»…dem Verein und allen Sportlern wünsche ich für die nächsten 25 Jahre weiterhin viel Freude am »Spiel mit dem Ball«…»
So steht es im Vorwort, das Bürgermeister Harald Gentsch verbunden mit seinen guten Wünschen zum 25. Jubiläum des 1. FCO im Jahr 1981 und in seinem Blick in die Zukunft geschrieben hat.
Ähnliches ist in den Grußworten von Landrat Dr. Winter, von Paul Ott, Sportkreisvorsitzender, zu lesen. Auch Josef Hofele, Vorsitzender des Bezirks Kocher/Rems im Württembergischen Fußballverband und Fritz Richter, 1. Vorsitzender des FCO, lassen sich in ihren Grußworten in diesem Sinne aus.
Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass die »nächsten 25 Jahre« bereits nach fünf Jahren vorüber sein würden.
Die Geschichte des Fußball in Oberkochen ist wesentlich älter als die Geschichte des 1. FCO. Letztere ist eine Art »Zwischenspiel« mit markantem Anfang erst im Jahr 1956 und mit sang- und klanglosem Ende nach 30 Jahren bereits im Jahre 1986.
Was war zuvor?
Fußball gab es schon in den frühen Zwanzigerjahren, so erinnert sich »Done« Gutheiß, ein begeisterter, damals aktiver Fußballspieler, und heute noch ein alter, jung gebliebener 1. FCO-Anhänger. Ihm, sowie Heinz Beißwanger, Gunther Patron und Hans Fuchs ist es zu verdanken, dass in diesem Jahr »50 Jahre FCO« gefeiert werden können, auch wenn es den 1. FCO gar nicht mehr gibt.
Der TVO
Organisierten Fußball gab es ab 1930. In diesem Jahr wurde die TVO-Fußballmannschaft gegründet. Gespielt wurde auf dem Sportplatz »draußen beim Oppold«. Auch die DJK (Deutsche Jugendkraft) spielte Fußball, bis sie von Hitler aufgelöst wurde.
Der TVO baute 1954 im »Spitztal« nach Plänen von Willibald Mannes weitgehend in Eigenleistung ein kleines TVO-Vereinsheim, das erst wesentlich später, weil von den Segelfliegern erworben, in »Segelfliegerhäusle« umbenannt wurde — offenbar wirkte der Segelflug sensationeller als der Fußball. Dabei befand sich ein bescheidenes Fußballfeld. Ursprünglich war dieses Häusle das erste Vereinsheim des TVO. Willibald Mannes berichtet, dass die Höhe des kleinen Gebäudes so berechnet war, dass die Turner am unter dem First aufgestellten Reck das große Rad machen konnten. Das Häusle wurde in Eigenleistung errichtet — maßgeblich von Elmer Karl sen. und seinen Söhnen Karl und Josef, sowie weiteren TVO’lern. Fußball und Handball wurden dort gespielt, wo sich noch heute ein Bolzplatz befindet.
Der 1. FCO
In Oberkochen gab es bald so viele Fußballspieler, und, laut Darstellung in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des TSVO, auch »Unstimmigkeiten«, so dass eines Tages die Idee aufkam, aus den »gehobenen« Spielern eine extra Mannschaft zu bilden, die möglicherweise in höheren Klassen spielen könne.
Auf der Bezirkstagung in Heidenheim erklärte der Bezirksvorsitzende Brendel während einer Sitzung im »Hennennest« in Heidenheim, dass der zu gründende FCO in einer höheren Klasse spielen könne, wenn die alten Spieler der 1. TVO-Mannschaft dabei bleiben.
Eine Oberkochener Delegation des zu gründenden 1. FCO unter Fritz Richter fuhr nach Stuttgart und verhandelte erfolgreich mit dem Württembergischen Fußballbund, der grünes Licht zur Vereinsgründung gab.
Am 8. Juni 1956 wurde der 1. FCO (Fußballklub Oberkochen) gegründet.
Noch im Gründungsjahr schaffte der FCO den Aufstieg in die A‑Klasse (4. Tabellenplatz), während der TVO in der C‑Klasse spielte. Von 1961 — 1966 behauptete sich der FCO mit guten Platzierungen in der II. Amateurliga.
Dabei war von vornherein klar, dass die »abtrünnigen« FCO-ler ab sofort auf dem TVO-Platz beim »Segelfliegerhäusle« weniger erwünscht waren und sich etwas Eigenes suchen mussten. Dies fanden sie in einem provisorischen Fußballfeld in der Langertstraße, etwa dort, wo sich dann das 1964 errichtete Gebäude »Bäckerei Fichtner« befindet (später Jäger, heute Bonsium).
Der 1. FCO erwarb dann von Varta/Ellwangen die Hälfte einer ehemaligen Gefangenen-Baracke, die er als Vereinsheim ausbaute.
