Russi­scher Zwangs­ar­bei­ter in Oberko­chen 1942 — 1945

Im 11. Oktober d.J. wurde in der ukrai­ni­schen Heimat­stadt des inzwi­schen in Oberko­chen bekann­ten russi­schen Malers Adolf Medved­ckij ein Buch mit dem Titel »Geist der vergan­ge­nen Epoche« vorge­stellt. Im Rahmen der Buchvor­stel­lung fand auch eine kleine Vorab-Gedächt­nis-Ausstel­lung zum Werk des Malers Medved­ckij, der von 1942 — 1945 als russi­scher Zwangs­ar­bei­ter in Oberko­chen gemalt hat, statt.

Vor wenigen Tagen erhiel­ten wir einen Brief des Histo­ri­kers Slonevs­kij, der in diesem Zusam­men­hang unter anderem unter Mithil­fe des Heimat­ver­eins Oberko­chen auch die Geschich­te des Malers Medved­ckij aufarbeitet.

Im Mittel­punkt dieser eintä­gi­gen Ausstel­lung stand das Bild, das das Ehepaar Müller über den Heimat­ver­ein an die Witwe des erst vor kurzem verstor­be­nen Malers gegeben hat.

Hier der Brief von Alexan­dr Slonevs­kij im Originalwortlaut:

Sehr geehr­ter Herr Bantel,
entschul­di­ge Sie bitte das lange Schwei­gen von unserer Seite, es war damit verbun­den, dass meine Dolmet­sche­rin Frau Ludmi­la Krjatsch­ko krank war.

Sie hatten wahrschein­lich Schwie­rig­kei­ten mit dem Öffnen meines letzten Briefes. Deshalb wieder­ho­le ich es noch einmal in einer erwei­ter­ten Versi­on, meine Antwor­ten auf Ihre Fragen hinzufügend.

Sie haben mir schon lange nichts mehr geschrie­ben, aber ich hoffe, dass alles bei Ihnen in Ordnung ist. Am 11. Oktober hat eine Präsen­ta­ti­on des Buches »Geist der vergan­ge­nen Epoche« von 2 Autoren Ludmi­la Jacen­ko und Alexan­dr Slonevs­kij in Dniprod­ser­jinsk statt­ge­fun­den. Dieses Buch erzählt über Geschich­te der Stadt Dniprod­ser­jinsk (ursprüng­lich Kamens­ko­je genannt) in der Zeitspan­ne 1917–1953 (1917 — Jahr des Bolsche­vik-Umstur­zes, 1953 — Todes­jahr von Stalin). Das war die Zeit des offenen Terrors der Kommu­nis­ti­schen Partei und des Sowjet­staa­tes gegen eigenes Volk. Das Buch beinhal­tet auch ein Fragment über den Aufent­halt des Malers Adolf Medved­ckij als Zwangs­ar­bei­ter in Oberko­chen in den Jahren 1942–1945 und zwei Abbil­dun­gen: das 1. Foto — Zwangs­ar­bei­ter vor der Frauen­ba­ra­cke; das 2. Foto — Adolf und Maria Medved­kijs mit Schäfer­hund Landa. Im Rahmen dieser Präsen­ta­ti­on haben wir auch eine Mini-Ausstel­lung der Werke von A. Medved­ckij organi­siert. Unter den ausge­stell­ten Werken hatten das Bild »Schwarz­meer­land­schaft«, das nach Dniprod­ser­jinsk von Oberko­chen freund­li­cher­wei­se verschenkt worden ist, und auch drei Kopien von in Oberko­che­ner Privat­be­sit­zen aufbe­wahr­ten Bildern seinen Platz gefun­den. Im Anhang finden Sie einige Fotos. Auf einem Bild bin ich mit dem letzten leben­den Freund von Adolf Medved­ckij Namens Boris Melnit­schen­ko (geboren im Jahr 1919) aufgenommen.

Diese kleine Ausstel­lung dauer­te nur einen Tag — nur am Tag der Buchprä­sen­ta­ti­on. Ich hoffe sehr, dass es im nächs­ten Jahr mit einer großen postu­men Ausstel­lung der Werke von Adolf Medved­ckij klappt. Diese Ausstel­lung wollen wir dem 95. Jubilä­um des Malers widmen, das im nächs­ten Jahr fällig wird. Die Bilder, die Ihnen kleiner als das Origi­nal erschie­nen, sind nur die Kopien von den Oberko­che­ner Bildern des Malers, die Sie mir einmal zugeschickt hatten.

Mit freund­li­chen Grüßen
Alexan­dr Slonevskij

Oberkochen

Boris Melnit­schen­ko zusam­men mit Alexan­dr Slonevs­kij vor der Medveckij-Ausstellung

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte