In Bericht 432 im Amtsblatt „Bürger und Gemein­de“ vom 29.11.2002 habe ich ausführ­lich über die starke Erosi­on am Kocher­ur­sprung berich­tet und die geolo­gi­schen Vorgän­ge anhand von Skizzen belegt. Das Fazit der Beobach­tun­gen über 40 Jahre hinweg war damals, dass durch das stärke­re relati­ve Gefäl­le des Kochers resp. des Rheins (ca. 1000 km Luftli­nie zur Nordsee) gegen­über dem wesent­lich gerin­ge­ren der Brenz, resp. der Donau (ca. 3000 km Luftli­nie zum Schwar­zen Meer) die Erosi­ons­tä­tig­keit und die Erosi­ons­kraft der Kocher-Neckar-Rhein-Entwäs­se­rung wesent­lich größer sind als bei der Brenz-Donau-Entwäs­se­rung. Folglich wird sich der Kocher mit geolo­gisch gesehen großer Geschwin­dig­keit auf dem Wege der sogenann­ten „rückschrei­ten­den Erosi­on“ in einem 5‑stelligen Jahres­zeit­raum das Einzugs­ge­bie­te der Brenz und somit auch die Quellen um den Brenz­topf einver­leibt haben und Richtung Nordsee entwäs­sern. (Kocher­tal = Urbrenz­tal). Der Kampf um die Wasser­schei­de lässt im Karst auch große unter­ir­di­sche Hohlräu­me entstehen.

Anfang des Jahres 2010 hat ein ehema­li­ges und noch heute auf dem Gebiet der Höhlen­for­schung aktives Mitglied der von mir 1979 gegrün­de­ten „Höhlen-Inter­es­sen­ge­mein­schaft Oberko­chen“ (Höhlen-InGO), später „Höhlen­in­ter­es­sen­ge­mein­schaft Ostalb“ und heute “Höhlen­for­schungs­grup­pe Ostalb-Kirch­heim“, Hansjorg Schneider/Essingen, an mich gewandt mit der Bitte, eine Verbin­dung zu Bürger­meis­ter Peter Traub herzu­stel­len, dem er zusam­men mit seinem Kirch­hei­mer Speläo­lo­gie-Kolle­gen Dr. Jürgen Bohnert die Bitte um Unter­stüt­zung in einer den Koche­rusprung und dessen „inneres Hinter­land“ betref­fen­den Frage vortra­gen wollte.

Dieses Gespräch, an dem Bürger­meis­ter Traub, Stadt­bau­meis­ter Thalhei­mer, Dr. Jürgen Bohnert, Hansjörg Schnei­der und ich teilnah­men, kam am 29.03.2010 im Interims­rat­haus in Oberko­chen zustan­de. Die Höhlen­for­scher legten zunächst dar, wie unbekann­te Höhen­sys­te­me leicht nachge­wie­sen werden können.
Aufgrund der Tatsa­che, dass im Inneren des Erdreichs sommers wie winters etwa gleich­blei­ben­de Tempe­ra­tu­ren um plusmi­nus 7° C plus herrschen, streicht durch bestehen­de Verbin­dungs­klüf­te im Sommer die außen herrschen­de Warmluft ins kühle­re Innere des Bergs. Bei äußeren Minus­gra­den im Winter dagegen streicht umgekehrt die in Hohlräu­men des Bergin­ne­ren befind­li­che Warmluft von innen nach außen.

Die Höhlen­for­scher legten dar, dass vom letzten Winter her bereits Messergeb­nis­se vorlie­gen, die diesen Tatbe­stand an mit Erosi­ons­ma­te­ri­al leicht verschüt­te­ten Klüften im aufstei­gen­den hangsei­ti­gen Bereich hinter dem Kocher­ur­sprung belegen, sodass mit großer Sicher­heit davon ausge­gan­gen werden kann, dass sich in durch­aus naher Entfer­nung vom Quell­aus­tritt ein hinter dem Ursprung im Bergin­ne­ren begin­nen­des beacht­li­ches Höhlen­sys­tem befindet.

Das Gespräch endete mit dem Ergeb­nis, das Bgm Peter Traub die Initia­ti­ven der Höhlen­for­scher mit dem Ziel, ein solches Höhlen­sys­tem nachzu­wei­sen, auch den tangier­ten Ämtern gegen­über, unter­stüt­zen werde.
Im Auftrag der Höhlen­for­scher wird versi­chert, dass die Forschungs­ar­bei­ten, wenn es einst so weit kommt, so durch­ge­führt werden, dass sie so gut wie nicht wahrge­nom­men werden können.
Der Kocher­ur­sprung als Natur­denk­mal wird durch die Arbei­ten optisch und faktisch nicht beein­träch­tigt werden.

Mit Datum vom 17. Juli d.J. erreich­te uns ein neues Schrei­ben der Höhlen­for­scher (Verfas­ser Hansjörg Schnei­der), in welchem darge­legt wird, dass aufgrund der heißen Witte­rung im Juli 2010 erneut vielver­spre­chen­de Messun­gen vorge­nom­men werden konnten.

Zitat: „Aufgrund des heißen Wetters haben wir am 11.07. d.J. eine Bewet­te­rungs­mes­sung am Kocher­urprung vorge­nom­men. Wir wollten wissen, wie stark und an welchen Stellen strömt die Luft aus dem vermu­te­ten Höhlen­sys­tem (im Winter ging ja der Luftzug bergein­wärts). Der Maximal­wert betrug 0,9m/s. Dieser Wert ist recht hoch. Wenn man bedenkt, dass aus dem Hang an mehre­ren Stellen die kalte Luft austritt, so kann man sich gut vorstel­len, dass dahin­ter ein recht großes Höhlen­sys­tem verbor­gen liegt….

Dietrich Bantel

Hier noch ein Foto mit den aktuel­len Messstellen.

Oberkochen

Bewet­te­rungs­mes­sung vom 11. Juli 2010

Oberkochen

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte