Auf Schwä­bisch: Derzeit schmeißt der Staat mit unseren Milli­ar­den ja gerade­zu nur so um sich.…

Nachdem wir vom Heimat­ver­ein mehrfach gefragt wurden, ob wir nicht Infla­ti­ons­geld aus dem Jahr 1923 hätten, auf dem nachge­wie­sen werden könne, dass es im letzten Jahrhun­dert einmal eine Zeit gegeben hat, in der aus 1000 Mark inner­halb kurzer Zeit 10.000 Mark und 100.000 Mark gewor­den sind, (Abbil­dung 1) dann 10, 20, 50 und mehr Millio­nen (Abbil­dung 2) und gar 1 Milli­ar­de Mark gewor­den sind, oder 10 Milli­ar­den, oder 50 Milli­ar­den. (Abbil­dung 3), ging ich auf Tauch­sta­ti­on in den aller­lei teils wertlo­sen aber faszi­nie­ren­den Schät­zen, die von meinem Großva­ter auf mich überkom­men sind.

Tatsäch­lich wurde ich fündig: Neben einer ganzen Reihe von Reichs­bank- Tausen­dern, Zehntau­sen­dern und Hunder­tau­sen­dern fanden sich aus dem Jahr 1923 auch Geldschei­ne mit den Wertan­ga­ben von einer Milli­on Mark, 10 Millio­nen und einem großen Vielfa­chen davon — ja selbst Schei­ne mit Milli­ar­den­be­trä­gen ließen sich zutage fördern.

Am inter­es­san­tes­ten ist der galop­pie­ren­de Wertzer­fall, der über die Heraus­ga­be­da­ten, die auf den Schei­nen gedruckt sind, leicht rekon­stru­ier­bar ist. Was im Febru­ar des Jahres 1923 noch Tausen­der bis Hundert­tau­sen­der waren, waren im Septem­ber des gleichen Jahres bereits Millio­nen im ein- bis dreistel­li­gen Bereich. Im Oktober dessel­ben Jahres 1923 waren es dann schließ­lich Milli­ar­den gewor­den — und Billionen.

Oberkochen

Die höchs­ten Wertan­ga­ben sind teils noch im Oktober und dann Anfang Novem­ber 1923 gedruck­te Hundert-Billio­nen-Schei­ne. Mein Großva­ter scheint indes mit diesen Größen­ord­nun­gen nichts am Hut gehabt zu haben. Sein — seit 50 Jahren mein — größter Schein trägt die Wertan­ga­be »50 Milli­ar­den Mark«.

Der Wertzer­fall, der heute »Infla­ti­on« genannt wird, ging damals so zügig von statten, dass gegen Ende dieser Zeit Schei­ne über 1 Milli­on Mark gar nicht mehr beid- sondern nur noch einsei­tig bedruckt wurden.

Mein abgebil­de­ter Riesen­lap­pen über einer Reichs­bank­no­te über 100.000 Mark, gedruckt am 1. Febru­ar 1923, hat die Abmes­sun­gen 11,5 auf 19 cm (Abbil­dung 1) und ist noch beidsei­tig bedruckt, die Millio­nen- und Milli­ar­den­schei­ne jedoch nur noch einsei­tig. Der 500 Millio­nen-Schein vom 1. Septem­ber 1923 (Abbil­dung 2) ist 8,5 auf 15,5 cm groß, der 50 Milli­ar­den-Schein vom 10. Oktober 1923 (Abbil­dung 3) misst 8,7 auf 17,5 cm.

Um sich vorstel­len zu können, welche Wahnsinns­sum­me allein schon 50 Milli­ar­den darstel­len, sollte man sich eines Vergleichs bedie­nen. Angenom­men, wir würden diese Summe in Ein-Euro-Münzen umset­zen und eine Ein-Euro-Münze mit 2 mm Dicke einset­zen, erhiel­ten wir, die Münzen senkrecht hinter­ein­an­der gestellt, eine Euro-Schlan­ge von 100 Milli­ar­den Milli­me­ter Länge. Das entspricht einer Länge von 100 Millio­nen Meter oder 100.000 Kilome­ter Länge. Das wieder­um entspricht einer Schlan­ge, die 2 1/2 mal um die ganze Erde (Umfang ca. 40.000 km) gewickelt werden kann.

Wem’s Spaß macht, der kann sich jetzt ausrech­nen, wie lange die Euroschlan­ge werden würde, wenn ein 100-Billio­nen-Mark-Schein in eine Ein-Euro-Münzen-Schlan­ge umgear­bei­tet werden würde. Er braucht hierfür nur zu wissen, dass eine Billi­on aus 1000 Milli­ar­den besteht…

Wem’s Spaß macht, der kann natür­lich auch ausrech­nen, wie lange er arbei­ten müsste, um eine solche Summe zu verdie­nen. Nur auf diese Weise bekom­men wir ein Gefühl dafür, was sich der Staat derzeit gezwun­ge­ner­ma­ßen mit unseren Steuer­gel­dern leistet. Der Heimat­ver­ein plant für dieses Jahr eine Sonder­aus­stel­lung zum Thema »Altes Geld aus Oberko­che­ner Häusern«. Nachdem der Heimat­ver­ein schon von zwei Mitglie­dern altes Geld — Münzen und Papier — für den Verein erhal­ten hat, könnten wir uns vorstel­len, dass diese Ausstel­lung auf ein gutes Echo stößt. Mögli­cher­wei­se können auch noch ein paar schöne alte Orden zutage geför­dert werden.

Dietrich Bantel

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