Die Leser unserer heimat­kund­li­chen Serie werden sich daran erinnern, dass wir vor drei Jahren über den Gedenk­stein »Schee­rers Stoile« (BuG v. 2. Mai 2003 — Bericht 443) berich­tet haben. Wenig später wurden wir daran erinnert, dass es auf unserer Gemar­kung ein weite­res »Gedenk-Stoile« gibt. Im Gegen­satz zum »Schee­rers Stoile«, das karto­gra­phisch noch nicht aufge­nom­men ist, ist dieses etwa 20 Jahre jünge­re »Stoile« offizi­ell in der amtli­chen Karte des Landes­ver­mes­sungs­amts Baden-Württem­berg im Maßstab 1:50.000 aufge­nom­men. (Freizeit­kar­te des Schwä­bi­schen Albvereins).

Mir war das Stoile bereits in den Achtzi­ger­jah­ren aufge­fal­len, als wir uns auf dem Weg nach Ebnat auf der Suche nach einem angeb­li­chen hallstatt­zeit­li­chen Grabhü­gel befan­den, der sich noch auf Oberko­che­ner Gemar­kung befin­den solle. Diesen haben wir bis heute nicht gefun­den; und er ist — im Gegen­satz zu dem Gedenk­stein — auch nicht in einer Karte aufzufinden.

Der Gedenk­stein hat die Inschrift:
Hier starb an einem Schlag­an­fall
Josef Gutknecht, Bahnar­bei­ter
von Oberko­chen
am 16. Dezem­ber 1917

Primus Schmied, dessen »Ehle« (Großva­ter) Josef Gutknecht war, konnte mit einigen Daten und vor allem den näheren Umstän­den des Todes weiter­hel­fen. Wertvol­le Hilfe leiste­te Irma Zimmer­mann vom Katho­li­schen Pfarr­amt.
Beiden Infor­man­ten herzli­chen Dank.

Am 16. Dezem­ber 1917 befand sich die Großfa­mi­lie Gutknecht auf einem Famili­en­aus­flug. Dieser sollte sie über den damals noch tief im Boden versteck­ten Römer­kel­ler ein Stück die alte Ebnater Steige hinauf, dann links abbie­gend etwas steiler hinauf zum Härts­feld­rand und dann fast eben über das Bildstöck­le Maria Eich, das man wie immer wenn man diese Strecke wander­te — wie anläss­lich einer kleinen Wallfahrt — aufsu­chen wollte, nach Ebnat zum Mittag­essen bringen.

Den »Ehle« überkam dann oben auf der Ebene, (auf der Karte unweit der Höhen­an­ga­be 634 m — Waldab­tei­lung »Sauteich«, Realwald) ein »mensch­li­ches Rühren«, weshalb er sich von der Gruppe absetz­te und zurück­blieb. Nach einiger Zeit kam es den Verwand­ten seltsam vor, dass der »Ehle« nicht nachkam.

Man rief nach ihm und machte sich, als keine Antwort kam, auf den Weg zurück, um nach ihm Ausschau zu halten. Schnell fand man ihn nur wenig abseits rechts des Weges tot im Wald liegend vor. Er war ohne jegli­che Vorankün­di­gung an einem Schlag­an­fall blitz­ar­tig verstor­ben. Die Aufre­gung war groß.

Josef Gutknecht, am 3. Dezem­ber 1849 in Oberko­chen geboren, war nur 68 Jahre alt gewor­den. (Im Heirats­re­gis­ter steht »Zang«). Beerdigt wurde er am 19. Dezem­ber 1917, vormit­tags 9 Uhr. Seine Eltern waren Leonhard Gutknecht und Magda­le­na geb. Deinin­ger.
Josef Gutknecht war verhei­ra­tet mit Barba­ra, geb. Opfer­kuch aus Dewan­gen, die ihn um fast 15 Jahre überleb­te. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor. Nachfah­ren des Josef Gutknecht leben heute noch in Oberkochen.

Der Schwä­bi­sche Albver­ein und der Heimat­ver­ein sind bemüht, weite­re Klein­denk­ma­le auf Oberko­che­ner Gemar­kung festzu­ma­chen — wir bitten um Ihre Mithil­fe.
Die Albver­eins­ju­gend unter der Leitung von Hans-Peter Wolf hat sich in dankens­wer­ter Weise des »Schee­rers Stolie« angenom­men, und hat, wie in den Nachrich­ten des Schwä­bi­schen Albver­eins 4/2005) zu lesen war, auch dem Gedenk­stein »Gutknechts Stolle« schon einen Besuch abgestat­tet. Sie wird auch dieses betreuen.

Zwei Gedenk­stei­ne — zwei Schick­sa­le.
Viele Menschen sterben im Wald und auf der Flur — und niemand hat ihnen je einen Gedenk­stein gesetzt. Heute sieht man in erschre­cken­dem Maß vermehrt Kreuze und Gedenk­stei­ne entlang der Landstra­ßen, die daran erinnern, dass das Leben im wahrs­ten Wortsinn in Blitzes­schnel­le beendet sein kann.

Oberkochen
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