Als 1967 das alte rote Rathaus in der noch älteren alten Ortsmit­te abgeris­sen wurde, (heute steht an seiner Stelle die VR-Bank), haben Heimat­freun­de in letzter Sekun­de eine Reihe von schein­bar wertlo­sen Utensi­li­en, die offen­bar für nieman­den Offizi­el­les von Inter­es­se gewesen waren, zunächst vor der Verschüt­tung und damit ihrer unwie­der­bring­li­chen Entsor­gung sicher gestellt. Eines davon war der geschichts­träch­ti­ge Schlüs­sel zur sogenann­ten »Arrest­zel­le«, die stets auch als »Ausnüch­te­rungs­zel­le« verwen­det worden war. Dieser Schlüs­sel befin­det sich, zusam­men mit anderen Raritä­ten, im Raum 7 »Vom Dorf zur Stadt« im Heimat­mu­se­um. Ein anderes war, wie ein Film vom Abriss des Rathau­ses zeigt, der alte Büttel­man­tel, der leider seither nicht wieder aufge­taucht ist. Dagegen ist die alte Büttel­schel­le ebenfalls im Heimat­mu­se­um zu sehen.

Andere alte ausran­gier­te Rathaus-Kostbar­kei­ten wurden uns im Lauf der Zeit nach der Stadt­er­he­bung im Jahr 1968 von Herrn Kümmel und Martha Gold bereits in den Siebzi­ger­jah­ren überlas­sen, falls es vielleicht doch einmal ein Oberko­che­ner Heimat­mu­se­um geben würde, das heißt, falls »man« vielleicht doch noch die angeb­lich nicht vorhan­de­ne Oberko­che­ner Geschich­te entde­cke. Dazu gehören die alte Rathaus-Schreib­ma­schi­ne, die alte Rathaus-Triebel-Rechen­ma­schi­ne, die alte Schreib­gar­ni­tur aus dem Trauzim­mer samt der alten Bargeld­kas­se der Dorfverwaltung.

Die Feldschüt­zen­uni­form

Der Mantel und der Hut des Feldschüt­zen sind noch offizi­ell vom alten ins neue Rathaus umgezo­gen worden. Die Amtsstel­le des Feldschüt­zen, den man in Oberko­chen »Flur« oder »Flurer« nannte, war offizi­ell nämlich noch bis in die frühen Achzi­ger­jah­re besetzt. Ganz früher wurde etwas unklar zwischen dem Waldschütz und dem Feldschütz unter­schie­den. Die Waldschüt­zen wurden, wie die Sterbe­bü­cher der Kirchen­ge­mein­den belegen, »Waldstrei­fer« oder beleg­bar ebenfalls »Flurer« genannt.

Bekann­te »Flurer« sind die Flurer »Maier 1« und »Maier 2« und vor allem der auf ihn folgen­de echte »Bilzhan­nes«. (1780 bis 1840). Der Oberko­che­ner Bürger »Maier 2« hieß mit vollem Namen Johan­nes (Hannes) Maier, geboren am 9.August 1770, heira­te­te am 26. Juli 1796, war von Beruf Schuh­ma­cher und »Waldstrei­fer« (in der Bilz) und starb als Vorläu­fer des echten »Bilzhan­nes« am 6. August 1810, als schon die Vorbe­rei­tun­gen zur berühm­ten König­li­chen Jagd Ende 1810 liefen. Hannes Maier muss schon ehe er verstarb nicht mehr in der Lage gewesen sein, sein Amt als Waldstrei­fer auszu­üben, denn bereits in der Gemein­de­rats­sit­zung vom 17. Febru­ar 1810 war sein Nachfol­ger bestellt worden. Dieser hieß Matthi­as Wieden­hö­fer, Bürger, Weber und Flurer. In den könig­li­chen Akten muss er jedoch noch als Hannes Maier und deshalb als »Bilzhan­nes« weiter­ge­lau­fen sein, denn als solcher ging er in die Sage vom »Bilzhan­nes« ein.

Wenn man Alt-Oberko­che­ner fragt, wer der letzte »Flurer«, »Fluer«, »Flur«, »Feldschütz«, »Feldhü­ter« oder »Wiesraus« war, erhält man die Anwort: »Das war dr Flur-Karl«.

Das stimmt aber, wie wir belegen können, nicht. Siegfried Schaupp teilte uns ferner mit:

Vor und während des 2. Weltkriegs, und danach bis in die fünfzi­ger Jahre war der Flurschütz der »Flur-Karl«, mit vollem Namen Karl Wingert. Karl Wingert war der Schwie­ger­va­ter des ehema­li­gen Feuer­wehr­kom­man­dan­ten Hermann Spranz.

