Von Privat erhielt der Heimatverein kürzlich eine große Sammlung mit Feldpostkarten, Feldpostbriefen, Fotos, Landkarten und Literatur aus der Zeit des III. Reichs.
Fünf der 125 Schriftstücke von hohem dokumentarischem Wert aus der Zeit von 1939 bis 1944 möchten wir heute veröffentlichen. Die von mir ausgewählten Briefe sind nur einige, die um die Weihnachtszeit von der Front nach Oberkochen geschrieben wurden. Die Texte sind, da zumeist in Deutsch auf schlechtes und deshalb vergilbtes Papier geschrieben, vielfach nicht einfach zu lesen aber unglaublich spannend.
Es sieht so aus, als ob die Briefe stets an eine zentrale S.A.-Stelle in Oberkochen gegangen sind, denn die gesamte Post ist links gelocht, war also abgeheftet, und sie ist von vielen verschiedenen Oberkochenern offenbar durchweg Mitglieder der SA und der SS von verschiedenen Fronten nach Oberkochen geschickt worden.
Die Namen der Absender sind bekannt, tun aber nichts zur Sache.
Der/die Empfänger in Oberkochen sind selten genannt meist steht »Liebe Kameraden« oder »Liebe S.A. Kameraden«. (im folgenden SA oder S.A. abgekürzt).
Wenn ein Adressat genannt ist, ist es fast ausschließlich ein »S.A. Truppführer WK., S.A. Standort Oberkochen«.

Dietrich Bantel
Den 1.1.1940
Liebe S.A. Kameraden!
Habe Euer liebes Päckchen dankend erhalten, ich freute mich sehr. Man sieht es halt gleich, daß man zu Hause auch noch an einen denkt. Es ist halt immer noch der frühere S.A. Geist, der im Standort herrscht. Liebe, SA Kameraden! Wie geht es Euch daheim, habt immer festen Dienst, nun ja, so was schadet nie, denn beim Militär kann man so etwas gut brauchen. Das Weihnachtsfest und das Neue Jahr haben wir gut vorüber gebracht, wie zu Hause ungefähr. Nachträglich wünsche ich Euch allen ein recht frohes und glückliches Neues Jahr. Weiter weiß ich jetzt nichts mehr. Mir geht es ja soweit ganz gut, was ich ja von Euch auch hoffe. Und, daß der Krieg bald vorbei ist und daß der Sieg unser ist sowas ist ja selbstverständlich.
Es grüßt Euch Alle herzlich Euer Kamerad E. (Nachname, Vorname nicht genannt). Leider klappt der Postverkehr wirklich nicht recht, denn die meisten Weihnachtspäckchen kommen erst im Neuen Jahr an.
Den 19.12.1940
Liebe Kameraden!
Zunächst danke ich für das schöne Päckchen, das Ihr mir geschickt habt. Es hat mich sehr gefreut, denn bis jetzt haben wir hier von Weihnachten überhaupt noch nichts gemerkt. Jeden Tag im Regen und Dreck an den Maschinen, um sie, jederzeit, Tag und Nacht, startbereit zu halten zum Einsatz gegen England, damit auch endlich das stolze Albion (alter Name für England, D.B.) zu Kreuze kriechen muß. Daß das der Fall sein wird, dafür wird das Deutsche hier, die Marine Lind die Luftwaffe, schon sorgen, darauf können sich die Herrschaften in England verlassen. Das werden ja die Herrschaften in London schon gemerkt haben, daß die deutsche Wehrmacht und vor allem unsere Luftwaffe nicht mit sich spaßen läßt. Davon zeugen ja auch die schweren Schläge der »Hermannsvögel« die sie gegen London, und wie die Städte alle heißen, geführt haben, und immer noch führen. Aber nicht nur aus der Luft allein, sondern auch zu Wasser von unserer unvergleichlichen Kriegsmarine, wird die Zermürbungstaktik fortgesetzt, und der Tag wird kommen, da das stolze England, welches sich unbesiegbar glaubte, zerschmettert am Boden liegt, um sich nie mehr zu erheben. Um dies verwirklichen zu können, muß alles, Mann für Mann, sein Letztes hergeben, damit wird endlich unseren letzten und stärksten Gegner niederringen können, dann erst werden wir in Ruhe das tun können, was der Führer will, nämlich Deutschland in Größe, Schönheit, Glanz und Würde auferstehen zu lassen, so wie es noch nie während seines ganzen Bestehens dagestanden hat.
Langsam neigt sich das alte Jahr dem Ende zu. Hoffen wir, daß das neue Jahr uns den endgültigen Sieg bringt. Dann wird wieder ein frohes Schaffen sein im Deutschen Vaterlande, denn nichts auf der Welt wird uns mehr erschüttern können. Hoffen wir, daß dies bald der Fall sein wird, damit der Führer seine großen Friedensaufgaben zu Ende führen kann.
In diesem Sinne wünsche ich allen Kameraden am Standort Oberkochen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Euer Kamerad P.K.
Prag, den 18.12.1940
Lieber W.
Da nun Weihnachten vor der Tür steht will ich Dir einige Zeilen schreiben. Habe heute Wache beim Reichsprotektor, was nichts Angenehmes ist, denn es ist verdammt kalt. 2 Stunden mit angezogenem Gewehr auf einer Stelle stehen ist auch bestimmt nicht von Pappe. Sonst ist der Dienst wie immer. Nichts wie Druck von A bis Z, und trotzdem hat es mich noch keine Minute gereut, daß ich zur SS ging, denn bei einer solchen Kameradschaft ist es herrlich zu leben und die Tage fliegen dahin, daß man wirklich nicht weiß wie.
