Am 15. Novem­ber hielt Jörg Mente, leiten­der Forst­di­rek­tor des Staat­li­chen Forst­amts Oberko­chen im Rahmen der heimat­kund­li­chen Vorträ­ge des Heimat­ver­eins Oberko­chen im Schil­ler­haus einen Vortrag zum Thema »Nutzungs­än­de­run­gen unserer Wälder in der Geschich­te«. Herr Mente verstand es, die zahlreich erschie­ne­nen Zuhörer in didak­tisch höchst anschau­li­cher Weise, mit großem Fachwis­sen, Herz und Humor für die Sache des Waldes und eine sinnvol­le Nutzung seines Reich­tums unter dem Leitge­dan­ken der »Nachhal­tig­keit« zu begeistern.

Mit Spannung verfolg­ten die Zuhörer die Ausfüh­run­gen zur totalen Übernut­zung der Wälder im 30-jähri­gen Krieg. Dann wurde die Zeit der hochherr­schaft­li­chen Jagden leben­dig. Wildbe­stand und Jagd war einzig und allein Sache der absolu­tis­ti­schen Herrscher. Zitat Mente: »Die überhöh­ten Wildbe­stän­de, einschließ­lich der Jäger, waren eine Landpla­ge«. Dies wird leicht einsich­tig, wenn man erfährt, dass eine einzi­ge Jagd, die nur zur Belus­ti­gung der »Herren« diente, umgerech­net zwischen 2,5 und 5 Millio­nen Mark koste­te, die letzt­lich vom Volk aufzu­brin­gen waren.

Nicht überse­hen werden darf der hohe »Ernäh­rungs­wert« des Waldes für Mensch, aber auch für Tiere (Waldwei­de, Schwei­ne­mast, Laubstreu…).

Der Holzver­brauch für das Bauwe­sen, den Schiffs­bau, die Gebrauchs­ar­ti­kel des Alltags und für so vieles mehr steiger­te sich zusehends.

Eisen­ver­hüt­tung, Salinen, Glasbren­ne­rei und Köhle­rei verur­sach­ten überdies einen ständig wachsen­den und heute nicht mehr vorstell­ba­ren Holzver­brauch. Um das Holzge­wicht und somit die Trans­port­kos­ten zu minimie­ren und gleich­zei­tig den Brenn­wert des Holzes in Form von Holzkoh­le zu steigern, verbrei­te­te sich in Gegen­den, wo es keine Stein­koh­le gab, rasch vor allem das Köhlerei­we­sen. Dieses wurde erst mit dem Aufkom­men der Eisen­bahn, und damit der Möglich­keit die wertvol­le­re Stein­koh­le herbei­zu­schaf­fen, wieder rückläufig.

Oberkochen

Gmünd um 1840: Der »Wald« um Schwä­bisch Gmünd bestand aus wenigen dünnstäm­mi­gen Laubbäu­men und Busch­werk (Aus: Das König­reich Württem­berg, 1841 von Ph. Adam)
So kam es, dass es um 1860 fast nur noch verkrüp­pel­te Bäume und kein Stamm­holz mehr gab. Holznot (Holzdieb­stahl) und Hunger (Wilde­rei) waren mit die Haupt­grün­de für eine entspre­chen­de Krimi­na­li­tät in einer verarm­ten Bevöl­ke­rung und, zusam­men mit der Landnot, Grund für viele Menschen, auszu­wan­dern. Nach zöger­li­chen Anfän­gen einer geregel­ten Waldbe­wirt­schaf­tung im 18. Jahrhun­dert kann man erst um die Mitte des 19. Jahrhun­derts von zukunfts­ori­en­tier­tem Waldbau und einer geregel­ten Waldnut­zung sprechen.

Sollte die Erwär­mung der Erdat­mo­sphä­re weiter fortschrei­ten, so ist abseh­bar, dass Nadel­höl­zer künftig immer mehr zurück­ge­drängt werden, — im wärme­ren Großraum Stutt­gart früher als bei uns auf der rauen Ostalb.
Als Dank für seinen hervor­ra­gen­den Vortrag übergab der Vorsit­zen­de des Heimat­ver­eins FD Mente ein gerahm­tes Großfo­to, das eine der letzten Wildkat­zen Württem­bergs zeigt, die vor 120 Jahren im Hagen­tal bei Oberko­chen von Waldschütz Josef Ebert erlegt wurde. Sie ist fast einen Meter groß und befin­det sich heute im Rosen­stein­mu­se­um in Stuttgart.

Dietrich Bantel

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