Vor einigen Wochen erschien im Konrad Theiss Verlag, Stutt­gart, verfaßt von den beiden Oberko­che­nern Dr. Hans-Joachim Bayer (Karls­ru­he) und Gerhard Schus­ter (Mannheim) ein hervor­ra­gen­der und reich bebil­der­ter Führer zum Besucher­berg­werk »Tiefer Stollen«, der sich in mit dem Erzberg­bau in der Ostalb­re­gi­on insge­samt und dem Erzberg­bau in Aalen-Wasser­al­fin­gen im beson­dern befaßt.

Dr. Hans-Joachim Bayer, geb. 1955 in Oberko­chen, studier­te Geolo­gie an der Techni­schen Univer­si­tät Claus­thal. Von 1982 — 1987 war er Wiss. Angestell­ter am Lehrstuhl für Angewand­te Geolo­gie der Univer­si­tät Karls­ru­he. Seit 1987 ist er Betriebs­geo­lo­ge der Firma FlowTex — Gesell­schaft für Horizon­tal­bohr­sys­te­me in Ettlingen.

Gerhard Schus­ter, Diplom­kauf­mann, geb. 1955 in Oberko­chen, studier­te Betriebs­wirt­schaft an der Univer­si­tät Mannheim und ist seit 1982 bei einer Großbank tätig, zunächst in Karls­ru­he, seit 1987 in Mannheim.

Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Oberko­che­ner Verfas­ser, die beide Mitglie­der der Höhlen­in­ter­es­sen­ge­mein­schaft Oberko­chen sind, (Höhlen-InGO), veröf­fent­li­chen wir heute ausschnitts­wei­se 2 Seiten aus diesem Führer, die aufwei­sen, wieviel Engage­ment dieser beiden Oberko­che­ner, zusam­men mit einem dritten Bürger unserer Stadt, Horst Frank, ebenfalls Mitglied der Höhlen-InGO, in die Rettung dieses in dieser Weise einma­li­gen Dokuments mensch­li­cher Arbeits­kraft und mensch­li­cher Arbeits­wei­se einge­bracht wurden.

Dr. Hans-Joachim Bayer stell­te uns überdies einen diesbe­züg­li­chen kleine Abhand­lung zur Verfü­gung, die wir im Anschluß an die Dokumen­ta­ti­on veröffentlichen.

Das Fotoate­lier Peter Kruppa, Aalen, stell­te uns das Gruppen­fo­to zur Verfü­gung, das dem Führer entnom­men ist, und das »unsere« 3 Oberko­che­ner zeigt. Herzli­chen Dank.

Die Idee für ein »Besucher­berg­werk Tiefer Stollen« stammt von Dr. H.J. Bayer. Von Herrn Dr. Bayer stammt übrigens auch die Idee eines gemarkungs‑, wasser­schei­den- und kreis­über­grei­fen­den Karst­quel­len­lehr­pfa­des Oberko­chen-Königs­bronn, der sich mit den unter­schied­lichs­ten Karst­er­schei­nun­gen unserer Gegend befaßt.

Dietrich Bantel

Oberkochen

Aus dem Führer zum »Tiefen Stollen«
Stolze Leistungs­bi­lanz
»Tiefer Stollen« sowie durch Denkmal‑, Museums- und Fremden­ver­kehrs­mit­tel finan­ziert. Der erste Kosten­vor­anschlag ging von rund 670.000 DM Gesamt­kos­ten aus. Arbei­ten unter Tage können aber nie genau voraus­ge­plant werden. Aufgrund umfang­rei­cher Siche­rungs­ar­bei­ten, einer aufwen­di­gen Elektro­in­stal­la­ti­on, der Sanie­rung der Wasser­rin­ne im »Tiefen Stollen«, des größer gebau­ten Besucher­hau­ses und Nachank­e­run­gen in den Sandstein­hal­len entstan­den Gesamt­kos­ten von rund 1,65 Millio­nen DM und letzt­lich Mehraus­ga­ben von 446.000 DM.

