Wir bitten um Ihre Mitarbeit!

Seit einigen Jahren taucht in Presse und Fachli­te­ra­tur immer wieder das Stich­wort „Klein­denk­ma­le“ auf. Bereits 2001 gaben das damali­ge Landes­denk­mal­amt Baden-Württem­berg, der Schwä­bi­sche Albver­ein, der Schwä­bi­sche Heimat­bund, der Schwarz­wald­ver­ein und die Badische Heimat sowie die Gesell­schaft zur Erhal­tung und Erfor­schung der Klein­denk­ma­le in Baden-Württem­berg eine „Anlei­tung zur Erfas­sung und Dokumen­ta­ti­on“ von Klein­denk­ma­len in Baden-Württem­berg heraus. Das Landes­amt für Denkmal­pfle­ge Baden-Württem­berg im Regie­rungs­be­zirk Stutt­gart und der Schwä­bi­sche Heimat­bund haben im März 2010 in Aalen eine Veran­stal­tung zu diesem Thema abgehal­ten, an der unser Mitbür­ger Günther Schrei­ber im Auftrag des Heimat­ver­eins Oberko­chen teilnahm. Auch Konrad Vogt und Jochen Figura nahmen seitens des Schwä­bi­schen Albver­eins an dieser Tagung teil. Eine Rückspra­che mit dem Vorsit­zen­den des SAV ergab, dass dort jedoch keine syste­ma­ti­sche Arbeit statt­fin­den wird; mit Sicher­heit werden jedoch unsere Bemühun­gen unterstützt.

Bürger­meis­ter Traub hat mit Schrei­ben vom 30. März des Jahres an den Heimat­ver­ein erklärt, dass eventu­ell anfal­len­de Kosten für Papier, Porto, Telefon usw. nach Rückspra­che mit der Stadt von dieser übernom­men werden.

Der Ostalb­kreis hat sich im Rahmen des landes­wei­ten Projek­tes vorge­nom­men, in jeder Gemein­de die Klein­denk­ma­le syste­ma­tisch und flächen­de­ckend zu dokumen­tie­ren. Auch in der Gemein­de Oberko­chen sollen die Klein­denk­ma­le erfasst, fotogra­fiert und ihr Stand­ort auf einer Karte einge­tra­gen werden.
Wir bitten deshalb aller inter­es­sier­ten Bürge­rin­nen und Bürger um ihre Mithil­fe bei diesem Vorhaben.

Was ist ein Kleindenkmal?

Der Begriff „Klein­denk­mal“ ist nicht exakt definiert. Ganz allge­mein werden darun­ter ortsfes­te, freiste­hen­de, kleine, von Menschen­hand geschaf­fe­ne Gebil­de aus Stein, Metall oder Holz verstan­den, die einem bestimm­ten Zweck dienten bzw. dienen oder an eine Begeben­heit bzw. an Perso­nen erinnern. Sie sind oftmals Zeugnis­se vom Wirtschaf­ten und Schaf­fen unserer Vorfah­ren und weisen in aller Regel eine handwerk­li­che Bearbei­tung auf. Klein­denk­ma­le können für einen bestimm­ten Zweck errich­tet oder aufge­stellt und in irgend­ei­ner Art und Weise genutzt worden sein oder noch genutzt werden; manche sollen jedoch auch, ihrer Bezeich­nung entspre­chend, „zu denken“ geben. Die oben genann­ten Merkma­le eines Klein­denk­mals, „ortsfest“, „freiste­hend“ und „klein“ sollen sehr weit ausge­legt werden können: hin und wieder trifft eines der drei Merkma­le auch nicht zu.

Die Bedeu­tung von Kleindenkmalen

Klein­denk­ma­le gehören zu den charak­te­ris­ti­schen Elemen­ten einer Landschaft und prägen deren Charak­ter wie bestimm­te archi­tek­to­ni­sche Bauei­gen­schaf­ten, Oberflä­chen­for­men oder Vertei­lung von Wald und Feld. Zahlrei­che Klein­denk­ma­le – nicht nur Grenz­stei­ne, sondern auch Klein­denk­ma­le, deren Zweck sich heute nur noch dem Kundi­gen erschließt – fristen ein Schat­ten­da­sein: Sie sind vorhan­den und eigent­lich selbst­ver­ständ­lich da, werden aber gerade deshalb kaum zur Kennt­nis genom­men. Inter­es­sant ist die Beobach­tung, dass Einhei­mi­sche von Klein­denk­ma­len oft keine Notiz nehmen, Fremde dagegen durch­aus ein Auge dafür haben. Klein­denk­ma­le werden nicht selten in Touris­tik­pro­spek­ten abgebil­det und als Werbe­mit­tel einge­setzt, was ihre Bedeu­tung als identi­fi­ka­ti­ons­stif­ten­de Kultur­land­schafts­ele­men­te unterstreicht.

