Skihoch­burg in den Zwanzi­ger und Dreißi­ger Jahren (2)

Nun aber zu den aktuel­len Erzäh­lun­gen der Brüder Grupp, die die »Aalener Volks­zei­tung« am 21. März 2002 als »Legen­den auf Skiern« betitelte.

Oberkochen

Zunächst berich­te­te Willi­bald Grupp mit großem Fachwis­sen über die Entwick­lung von den »Faßdau­ben« (»halt so gschwon­ge­ne Faßwand­höl­zer, mit ama Läadrre­a­ma dranna«) bis hin zu den in der Grupp’schen Schrei­ne­rei kunst­voll gefer­tig­ten Skiern, zunächst mangels besse­rem Holz aus Buchen­holz. Erst später konnte man sich das teure und rare Eschen­holz leisten. Die Zuhörer erfuh­ren sogar, wie man dem Ski die Vorspan­nung gegeben und wie man die Spitzen gebogen hat.

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Wie das sei, wenn man so da oben auf einer Sprung­schan­ze stehe, wollte ein Besucher wissen. »Ha, da schdasch halt doba on gucksch na, on denksch: dao onda, wo die kloine Mantla schdan­dat, dao muasch naa … «. Im Geist habe man schon während des gesam­ten Anlaufs »abgedrückt«, um sich auf den entschei­den­den Bruch­teil der Absprungs­se­kun­de zu konzen­trie­ren »on härt war’s dao donda, weil da hat’s koin richti­ge Auslauf gäa, halt Acker­schol­la, on, Bua, wann dia gfrora warat on wenig Schnee war, dao hats mächtig gschäppert«.

Richti­ge Schan­zen habe es eigent­lich nirgends gegeben. Das seien halt beson­ders ausge­wähl­te Hänge oder Buckel gewesen, die man ein wenig herge­rich­tet hat, mit halt »soana­ma Schanz­adisch­le« danna…

Überein­stim­mend sagten die Brüder Grupp, dass man vor jedem Sprung so etwas wie einen kitze­li­gen Bammel hat. Den hätten auch die Super­flie­ger, die heute 200 Meter und mehr fliegen. Mit denen von Olympia in Salt City hätten sie genau so mitge­zit­tert wie vor 70 Jahren bei ihren und den Sprün­gen ihrer Kameraden.

Clemens Grupp formu­lier­te — durch kunst­vol­le und wirkungs­vol­le Pausen unter­bro­chen — seine Erinne­rung ans Sprin­gen kurz und wuchtig folgen­der­ma­ßen: »Dao isch mr halt oba danna geschd­an­da, on hat naa guckt, on hat denkt: Oh je! On nao hat mr sich an Ruckr gäa, on scho isch mr donda gewäa, egal wiea. Ha jaa … « So einfach war das.

Ohne Forde­run­gen und Ansprü­che, von nieman­dem geför­dert oder windschlüp­fe­rig einge­klei­det, ohne Werbe­pa­ro­len auf dem Kittel oder bald auch noch den Arsch­ba­cken, kein Skiher­un­ter­rei­ßen noch vor dem Still­stand nach dem Sprung, um dem Kamera­mann vertrags­ge­mäß die Skimar­ke werbend vor die Linse zu knallen, kein wichtig­tue­ri­sches Journa­lis­ten-Klein­ge­schwätz, keine großen Sprüche, keine zerflei­schen­de Selbst­kri­tik. Einfach: »Ond scho isch mr don da gwäa, egal wia, ha jaa«.

Niemand hätte den Unter­schied zwischen einst und heute treff­li­cher illus­trie­ren können als die beiden fitten Plusmi­nus­neun­zi­ger in ihren schlich­ten Erzäh­lun­gen von damals: Clemens und Willi­bald Grupp. »Hen dia Kerle Knocha« habe ein Zuschau­er in Freuden­stadt geäußert, worauf Bruder Heinrich Grupp stolz konter­te »Dia sen au aus Oberkocha«.

In Freuden­stadt, wo der Oberko­che­ner Lense 1933 bei den Deutschen Meister­schaf­ten den 1. Platz im 50-Kilome­ter-Langlauf errun­gen hatte, beleg­te Clemens Grupp den 12. Platz und wurde damit dritt­bes­ter Schwa­be in der Nordi­schen Kombi­na­ti­on, worauf er heute noch stolz ist.

