In Bericht 491 haben wir vor 14 Tagen über Hans Betzler sen. (1887 — 1938), Metzger und Wirt zum »Grünen Baum« in Oberko­chen berich­tet. Sein Sohn Hans Betzler jun., geboren am 13. März 1924 in Stutt­gart, hat im Herbst letzten Jahres, um seinen Vater zu würdi­gen, die im letzten Artikel nochmals beschrie­be­ne Hans Betzler Stiftung zur Förde­rung der heimat­kund­li­chen Arbeit aus der Taufe gehoben.

Hans Betzler ging in Oberko­chen in die kath. Volks­schu­le (Fuchs­bau) und erinnert sich an die Lehrer Herrn Kessler, Frl. Wolf und Herrn Mager. Ab 1934 ging er nach Aalen in die Oberre­al­schu­le, später Schub­art­gym­na­si­um, wo er 1942 das Abitur ablegte.

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Auf mehre­re Anfra­gen hin hier die Antwort auf die Frage, wer nun Hans Betzler jr. ist, der auf dem Bild »im Kocher­ka­nal baden­de Kinder« abgebil­det ist. Hans Betzler ist der zweite Junge von rechts.

Wie damals üblich, blieb ihm nach dem Abitur nur der Weg zum Arbeits­dienst und anschlie­ßend direkt in die Wehrmacht. Der Krieg verschlug den jungen Schwa­ben hoch hinauf in den Norden. In der »Skibri­ga­de Finnland« kämpf­te er um den Atlan­tik­zu­gang Murmansk / Russland. Nach seiner abenteu­er­li­chen Heimkehr aus der Gefan­gen­schaft stand er vor der Wahl: Metzger­leh­re in der Famili­en­tra­di­ti­on oder Jurastudium.

Hans Betzler entschied sich für die Univer­si­tät. 1950 legte er das erste Staats­examen in Tübin­gen ab. Geprägt von seinem Mentor und »Pauker« Kurt Georg Kiesin­ger, der ihm im Staats­recht die ersten Begrif­fe von Demokra­tie vermit­tel­te, fiel ihm die Wahl zwischen Verwal­tung und Juris­dik­ti­on zuguns­ten der Verwal­tung nicht schwer. Eines seiner Argumen­te für seinen späte­ren Beruf war: »Wenngleich beides schwie­rig ist, ist es leich­ter, jeman­dem zu sagen, er müsse Geld bezah­len, als ihn ins Gefäng­nis zu schicken«.

So begann er seine Laufbahn am 1. Oktober 1953 auf dem Finanz­amt in Aalen, wo er durch sämtli­che Abtei­lun­gen »geschleift« wurde. Bald danach kam er zum Finanz­amt nach Heiden­heim, wo er ständi­ger Vertre­ter des Vorste­hers war. 1964 kam er zum Finanz­amt nach Göppin­gen. Die Straf­sa­chen holten ihn immer wieder ein, denn bereits in seiner ersten echten »Verwen­dung« am Finanz­amt in Göppin­gen wurde er in der Steuer­fahn­dung eingesetzt.

Bis zu seinem Wegzug von Oberko­chen wohnte Hans Betzler im Haus Jäger­gäss­le 9, wo anläss­lich des Neubaus im Jahr 1937 in 1.20 m Tiefe beim Aushub der Baugru­be sechs alaman­ni­sche Gräber erkannt wurden. Außer Sargres­ten und einem Messer wurden seiner­zeit keine Funde gebor­gen — die Gräber wurden nicht unter­sucht. Oscar Paret vom LDA vermerk­te bereits in seiner Situa­ti­ons­be­schrei­bung von 1937, dass Richtung Norden ein weite­rer alaman­ni­scher Fried­hofs­teil vermu­tet werden kann — was sich 1980 bestätigte.

Im Jahr 1968 wurde er Vorste­her des Tuttlin­ger Finanz­amts und schließ­lich und endlich wurde er Vorste­her des Finanz­amts Balin­gen. Hier war er vom ersten Tag an voll gefor­dert und gerade das machte ihm Spaß. Hier konnte er organi­sie­ren, denn mit seinem Amtsan­tritt in Balin­gen fiel auch die Neugrün­dung des Zollern­alb­krei­ses zusam­men. Ziel der Finanz­be­hör­de war, die Deckungs­gleich­heit des Finanz­amt­be­zirks mit dem neuen Landkreis. Als Folge davon wuchs das Balin­ger Finanz­amt mit dem Kreis.
Am Tag seines Ausschei­dens Anfang April 1986 verwal­te­ten hier bereits 286 Mitar­bei­ter die zig-tausend Fälle.

