UNGLÜCK
Wie Dietrich Bantel in einem frühe­ren BuG Bericht erzähl­te (Bericht 8 vom 11.3.1988), besaß Kronen­wirt Josef Elmer (1893 — 1969) ein sog. »Lokomo­bil«, das zusam­men mit einer Dresch­ma­schi­ne von Oberko­che­ner Landwir­ten zum Korndre­schen benutzt wurde. Nun muss es aber in Oberko­chen schon zuvor »eine große Dresch­ma­schi­ne« gegeben haben, die »vielfa­che Benüt­zung« erfuhr, die aber 1865 durch ein Unglück ins Licht der Öffent­lich­keit geriet: Der Eigen­tü­mer der Maschi­ne wurde von ihr erfasst und »von dersel­ben so zusam­men­ge­drückt, dass er unter großen Schmer­zen bald verstarb«.

Oberkochen

»SOTTE UND SOTTE« OBERKOCHENER
Regel­mä­ßig erschie­nen im Aalener »Amts und Intel­li­genz Blatt« Angebo­te von Agentu­ren, die Reise­mög­lich­kei­ten zur AUSWANDERUNG offerier­ten und Reisen »über alle Seehä­fen, sowohl per Dampf als auch per Segel­schiff zu billigs­ten Preisen und reeller Behand­lung« anboten. Doch durften Auswan­de­rungs­wil­li­ge nicht klamm­heim­lich verschwin­den, sondern mussten zuvor »verfas­sungs­ge­mä­ße Aufla­gen« erfüllt, z.B. bei Schul­den einen Bürgen bestellt haben. Erst dann gab das Oberamt die Erlaub­nis zum Aufbruch ins Land der unbegrenz­ten Möglich­kei­ten und veröf­fent­lich­te von Zeit zu Zeit Listen mit den Namen von Auswan­de­rern im »Blatt«. Unter rund 70 Wagemu­ti­gen aus dem Oberamt finden sich im Jahr 1866 auch vier Oberko­che­ner Famili­en: Georg Jakob Meißner mit Familie, Matthi­as Wieden­hö­fer mit Familie, Josef Weber mit Frau und Johann Georg Späth.

Nun soll es in Oberko­chen gelegent­lich auch Schwind­ler gegeben haben. Im April 1866 klagte ein Aalener Metzger­meis­ter im Blatt, am Oster­mon­tag habe sich Micha­el G. von Oberko­chen im Gasthaus »Rößle« als sein Sohn ausge­ge­ben und einen Bürger um ein Glas Bier angepumpt. Als dieser vom vermeint­li­chen Vater das Geld wieder zurück­ha­ben wollte, flog der Schwin­del auf. Der Metzger­meis­ter setzte darauf­hin »das Publi­kum hierüber in Kennt­nis, damit es sich in Zukunft nicht mehr von derar­ti­gen Schwind­lern täuschen lasse«.

Obwohl in jenen Jahren Gründer­zeit für Gewer­be­be­trie­be war und Chris­toph Jakob Bäuerle damit 1860 in Oberko­chen begon­nen hatte, spiel­te die Landwirt­schaft und mit ihr der LANDWIRTSCHAFTLICHE VEREIN des Bezirks auch in Oberko­chen eine dominie­ren­de Rolle. Wer etwas im Dorf zu sagen hatte, war Mitglied des Vereins, der am 17. Juni 1866 seine Jahres­ver­samm­lung abhielt, zu der auch folgen­de Oberko­che­ner Mitglie­der einge­la­den waren:
»Schult­heiß Wingert, Gemein­de­pfle­ger Balle, Gemein­de­rat Gold, Gemein­de­rat Wiedmann, Ochsen­wirt Braun, Hirsch­wirt Fuchs, Müller Stadel­mei­er, Joseph Lindner, Lammwirt Schaupp, Josef Grupp, Seiler Koch, Jakob Sapper, Jakob Wieden­hö­fer, Franz Wingert, Joseph Seitz, Joseph Schie­bel, Melchi­or Maier, Joseph Veihl (Karles­bau­er), Joseph Maier (Schmied), Xaver Geißin­ger, Jung Johan­nes Grupp, Ziegler Gold, Micha­el Schmid, Chris­ti­an Schnei­der (Metzger), Chris­toph Schnei­der, Konrad Kolb«.