Fest steht, dass die Oberko­che­ner Sprun­g­as­se wie unser in Bericht 415 veröf­fent­lich­tes Bild, das Clemens Grupp im Jahr 1931 bei einem Sprung von der neuen Hans-Maier-Schan­ze am »Hirda­roi­na« zeigt, bereits vor 75 Jahren den erst in den 80 Jahren wieder als effek­ti­ver erkann­ten »V‑Stil« bevorzugten.

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Alles schmun­zel­te, als die beiden Brüder den eigen-willi­gen Lense nicht unkri­tisch aber voller Respekt schil­der­ten: »Der isch niea normal gloffa der isch sogar ens Geschäft gsaut on hoim au wieder« Und bei der Heimfahrt von Freuden­stadt, wo er 1933 Deutscher Meister im 50-Kilome­ter-Langlauf gewor­den war, wollte er den Ehrun­gen beim Empfang in Oberko­chen dadurch entge­hen, dass er schon in Unter­ko­chen aus dem Zug raus wollte, was verhin­dert werden konnte. In Oberko­chen ist er dann auf der Rodstein­sei­te aus dem Zug raus, »abr, mr hat’n nao scho no eigfan­ga«. Und gleich darauf: »Sei »Villa« em Pfluag­gäss­le schdat iebri­gens no haid«

In Bericht 281 vom 22. Novem­ber 1996 berich­te­ten wir ausführ­lich über Karl Lense. Im Heimat­mu­se­um ist ihm eine Tafel in Raum 7 gewid­met. Dort stehen auch seine Büste, ein frühes Werk seines Skilauf­ka­me­ra­den Bildhau­er Fritz Nuss, Aalen und auch eines von mehre­ren Paaren von Skiern, die uns von verschie­de­nen Seiten angeb­lich alle »vom Lense« stiftet wurden. Womög­lich sind »Grupp Skier« dabei. Ein Paar bestand aus 2 verschie­den langen Latten… In Monte Cassi­no sei Karl Lense in vorders­ter Linie gefallen.

Mehrfach fiel auch der Name eines anderen noch heute leben­den Skias­ses der Uralt­zeit: Karl Warnnen­wetsch. Sicher­lich gibt es noch weite­re Namen. Wir bitten um Infor­ma­tio­nen. Auf beson­de­ren Wunsch beant­wor­te­te Clemens Grupp etwas später noch eine Oberko­che­ner Glaubens­fra­ge: Heißt der Rain, an welchem die Hans-Maier-Schan­ze im Wolfert­s­tal errich­tet wurde »Hütten­rain« (»Hidda­roi­na«) oder »Hirten­rain« (»Hirda­roi­na«). Abgese­hen davon, dass der »Roina« bereits im offizi­el­len Presse­be­richt von 1931, also vor über 70 Jahren, als »Hirten­rain« bezeich­net wird, bestä­tig­te Clemens Grupp eindeu­tig, dass es richtig immer nur »Hirda­roi­na« gehei­ßen habe früher habe man dort »Goißa«, (Ziegen) gehütet.

Man könnte sich ja salomo­nisch darauf einigen, dass auch heute noch »r«faule Oberko­che­ner leben denn man weiß, dass es welche gibt, die auch nicht »dr Hirsch­wirt« sagen, sondern »dr Hiesch­wirt«. So könne nicht ganz ernst gemeint die »Hirten« zu »Hütten« abgeschlif­fen worden sein. Hütten aller­dings gab es dort seit Menschen­ge­den­ken tatsäch­lich nie. Fest steht dagegen: Das Weltrad dreht sich weiter, egal ob da einer sich nun für »Hidda­roi­na« oder ein anderer für »Hirda­ro­ma« verkämpft das wissen wir spätes­tens seit der erschöp­fen­den Behand­lung der »Rodsteinfra­ge« (mit »d« oder »t« ?)

Abschlie­ßend berich­te­te Harald Fickert von Nachkriegs­hö­he­punk­ten des Oberko­che­ner Nordi­schen Skilaufs etwa von dem hervor­ra­gen­den Sprin­ger Thomas Prosser in den Siebzi­ger Jahren und den Geschwis­tern Hartmut Fickert und Heidrun Fickert und anderen in den Achzi­ger­jah­ren. (Langlauf und Biathlon).

Dietrich Bantel

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