Am Samstag, 8.11. fand in Esslin­gen die 23. Tagung der ehren­amt­lich Beauf­trag­ten für Archäo­lo­gi­sche Denkmal­pfle­ge im Regie­rungs­be­zirk Stutt­gart statt, zu denen der Vorsit­zen­de des HVO Oberko­chen seit 1984 zählt.

Seit März dieses Jahres befin­det sich das Landes­denk­mal­amt (LDA) nicht mehr auf 4 verschie­de­nen Häuser verteilt in Stutt­gart, sondern in der alten Reichs­stadt Esslin­gen im umgebau­ten und um einen Neubau erwei­ter­ten ehema­li­gen Schelz­tor­gym­na­si­um in der Berli­ner Straße 12. Die spannend zu lesen­de Dokumen­ta­ti­on der Bauge­schich­te dieser Schule endet mit folgen­der Bemerkung:

».… Wechsel an der Führungs­spit­ze der Stadt Esslin­gen. Der neue Oberbür­ger­meis­ter, (Dr. Jürgen Zieger, der einsti­ge Stadt­bau­meis­ter der Stadt Oberko­chen) ergriff die Gunst der Stunde, aktivier­te Förder­mit­tel aus dem Sanie­rungs­ge­biet »Weststadt« und eröff­ne­te damit dem Landes­denk­mal­amt das Angebot, sich in Esslin­gen anzusiedeln … «.

Zur Tagung
1) Bürger­meis­ter Wallbrecht, Leiter des Baude­zer­nats der Stadt Esslin­gen, ging in seinem Begrü­ßungs­wort auf Geschich­te und Gegen­wart der Stadt ein. Esslin­gen, 90000 Einwoh­ner, 60000 Arbeits­plät­ze. Esslin­gen stagniert bevöl­ke­rungs­mä­ßig wie Oberko­chen seit Jahrzehn­ten, und hat keine Ausdeh­nungs­mög­lich­kei­ten mehr. Es gibt nur noch ein »inneres Wachstum«.

2) Dr. J. Biel, Leiter der Archäo­lo­gi­schen Abtei­lung des LDA, berich­te­te sehr kritisch über den Stand der Struk­tur­re­forrn der Landes­be­hör­den und ihre Auswir­kun­gen auf die Archäo­lo­gi­sche Denkmal­pfle­ge. Das bislang unabhän­gi­ge LDA wird dem Regie­rungs­prä­si­di­um unter­stellt. Da die innere Struk­tur des LDA zwar in etwa beibe­hal­ten wird, nun aber in 6 Berei­che aufge­split­tert ist, muss es nun praktisch mit »2 Köpfen« arbei­ten. Einschnei­den­de Sparmaß­nah­men für 2004 wurden angekündigt.

3) Dr. Ingo Stork, LDA Haupt­kon­ser­va­tor und Leiter des Referats vor und frühge­schicht­li­chen Archäo­lo­gie im Reg. Bez. Stutt­gart, (Alaman­nen­gra­bung Oberko­chen, 1981) und Dr. Susan­ne Arnold, Abt. archäo­lo­gi­sche Denkmal­pfle­ge BW, Mittel­al­ter, (Ausgra­bung Bilzhaus Oberko­chen, 1989 2003) gaben Berich­te zur Entwick­lung der archäo­lo­gi­schen Denkmal­pfle­ge im Reg. Bezirk Stutt­gart zum Jahr für den Zeitraum seit der letzt­jäh­ri­gen Tagung. Dr. Stork wies auf das in diesem Jahr neuent­deck­te und mit ca. 700 Gräbern hochge­rech­ne­te merowin­gi­sche Gräber­feld in Unter­ko­chen hin, das die Besied­lungs­ge­schich­te des oberen Kocher­tals und spezi­ell das Entste­hen des Siedlungs­be­reichs »Kochen« in neuem Licht zeigt. Frau Dr. Arnold bedau­er­te die organi­sa­to­ri­schen Änderun­gen im Bereich »Mittel­al­ter« die einem Abgesang für diese Abtei­lung gleichkamen.

4) Dr. Dieter Kraus­se, Oberkon­ser­va­tor und Leiter des Referats Großgrabungen/zentrale Diens­te, berich­te­te über »Fürsten­sit­ze« des 7. bis 5. vorchristl. Jahrhun­derts. In unserer Gegend ist in diesem Zusam­men­hang vor allem der lpf erneut ins Rampen­licht getre­ten. Ihm wird eine mögli­cher­wei­se gleiche Bedeu­tung wie der Heune­burg zugedacht.

