Der Antrieb — Das Wasserrad

Im 5. Abschnitt seiner Unter­su­chun­gen und Darstel­lun­gen des Zustands der techni­schen Anlagen für den eigent­li­chen Mühlen­be­trieb geht Wolfgang Schnerr, Technik­his­to­ri­ker und Geograph, vermit­telt durch das Landes­denk­mal­amt und veran­lasst von der Stadt Oberko­chen, auf den Antrieb und hier zunächst auf das Wasser­rad der Schee­rer­müh­le ein.

Das Mühlrad ist zur Zeit jeder­mann zugäng­lich, so dass sich von dessen Zustand inter­es­sier­te Bürger auch ein persön­li­ches Bild verschaf­fen können.

Zu den plane­ri­schen Unter­la­gen der Mühle gehört ein Lageplan der Mühle von 1877.
Text: Oberamt Aalen, Gemein­de Oberko­chen Situa­ti­ons­plan zum Wasser und Hochbau­ge­such des Mühlen­be­sit­zers Kaspar Schee­rer. Der Situa­ti­ons­plan wurde am 11.5.1877 einge­reicht und am 10.6.1877 von Oberamts­werk­meis­ter und Wasser­bau­tech­ni­ker Stein unter­zeich­net und genehmigt.

Oberkochen

Die Stadt stell­te mir 1989 eine Kopie dieses Plans zur Verfü­gung. Auf diesem sind, so scheint es, in einer Zusarn­men­zeich­nung die vier ehema­li­gen Mühlrä­der zusam­men mit dem großen neuen wiedergegeben.

Unter »Konstruk­ti­on« vermerkt Herr Schnerr »zwei im Umfang gegen­ein­an­der versetz­te Zellen­krän­ze mit schma­len, jedoch tiefen Zellen …«. Auf meine Frage erhielt ich die Auskunft, dass die Verset­zung der Zellen­krän­ze einen gleich­mä­ßi­ge­ren Lauf des 127 Jahre alten Rads bewirkt, das, sowie die gesam­ten Wasser­an­la­gen, seit über 10 Jahren ohne jegli­che Pflege vor sich hin verrot­te­te. Präsi­dent Prof. Dr. Dieter Planck vom Landes­denk­mal­amt hat uns bestä­tigt, dass er in das laufen­de Verfah­ren der Erbstrei­tig­kei­ten nicht eingrei­fen könne auch wenn die Mühle unter Denkmal­schutz steht.

Beschrei­bung von Wolfgang Schnerr:
5) Der Antrieb
Bis weit in die 2. Hälfte des 20. Jahrhun­derts wurde die Mühle mit Wasser­kraft betrie­ben. Die für die umfang­rei­chen und teilwei­se gleich­zei­tig in Betrieb befind­li­chen Mahl, Trans­port, Reini­gungs, Sicht- und Sortier­an­la­gen benötig­te Antriebs­en­er­gie stell­te das heute noch vorhan­de­ne oberschläch­ti­ge Wasser­rad zur Verfü­gung; deren Weiter­lei­tung und Vertei­lung erfolg­te über Wellen und Getrie­be. Erst gegen Ende des Mahlbe­trie­bes erhiel­ten einige Aggre­ga­te Einzel­an­trieb über Elektro­mo­to­ren, wobei die ursprüng­li­che Antriebs­tech­nik weitge­hend erhal­ten blieb.

5.1) Das Wasser­rad
Bezeich­nung: Oberschläch­ti­ges Zellen­rad, Herstel­ler: Maschi­nen­fa­brik Geislin­gen
Funkti­on: Erzeu­gung eines Drehmo­men­tes durch Umwand­lung der Gewichts­kraft des Wassers in Drehbe­we­gung.
Konstruk­ti­on: Zwei im Umfang gegen­ein­an­der versetz­te Zellen­krän­ze mit schma­len, jedoch tiefen Zellen; Rosette und Radar­me aus Eisen­guss, Radkranz und Zellen aus Stahl­blech; Radar­me mit Radkranz verschraubt, Zellen einge­nie­tet. Maße: Ø = 3,30 m, b = 3 m, geteilt 1:1. Welle aus Stahl, dto. Lager­bö­cke mit Schmieröffnungen.

Der Einlauf erfolg­te ursprüng­lich über ein kürze­res, nach hinten geneig­tes Endstück über die gesam­te Breite, so dass die beiden Zellen­krän­ze gleich­zei­tig beauf­schlagt wurden.

Zustand: Das Wasser­rad ist nicht lauffä­hig. Die sicht­ba­ren Oberflä­chen sind teils stark bemoost, dto. die Lager­bö­cke. Korro­si­ons­schä­den sind vor allem im Bereich Welle, Rosette und Radar­me zu erwar­ten, im sicht­ba­ren Bereich der Welle bereits festzu­stel­len. Der zur Schmie­rung dienen­de Aufsatz einer Lager­scha­le fehlt. Eine weiter­ge­hen­de Unter­su­chung konnte im jetzi­gen Zustand nicht erfolgen.

Maßnah­men: Für die Erhal­tung im nicht lauffä­hi­gen Zustand ist eine gründ­li­che Reini­gung der gesam­ten Oberflä­chen (incl. Welle, Lager und Zahnrad), ggf. Entrüs­tung, Prüfung auf Korro­si­ons­schä­den und eine abschlie­ßen­de tiefge­hen­de Konser­vie­rung notwen­dig; jegli­cher Wasser­zu­tritt über das Gerin­ne ist dann zukünf­tig auszu­schlie­ßen, sowie gegen Regen­was­ser entspre­chend sorgfäl­tig zu konser­vie­ren. Hier sollte der Rat eines Metall­re­stau­ra­tors einge­holt werden. Die Arbei­ten selbst können weitge­hend von Laien unter Anlei­tung eines Metall­fach­man­nes durch­ge­führt werden. Der Zustand ist danach regel­mä­ßig zu kontrollieren.