Einen entschei­den­den Anteil am Ausbau des Besucher­berg­werks »Tiefer Stollen« hatten Freiwil­li­ge aus Aalen und Umgebung. Während der Renovierungs‑, Siche­rungs- und Resta­bi­li­sie­rungs­ar­bei­ten entwi­ckel­te sich unter den freiwil­li­gen Helfern ein Mannschafts­be­wußt­sein, wie es in der Bergbau­blü­te­zeit nicht besser hätte sein können. Man ist stolz auf das Wieder­ge­schaf­fe­ne, auf die wohlge­lun­ge­ne Renovie­rung und Wieder­be­geh­bar­ma­chung einer Bergbau­ar­beits­welt, die nun nahezu genau­so aussieht wie vor 140 Jahren, zur Blüte­zeit des Ostalbbergbaus.

Insge­samt wurden im Braunen­berg ca. 15.500 freiwil­li­ge Arbeits­stun­den geleis­tet. Davon entfal­len etwa
6.500 Arbeits­stun­den auf Bürger aus Aalen-Wasser­al­fin­gen,
6.000 Arbeits­stun­den auf Bürger aus den anderen Aalener Stadt­be­zir­ken,
2.000 Arbeits­stun­den auf Oberko­che­ner Bürger,
1.000 Arbeits­stun­den auf Freiwil­li­ge aus Essin­gen, Hüttlin­gen und Ellwangen.

Die mit Abstand meisten freiwil­li­gen Arbeits­stun­den haben folgen­de freiwil­li­gen Helfer und zugleich Mitglie­der des Vereins »Besucher­berg­werk Tiefer Stollen« e.V. erbracht:
Dr. Hans-Joachim Bayer, Oberko­chen und Karls­ru­he
Gerhard Schus­ter, Oberko­chen und Mannheim
Helmut Hager, Aalen
Horst Frank, Oberko­chen
Ferdi­nand Manz, Aalen-Wasser­al­fin­gen
Josef Nagler, Aalen
Jürgen Schaff, Aalen-Wasser­al­fin­gen
Karlheinz Seufer­le, Essin­gen
Uwe Seufer­le, Essin­gen
Hans-Dieter Bolter, Ellwan­gen-Eggen­rot
Achim Kopp. Aalen-Wasser­al­fin­gen
Karl Troßbach, Aalen-Oberalfingen

Die im Besucher­berg­werk »Tiefer Stollen« getätig­ten Gesamt­leis­tun­gen gliedern sich im einzel­nen wie folgt auf:

Erkun­dung, Vermes­sung, fotogra­fi­sche Dokumen­ta­ti­on, Zustands­be­richt: Dr. Hans-Joachim Bayer, Gerhard Schus­ter, Horst Frank, Wilhelm Rohle­der (Oberko­chen)

Stabi­li­täts­gut­ach­ten: Dr. Hans-Joachim Bayer
Nutzungs­gut­ach­ten: Dr. Hans-Joachim Bayer, Gerhard Schus­ter
Wirtschaft­lich­keits­be­rech­nung: Gerhard Schus­te
Baupla­nung für das gesam­te Besucher­berg­werk: Dr. Hans-Joachim Bayer, G. Schus­ter
Bergbau­li­che Eignungs- und Nutzungs­prü­fung: Bergdi­rek­tor Dipl.-Ing. Ulrich Klein­mann / Landes­berg­amt Baden-Württem­berg (Freiburg)
Bergbau­li­che Geneh­mi­gungs­er­tei­lung und Bauauf­sicht: Landes­berg­amt Baden-Württem­berg (Verfas­ser der Bergbau-Anträ­ge: Dr. Hans-Joachim Bayer, Dipl.-Berging. Klaus Koniecz­ny / Fa. GTG, Karl Troßbach)

Ausfüh­ren­de Bergbau-Arbeits­mann­schaf­ten: Freiwil­li­ge aus dem Großraum Aalen, Arbeits­kräf­te vom Arbeits­amt Aalen (Arbeits­be­schaf­fungs­maß­nah­me), Spezia­lis­ten der Fa. Gesteins- und Tiefbau GmbH / Reckling­hau­sen (Tochter­un­ter­neh­men der Ruhrkoh­le AG)

