Beim gründ­li­chen Studi­um des Unter­ko­che­ner Heimat­buchs stell­te ich fest, dass das Oberko­che­ner Wappen sich nicht, wie 1968 anläss­lich der Stadt­er­he­bung offizi­ell und von Amts wegen festge­stellt, direkt auf das Wappen der Ritter von Kochen bezieht, sondern nur indirekt.

Oberkochen

Tatsa­chen sind:
Das Wappen der Ritter von Kochen ist bis 1380 beleg­bar. Es führt ab dieser Zeit bis heute — als Wappen von Unter­ko­chen — drei Räder im Wappenschild.

Wenn also im Bericht zur Gemein­de­rats­sit­zung vom 4. März 1968 (BuG-Jahrgangs­band 1968 Seite 91) der Anschein erweckt wird, als bezie­he sich das Oberko­che­ner Wappen bezüg­lich der Rosen auf das Wappen »der Ritter von Kochen«, so ist das irrefüh­rend, denn das Wappen der Ritter von Kochen war und ist das, das drei »Räder« auf dem Wappen­schild aufweist, — und nicht »Rosen«.

Hier das irrefüh­ren­de Zitat aus dem Sitzungs­be­richt vom 4. März 1968, das die schie­fe Argumen­ta­ti­on bei der Wappen­fin­dung belegt:

».…Nachge­wie­sen sei auch, daß sie (DB: Die Ritter von Kochen) die drei Rosen im Wappen geführt hätten…« (Anmer­kung: Zitat — deshalb mit »ß«).

In dieser Form ist die Aussa­ge bezüg­lich des Wappens der Ritter von Kochen gewollt oder ungewollt falsch, — auch wenn auf das abgelei­te­te Abweich­ler­wap­pen eines Ritters von Kochen (»Ritter Gärig von Kochen«) von 1404 Bezug genom­men wurde.

Dass dieses Wappen nicht das Origi­nal­wap­pen der Ritter von Kochen ist, und, dass das Origi­nal­wap­pen der Ritter von Kochen auf das Jahr 1380 zurück­geht, wird in dem ganzen Bericht nicht erwähnt.

Fazit: Die dem Gemein­de­rat 1968 vorge­leg­te »Origi­nal­ur­kun­de« mit den drei Rosen ist eindeu­tig nicht »das Wappen der Herren von Kochen«, sondern war ledig­lich das Wappen, das einer dieser Ritter in späte­rer Zeit, nämlich 1404, als Sonder­form für sich entwi­ckelt hat.

Oberkochen

Auch hier wurden die Tatsa­chen, die dem Gemein­de­rat auf dem Gebiet der Heral­dik eigent­lich kompe­ten­ter Seite vorge­tra­gen wurden, von dieser Seite so umgebo­gen, dass ein Eindruck entsteht, der sachlich-histo­risch eindeu­tig falsch ist.

Es erscheint heute unver­ständ­lich, weshalb der Gemein­de­rat vor 38 Jahren von diesen inter­es­san­ten histo­ri­schen echten Zusam­men­hän­gen nicht infor­miert, sondern mit Halbwahr­hei­ten gefüt­tert wurde.

Dabei ist die Grund­idee für die neue Wappen­form für die Kommu­ne Oberko­chen, ab 1968 Stadt Oberko­chen, sich auf das Wappen der histo­ri­schen Herrschaft der Ritter von Kochen zu bezie­hen, hervor­ra­gend, und die Idee, sich hierbei nicht direkt sondern indirekt auf eine späte­re Sonder­form, die vom Origi­nal­wap­pen abgelei­tet ist aber deutlich von dieser abweicht, zu bezie­hen, ist noch viel besser. Grund: Das Rosen­wap­pen statt des Räder­wap­pens verbin­det »Ober…« und »Unter…« auf der einen Seite, weil es sich in der Anord­nung der Rosen exakt an die Anord­nung der drei Räder im Unter­ko­che­ner Wappen hält. Gleich­zei­tig und anderer­seits jedoch symbo­li­siert das Oberko­che­ner Wappen durch den Motiv­wech­sel bei den drei gleichen Wappen­ele­men­ten (Rosen statt Räder) die absolu­te Eigen­stän­dig­keit Oberko­chens gegen­über Unterkochen.

Auch die Tatsa­che, dass Unter­ko­chen das eigent­li­che, das heißt das richti­ge und echte Wappen der Ritter von Kochen, und Oberko­chen nur das späte­re abweich­le­ri­sche Wappen eines dieser Ritter, nämlich das des Ritters »Görig von Kochen« führt, ist von hervor­ra­gen­der und treff­li­cher Symbo­lik, denn histo­risch gesehen war Oberko­chen den Rittern von Kochen (Sitz Unter­ko­chen) untergeordnet.

Oberkochen

Unter­ko­chen und vor allem: Es war zuerst.
Da nützt alles »Ober…« nichts.
Unser Unter­ko­che­ner Oberko­che­ner Bürger­meis­ter wird sich freuen.

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