Um ½ 7 wachen wir auf am Samstag­mor­gen. Was wird wohl unser Nebel machen? Ich wende den Kopf zum Fenster. Sapper­ment!! Schönes Wetter!! Juhu! Ein sonni­ger Schnee­berg leuch­tet in unsere Dachbu­de. Raus! Raus! Zum andern Fenster hinaus­ge­guckt! Heili­ges Komma! Wegen einer riesi­gen Felswand sieht man nicht einmal zum Himmel rauf. Morgen­es­sen brauchen wir keins. Schi richten. Um ½ 8 fahren wir schon über kratzi­gen Harsch in die liebe Bergwelt hinein. Beim Aufstieg von gestern solche miesen Gedan­ken und Vorstel­lun­gen! Und jetzt!

Wo Berge sich erheben,
zum hohen Himmels­zelt,
da ist ein freies Leben,
da ist die Alpen­welt.
Es grauet da kein Morgen,
es dämmert keine Nacht;
dem Auge unver­bor­gen
das Licht des Himmels lacht!

Herrli­che Sonnen­ta­ge sind uns beschie­den. Von morgens ½ 8 bis abends 6 sind wir auf unsern lieben Latten. So gegen 10 Uhr, nach ½ stündi­gem Anstieg, wenn wir die erste Höhe, einen Sattel, erreicht haben, frühstü­cken wir: 1 Apfel oder 1 Orange und ein Schnitz Brot. Höhe 2300 m. Dann hinun­ter auf 2000 m, wieder auf 2200 m und dann in rasen­der frecher Schuss­fahrt an den Lünersee.

Auf dem Bach, auf einer Schnee­brü­cke, bringen wir das Kochge­schirr in Schwung, und bald schmeckt uns eine lecke­re Maggi­sup­pe mit anschlie­ßen­dem Vesper­brot. Fleisch­wa­ren gehen uns sehr bald aus, da wir nicht genügend mitge­nom­men haben. So leben wir dann als Vegeta­ri­er in der reinen blauen Gebirgsluft.

Im Öfental und über den Öfenpass ist es blödsin­nig heiß, wie im Ofen. Am Schwei­zer­tor mit dem Grenz­häus­chen ist auf dem Bänkchen sehr schön sonnig. Die Abfahrt zur Lindau­er durch das steile schluch­ti­ge Tal ist sehr lehrreich und für besse­re Schirg­ler etwas fast nie Dagewe­se­nes. Der Steil­hang beim herzi­gen Almdörf­lein bei der Hätte ist für uns ein »Fressen«. Immer höher wagen wir uns am Hang hinauf. Ein Genuss so eine rasen­de Fahrt durch­zu­ste­hen. Zum neidi­gen Erstau­nen der faulen sonnen­ba­den­den Zuschau­er, da wir uns auf der Hätte fast zu ruhig verhal­ten und die Zeit mit Karten spielen vertrei­ben und früh zu Bette gehen. Die Fahrt zur Tilis­unahüt­te und Sulzfl­uh, 2800 m, machen die Herrschaf­ten in 2 Tagen, wir schaf­fens halt in einem Tag. Nach Überwin­dung von 800 m Höhe am Drusen­tor Frühstück Apfel, Orange, Schoko­la­de­ripp. 2500 m gehts an einem schwü­len Tag dem Ziel entge­gen. Von links oben stürzen starke Schmelz­was­ser über die Felswän­de herab. An einem solchen Bache machen wir Mittag. Wir flüch­ten vor den unbarm­her­zi­gen Sonnen­strah­len unter ein schüt­zen­des Windja­cken­dach, die Luft ist heiß. Mit den Schuhen stehen wir ins Schmelz­was­ser, dass die Füße kühlen, die Butter legen wir ebenfalls hinein, dass er nicht flüssig werde.

Danach folgt eine kleine Klette­rei, vorsich­tig steigen wir über die Felsplat­ten hinüber. Zu unserem Erstau­nen fanden wir an diesem für uns schwie­ri­gen Ort Kuhmist! Auf der Tilisuna essen wir eine wohltu­en­de warme Suppe. Die Sulzfl­uh, ein präch­ti­ger Schiberg, fällt nach 1 ½ Stunden Anstieg. Lohnen­de Gipfel­aus­sicht auf die Silvret­ta. Scher­ren­de Abfahrt. Nach schwie­ri­ger Abfahrt vom Drusen­tor im Bruch­harsch (Clemens im 50% Steil­hang) haben wir einen fast zu sonni­gen Tag erlebt. Da wir mit Sonnen­brand­schmie­re schlecht versorgt sind, geht es uns betreffs Sonnen­brand ziemlich schlecht. Wir kriegen Brand­bla­sen, beson­ders Bruno. Am Montag­mor­gen hauen Wanne und Bruno ab; sie müssen ins Geschäft am andern Tag. Dabei zerkratzt sich Bruno sein krankes Gesicht wüst im glasi­gen Harsch durch Stürze bei der Abfahrt ins Tal.

Clemens und Willi­bald ziehen jetzt auch aus, auf der Lindau­er. 5 Stunden Anstieg haben wir hinter uns. Wir 2 fahren zum Lüner­see zur Douglas­hüt­te, 2000 m. Auf unserem Bach wird heute nochmals abgekocht. Hafer­flo­cken mit Kondens­milch. Halb können wirs essen, dann ists aus so füttert dies. Einzel­ne Wolken ziehen über die Kämme, das Wetter ist immer noch sehr schön. Um halb 2 quartie­ren wir uns in der Douglas­hüt­te ein. Wir möchten noch gern auf die Scesa­pla­na rauf. Reichts noch? Wir fragen. Anstieg 3 Stunden; wir rechnen Abfahrt, wenns lang braucht, 2 Stunden. Dann wirds 7 Uhr, also reichts. Dass es ja nicht spät oder gar Nacht werden sollte, fahren wir gleich los. Anfangs norma­ler Anstieg durch einen steilen Kamin. Dann streben wir aber gleich in gerader Linie dem Gipfel entge­gen. So steil s’geht.

Wie mit Seehund­fel­len, natür­lich haben wir keine, steigen wir über die Bückel hinauf.
(Fortset­zung = Schluss folgt)

Karl Wannen­wetsch

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