Dieses stand im »Spitztal« beim heute überbauten 1. FCO-Platz. Die andere Hälfte der Varta-Baracke diente den Naturfreunden als erstes Vereinsheim am »Tierstein«. Besonders denkwürdig ist ein Fußballspiel zwischen der Süddeutschen Traditionself und einer AH-Auswahl der Kreise Aalen, Schwäbisch Gmünd und Heidenheim am Samstag, dem 14. Mai 1966 um 17.00 Uhr im »Kocherstadion« in Oberkochen.
»Done« Gutheiß, ein echter FCO-Macher, besitzt ein gedrucktes 12-seitiges Programm, dem interessante Details zu entnehmen sind, unter anderem die Mannschaftsaufstellung, die wir an dieser Stelle veröffentlichen.


Den Grau- bis Weißhaarigen unter den Fußballfreunden läuft beim Studieren der Namen noch heute das Wasser im Mund zusammen. Die Titelseite des Programms zeigt die Süddeutsche Traditionself — fast alle Spieler haben ihr Konterfei für »Done« Gutheiß, den Trainer des FCO, signiert.
Das Sahnehäubchen allerdings ist im Innenleben des Programms zu finden: Dort ist ein Foto von Fritz Walter mit seinem fußballerischen Lebenslauf abgedruckt. Beides, Text und Foto, sind von Fritz Walter am 14. Mai 1966 signiert. Vom 1. bis 9. Juli 1966 fand anlässlich »10 Jahre FCO« eine Sportwoche statt.

Wir finden Grußworte von Bürgermeister Bosch, vom 1. Vorsitzenden des 1. FCO, J. Metzger. In der Festschrift befindet sich auf Seite 17 ein Foto, das die Oberkochener FCO-Mannschaft nach dem entscheidenden Spiel gegen Wiblingen im Ulmer Stadion zusammen mit Bürgermeister Bosch zeigt — ein wichtiges Spiel, das den Klassenerhalt in der II. Amateurliga besiegelt.

Auf die Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des FCO vom 27. — 31. Mai 1981 wurde bereits hingewiehingewiesen. Zu erwähnen sind ferner die vier in der Festschrift genannten Ehrenmitglieder Karl Wanner, Hermann Petershans, Walter Kunath und Kurt Carl.
Auch die Vorsitzenden sind aufgeführt:
1956 Erich Weber
1956 — 58 Fritz Richter
1959 — 65 Hermann Petershans
1966 — 67 Josef Metzger
1968 Roland Hilgart
1969 Alfons Maier
1970 Josef Metzger
1971 — 81 Fritz Richter
In dieser 82-seitigen Festschrift finden wir auch ein Foto der kompletten Vorstandschaft im Jubiläumsjahr 1981.
Wenn wir den Platz bei Oppold als Platz 1 bezeichnen, wäre der Platz 2 (TVO) vorne im »Spitztal« beim »Segelfliegerhäusle«. Platz 3 (1. FCO) entstand aus der Not heraus nur wenig vom TVO-Platz entfernt etwas weiter hinten im Tal auf der Höhe von Bäckerei Fichtner (Bonsium). Den 4. Platz baute dann der 1. FCO im »Spitztal«. (Gefangenen- Baracke /Varta — Das Heim wurde, als dort Baugelände entstand und das Stadion am Kocher gebaut war, von der FFW Oberkochen warm abgebrochen). Der Platz zwischen »Schwörz« und »Kreuzwasen«, später »Kocherstadion« mit umlaufenden Aschenbahnen versehen, ist Platz 5.
Der TVO baute ein Clubheim links beim Eingang zum Stadion und eine vereinseigene Turnhalle. Dem FCO wurde der Bau eines eigenen Clubheims gegenüber auf der Kocherseite nicht genehmigt (Wasserschutzgebiet).
Die Bedingungen wären trotzdem an und für sich günstig für eine Weiterentwicklung des FCO gewesen. Leider kam der Élan des 1. FCO aber nach der Mitte der Achzigerjahre zum Erliegen. 30 Jahre nach seiner Gründung waren, wie berichtet wird, die Vereinsführung, Sepp Metzger und Reinhold Bahmann »amtsmüde« geworden und nicht mehr bereit, dem Verein weiterhin vorzustehen. Zudem fand sich kein Ersatz, der bereit war, die Vereinsleitung zu übernehmen.
Hinzu kam: Bürgermeister Gentsch war schon lange Jahre ein Verfechter des Zusammenschlusses von FCO und TVO gewesen. So bedeutete das Jahr 1986 das »Aus« für den FCO. Das 30-jährige glanzvolle Intermezzo war vorüber.
Spieler, die wollten, wurden, sofern sie es nicht geblieben waren, wieder in den TVO integriert, wobei die FCO-Jahre auf die Mitgliedschaft angerechnet wurden.
Die Rückführung des FCO in den TVO war mit einer Namensänderung für den TVO verbunden: Der TVO nahm, da das Fußballspiel nicht als »Turnen« zählt, ein »S« in seinen Namen auf, das für »Sport« steht. Der Verein heißt also seit 1986 »TSVO« = »Turn- und Sportverein Oberkochen«.