KRIEG IM LAND
Noch im April hatten Oberko­che­ner Leser im Aalener »Blatt« vernom­men: »Der Friede wird vorerst nicht gestört werden, Diplo­ma­ten haben das Wort«. Da aber bekannt­lich Krieg Fortset­zung von Diplo­ma­tie mit anderen Mitteln ist, wurde im Frühsom­mer 1866 auch Württem­berg in den sog. »Deutschen Krieg« verwi­ckelt, bei dem es zwischen Preußen und den süddeut­schen Staaten wie Bayern, Württem­berg, Baden, Hessen (um nur einige der insge­samt 12 Verbün­de­ten zu nennen) um die Vorherr­schaft in Deutsch­land ging. Obwohl schon am 3. Juli 1866 die eigent­lich kriegs­ent­schei­den­de Schlacht bei König­grätz mit einem Sieg der Preußen geendet hatte, dräng­ten preußi­sche Truppen nach Süddeutsch­land vor. Weil württem­ber­gi­sche Solda­ten den Befehl hatten, dies zu verhin­dern, kam es nicht allzu weit von Aalen und Oberko­chen entfernt am 24. Juli 1866 bei Tauber­bi­schofs­heim zu einem Gefecht, durch welches zwar das weite­re Vorrü­cken der Preußen verhin­dert wurde, die Württem­ber­ger aber viele Tote und Verwun­de­te zu bekla­gen hatten.

Die Zeitung berich­tet öfters von Truppen­be­we­gun­gen per Bahn, die aber Oberko­chen nicht berühr­ten, weil es »nur« an der Stich­bahn nach Heiden­heim lag. Dagegen wurde in Oberko­chen der Zeitungs­ap­pell gelesen, mit dem 12 Aalener Frauen und Männer zur Bildung eines lokalen Unter­stüt­zungs und Sanitäts­ver­eins für Kriegs­op­fer aufrie­fen und um Geld und Sachspen­den baten. Deshalb veran­stal­te­te der evange­li­sche Oberko­che­ner Pfarrer Wilhelm Fried­rich Dürr, der uns durch seine Zeich­nung der evange­li­schen Kirche bekannt ist, eine Geldsamm­lung, die laut Zeitungs­be­richt 28 Golden erbrachte.

Als im August der Pulver­dampf auf dem Schlacht­feld verflo­gen war, fanden sich in der Zeitung Verlust­lis­ten mit den Namen gefal­le­ner und verwun­de­ter württem­ber­gi­scher Solda­ten, die nament­lich genannt wurden. Unter diesen war auch »Soldat Anton Schmid aus Oberko­chen« vom »5. Infan­te­rie­re­gi­ment König Karl«, der einen Schuss ins Bein im Spital zu Bad Mergen­theim auskurierte.

Jedoch scheint das Leben vom Krieg unberührt weiter gegan­gen zu sein. Man kaufte und verkauf­te, freite Lind ließ sich freien, man handel­te und speku­lier­te ganz normal, was sich am Anzei­gen­teil des Aalener »Amts und Intel­li­genz Blatts« leicht erken­nen lässt: Schaf­wei­den wurden verpach­tet (auch die von Oberko­chen für 800 bis 900 Schafe), Märkte abgehal­ten, Kirsch­geist, Arrak und Zwetsch­ge­n­was­ser angebo­ten, und auch Oberko­che­ner waren einge­la­den, im Aalener »Stadt­thea­ter« das Stück »Karl XII. Auf Rügen« anzuschau­en. Wem dies zu ernst war, konnte sich beim Singspiel »Die Heirat vor der Trommel« vergnügen.

Vermut­lich trügt aber dieser durch die Zeitung vermit­tel­te Eindruck, denn wie Pfarrer Desal­ler schrieb, war 1866 insge­samt ein Jahr »mit heillo­sem Bruder­krieg und seinen Folgen, Geschäfts­lo­sig­keit, Armut, Krank­heit und Teuerung«.

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte