Urkund­lich beleg­ba­re Ersterwäh­nung Oberko­chens nicht 1337 sondern 1335

Im Jahr 2006 hatte ich Kontakt mit dem Ellwan­ger Histo­ri­ker Hubert Häfele. Damals ging es um alte Flurna­men, die im 14. Jahrhun­dert durch Aufzeich­nun­gen der Besitz­ver­hält­nis­se in den Ellwan­ger Lager­bü­chern urkund­lich belegt sind. Herr Häfele hatte mir seiner­zeit auf meine Bitte hin freund­li­cher­wei­se seine Aufzeich­nun­gen, die alte Flurna­men von »Kochen« betref­fen (so nannte man von 1147 — 1337 die Summe der Höfe des späte­ren »Unter- und Oberko­chen« im oberen Kocher­tal) zugesandt.

Eine ganze Reihe von Flurna­men, die es auch heute noch in ähnli­cher Form gibt, können in den Ellwan­ger Urkun­den schon damals und natür­lich später nachge­wie­sen werden. Schon vor zwei Jahren fiel mir auf, dass es in Hubert Häfeles Exzerp­ten eine frühe­re Erwäh­nung Oberko­chens als die aus dem Jahr 1337 gibt. Da Herr Häfele damals, also 2006, jedoch darauf hinwies, dass er fürs nächs­te Ellwan­ger Jahrbuch einen länge­ren Beitrag zum Thema »Ellwan­ger Besitz­tü­mer im Mittel­al­ter« plane, wollte ich ihm mit dieser Erkennt­nis zu einem frühe­ren Oberko­che­ner Geburts­tag nicht durch eine schnel­le Veröf­fent­li­chung zuvorkommen.

Nachdem Hubert Häfeles Beitrag zum o.g. Thema im jetzt, 2008, erschie­ne­nen aktuel­len Ellwan­ger Jahrbuch nun jedoch ganz anders aufge­baut ist, und vor allem die für Oberko­chen relevan­ten Teile gar nicht enthält, habe ich mich erneut mit Herrn Häfele in Verbin­dung gesetzt.

Herr Häfele ist damit einver­stan­den, dass die von ihm regis­trier­te um gute zwei Jahre frühe­re Erwäh­nung Oberko­chens veröf­fent­licht wird. Es handelt sich zwar um keine große aber immer­hin doch um eine kleine Sensation.

Diese hat folgen­den Hinter­grund:
Prof. Dr. Christ­hard Schrenk, inzwi­schen Archi­var der Stadt Heilbronn, hatte schon vor 25 Jahren zur Oberko­che­ner Geschich­te nachge­forscht und bereits im Ellwan­ger Jahrbuch der Jahre 1985/86 einen Bericht veröf­fent­licht, in dem er auf Seite 235 durch eine entspre­chen­de von ihm aufge­fun­de­ne Urkun­de nachweist, dass die urkund­li­che Ersterwäh­nung Oberko­chens in den Ellwan­ger Lager­bü­chern mit dem Jahr 1337 belegt werden kann.

Wenig später erfolg­te die Veröf­fent­li­chung der Erstnen­nung Oberko­chens im Jahr 1337 auch im Heimat­buch der Stadt Oberko­chen, das im Jahr 1986 erschie­nen ist. Dort ist die Urkun­de auf Seite 11 abgebildet.

Oberkochen

Darauf­hin fand 1987 im Rahmen des Stadt­fests ein Festakt zum 650. Geburts­tag Oberko­chens statt. Den Festvor­trag hielt Prof. Dr. Christ­hard Schrenk.

Die kleine aktuel­le Sensa­ti­on ist nun, dass durch die Unter­la­gen, die mir der Ellwan­ger Histo­ri­ker Hubert Häfele überlas­sen hat, klar belegt werden kann, dass der Name Oberko­chen in den Ellwan­ger Lager­bü­chern bereits in zwei frühe­ren Urkun­den, die beide das Datum vom

17. Januar 1335

tragen, beleg­bar ist.

