Der evange­li­sche Fried­hof ist der ältes­te, noch bestehen­de Fried­hof in Oberko­chen. Er wurde 1850 angelegt und ist im alten Fried­hofs­teil auch die letzte Ruhestät­te von Alt Oberko­che­ner Unter­neh­mern und Großbauernfamilien.

„Der evange­li­sche Fried­hof ist für unsere Kirchen­ge­mein­de ein beson­de­res Klein­od, weil er viele Beson­der­hei­ten und gewach­se­ne Histo­rie in sich verei­nigt“, betont Karl Unfried, der nach der jetzt fertig gestell­ten Umgestal­tung mit der „Schwä­bi­schen Post“ einen Rundgang durch den Fried­hof unter­nahm. Karl Unfried, ehema­li­ger Stadt­rat und Kirchen­ge­mein­de­rat sowie Vorsit­zen­der des Fried­hofs­aus­schus­ses, liegt die Sache Fried­hof beson­ders am Herzen, er kennt seine Geschich­te und Geschich­ten aus dem Effeff.

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Die Gräber von Hans und Elsbeth Schee­rer (die letzten Mühlen­be­sit­zer der „Unteren Mühle“).

„Als der Fried­hof 1850 angelegt wurde, lag er noch außer­halb des Dorfes“, berich­tet Karl Unfried. Er ist 150 Meter lang, 60 Meter breit und enthält ein Achtel Morgen, 30 Ruthen, heißt es in der Chronik. 1947 wurde der an der heuti­gen Bühlstra­ße liegen­de Fried­hof entlang der Katzen­bach­stra­ße um einen neuen Teil bis zur jetzi­gen Blumen­stra­ße erwei­tert. 60 Jahre nach der letzten Erwei­te­rung hat der evange­li­sche Fried­hof nun eine endgül­ti­ge Gestalt angenommen.

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Das Grab von 5 unbekann­ten KZ-Häftlin­ge, die bei dem Luftan­griff auf einen Häftlings­trans­port umkamen. Auch über diesen Luftan­griff hat der Heimat­ver­ein mehrfach ausführ­lich berichtet

Im März des Jahres 2007 war mit der Umgestal­tung unter Feder­füh­rung der Landschafts­ar­chi­tek­tin Pascal Bod begon­nen worden. Der Seiten­ein­gang von der Blumen­stra­ße wurde vom Müllbe­reich weg auf die Mittel­ach­se des Fried­hofs verlegt. Diese Achse soll im Fried­hofs­ge­län­de durch das Anlegen einer Kiefern­al­lee nochmals betont werden. Es erfolg­te der Abbruch der alten Mauer zwischen dem alten und neuen Fried­hof­teil. „Wir haben jetzt ein durch­gän­gi­ges Konzept, das auch landschafts­pfle­ge­risch sehr sinnvoll gestal­tet ist“, betont Karl Unfried, der nicht außen vor lässt, dass der evange­li­sche Fried­hof auch beson­de­re Ruhestät­ten beinhaltet.

So gibt es zwei Gräber mit unbekann­ten Toten aus den letzten Kriegs­ta­gen. Fünf KZ Insas­sen waren damals außer­halb des Fried­hofs bestat­tet worden. Daneben befin­det sich das Grab eines russi­schen Zwangs­ar­bei­ters mit dem Datum 11. Juni 1945. (Der Heimat­ver­ein hat über diese Gräber in seinen heimat­kund­li­chen Berich­ten 177, 178 und 179 vom 13.11. bis 31.12.1992 „5 unbekann­te Opfer“ — und in seinem Bericht 322 vom 17.7.1998 „Überfall auf den Theus­sen­berg“ ausführ­lich berich­tet) Auch der Tote vom Theus­sen­berg war außer­halb des Fried­hofs zur letzten Ruhe gebet­tet worden.

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Das Grab von Ottmar Bruck­la­cher, der, 1899 geboren, gleich in den ersten Tagen des Zweiten Weltkriegs als Leutnant gefal­len ist.

Der evange­li­sche Fried­hof ist Ausdruck Alt-Oberko­che­ner Indus­trie und Sozial­ge­schich­te. Karl Unfried führt beim Rundgang zu den Gräbern der Indus­tri­el­len Bäuerle, Leitz, Grupp und Günther, der Mühlen­be­sit­zer Schee­rer und Elser und zum Grab des Braue­rei- und Gasthof­be­sit­zers Nagel. Jakob Bäuerle, der Begrün­der der Oberko­che­ner Werkzeug­in­dus­trie, hat 1891 seine letzte Ruhestät­te gefun­den. „Die Altvor­de­ren haben die Gräber nach dem ersten Weltkrieg gekauft und die Grabnut­zungs­rech­te können weiter­ge­ge­ben werden“, betont Unfried.

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Das Grab des Urvaters der Oberko­che­ner Bohrer­ma­cher­ge­schich­te und damit der Oberko­che­ner Holzbe­ar­bei­tungs- und Werkzeug­in­dus­trie, Jakob (Chris­toph) Bäuerle.

„Der Erhalt dieser Gräber sei ein gewach­se­nes Stück Fried­hof- und Sozial­ge­schich­te“, sagt Karl Unfried. Und seitens der evange­li­schen Kirchen­ge­mein­de komme dem ältes­ten, noch bestehen­den Fried­hof in Oberko­chen ein beson­de­res Augen­merk zu, was schon von der Kirchen­ge­schich­te her bedingt sei. Am Toten­sonn­tag, 22. Novem­ber, ist nach dem Gottes­dienst eine Einwei­hungs­fei­er auf dem evange­li­schen Fried­hof geplant.

Lothar Schell

Der Heimat­ver­ein bedankt sich beim Bericht­erstat­ter der „Schwä­bi­schen Post“ Lothar Schell, der uns seinen Bericht vom 11. August 2009 freund­lich zum Abdruck überlas­sen hat.

Dietrich Bantel

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