Unter dem Stichwort »Felsen, Höhlen und Erdfälle bei Oberkochen« veröffentlichte der Oberkochener Lehrer Alfons Mager (1878 bis 1946) im »Kocherboten« vom 9. April 1931 einen seiner Beiträge im Rahmen der von ihm so bezeichneten »Gemeindechronik und Heimatkunde von Oberkochen«. Kuno Gold hat diese sehr zahlreichen Beiträge, die von A. Mager mit dem Zusatz »Nachdruck nur mit Erlaubnis des Verfassers gestattet«, versehen sind, gesammelt. Wir sind sicher, dass uns der Verfasser seine Erlaubnis zur Wiederveröffentlichung auch posthum erteilt.
Deshalb bringen wir heute den Teil »Felsen« — Alfons Mager:
In der Umgebung des Ortes sind allerlei interessante Felsgebilde zu sehen. Zum Teil überwachsen und versteckt schauen sie aus den Wäldern heraus und verleihen der Landschaft einen erhöhten Reiz. Die bekanntesten Dolomitfelsen sind der große und der kleine Rodstein, der Langertstein und der romantische Kuckuckstein.
Über der Eisenbahnstation ragt der Obere Rodstein, 685 Meter, (Anmerkung DB: Rodstein mit »d« geschrieben) auf stolzer Höhe empor mit prächtiger Sicht auf das Dorf mit seinen Tälern und Hängen und dem Kirchberg und Viadukt von Unterkochen. Der massive Felsblock ist 15 — 20 Meter hoch, hat viele Spalten und Fuchslöcher und unten eine geräumige Höhle. Das Kreuz mit vergoldetem Christusbild wurde 1889 von Pfarrer Breitenbach eingeweiht.
Der Kleine Rodstein schaut weiter unten aus dem Wald hervor wie eine Burgruine und trägt an seinem Fuße ein breites Geröllfeld. Die Rundschau nach Süden ist von hier aus noch lohnender.
Der Langertstein, 617 Meter, liegt links am Waldwege nach Aalen und ist mit Buchen und Eichen bewachsen. Der schlanke Felsen fällt nach Süden in Höhe von 20 Meter steil ab, hat an der Westseite eine kleine Höhle, Nischen und Eulenlöcher und gewährt schöne Aussicht ins Wolferts‑, Kocher- und Brenztal.

Vom Langertstein führt ein Fußweg über Berta- und Friedahütte zum Aalbäumle. Am Eingang vom Finstertäle in den Tannenwald erhebt sich rechts ziemlich versteckt der Kuckuckstein. Der Albvereinsweg von Aalen und Unterkochen übers Aalbäumle auf den Volkmarsberg führt ebenfalls an ihm vorbei. Der zerklüftete, bemooste Felsen ist ca. 15 Meter hoch und hat burgartiges Gepräge. Teilweise mit Sträuchern und Wacholder bewachsen, zeigt er wuchtige Spalten und bietet Ausblicke ins Tal und zum Berg.
Am Ausgang des Tälchens von Aalen her erblickt der Wanderer links oben ein hohes und schmales Felsgebilde: Die Langertspitznadel.

Tiersteinfelsen und Lohstein bieten weitere schöne Fernsicht. Südöstlich vom Langenteich liegt der Spitzige Fels nahe am Wege nach Großkuchen. Er hat turmartige obiliskenmäßige Gestalt und hat als Wegweiser im Walde schon gute Dienste erwiesen.
Der zuckerkörnige Bergfelsen auf der Kuppe des Volkmarsbergs trug früher eine eiserne Leiter mit Wetterfahne. Er hat die Form eines Kopfes (Hexenfels, BuG — HVO-Bericht 409 vom 4. 1. 2002), ist 5 Meter hoch und 3 — 4 Meter breit. An seiner östlichen Seite sind zwei kleinere gespaltene Felsbrocken.
Versteckt im Walde an der Schmiedenhalde stößt man auf den massigen Schmiedenstein mit kleiner heimeliger Höhle an seinem Fuße. (BuG — HVO-Bericht 210 v. 11. 2. 1994 und BuG — HVO-Bericht 32 v. 2. 9. 1988).
Auf der anderen Seite des Kochertals erheben sich halb verborgen der Märzenstein und die Felsen auf der Rod- und Eßhalde mit schönen Ausblicken ins Tiefental.
Auf dem Griebigenstein, südlich vom Rodstein, rechts am Wege nach Ochsenberg, liegt eine größere Höhle. Der schiefliegende Eingang ist etwa 30 Meter vom Wege entfernt und nicht leicht zu entdecken. Von dieser Höhle aus soll ein unterirdischer Gang zu der eine halbe Stunde weiter südlich sich befindenden Burg auf dem Pulverturm geführt haben. Im Jahre 1525 hielten sich flüchtende Bauern nach der verlorenen Schlacht von Aalen vor den verfolgenden Ulmer Rittern dort verborgen, ebenso württembergische Bauern nach der Schlacht von Nördlingen 1634. (BuG — HVO-Bericht 221 v. 15. 7. 1994 und die Berichterstattungen in den Amtsblättern JG 1979 anlässlich der Entdeckung eines neuen Höhlenteils). Die Waffenfunde dort stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Der Katzenstein ist ein schiefriger Felsblock mit einer Nische rechts seitwärts am Zickzackweg zum Volkmarsberg. Bei ihm soll sich die Sage vorn Katzenstein zugetragen haben (Heimatbuch Seite 443).
Soweit Alfons Mager.
Ein Fels, den Alfons Mager nicht mehr aufführt, mit dem sich jedoch eine bekannte Oberkochener Sage verbindet, ist der im Zuge des Baus der Eisenbahnlinie 1862 abgetragene Engelstein, der unweit der Wiesenkapelle stand.
Der Brunnenstein ist ein relativ unscheinbarer Fels im oberen Drittel der Brunnenhalde, links oberhalb eines steilen Holzabfuhrwegs gelegen. Am Fuß des Brunnenstein befindet sich der Eingang zur Brunnenhöhle, die mit ihren 123 Metern nach neuester Erkenntnis die zweitlängste Höhle der Ostalb ist.
Eine weitere interessante namenlose Felsgruppe, intern Spitzbubenfelsen genannt, im welchen sich eine kleine Höhle, der Spitzbubenstadel befindet, liegt rechts oberhalb des Wegs vom Langerttal zum Langerfelsen.

Es fällt auf, dass sich in einer ganzen Reihe der Oberkochener Felsen Eingänge zu Höhlen befinden. Viele unserer Felsen waren vor 70 Jahren nach der Mager’schen Beschreibung sogenannte »Aussichtsfelsen«. Mit der aktuellen forstamtlichen Begründung, dass beim Ausholzen unerwünschte Erosion an den Hängen einträte, wachsen die Felsen und vor allem die Aussichtsfelsen bedauerlicherweise immer stärker ein. Es gibt noch zahlreiche namenlose Felsen und Felsgruppen auf Oberkochener Gemarkung. Sofern sie sich mit einem auch internen Namen verbinden, bitten wir um Mitteilung.
Dietrich Bantel