Führungs­kräf­te der Arbeits­mann­schaf­ten: für die Freiwil­li­gen: Dr. Hans-Joachim Bayer und Gerhard Schus­ter (stell­ver­tre­tend: Helmut Hager und Horst Frank), für die ABM-Mannschaft: Berg-Ing. Roman Glowka (stell­ver­tre­tend: Bergmann Franz Kelle­rer), für die GTG-Mannschaft / Reckling­hau­sen: Abt.-Steiger Berg-Ing. Thomas Sellnau (nach Autoun­fall ausge­schie­den), Oberstei­ger Herbert Forwe, Steiger Peter Thiel)

Koordi­nie­rungs­stel­le der Stadt­ver­wal­tung: Stadt­amts­rat Karl Troßbach / Verkehrs- und Infor­ma­ti­ons­amt der Stadt Aalen
Planung der Elektro­in­stal­la­tio­nen: Herr Bucher / Stadt­wer­ke Aalen

Planung des Besucher­hau­ses: G. Schus­ter, H. Frank, Dr. H.-J. Bayer, H.-D. Bolter (erster Entwurf); Herr Goldau / Stadt­pla­nungs­amt (ausge­führ­ter Entwurf)
Bergwerks­ge­rä­te­be­schaf­fung: Dr. Hans-Joachim Bayer, Dr.-Ing. Jürgen Harnisch

Mitwir­ken­de im Gestal­tungs­aus­schuß für das unter­ir­di­sche Montan­mu­se­um: Karl Troßbach, Dr. Hans-Joachim Bayer, Gerhard Schus­ter, Karlheinz Bauer, Hans-Dieter Bolter, Horst Frank, Werner Bieg

Ausfüh­ren­de von freiwil­li­gen Spezi­al­ar­bei­ten (Leitungs­funk­tio­nen):
Versturz- und First­bruch­be­räu­mun­gen:
Dr. Hans-Joachim Bayer, Helmut Hager
Schacht­be­räu­mun­gen: Horst Frank, Dipl.-Geologe Werner Mergelsberg/Stgt.
Unter­ta­ge-Stahl­trans­por­te: Karlheinz Seufer­le, Uwe Seufer­le
Berge-Verla­dun­gen: Gerhard Schus­ter, Ferdi­nand Manz, Josef Nagler

Wasser­lo­sungs­ar­bei­ten: Helmut Hager, Jürgen Schaff Stütz­mau­er­bau: Dr. Hans-Joachim Bayer, Peter Faul
Holzbe­räu­mun­gen: Josef Nagler, Ferdi­nand Manz, Petra Bayer
Rekon­struk­ti­on histo­ri­scher Bergbau­ge­rä­te: Hans-Dieter Bolter
Entwür­fe der Schau­ta­feln: Dr. Hans-Joachim Bayer
Expona­te der Erzla­ger­stät­ten­samm­lung: Dr. Hans-Joachim Bayer

Multi­vi­si­ons­bau: Gerhard Schus­ter, Karl Troßbach
Renovie­rung der Gruben­bahn: Otto Gehwei­ler und Albver­eins­mit­glie­der, insbe­son­de­re Josef Pollack, Felix Schie­le, Georg Trojan, Walter Gehwei­ler
Richten des Gruben­bahn­ak­kus: Walter Gehwei­ler
Schutz­la­ckie­ren von Bergwerks­ge­rä­ten: Erich Bayer, Gertrud Bayer
Asthma­the­ra­peu­ti­sche Unter­su­chun­gen: Dr. Walter Kupferschmied

