten aufwar­ten. In Bericht 552 vom 17.07.2009 haben wir, belegt durch Eintrag im entspre­chen­den Gemein­de­rats­sit­zungs­pro­to­koll vom 28. Januar 1902, unter­zeich­net von Schult­heiß Alois Butscher, belegt, dass zu diesem Zeitpunkt das erste Oberko­che­ner öffent­li­che Telefon im Rathaus einge­rich­tet wurde. Inter­es­san­ter­wei­se haben wir für unsere Ausstel­lung gleich 2 Telefon­ge­rä­te erhal­ten , wie sie im Jahr 1902 verwen­det wurden. (siehe Abbildung)

Oberkochen

Ferner haben wir bereits vor 23 Jahren in einem unserer ersten Berich­te (Bericht 19 v. 27.5.1988) eine Infor­ma­ti­on von Frau Anna Barth („Pflug“) wieder­ge­ge­ben, derzu­fol­ge man im „Pflug“ in den Dreißi­ger­jah­ren ein Telefon hatte, — und zwar den Oberko­che­ner Anschluss mit der Nummer 12.

Vom Fernmel­de­amt Ulm erhielt ich damals auf Anfra­ge folgen­de inter­es­san­te Zusam­men­stel­lung der Entwick­lung des Telefon­we­sens in Oberkochen:

Oberkochen

1987 entsprach die Zahl der Telefon­an­schlüs­se ungefähr der Zahl der Haushal­te. Übrigens gibt es noch heute über 20 Oberko­che­ner Telefon­an­schlüs­se mit einer 3‑stelligen Telefon­num­mer. Soweit erkenn­bar begin­nen diese allesamt mit einer „3“. Zwei bekann­te Nummern sollen stell­ver­tre­tend für diese Oldti­mer-Nummern stehen: Firma Autohaus Büchler: 349, Friseur Gebr. Hahn: 353.

Obige Liste wollte ich aktua­li­sie­ren. Das FA Ulm gibt es indes schon lange nicht mehr. Und die Telekom war auch auf 3‑malige Nachfra­ge hin bislang nicht in der Lage, aktuel­le Angaben für 2011 zu machen — was nach mensch­li­chem Ermes­sen durch die mannig­fal­ti­ge Zahl und Art der Anbie­ter, Handy-Anschlüs­se, geheim gehal­te­ne Anschlüs­se usw. auch unmög­lich ist. – Sollten wir von der Telekom entge­gen unserer Erwar­tung eine habhaf­te Auskunft erhal­ten, so werden wie sie an dieser Stelle veröffentlichen.

Ein inter­es­san­tes Gerät aus dem Jahr 1919 (Inbetrieb­nah­me 1920), das uns Herr Glemser für die Ausstel­lung zur Verfü­gung stellt, trägt eine Nummer, an Hand derer wohl noch heute der einsti­ge Besit­zer auszu­ma­chen wäre…

Herrn Glemser verdan­ken wir auch Infor­ma­tio­nen zur Geschich­te der Fernspre­cher. 1908 wurde in Europa das erste Selbst-Anschluss­amt in Betrieb genom­men. Da sind zunächst die sogenann­ten OB-Fernspre­cher (OB = Ortsbat­te­rie). Der Ortsbat­te­rie­be­trieb zeich­net sich dadurch aus, dass sich bei jedem Fernspre­cher eine Ortsbat­te­rie zur Speisung des Mikro­fons befin­det. Mit der Kurbel (Induk­tor) wurde der Rufstrom für das Vermitt­lungs­amt erzeugt. Dort wurde man vom „Fräulein vom Amt“ mit dem Teilneh­mer verbun­den („verstöp­selt“), mit dem man sprechen wollte. Die letzte Handver­mitt­lungs­stel­le wurde 1966 in Uetze aufgehoben.

Unsere ältes­ten Geräte stammen aus der Sammlung Kempf. Wahrschein­lich ist die No. 21 (um 1900) unser ältes­tes Wandte­le­fon. Es funktio­niert über OB und ist wunder­schön in Mahago­ni­holz gearbei­tet. — Ein Einhän­ge­hör­er stammt aus dem Ende des 19. Jahrhun­derts. Auch ein sehr altes „Klappen­schrank­te­le­fon“ (1902) stammt aus dem Besitz von Herrn Kempf.

Oberkochen

In unserer Ausstel­lung können wir auch eines der ältes­ten schnur­lo­sen Telefo­ne zeigen. Ich erinne­re mich mit Vergnü­gen daran, dass wir anläss­lich einer Fahrt mit dem Gemein­de­rat in einem Ettlin­ger Hotel verhock­ten und ich meiner Frau von der Theke aus anrief, um zu verkün­den, dass „es“ später wird. Die Dame an der Theke sagte mir, dass ich das Gerät gerne mit an meinen Platz an den Tisch nehmen könne. Ich blick­te nichts und kuckte sicher wie ein hollän­di­scher Omnibus… Natür­lich nahm ich das Gerät trotz­dem mit an meinen Tisch. Das war die Sensa­ti­on des Tages — - und alle Gemein­de­rä­te wollten natür­lich auch mit meiner Frau sprechen, um sie zu beauf­tra­gen, sie solle doch bitte auch ihren Frauen ausrich­ten, dass „es“ später werde…

Ein bemer­kens­wer­tes überra­schend schwe­res Gerät (3500 gr) ist ein auf dem Flohmarkt erwor­be­nes Feldte­le­fon der Bundes­wehr aus dem Besitz von Elli und Viktor Stopar – Auf der Rücksei­te trägt es in Rot einen Stempel „Septem­ber 1967“ – wohl das Datum der Ausmusterung.

Oberkochen
Oberkochen

Unser von der Ortsgrup­pe des Schwä­bi­schen Albver­eins Oberko­chen her bekann­ter Werner Riedel (UJAG-Riedel) hat uns ein selte­nes Gerät mit „schwar­zer Blech­ka­ros­se­rie“ aus dem frühen 3. Reich, 1939, zur Verfü­gung gestellt.

Sie können ferner sehen: Geräte mit Gebüh­ren­an­zei­ge, ein uraltes Mobil­te­le­fon (1992 ?) – Edelte­le­fo­ne in Elfen­bein und orange, — Wandte­le­fon­ge­rä­te, sämtli­che Varia­tio­nen der berühm­ten schwar­zen Bakelit-Telefon­ge­rä­te und als Beson­der­heit ein solches, von der Form her anders gestal­tet, aus der ehema­li­gen DDR.

Nehmen Sie sich die Zeit, sich unsere kleine aber exklu­si­ve Ausstel­lung anzuschau­en, und unser Wissen mögli­cher­wei­se durch das Ihre zu erweitern.

Dietrich Bantel

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