Diese Klein­denk­ma­le sind gefähr­det durch Wind und Wetter, aber auch durch Zerstö­rung und Diebstahl. Mit der Dokumen­ta­ti­on sollen sie mehr Aufmerk­sam­keit erfah­ren und verstärkt in den Blick der Öffent­lich­keit gerückt und dadurch geschützt werden.

Oberko­che­ner Kleindenkmale

Über eine ganze Reihe von Oberko­che­ner Klein­denk­ma­len haben wir in den letzten 23 Jahren in unserer heimat­kund­li­chen Serie „Oberko­chen – Geschich­te, Landschaft, Alltag“ berich­tet. Diese Berich­te sind eine gute Grund­la­ge für eine Erfas­sung der Oberko­che­ner Klein­denk­ma­le auf breite­rer Basis.

Für eine syste­ma­ti­sche Erfas­sung unserer Klein­denk­ma­le ergeben sich aus meiner Sicht für Oberko­chen zunächst folgen­de Gruppierungsvorschläge:

1) Kreuze (Auflis­tung siehe z.B. BuG v. 14.09.1973 u. a.)

2) Kreuz­weg­sta­tio­nen (Weingar­ten­ka­pel­le u. kath. Kirche)

3) Wegka­pel­len

4) Bildstö­cke

5) Bauplas­tik (z. B. Hausfi­gu­ren, Haushei­li­ge, Relief­schmuck kath. Kirche)

6) Freiste­hen­de Artefak­te (z.B. Hl. Nepomuk, Musizie­ren­de u. a.)

7) Grenz­stei­ne ( u. a. auch Sammlung beim Römer­kel­ler – nicht in situ)

und Artikel „Grenz­stei­ne“ v. Karl Schurr im Heimat­buch, S 260 — 267

8) Gedenk­stei­ne und Denkma­le (z.B. „Schee­rers- , Gutknechts- und Schmids Schtoile)

9) Beson­de­re Grabmale

10) Brunnen („Geesbrün­ne­le“ usw.)

Oberkochen

Beispiel zu „5) Bauplas­tik : Neuro­ma­ni­scher Löwe an der Fassa­de der Katho­li­schen Kirche St. Peter und Paul. Im Mittel­al­ter hatten Untie­re und Fratzen die Aufga­be, das Böse mit dem Bösen abzuschre­cken. Das Böse und Finste­re wähnte man im Westen, wo die Sonne unter­geht. Deshalb wurde die Westfas­sa­de der Kirchen immer beson­ders geschützt. Aus städte­pla­ne­ri­schen Gründen liegt spezi­ell diese Westfas­sa­de nicht im Westen. (Foto Bantel)

Oberkochen

Beispiel zu 7) Grenz­stei­ne: Oberko­che­ner Markstein mit „Pflug­schar“, dem alten Zeichen für Bauern­wald­gren­ze (Privat­wald). — Dieses Zeichen war auch Wappen­teil im alten Oberko­che­ner Gemein­de­wap­pen und befand sich auf den töner­nen Zeugen­stei­nen der Unter­gän­ger. Es befin­det sich in seiner einfa­chen Form noch heute im Brief­kopf der Realge­nos­sen­schaft. (Foto Bantel)

Diese Liste ist als Anfang gedacht und kann in viele Richtun­gen erwei­tert werden. Wir bitten Sie deshalb um Ihre Vorschlä­ge und aktive Mitarbeit.

Günther Schrei­ber bearbei­tet derzeit per Begehung der Gemar­kung inten­siv den Punkt 7, also die Grenz­stei­ne, und betont, dass die Arbeit viel Spaß macht. Auf dem Hinter­grund seiner Erfah­run­gen schlägt er vor, dass die einzel­nen Aufga­ben­be­rei­che nicht von einer Person sondern gemein­sam von zwei Inter­es­sen­ten bearbei­tet werden.

Wer an Mitar­beit inter­es­siert ist, kann bei Dietrich Bantel (ehren­amt­li­cher Mitar­bei­ter beim Landes­amt für Denkmal­pfle­ge) unter der Telefon­num­mer 07364/7377) nähere Infor­ma­tio­nen, eine Erfas­sungs­an­lei­tung und Erfas­sungs­bo­gen für Klein­denk­ma­le erhalten.

Auf Kreis­ebe­ne sind Dr. Hilde­brand im Kreis­ar­chiv in Aalen, Tel.: 07361/503 320 und vom Schwä­bi­schen Albver­ein Gerhard Vaas, 07963/495, sowie Georg Haas 07326/963150 Ansprech­part­ner. — Frau Marina Blasch­ka vom Schwä­bi­schen Heimat­bund, Büro Landes­amt für Denkmal­pfle­ge, Esslin­gen, ist für das Projekt insge­samt zustän­dig und unter­stützt unsere weite­re Arbeit.

Dietrich Bantel

Oberkochen

Noch ein Grenz­stein (Foto Schreiber)

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