Beide Urkun­den liegen heute im Landes­ar­chiv Baden-Württem­berg, Staats­ar­chiv Ludwigs­burg. Auf Antrag haben wir von dort die schrift­li­che Geneh­mi­gung zum Abdruck der Urkun­den im Amtsblatt der Stadt Oberko­chen »Bürger und Gemein­de« erhalten.

Wörtlich:
Repro­duk­ti­ons­ge­neh­mi­gung für die Urkun­den StAL B 389 U 1682 U 1683 (auf meinen Antrag vom 21.10.2008)

Nun gilt es, wenn der Unter­schied auch gering ist, in vieler­lei Veröf­fent­li­chun­gen anstel­le der neuer­dings nach rückwärts überhol­ten Jahres­zahl 1337 die neue Jahres­zahl 1335 einzubringen.

Von beiden dieser Urkun­den vom 17. Januar 1335 haben wir auf Kosten des Heimat­ver­eins hervor­ra­gen­de, sehr hoch aufge­lös­te digita­le Abbil­dun­gen und außer­dem sogenann­te paläo­gra­phi­sche Abschrif­ten ferti­gen lassen, die das Lesen der 673 Jahre alten Texte etwas erleichtern.

Die Zahl 1335 lässt etwas ferner ahnen, dass in Oberko­chen bereits in 2 Jahren ein weite­res Fest ansteht, — nämlich das des 675. Geburts­tags Oberkochens.

Prof. Dr. Christ­hard Schrenk äußer­te sich zu diesem sicher­lich nicht weltbe­we­gen­den aber eben doch die Geschich­te unserer kleinen Stadt leicht verän­dern­den Ereig­nis humor­voll und sinnge­mäß dahin­ge­hend, dass eben ab jetzt »bis dann« für Oberko­chen die Jahres­zahl 1335 als Geburts­tag gilt.

Immer­hin belegt Hubert Häfele seine Nachfor­schun­gen folgendermaßen:

».…. Dann endlich erscheint Oberko­chen, wenn auch nur beiläu­fig, erstmals in folgen­der Urkunde:

1335 Januar 17: Ulrich v. Ahelfin­gen genannt v. Eybach, verkauft an Abt Kuno, Kuno v. Gundel­fin­gen ist seit 1334 Ellwan­ger Fürst­abt, die folgen­den zur Kochen­burg gehöri­gen Güter: 20 Morgen Holz zum Merzen­tal, 6 Morgen Holz an der Zweren­ber­ger Steige, an das Feld gegen Kochen­burg stoßend, 3 Morgen und 3 Jauchert Acker im Feld gen Oberko­chen, daselbst 1 Jauchert mit Holz, 2 Jauchert Acker gen Aalen und 1 Jauchert mit Holz allda, alle für 26 Pfund Heller.…«

Das Ausstel­lungs-Datum der Urkun­de, »17. Januar 1335«, ist an zwei Stellen dersel­ben aufgeführt.

1) am Schluss des Textes, wo, ins Deutsch des 21. Jahrhun­derts übertra­gen, geschrie­ben steht:
»Dies geschah, da man von Chris­tus Geburt zählt dreizehn­hun­dert Jahre danach in dem fünfund­drei­ßigs­ten Jahr am Sankt Antoni­us Tag.«
2) Als Rückver­merk außen auf der Rücksei­te der Urkun­de (Kleine Abbil­dung)
»Kochen — belan­gend den Wald auf dem Merzen­tal — Anno 1335«

Oberkochen

Wir haben uns bereits mit Unter­ko­chen in Verbin­dung gesetzt, um heraus­zu­fin­den, inwie­weit die genann­ten Unter­ko­che­ner Flurna­men auch heute noch gelten.

Ziemlich sicher scheint, dass mit »Zwerhen­ber­ger Staig« ein Weg hinauf zu dem auf dem Zweren­berg nachge­wie­se­nen Siedlung­platz, zumin­dest aber zur Hochflä­che des Bergs selbst, gemeint ist.