Das größte Festereignis nach dem Zusammenschluss, »75 Jahre Fußball in Oberkochen«, fand im letzten Jahr vom 8 — 10. Juli statt. Es ist im Amtsblatt »Bürger und Gemeinde« JG 2005 beschrieben.
Fünf Anmerkungen noch:
1) Im Jahr 1984 fand ein »Gustav-Bosch-Gedächtnisturnier« statt, das vom 1. FCO ausgerichtet wurde (25 Jahre »Alte Herren«). Auch hierfür wurde ein 24-seitiges Programmheft gedruckt.
2) So sind wir nun auf dem Weg zu den 1. FCO-Veteranen. »Done« Gutheiß mit seinen alten FCO-Kameraden Heinz Beißwanger, Gunther Patron und Hans Fuchs halten diese Gemeinschaft seit 14 Jahren bis auf den heutigen Tag zusammen. Jedes Jahr seit 1992 treffen sich die »Alten Herren« während des Stadtfests. Da reisen alte Oberkochener von weither an, aus Hamburg, aus Berlin, sogar aus Zagreb.
Bei den Treffen sind nicht selten auch Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete zu Gast. Der immer noch quicklebendige Ex‑1.FCO-Trainer »Done« soll zu letzterem einmal gesagt haben: »Wenn Du daomals besser Fußball gschbielt häddascht, nao häddascht net end Bolledick müssa…«
In diesem Jahr findet am 8. Juni »30 aktive Jahre plus 20 passive Jahre« das theoretisch 50. Geburtstagsfest des 1. FGO, 1. Teil, statt, das die »Alten Herren« feiern. Nachdem wir in diesem Jahr den 250. Geburtstag von Mozart feiern, können die Alten Herren des FCO ihren 250. Geburtstag dann im Jahr 2206 feiern — Mozart wurde übrigens nur wenige Jahre älter als es der aktive FCO geworden ist; eine kleine Gemeinsamkeit ist, dass man noch heute von beiden spricht.
3) Zur Geschichte des FCO gibt es ab 1979 ein von Roland Müller begonnenes großes dickes Buch, in welchem ab da die Geschichte und die Nachgeschichte des FCO beschrieben und dokumentiert wird. Auf der ersten Seite dieses Buchs sind die Mitglieder der Abteilungsleitung im Jahr 1979 aufgeführt. Leider haben die alten FCO-Vorsitzenden Richter und Metzger sämtliche Vereins-Unterlagen von 1954 bis 1979 »entsorgt«, nach dem Motto: »Wer will denn deen alda Gruhschd?« Abteilungsleiter: Roland Müller, Manager: Reinhold Bahmann, Trainer: Manfred Fischer, Betreuer: Dieter Göhring, Massage: Karl Mangold, Schiedsrichter: K. u. H. Leng. Spielführer 1. Mannschaft: Robert Hägele, Spielführer II. Mannschaft: Josef Fischer.

4) Im Besitz von »Done« Gutheiß befindet sich noch heute der Original-Fußball, mit dem 1966 gegen die Süddeutsche Traditionself gespielt wurde — mit allen Unterschriften der Gastspieler.
5) In einem Zeitungsbericht mit Foto schreibt Lothar Schell in der Schwäbischen Post im Juni 2005:
Treff der alten FCO-Kämpen
Die Altvorderen sind heute noch begeistert, wenn Bilder vom glanzvollen Fußball des FCO aus der Schublade gekramt werden, als man in der zweiten Amateurliga Mitte der sechziger Jahre den VfR Aalen, die Gmünder Normannia oder den SSV Ulm 46 das Fürchten lehrte. Zum 13. Mal traf sich am Freitagabend anlässlich des Stadtfests das »FCO-Urgestein« im »Naturfreundehaus« zum Ehemaligen-Treff. Manager Anton Gutheiß, seinerzeit erfolgreicher Trainer, hatte seine Mannen eingeladen, und sie kamen in Scharen aus ganz Süddeutschland. Über 40 Personen konnte »Done« Gutheiß willkommen heißen. Die weitesten Anreisen hatten Zvonko Kovacevicz aus Zagreb, Horst Döring aus Hamburg und ein Kamerad aus Berlin.
Herr Schell versäumte zu erwähnen, dass Hamburg nur mit viel Augenzwinkern im äußersten Norden von Süddeutschland liegt und auch Berlin und Zagreb nicht mehr ganz zum süddeutschen Terrain gehören…
Nun aber »Auf zum 14. Treff der alten FCO-Kämpen« das während des diesjährigen Stadtfests am Freitag, 23. und Samstag 24. Juni stattfindet.
Das eigentliche Jubiläum »50 Jahre FCO« findet am echten Jubiläumstag, nämlich am Donnerstag, dem 8. Juni, 19.00 Uhr, in der »TSV-Turnhalle« statt.