5) Chr. Peek, Restau­ra­to­rin und B. Nowack Beck, Diplom­re­stau­ra­to­rin, berich­te­ten über neue Ergeb­nis­se archäo­lo­gi­scher Textil­for­schung in Süddeutsch­land mit Gewicht auf Präpa­rie­rung, Konser­vie­rung und Auswer­tung. Im Heimat­mu­se­um Oberko­chen befin­det sich in der Alaman­nen­vi­tri­ne ein bemer­kens­wer­tes selte­nes Fundstück (Hüftge­hän­ge Frauen­grab) an dem ein Stoff­rest nachge­wie­sen werden konnte.

6) Dr. I. Stork, berich­te­te zur geplan­ten Gaslei­tung »SEL Trasse«, die z. Zt. auch durch den Reg. Bezirk Stutt­gart führend geplant wird. Sobald die Trasse festliegt, werden die ehren­amt­lich Beauf­trag­ten verstän­digt — ihnen kommt bei der Beobach­tung der in diesem Zusam­men­hang aufge­schlos­se­nen Boden­be­rei­che große Verant­wor­tung zu, da bei fahrläs­si­gem Arbei­ten mit einer mögli­chen Zerstö­rung von Hunder­ten von archäo­lo­gi­schen Befun­den zu rechnen ist.

7) E. Stauß, Grabungs­tech­ni­ker, berich­te­te über den zum Teil katastro­pha­len Zustand von konser­vier­ten und beschil­der­ten archäo­lo­gi­schen Denkmä­lern. Fazit: Die Eupho­rie nach Aufde­ckung und Konser­vie­rung von archäo­lo­gi­schen Denkmä­lern weicht häufig erstaun­lich schnell einer Gleich­gül­tig­keit wenn es um die langfris­ti­ge Pflege dersel­ben geht, die mit Folge­kos­ten verbun­den ist. Leider muss immer häufi­ger Vanda­lis­mus gegen­über den Denkmä­lern festge­stellt werden. Auch hier sind die ehren­amt­li­chen Mitar­bei­ter beson­ders gefor­dert. Ich erinne­re an den Diebstahl der neuen Info Tafeln zum »Römer­kel­ler«.

8) Vor dem Mittag­essen fand ein Rundgang durch die neuen Räume des LDA in der neuen Dienst­stel­le Esslin­gen statt. Das beson­de­re Inter­es­se galt dem an das alte Schelz­tor­gym­na­si­um angebau­ten »Glasturm«, der sich klima­tisch in der Hitze des vergan­ge­nen Sommers hervor­ra­gend bewähr­te. In ihm befin­den sich u.a. Werkstät­ten und Kühlräume.

9) Am Nachmit­tag wurde die derzeit im histo­ri­schen Alten Rathaus in Esslin­gen gezeig­te Ausstel­lung »Entde­ckun­gen« besichtigt.

Anmer­kung zur Betreu­ung der Archäo­lo­gi­schen Boden­denk­mä­ler und Ausgra­bungs- und Streu­fun­de in Oberkochen:

Römer­kel­ler
Archäo­lo­gi­sches Boden­denk­mal (Ausgra­bung 1971).
Die laufen­de Betreu­ung findet durch Gemein­de­rats­be­schluss aus dem Jahr 1976 durch das Gymna­si­um Oberko­chen (heute Ernst Abbé Gymna­si­um) im Zusam­men­wir­ken mit der Stadt Oberko­chen und dem Heimat­ver­ein statt.

Bilzhaus
Archäo­lo­gi­sches Boden­denk­mal (Ausgra­bung von 1989 bis 2003).
Die laufen­de Betreu­ung findet durch den Heimat­ver­ein Oberko­chen im Zusam­men­wir­ken mit der Stadt Oberko­chen statt. Auch die Oberko­che­ner Baufir­ma Wingert unter­stützt die Arbei­ten in der Bilz seit vielen Jahren.

Funde der Ausgra­bung »Bilzhaus« befin­den sich im Heimat­mu­se­um und werden vom Heimat­ver­ein betreut.

Funde v.d. Alaman­nen­gra­bung 1981
Seit 1994 in dem damals noch im Aufbau befind­li­chen Heimat­mu­se­um. Unter­brin­gung in spezi­ell gesicher­ten Vitri­nen und Betreu­ung Leihga­ben des LDA durch den Heimat­ver­ein Oberkochen.

Funde v.d. der Ausgra­bung »Römer­kel­ler« (1971)
Von 1971 — 1994 im Gymna­si­um Oberko­chen — seit 1994 im Heimat­mu­se­um in spezi­ell gesicher­ten Tisch­vi­tri­nen. Betreu­ung durch den Heimat­ver­ein Oberkochen.

Verschie­de­ne Streu­fun­de aus den 5 letzten Jahrzehn­ten
befin­den sich im Heimat­mu­se­um und werden vom Heimat­ver­ein Oberko­chen betreut.

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