Unser Bericht 482 v. 01.07.2005 beschäf­tig­te sich schon vor zwei Jahren mit einer etwas unheim­li­chen einhei­mi­schen Gattung Tier, die in letzter Zeit immer unheim­li­cher bis tief in die Wohnge­bie­te unserer Stadt vordringt.

Unser Foto 1 zeigt eine Wiese oberhalb der Katzen­bach­stra­ße, der sogenann­ten »Milch­stra­ße«, zwischen dem Segel­flie­ger­häus­le und dem Aussied­ler­hof »Fischer — Pflug­wirt«. Deutlich sind vom Gegen­hang her die von den Sauen aufge­wühl­ten Wiesen­flä­chen dicht über der Wohnbe­bau­ung zu erkennen.

Oberkochen

Die Sauen verlas­sen gerne nachts die Sicher­heit des Waldes und kommen auf die Talhang­wie­sen heraus, in der Regel gegen Morgen, wenn die Anwoh­ner eines seelen­ru­hi­gen Schla­fes huldigen.

Während der Mann, der Keiler, seine Runden meist allei­ne dreht, schart die Frau Mutter, die Bache, den Nachwuchs des Vorjahrs und die neuen Frisch­lin­ge um sich, und sucht mit diesen gute Futterplätze.

Von Landwirt Josef Balle war zu erfah­ren, dass das Wolfert­s­tal beson­ders beliebt ist bei den Sauen, die Ende Septem­ber trotz Elektro­draht­ein­zäu­nung und eigens errich­te­tem Hochsitz eine ganze Platte aus einem der beiden Maisfel­der im Tal getilgt hätten und auf der Suche nach schmack­haf­ten Wurzeln die Hangwie­sen bis zur Weingar­ten­ka­pel­le hin zerwühlten.

Nicht viel anders sieht es im Tiefen­tal aus.

Die Jäger, die für den Sauen­scha­den haften, können ihr Sauen­lied­lein singen. Fest steht, laut Landwirt Balle, dass die gutschwä­bi­sche niedrigs­te Intel­li­genz-Einstu­fung von Mitmen­schen — »Du domme Sau« — in keiner Weise den wahren Sachver­halt treffe, indem Wildschwei­ne gerade umgekehrt nämlich ziemlich schlau und geris­sen und gar nicht leicht zu erlegen seien.

Er selbst wendet gegen die zuneh­men­de Sauen­pla­ge erfolg­reich das ältes­te aller Tierver­trei­bungs­mit­tel an: Das surrea­lis­ti­sche Monstrum, das oberhalb des Wasser­häus­les der LW im Kirschen­tä­le steht, ist keine Vogel- sondern eine Sauenscheuche.

Oberkochen

Google — (Umwelt und Gesund­heit) bestä­tigt: Wildschwei­ne werden bis zu 200 kg schwer, sind extrem schlau und lassen sich kaum fangen. In den letzten Jahren haben sie sich in vielen Teilen Deutsch­lands enorm vermehrt und werden zur Plage für die Bauern.

Die Vermeh­rung begüns­ti­gen die milden Winter der letzten Jahre. Außer­dem sind natür­li­che Feinde wie Luchs und Wolf, die früher die Zahl der Frisch­lin­ge begrenz­ten, ausgerottet.

Sogenann­te Lockfüt­te­run­gen, (»Kirrun­gen«) sollen helfen, die Tiere leich­ter zu erlegen. Sie werden mit immer mehr Futter angelegt und haben damit die Nahrungs­si­tua­ti­on der Schwarz­kit­tel zusätz­lich verbes­sert, sodass beim Anlegen von »Kirrun­gen« die Weisheit der Jäger gegen die Klugheit der Wildschwei­ne abzuwä­gen ist.

Wildschwei­ne verfü­gen über ein gutes Gedächt­nis und sind lernfä­hig: Die Stelle, an der ein Famili­en­mit­glied erlegt wurde, meiden sie.

Dietrich Bantel

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte