Zusam­men mit der Bitte um Zusen­dung des Oberko­che­ner Heimat­buchs erhiel­ten wir vor kurzem einen Brief eines ehema­li­gen Bürgers unserer Stadt, dessen Mutter in den Sechzi­gern Mitglied im Gemein­de­rat zu einer Zeit war, als Oberko­chen noch »Dorf« das heißt »Gemein­de« war also vor der Zeit der Stadt­er­he­bung im Jahre 1968.

Der Brief erzählt so nett von den »alten Zeiten«, dass wir ihn, um ein paar kommu­nal­po­li­ti­sche Anmer­kun­gen gekürzt, wieder­ge­ben möchten.

Dietrich Bantel

Neustadt/Dosse, 8. 11. 2004

»Über Ihren Brief und die Ankün­di­gung des Heimat­bu­ches Oberko­chen habe ich mich sehr gefreut und möchte Ihnen recht herzlich danken.

Ja Oberko­chen ist durch­aus meine Heimat, wenn ich es auch viele Jahre nicht wahrha­ben wollte. Im Januar 53 war ich hinge­kom­men, nachdem wir seit 49 in Aalen gewohnt hatten, habe die Dreißen­tal­schu­le unter weiland Frl. Müller und Herrn Heller besucht, um 54 bis 63 aufs Schub­art Gymna­si­um zu wechseln.

Nach dem Abi war ich dann nur noch in den Ferien soweit ich nicht in Giengen beim Tierarzt freiwil­li­ge Prakti­ka absol­vier­te zum Lernen da. 1972 wurde ich dann Sozius meines ehem. Lehrtier­arzts Dr. Blobel in Holstein, des Bruders des letzt­jäh­ri­gen Medizin­no­bel­preis­trä­gers, des Bruders meines Mikro­bio­lo­gie­pro­fes­sors, allesamt Söhne unseres Haustier­arz­tes in Schle­si­en, wo ich geboren wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.

Als Sohn eines Holstei­ners und einer Schle­sie­rin fühlte ich mich als Jugend­li­cher immer als Preus­se, verbrach­te alle großen Schul­fe­ri­en im Norden, meist auf dem elter­li­chen Hof meines gefal­le­nen Vaters, und wollte immer dorthin »zurück«. Aber als ich lange genug im Norden war, später in NRW erfolg­reich nieder­ge­las­sen, da merkte ich, oh Wunder, dass ich in O’ko schwä­bi­sche Wurzeln bekom­men hatte; unter anderem daran, dass ich immer ins schwä­bi­sche Idiom fiel, das ich in Giengen perfek­tio­niert hatte, wenn ich entspre­chend angespro­chen wurde.

Ich habe O’ko auch immer wieder besucht, wenn sich die Gelegen­heit bot. Die ständi­ge Verbin­dung aber stellt das bis heute von meiner Mutter abonnier­te Gemein­de­blatt dar. Durch dieses bin ich auch über zahlrei­che Ihrer Aktivi­tä­ten unter­rich­tet wie Römer­kel­ler, Höhlen­for­schung, Besucher­berg­werk, Gedenk­me­dal­li­en usw. Persön­lich kennen­ge­lernt haben wir uns wohl doch nicht. Die von mir erwähn­te Schweiz­fahrt des Gemein­de­ra­tes war noch unter Bgm. Bosch und meine Tätig­keit für die damali­ge Außen­stel­le des SGA, nämlich die Herstel­lung der ersten Stunden­plan­ta­fel, ist noch vor Ihrer Zeit gewesen.

Als Jugend­li­cher habe ich voll die Entwick­lung Oberko­chens vom indus­tri­el­len Kuhdorf (jawohl, man konnte noch täglich Kuhge­span­ne beobach­ten und Bauern noch in der alten Tracht, wie den ehern. Mesner Joos) mit Misthau­fen an der Aalener und der Katzen­bach­str. zur Klein­stadt mit Gymna­si­um und neuem Rathaus usw. miter­lebt. Eine beispiel­lo­se Entwick­lung unter einem als genial zu bezeich­nen­den Bürger­meis­ter, der anschei­nend genaue Vorstel­lun­gen hatte, was er aus dem Ort machen wollte, aber nie die Wurzeln vergaß.

Aber ich bin auch noch durch die damali­ge Furt neben der Kocher­brü­cke zwischen Schee­rer und altem kath. Fried­hof gewatet, bei Hochwas­ser natür­lich, wobei sich meine arme Mutter immer über die innen nassen Gummi­stie­fel wunder­te. Wir Kinder ließen noch am Guten­bach, wo heute die Siedlung steht, Schif­fe schwim­men und fingen Fische und Klein­kreb­se. Am Langert­brün­ne­le konnte man noch Dämme bauen und dabei auf Weltkriegs­mu­ni­ti­on stoßen. Es war ein Mutsprung über die Guten­bach Katzen­bach­auf­spal­tung am ehem. Segel­flie­ger­häus­chen und natür­lich bin ich dann doch reinge­fal­len und natür­lich war es Januar und natür­lich noch zwei Stunden bis meine Mutter vom Zeiss kam und ich mich umzie­hen konnte.

Ein Anmel­de­for­mu­lar für den Heimat­ver­ein können Sie mir gerne schicken.

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