Da in letzter Zeit eine wahre »Nonnen­fürz­les Renais­sance« erstan­den ist, sehen wir vom Heimat­ver­ein die dringen­de Notwen­dig­keit, darauf hinzu­wei­sen, dass unter dem Titel »s’Non­na­für­z­le« ein Uralt Oberko­che­ner Landwirt, Lieder­ma­cher, Barde und Allein­un­ter­hal­ter, bekannt unter dem Namen

»Gruppa­franzl« (Franz Grupp, 1861 — 1925)

die Nonnen­fürz­le schon vor 100 Jahren als Vortrags­teil in seinem unter­halt­sa­men Reper­toire hatte, mit dem er bis nach Ulm unter­wegs war, um ein kleines Zubrot für seine große Familie hinzuzuverdienen.

Schwä­bi­sche Koch und Backbü­cher sind ohne »Nonnen­fürz­le« fast nicht mehr verkäuf­lich und wenn man im Inter­net »googelt«, dann findet man sieben Seiten prall gefüllt allein mit Stich­wort­hin­wei­sen zum Thema »Nonnen­fürz­le« und jedes Stich­wort erschließt endlos weite­re Seiten zu diesem spannen­den Thema. Da ist die Rede von einem »Mittel­al­ter­boom«, der die schwä­bi­schen »Nonnen­fürz­le« wieder salon­fä­hig gemacht. SWR 4, BW verkün­det: »Nonnen­fürz­le« sind offen­bar ein Relikt aus dem klöster­li­chen Leben und nur in Schwa­ben unter diesem Begriff bekannt. Die Landes­aus­stel­lung »Alte Klöster Neue Herren« weist unter »Kulina­ri­sches« auf die »Nonnen­fürz­le« hin, und argwöhnt sehr speku­la­tiv und vorder­grün­dig: »Der kurio­se Name leitet sich womög­lich von dem leisen Geräusch ab, das beim Backen entsteht. Der Teig reißt auf und bildet einen Hohlraum, den man nach Belie­ben mit Gsälz (Marme­la­de) füllen kann«. Dann folgt das Rezept.

Oberkochen

Nicht die etymo­lo­gi­sche Ablei­tung, aber das Mit-Gsälz-Füllen wird durch die Erklä­rung im »Schwä­bi­schen Handwör­ter­buch« v. Mohr-Siebe­ck/T­ü­bin­gen bestä­tigt. Dort heißt es kurz und bündig: Nonne(n)furz m. gew. Demin. fürzle n. (d. h. = gewöhn­lich in der Verklei­ne­rungs­form)
1) hohles, süß gefüll­tes Backwerk
2) Stachel­bee­re
in »Schwä­bisch vom Blatt« (Theiss-Verlag) wird Nonnen­fürz­le so erklärt: Leich­tes (Weilnachts-) Eiweißgebäck.

Unter »typische schwä­bi­sche Eigen­hei­ten« bringt Meeda­la im Inter­net:
»Nonna­für­z­le (Nonnen­fürz­le) sind keines­wegs Blähun­gen im Frauen­klos­ter, sondern … « Die am häufigs­ten anzutref­fen­de Erklä­rung für dieses fröhli­che Wort indes lautet in vielen Kochbü­chern (hier »Kulina­ri­sche Streif­zü­ge durch Schwa­ben« Sigloch-Editi­on) überein­stim­mend: Die »Aalener Nachrich­ten« brach­ten erst vor gut zwei Wochen (11. 11. 2003) eine ganz ähnli­che Erklä­rung und ein fast identi­sches Rezept (siehe unten):

Oberkochen

Eigene Erfah­rung: Wenn man den Teig etwas länger gehen lässt, dann wird er ein wenig »bäbbich« und nach dein Formen der Nonnen­fürz­le mit dem Tee- oder Esslöf­fel einste­hen beim Backen entspre­chend bizar­re Formen wie Köpfe, Ohren, kurze Füße, Schwänz­le, von Hasen, Schwein­chen, Eulen, Möpsen, Kröten und aller­lei Geflü­gel… der Inter­pre­ta­ti­on sind keine Grenzen gesetzt. Wir geben, wenn alles fertig ist, Puder­zu­cker über die noch warmen Nonnen­fürz­le. Warm schme­cken und duften Nonnen­fürz­le übrigens am besten.

Nun aber zu dem angekün­dig­ten über 100 Jahre alten Gedicht, aus dem Reper­toire des Oberko­che­ner Origi­nals »Gruppa­franzl«.
Viel Spaß beim Lesen, Knobeln und Schwä­bisch Studieren…

Oberkochen

Aus dem Vortrags­büch­lein des Oberko­che­ner Landwirts, Lieder­ma­chers und Unter­hal­ters Franz Grupp (1861 — 1925) (»Gruppa­franzl«)
s’schellt = es läutet, es klingelt

Dietrich Bantel

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