Am Freitag, 7. März, hatte der Heimat­ver­ein hohen Besuch im Heimat­mu­se­um im Schil­ler­haus: Dr. rer. nat. Hans-Peter Münzen­may­er vom Regie­rungs­prä­si­di­um / Landes­denk­mal­amt (Neuer Sitz: Esslin­gen, Dr. Münzen­may­er ist seitens des RP zustän­dig für techni­sche Baudenk­ma­le) und Geograph, Wissen­schafts- und Technik­his­to­ri­ker Wolfgang Schnerr (Stutt­gart) waren wie angekün­digt gekom­men, um den »Start­schuss« für die Einrich­tung eines »Mühlen­kund­li­chen Schrift­gut­ar­chivs« im Archiv und Büro des Heimat­ver­eins Oberko­chen zu geben.

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Im Büro des Heimat­ver­eins im Schil­ler­haus. Von links: Wolfgang Schnerr, Bärbel Schurr, Otto Schaupp, Dr. Hans-Peter Münzenmayer

An der Sitzung nahmen außer den beiden genann­ten Fachleu­ten der Ehren­vor­sit­zen­de des Heimat­ver­eins, Dietrich Bantel, HVO-Vorstands­mit­glied Bärbel Schurr und HVO-Ausschuss­mit­glied Otto Schaupp teil, der sich bereits im Vorfeld bereit erklärt hatte, das »Mühlen­kund­li­che Schrift­gut­ar­chiv« auch in der Aufbau­pha­se zu betreu­en. Ihm ist es zu verdan­ken, dass die Stadt über das vorma­li­ge Wasser­wirt­schafts­amt, heute Landrats­amt, an wichti­ge Origi­nal­un­ter­la­gen heran­kam, die von der Stadt in dankens­wer­ter Weise sowohl für den Mühlen­ver­ein als auch für den Heimat­ver­ein kosten­los kopiert wurden.

Mögli­cher­wei­se können im Lauf der Jahre auf digita­lem Weg wesent­lich besse­re Zweit­fer­ti­gun­gen von den Origi­na­len dieser faszi­nie­ren­den Unter­la­gen gefer­tigt werden.

Die beiden Fachleu­te aus Esslin­gen und Stutt­gart hatten in einem großen Karton umfang­rei­ches, von ihnen über einen langen Zeitraum hinweg gesam­mel­tes Bücher- und Schrif­ten­ma­te­ri­al, das im wesent­li­chen von Herrn Dr. Münzen­may­er stammt, mitge­bracht. Unter den über 50 Büchern und Schrif­ten, teilwei­se auch in Kopie oder in Form von Reprints gefer­tig­ten Dokumen­ten, befin­den sich Werke, die bis aufs Jahr 1718 zurück­ge­hen. Ein wichti­ges Werk stammt aus dem 19. Jahrhun­dert, — die Mehrzahl der Schrif­ten stammt aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

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Einige der von Dr. Münzen­may­er gestif­te­ten Werke zur histo­ri­schen Mühlenliteratur

Diese wertvol­le Sammlung wurde dem Heimat­ver­ein als Geschenk überlassen.

Erwäh­nens­wert ist, dass der Heimat­ver­ein ein weite­res inter­es­san­tes Werk in die Start­schuss­samm­lung einbrin­gen kann: Es handelt sich um die Beschrei­bung der Hoppelts­müh­le im Karthäu­ser­tal, in dem Herr Wolfgang Strakosch, der bei Hans Schee­rer lange Jahre als Müller gearbei­tet hat und die Schee­rer­müh­le in- und auswen­dig kennt, einen Beitrag zur Technik der Hoppelts­müh­le geschrie­ben hat.

Ein weite­rer Schwer­punkt zum »Start­schuss« sind 11 Leitz­ord­ner, sämtli­che zum Thema »Schee­rer­müh­len­are­al«, aus dem Privat­be­sitz von Dietrich Bantel, der sich bei der Stadt seit dem Jahr 1980 dafür stark gemacht hatte, dass das gesam­te Schee­rer-Mühlen­are­al, bei dem es sich um die einzi­ge über lange Zeiten gewach­se­ne und praktisch unver­än­dert in ihrem ursprüng­li­chen Zusam­men­hang geblie­be­ne Origi­nal­bau­sub­stanz Oberko­chens handelt, in städti­schen Besitz gelangt.

Mühlen und Wirtschafts­ge­bäu­de stehen seit den Siebzi­gem, das Areal in seiner Gesamt­heit seit den Neunzi­gern des letzten Jahrhun­derts unter Ensemble-Denkmalschutz.

Am Schluss der inter­es­san­ten, ja spannen­den Gesprä­che, die wie im Flug und später dann im »Pflug« ablie­fen, wurde klar festge­stellt, dass das Archiv, wenn es überört­li­che Bedeu­tung erlan­gen wolle, einen enormen Einsatz sowohl von Arbeits­kräf­ten und Zeit, als auch von Geldmit­teln erfor­dert, und, dass heute erst ein beschei­de­ner Anfang gemacht wurde.

Die beiden Gäste regten an, dass der Heimat­ver­ein per Bus eine mögli­cher­wei­se zweitä­gi­ge Mühlen-Besich­ti­gungs-Fahrt in den Schwarz­wald durch­führt, bei der nicht nur größe­re bekann­te und unbekann­te Mühlen, sondern auch kleine Hof- und Sägemüh­len besucht werden sollen.

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Titel­blatt des Werks »Vollstän­di­ge Mühlen-Baukunst« von Leonhardt Chris­toph Sturm, 1712

Aufruf

Unser Mitglied Wilfried Müller (Bericht »Eisdie­le Arnol­do«) hat sich bereit erklärt, im Rahmen unserer heimat­kund­li­chen Berichts­er­ie »Oberko­chen — Geschich­te, Landschaft, Alltag« einen Bericht über das alte »Schlei­cher-Kino« in der Dreißen­tal­stra­ße zu verfassen.

Hierbei ist er auf die Hilfe aller Oberko­che­ner angewie­sen, die noch Erinne­run­gen an »DAS KINO« in Oberko­chen haben.

Gesucht werden Bilder und persön­li­che Erleb­nis­se in diesem Zusam­men­hang. Bitte nehmen Sie mit Wilfried Müller Kontakt auf.

Ich erinne­re mich zum Beispiel an eine außer­ge­wöhn­li­che Filmwer­bung, die in meinem 1967 gedreh­ten Doppel-8-Film »Oberko­che­ner Impres­sio­nen« festge­hal­ten ist. — Da hängt an der Hausfront des Kinos eine riesi­ge Werbung für den Film »Das ältes­te Gewer­be der Welt«.

Über diese Großwer­bung ist in einer Ecke ein im Verhält­nis kleines Werbe­pla­kat geklebt mit dem Text: »Nur heute: “Martin Luther”«.

Dietrich Bantel

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