Dietrich Bantel

Nachtrag zum Bericht 540 der Amtsblatt­aus­ga­be vom 7. Novem­ber 2008

In der vergan­ge­nen Ausga­be von Bürger und Gemein­de wurde über die kleine heimat­kund­li­che Sensa­ti­on berich­tet, wonach Oberko­chen seine erste urkund­li­che Erwäh­nung bereits im Jahr 1335 erfah­ren hat. Auf vielfa­chen Wunsch unserer Leser veröf­fent­li­chen wir heute nun die paläo­gra­phi­sche Abschrift der Origi­nal­ur­kun­de (abgebil­det in Bürger und Gemein­de Nr. 45). Im Origi­nal­text erscheint das Wort »Oberko­chen« in der Mitte von Zeile 6. In der nachfol­gen­den Abschrift wurde das Wort »Oberko­chen« fett markiert.

1335, 17. Januar (sant Antoni­en tag)

Ulrich von Ahelfin­gen genannt von Eybach und Fritz, Sohn seines verstor­be­nen Bruders Konrad, verkau­fen dem Abt Kuno von Ellwan­gen genann­te Güter zu Kochen­burg und Oberko­chen für 26 Pfund Heller.

Ich Vlrich von Aheluin­gen genant von Ybach, mit mir mins Bruders Cunrads seligen sun Fritze vnd vnser erben tun kunt und verie­hen offen­li­chen an disem brief allen den, die in sehent, hoerent oder lesent, daz wir mit gutem willen vnd mit verdah­tem mut vnserm gnedi­gen herren apt Kunen dez gotzhu­ses ze Elwan­gen vnd sinem nachko­men verkauft und zekauf­fen geben haben, reht und redli­chen ewecli­chen inne ze haben und ze nießen, ze Kochen­burg daz holtz uf dem Merzen­tal, dez zwain­zig morgen sint, daselbs daz holtz an der Zwerhen­ber­ger staig, dez sehs morgen sint, daselbs in daz uelt gen Kochen­bur­ger Horde, drie morgen akkers, daselbs funf juchard akkers in daz ueldt gen Oberko­chen vnd daselbs ain juchard mit holtz, daselbs zwai juch- ard akkers gen Aulun vnd daselbs ain juchard, diu stat mit holtz, daz mich vnd Fritzen den vorgnan­ten von Fritzen Viggel angeu­al­len waz mit allen dem, daz darzu gehort, besucht vnd vnbesucht, vmb sechs vnd zwain­zig pfund heller geber vnd guter, der wir von im gewert sien gar vnd gentzli­chen. Wir verie­hen auch mer, ob wer, daz daz vorgnant holtz und ekkere beidiu oder ir ains von ieman ansprech wrden oder ob in kain irrung oder engung von vnsern wegen dar an gesche­he, daz suln wir in usrih­ten an allen Iren schaden und vor aller ansprach ledig machen mit dem rehten vnd daz gnant holtze vnd ekker verti­gen mit dem rehten gen aller meinclich, er sie geist­li­chen oder weltli­chen, vnd besun­derli­chen gen mines egnan­ten bruder sun dem jungsten, mins egnan­ten Fritzen bruder, iar vnd tag nach lehens reht vnd nach dez landes reht vnd gewon­heit. Dez ze ainer steitikeit legen wir vnserin insigel an disen brief mit vnser wissend minem egnan­tem herren apt Kunen vnd sinen nachko­men fur vns vnd vnser erben ze ainer sicher­heit. Dez sint geziug her Dyemar von Westhusen, ritter, Ekkard von Eppen­berg vnd Vlrich der Maise und ander erber lut genug. Ditz geschach, do man von Cristes gehurt zalt driuze­hen­hun­dert iar darnach in dem funfundd­ris­sigs­ten iar an sant Antoni­en tag.

Abhän­gen­des Siegel des Ulrich von Ahelfin­gen Rückver­merk:
Kochen
belan­gendt dass Holtz vff dem Mertzen­thal
Anno 1335
Archiv­si­gna­tur: Numero 5 neu 1683

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