Im Inter­es­se sowohl einer dauer­haf­ten Erhal­tung wie auch einer gelegent­li­chen Vorfüh­rung der überlie­fer­ten Mühlen­tech­nik sollte das Wasser­rad wieder lauffä­hig herge­rich­tet werden und sich möglichst ständig im Leerlauf drehen. Dazu sind folgen­de (zusätz­li­che) Maßnah­men notwendig:

Anheben des Wasser­ra­des, Lager wie unter 3.2, Ergän­zung des fehlen­den Schmier­auf­sat­zes, länge­rer Probe­lauf ohne und unter Last. Wartung und Kontrol­le können sich dann weitge­hend auf die Schmie­rung sowie regel­mä­ßi­ges Reini­gen des Rechens beschränken.

Sowohl der sicht­ba­re Erhal­tungs­zu­stand als auch die ausge­zeich­ne­te Konstruk­ti­on verlan­gen nach einer Wieder­in­be­trieb­nah­me. Zu erwar­ten sind ein sehr ruhiger, langsa­mer und wartungs­ar­mer Lauf bei hohem Wirkungs­grad. Mündli­che Auskunft durch Herrn Wolfgang Strakosch.

Das Mühlen­buch der Schee­rer­müh­le von 1751
Vortrag am Donners­tag, 11. Novem­ber
20.00 Uhr im »Schil­ler­haus«
Referent: Gym. Prof. a.D. Albert Seckler
Eintritt frei

Wir haben an dieser Stelle berich­tet, durch welche glück­li­chen Umstän­de dieses für die Geschich­te Oberko­chens so wertvol­le Buch in den Besitz des Heimat­ver­eins gekom­men ist. Der Verein möchte es nicht versäu­men, sich nochmals herzlich bei Anni Borst zu bedan­ken, die uns das Buch geschenkt hat. Dieses war per Vermächt­nis in den Besitz ihres verstor­be­nen Mannes gekom­men. Dessen Wunsch war es, so sein Verspre­chen an den Heimat­ver­ein, dass dieser das Mühlen­buch erhält.

Über das Buch selbst haben wir stich­wort­ar­tig berich­tet (BuG v. 19.09. Bericht 450). Da das Buch in altdeut­scher Schrift geschrie­ben und schwer lesbar ist, und zudem viele Begrif­fe heute nur schwer verständ­lich sind, habe ich Dr. Arthur Mez, Genea­lo­ge, der des Lesens von alten Schrif­ten mächtig ist, gefragt, ob er das Buch für uns in lesba­re PC Schrift übertra­gen könne. Herr Dr. Mez hat umgehend ohne »wenn und aber, ja gesagt« ein ja, das im Bruch­teil einer Sekun­de ausge­sagt, aber nur in vielen Wochen inten­si­ver und zäher Arbeit umgesetzt werden konnte. Wir bedan­ken uns hier sehr herzlich bei Dr. Mez für diese, die er für den Heimat­ver­ein und damit für Oberko­chen geleis­tet hat eine Arbeit, für die er überdies nicht einen einzi­gen Cent Bezah­lung entge­gen­ge­nom­men hat.

Ein dritter Dank gilt Gym. Prof. a.D. Albert Seckler, der es auf meine Bitte hin übernom­men hat, einen Vortrag zu diesem heraus­ra­gen­den Buch zu halten. Herr Seckler hat seinen Vortrag in drei inhalt­lich verschie­de­ne Teile aufge­baut:
1) Das Mühlen­buch vor dem Hinter­grund von Vergan­gen­heit und Gegen­wart. In diesem Teil wird Albert Seckler vor allem auf die wirtschaft­li­chen Bedin­gun­gen der Mühlen in der Vergan­gen­heit und vergleichs­wei­se in unserer Zeit einge­hen.
2) Außer­dem wird er das Thema »Mühle« vor den Spiegel von Litera­tur und Musik stellen. Es folgt eine kurze Pause, in der die Besucher einen Blick auf das Mühlen­buch, das sich zur Zeit in unserer Sonder­aus­stel­lung »Alte Bücher aus Oberko­che­ner Häusern« im Heimat­mu­se­um befin­det, werfen können.
3) Im Dritten Teil seines Vortrags wird der Referent auf das Mühlen­buch der Schee­rer­müh­le einge­hen, das 1751, nur zwei Jahre nach dem Aalener Proto­koll, vom Kloster Königs­bronn, das, sowie die Müller, zum protes­tan­ti­schen Württem­berg gehör­te, dem die Mühle ab der Refor­ma­ti­on unter­stellt war. Ihre Geschich­te indes ist bis zum Jahr 1357 zurück beleg­bar, das heißt, der Stand­ort für die Mühle ist bereits 20 Jahre nach der ersten urkund­li­chen Erwäh­nung urkund­lich nachzu­wei­sen. Das Mühlen­buch ist 1751 unter­zeich­net vom damali­gen Kloster­ver­wal­ter Johann Sigmund Hochstetter.

Oberkochen

Eine fachmän­ni­sche Restau­rie­rung des wertvol­len Buchs nach der Ausstel­lung »Alte Bücher aus Oberko­che­ner Häusern« ist seitens des Heimat­ver­eins geplant. Hier müssen wir natür­lich einen statt­li­chen Betrag inves­tie­ren. Der Verein erlaubt sich aus diesem Grund, anläss­lich des Vortrags, für den kein Eintritt erhoben wird, um Spenden für die Restau­rie­rung zu bitten.

Oberkochen

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