Daß ich über Weihnachten nicht in Urlaub kommen kann, weißt Du ja bereits und wünsche Dir deshalb von hier aus sowie allen SA Kameraden recht frohe und vergnügte Feiertage. Ich hoffe, bald in Urlaub können zu dürfen. Wann dies geschieht, weiß ich noch nicht, denn es geht der größte Teil an die Front und da ist es leicht möglich, daß ich dabei bin. Hoffentlich. Möchte es mir nicht nachsagen lassen, daß ich während des ganzen Krieges mich hinter der Front herumgetrieben habe.
Was treibt eigentlich der Wintersport? Hat es genügend Schnee. Wann sind die Meisterschaften gib mir bitte Bescheid, wenn die Vereins und SA Läufe sind, denn ich möchte, da ich selbst nicht teilnehmen kann, ein paar schöne Ehrenpreise schenken. Es gibt hier nämlich wunderbare Artikel.
Für heute will ich schließen und grüße Dich und die ganze SA herzlichst. Dein Kamerad EB.
An Bord, 7.12.1941
Liebe SA Kameraden!
Als erstes meinen herzlichen Dank für Euren lieben Weihnachtsgruß, den ich heute erhalten habe. Es ist ein frohes und stolzes Gefühl, zu wissen, daß Ihr liebe Kameraden in der Heimat uns nicht vergeßt. Daß Ihr in der Heimat fleißig weiterarbeitet, haben wir auch von Euch, die Ihr Kampf gewöhnt seid, überhaupt nicht anders erwartet. Ihr dürft glauben: Wir, die wir das Glück haben, dabei zu sein, erfüllen stets mit ganzem Herzen unsere Pflicht.
Mir selber geht es immer gut. Habe jetzt mit stolzem Herzen meine U‑Bootsprüfung hinter mir und in etwa 10 Tagen steige ich auf mein Boot, mit dem es dann hinausgeht zu kämpfen für unsere Idee. Dann will auch ich zeigen, daß ich treu alten SA Geistes meine Pflicht erfüllen werde.
Ich wünsche Euch und Euren Familien alles Gute im neuen Kampfjahr und grüße Euch mit unserem bewährten Kampfruf »Vorwärts zum Sieg«. Euer Freund M.
O.U., den 2.1.1944
Liebe SA Kameraden!
Heute erhielt ich Euren Brief vom 10. Dezember. Dafür gebührt Euch allen mein herzlichster Dank. Bisher glaubte ich, daß der SA-Trupp Oberkochen überhaupt nicht mehr bestehen würde, denn möglich könnte es schon sein. Denn der größte Teil steht doch im Feldgrauen Rock. Es soll auch kein Vorwurf sein, denn, was von Euch allen in der jetzigen Zeit gefordert wird, weiß ich genau. Alles wollen wir gemeinsam vollbringen und ertragen, um den Endsieg sicher zu stellen. Wo der Feind es versuchen wird, unsere Abwehrwälle zu durchbrechen, wird er mit höchsten Waffen und Menschenverlusten rechnen müßen. Unsere Waffen sind eingerichtet.
Heute freue ich mich schon, bis ich wieder unter Euch, meine lb. Kameraden, verweilen darf. Wie schön waren noch die Zeiten vor dem Krieg, wo man am Sonntagmorgen zum Schießdienst angetreten war, oder in Unterkochen war, in Aalen oder gar in Wasseralfingen beim Sonntagsdienst, auf dem Heimweg ab und zu mal einkehrte, solche Zeiten vergißt man nicht so schnell. Damals waren wir schon bereit für alle Dienste und Verantwortungen, welche uns auferlegt wurden zu vervollständigen, so wie es von uns Soldaten auch heute an allen Fronten verlangt wird. Diese Grundschule ging aus der SA hervor. Ich bin stolz, sagen zu können, daß ich es gelernt habe bei Euch.
Von mir selbst kann ich noch berichten, daß es mir noch gut geht. Befinde mich zur Zeit im Balkaneinsatz. Vielleicht hat der eine oder andere schon mal gehört, um was es sich hier handelt. Die Hauptaufgabe ist nun die Partisanen zu vernichten, da ja ein großer Teil der Badoliotruppen zu den hinterhältigen Kämpfern übergelaufen ist. Die größten Teile sind schon vernichtet, und die restlichen gehen ihrer Vernichtung entgegen. Näheres werde ich Euch im Urlaub darüber berichten. Hoffe im Lauf dieses Monats noch an der Reihe zu sein.
Ich schließe für heute, Euch allen meine Kameraden alles Gute wünschend, und verbleibe mit den herzlichsten Grüßen, Euer SA Kamerad WG. Es lebe unser Führer, es lebe die SA ! Heil und Sieg!
Heimatverein Oberkochen in eigener Sache
Die oben abgedruckten Briefe, der letzte vor 60 Jahren geschrieben, geben — jeder auf seine Weise — viel zu denken.
Auch diese Briefe sind ein Stück Heimatgeschichte.
All unseren Mitgliedern, Freunden und Gönnern wünschen wir mit dem in nächtlicher Einsamkeit beim Eichertbrünnele im Wolfertstal leuchtenden Christbaum ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute fürs Neue Jahr 2005.
Noch genießt der Osterhase auf der verschneiten Bank hier seine Freiheit.
Bald nach Dreikönig jedoch muß er leider schon wieder in die Werbetrommel.
