Wir berich­te­ten kürzlich unter Vereins­nach­rich­ten, dass Regine und Horst Bengel für unseren Museums­raum 5, »Oberko­che­ner Häfner«, drei sehr schöne Krüge aus einer Oberko­che­ner Hafner­werk­statt (Elmer) gestif­tet haben. Die Krüge, eine Auftrags­ar­beit, stammen aus dem Besitz der im letzten Jahr im Alter von 91 Jahren verstor­be­nen Hedwig Stützel, geb. Leitz. Frau Stützel war die ältes­te Enkelin des Firmen­grün­ders Albert Leitz, der 1876 in Oberko­chen mit der Herstel­lung von Bohrern den Grund­stein für das heute global tätige Unter­neh­men für Präzi­si­ons­werk­zeu­ge gelegt hatte. Nach dem Tod des Vaters, Albert Leitz jr., übernahm Frau Stützels Ehegat­te, Leonhard Stützel, 1951 die Geschäfts­lei­tung der Firma Leitz.

Kurt Elmer, der letzte aktive Oberko­che­ner »Häfner«, bestä­tig­te zweifels­frei, dass die drei Krüge von seinem Vater Hans Elmer geschaf­fen wurden. Kurt Elmers Vater hieß zwar, wie sein Großva­ter, der ebenfalls Töpfer war, Johan­nes, aber man nannte ihn einfach »Hans«. Als Entste­hungs­zeit für die drei Krüge nannte Kurt Elmer »Ende der Vierzi­ger­jah­re« — spätes­tens 1950. Mögli­cher­wei­se sind die Krüge also noch vom Sohn des Firmen­grün­ders, Albert Leitz jr., oder dessen Ehefrau Martha in Auftrag gegeben worden.

Der größte Krug ist 24,5 cm hoch und weist am Boden ein einge­ritz­tes längli­ches Kreuz auf. Der mittle­re Krug ist 21,5 cm hoch und weist am Boden zwei etwas kleine­re, einge­ritz­te längli­che Kreuze auf. Der kleins­te Krug ist 20 cm hoch und weist am Boden nur einen einge­ritz­ten Strich auf. Spezi­ell die Henkel­form (Henkel läuft geschwun­gen aus dem oberen Rand heraus und schwingt bis zum unteren Ansatz durch) ist für Hans Elmer typisch. Kurt Elmers Henkel­an­sät­ze verlau­fen zunächst gerade und knicken dann in den Schwung zum unteren Ansatz ab.

Die Bemalung dieser Krüge stammt von Kurt Elmers Schwes­ter Irmgard, verh. Müller. Die Umris­se der Blumen und der Ornamen­te (diago­na­le Gitter, Punkte) wurden in das erst halb getrock­ne­te Gefäß (man bezeich­net diesen Zustand als »leder­hart«) einge­ritzt. Hernach wurden die farbi­gen Engoben und die Glasur aufge­tra­gen, worauf der Brand der »knochen­har­ten Gefäße« bei 920 bis 940 Grad erfolg­te.
Alle Krüge weisen zwar Gebrauchs­spu­ren auf, sind aber hervor­ra­gend erhal­ten — immer­hin sind sie schon über ein halbes Jahrhun­dert alt.

Kurt Elmer bestä­tig­te, dass es nach dem 2. Weltkrieg in Oberko­chen nur noch zwei aktive Häfner gab — die Werkstatt seines Vaters Hans Elmer und die des Karl Fischer (Hausna­me »Napole­on«).
Der große alte Elmer’sche Brenn­ofen wurde 1970 abgebro­chen; gebrannt wurde in ihm aller­dings nur bis zum Tod von Hans Elmer im Jahr 1964. Kurt Elmer, der ein Ofenge­schäft hatte, nahm dann 1975 die Töpfe­rei hobby­mä­ßig wieder auf und betreibt sie bis heute. Aller­dings brennt er in einem moder­nen elektri­schen Ofen.

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