Nach dem Flur-Karl übte das Amt des Flurschüt­zen nur kurze Zeit Paul Balle aus, der Vater von Karl Balle (Fahrrad­bal­le). Auf Paul Balle folgte, ebenfalls nur für kurze Zeit, Josef Betzler. (Schon dessen Vater August Theodor war als Häfner neben­be­ruf­lich Waldschütz gewesen). Josef Betzler war der Vater von Alfred Betzler (Hofmann).

Siegfried Schaupp berich­tet weiter:

Nach Josef Betzler übte Josef Holz (Holza Wägner — Schwie­ger­va­ter von Heilprak­ti­ker Steck) das Amt des Flurschüt­zen aus. Den jungen Leuten in der Zeit nach dem Flur-Karl ist Josef Holz als »Wiesraus« noch sehr gut in Erinne­rung. Er verfolg­te, wenn er scharf drauf war, die Kinder oft den Kocher entlang von Günther und Schramm bis zur Schee­rer­müh­le; auch gingen seine Verfol­gungs­jag­den die Rodhal­de hinauf bis zum Waldrand.

Offen­sicht­lich geht die Bezeich­nung »dr Wiesraus« auf Josef Holz zurück, der mit dem Schlacht­ruf »Wies raus« unfolg­sa­me Jugend­li­che aus den Wiesen verjag­te, wenn sie zur Nutzungs­zeit darin spielten.

Herr Rühle von der Stadt­ver­wal­tung stell­te fest, dass auch der Amtsbo­te Josef Wingert (Hausna­me »Draier«), in den Unter­la­gen der Stadt als »Feldhü­ter« genannt ist. — Mir selbst war aus meiner Zeit im Gemein­de­rat bekannt, dass auch ein Herr Süß zum Flurschüt­zen gewählt worden war. An diesen erinner­te sich aber niemand der von mir Befrag­ten. Schließ­lich fand ich ihn aber doch in den Amtsblatt­jah­res­bän­den von 1965 und 1967 erwähnt, — sogar mit Foto.

Zu einem Flurer namens Gold suchen wir noch Angaben — er könnte auf den Flur-Karl gefolgt sein.

Exakte Angaben der letzten Jahre der Feldschüt­zen verdan­ken wir Frau Barba­ra Czerner von der Stadt­ver­wal­tung, die dem Heimat­ver­ein nach mühsa­mer Arbeit folgen­de Fakten auf den Tisch legte:

Feldhü­ter war bis 1961:

Josef Holz »Wies-raus« — weil er immer so gerufen habe.
Gerhard Fleury ab 1961
Ernst Süß — Juni 1965 bis März 1970
Adolf Kolb (Schwarz­kolb) — Mai 1970 bis Oktober 1974
Josef Wingert (Draier) — Mai 1976 bis Septem­ber 1980

Hubert Glaser sollte laut den Rathaus-Akten nach seiner Pensio­nie­rung als Wasser­meis­ter im Jahr 1983 noch das Amt des Feldhü­ters antre­ten. Ob er als solcher noch tätig war, war nicht mehr festzu­stel­len. Ab diesem Jahr 1983 jeden­falls gibt es offizi­ell keinen Feldhü­ter mehr.

Die einzi­ge habhaf­te Erinne­rung an das Amt des Feldschüt­zen ist seine »Uniform«, die wir in den Achzi­ger­jah­ren als wir ab 1987 das Heimat­mu­se­um konzi­pier­ten, von der Stadt übereig­net erhielten.

Oberkochen

Soweit dem Verfas­ser bekannt, handelt es sich bei der »Tröte« um eine solche, die bei Gelei­se­ar­bei­tern der Bahn zur Warnung vor einem heran­na­hen­den Zug verwen­det wurde. — Ein HVO Mitglied, das es wissen muss, legte aber Wert auf die Feststel­lung, dass auch der Feldschutz eine solche Tröte verwen­det habe. Wir haben uns bei der Stadt kundig gemacht, wie das heute mit dem sogenann­ten »Wiesen­be­tre­tungs­ver­bot« aussieht und erhiel­ten die Auskunft, dass das Wiesen­be­tre­tungs­ver­bot selbst­ver­ständ­lich immer noch, und zwar »vom Beginn bis zum Ende der Nutzungs­zeit gilt«. Herr Hausmann nannte die Zeit: »von April bis Novem­ber«. Das heißt im Zweifels­fall also vom 1. April bis zum 30. November.

Dietrich Bantel

Wer?

Wer weiß Näheres zu einer Gastspiel-Direk­ti­on Martha Kunz, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Oberko­chen ansäs­sig war. Beim Ostalb-Schrift­gut­ar­chiv in Lautem befin­det sich eine Unter­la­ge, aus der hervor­geht, dass diese mit der Anschrift »14a Oberko­chen / Württ.« hier ansäs­sig gewesen sein muss. Uns inter­es­siert, wie und in welchem Zeitraum diese uns bislang unbekann­te Gastspiel-Direk­ti­on in Oberko­chen ansäs­sig und tätig war.

Infos bitte an Mitglie­der des HVO (Tel. 7377)

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