Für Betzler zählte vor allem der gute Kontakt zu seinen Finanz­leu­ten, denn, wie er selbst festge­stellt hatte: »Beste Organi­sa­ti­on resul­tiert aus freiem Meinungsaustausch«.

Was er seinen Leuten zugestand, das nahm er auch für sich in Anspruch, wenn er sich mit Vorge­setz­ten in Präsi­di­en oder Minis­te­ri­en ausein­an­der­setz­te. Seine Kolle­gen — allesamt Finanz­amt-Vorste­her, wählten ihn nicht allein deshalb zum Sprecher ihres »Oberschwa­ben­kränz­les«.

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Auf die Frage, wie er denn seine vielfäl­ti­gen Aufga­ben samt seinen Freizeit­be­schäf­ti­gun­gen unter einen Hut gebracht habe, kam die promp­te Antwort: »Dr Tag isch lang«.

Die Liste seiner Freizeit­be­schäf­ti­gun­gen las sich 1986 in einem Bericht anläss­lich seiner Verab­schie­dung in den Ruhestand wie ein Volks­hoch­schul­pro­gramm — passio­nier­ter Wande­rer und Skifah­rer, Bergstei­ger und Langläu­fer, Brief­mar­ken- und Münzsamm­ler, Hobby­gärt­ner und Volks­mu­sik­lieb­ha­ber. Beson­ders verbun­den fühlte er sich mit dem Musik­ver­ein Dotternhausen.

Dafür, wie gerne Betzler Kontak­te mit Menschen knüpf­te, steht die lange Liste seiner Ehren­äm­ter und Mitglied­schaf­ten. In Tuttlin­gen war er Vorsit­zen­der des DRK Ortsver­eins, in Oberko­chen betätig­te er sich lange Zeit als Sport­fech­ter in Florett und Säbel (Honold), in Balin­gen spiel­te er noch zu Anfang seiner Dienst­zeit in der Tennis-Gemein­schaft mit, in Dottern­hau­sen ist er als passi­ves Mitglied des dorti­gen Musik­ver­eins geführt, in Ebingen ist er Mitglied es Rotary-Clubs.

So ist es ihm gelun­gen, in seiner freund­li­chen und inter­es­sier­ten Art Kontak­te herzu­stel­len, die ihm halfen, die »Barrie­re Finanz­amt«, bei der die meisten Leute rot sehen, locker zu überwin­den. Seine jüngs­te Vereins­mit­glied­schaft ist übrigens die im Heimat­ver­ein Oberkochen.

Dem Bericht, der am 26. Juli 1986 im Zollern-Alb-Kurier Balin­gen erschien, ist zu entneh­men — Zitat: »Bilder, Fotogra­fien, Zinn- und Bierkrü­ge, Wandbe­hän­ge, Erbstü­cke und unzäh­li­ge exoti­sche Kleinig­kei­ten, ja selbst die Möbel, wie Schreib­tisch, Klavier und die große zeitlos elegan­te Schrank­wand — alles in diesem Zimmer ist verbun­den mit den Erinne­run­gen seines Besit­zers an ein fürwahr abwechs­lungs­rei­ches Leben.…

Hans Betzler heira­te­te 1957 die 1932 gebore­ne Gisela, geb. Kaufmann (Fellbach). Bürger­meis­ter Bosch persön­lich traute das Paar. Die Hochzeit fand im Kloster Neres­heim statt. Leider verstarb Hans Betzlers Ehefrau schon 1995. Die Ehe war kinder­los geblieben.

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An dieser Stelle sei Hans Betzler namens aller heimat­kund­lich inter­es­sier­ten Bürger unserer Stadt nochmals herzlich Dank gesagt für seine großher­zi­ge Stiftung, die der Förde­rung der Oberko­che­ner heimat­kund­li­chen Arbeit zugute kommen soll.

Herr Betzler möchte seine Oberko­che­ner Freun­de ermun­tern, den Stiftungs­fond zur Förde­rung der heimat­kund­li­chen Arbeit weiter zu vergrö­ßern. Dies kann gesche­hen durch Einzah­lun­gen auf das Konto »Hans Betzler Stiftung« — Kto. bei der Kreis­spar­kas­se Oberko­chen — Nr. 1000 141 865 — BLZ 614 500 50. Spenden­quit­tun­gen werden selbst­ver­ständ­lich ausgestellt.

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