Dr. H.J. Bayer:
Besucher­berg­werk in Aalen-Wasser­al­fin­gen
Seit dem 9.9.1987 ist der Südwest­ab­schnitt der ehemals König­lich-württem­ber­gi­schen Haupt­ei­sen­erz­gru­be »Wilhelm« im Braunen­berg bei Aalen-Wasser­al­fin­gen wieder als Besucher­berg­werk »Tiefer Stollen« zugäng­lich. Über 80.000 Besucher haben seit dem Eröff­nungs­zeit­punkt bis Ende August 1988 dieses größte Besucher­berg­werk Baden-Württem­bergs besich­tigt und bestaunt. (Darun­ter auch eine Gruppe von 64 Besuchern mit dem Heimat­ver­ein Oberko­chen im Oktober 1987. D.B.) Dieser Besucher­strom mit einem Einzugs­ge­biet aus dem gesam­ten zentra­len süddeut­schen Raum übertrifft alle Erwar­tun­gen und hält unver­min­dert an.

Haupt­at­trak­tio­nen des »Tiefen Stollens« sind eine Gruben­bahn, mit der der Besucher 430 m in den Berg einfährt, ein unter­ir­di­sches Montan­mu­se­um auf über 2000 qm Grund­flä­che in ehema­li­gen Formsand-Abbau­hal­len, eine Multi­vi­si­ons­schau, ein Treppen­schacht, ein Förder­blind­schacht, Förder­stre­cken mit Erzver­la­de­büh­nen, über 120 Jahre alte, kunst­vol­le Stahl­stre­ben­aus­bau­ten, die überall sicht­ba­re Gesteins­ab­fol­ge des Oberaa­le­ni­ums (Braun­ju­ra ß, unterer Mittel-Jura) und seit Frühjahr 1988 eine unter­tä­gi­ge Gieße­rei­tech­nik-Ausstel­lung. Ab Frühjahr 1989 soll eine ehema­li­ge Abbau­kam­mer als Asthma­the­ra­pie­raum genutzt werden.

Schon die Römer haben bei Aalen Eisen­erz gewon­nen, verhüt­tet und verar­bei­tet. Seit 1365 ist der Bergbau der Schwä­bi­schen Ostalb durch eine kaiser­li­che Urkun­de schrift­lich belegt. Seit dieser Zeit sind im Stadt­ge­biet von Aalen zwei Erzberg­wer­ke bekannt.

Aufgrund des Eisen­erz­reich­tums der Schwä­bi­schen Ostalb entstand in der Talach­se der Flüsse Kocher und Brenz seit dieser Zeit ein Hütten­werk nach dem anderen. Im 16. Jahrhun­dert war das Gebiet zwischen Aalen und Heiden­heim eines der frühin­dus­tria­lier­ten in Deutsch­land, über 20 Eisen­hüt­ten­wer­ke und unzäh­li­ge Köhle­rei­en zeich­ne­ten das »schwä­bi­sche Ruhrge­biet des Mittel­al­ters« aus.

Nach dem Bau eines neuen Hütten­wer­kes in Wasser­al­fin­gen (1668−1671) löste die 1635 angeleg­te neue Erzgru­be »Am Braunen­berg« die seit 1366 bestehen­de Erzgru­be »Am Roten Stich« in Aalen-Grauleshof zuneh­mend ab, während die andere altan­ge­leg­te Erzgru­be »Am Burgstall« in Aalen-Süd weiter­hin für die Versor­gung der Hütten im oberen Brenz­tal zustän­dig blieb.

Einen ungeahn­ten Aufschwung nahmen die seit 1802 verei­nig­ten könig­lich württem­ber­gi­schen Hütten­wer­ke ab dem Jahre 1811 durch die geschick­te und innova­ti­ve Führung des Hütten­in­ge­nieurs Wilhelm von Faber du Faur. Das Hütten­werk in Wasser­al­fin­gen wurde durch ihn württem­ber­gi­scher Haupt­staats­be­trieb, die Erzgru­be »Wilhelm« am Braunen­berg wurde größter Bergbau­be­trieb des Landes.

Im Jahre 1840 war das Wasser­al­fin­ger Hütten­werk zu einem der größten Konti­nen­tal­eu­ro­pas erwach­sen und der enorme Erzbe­darf verlang­te neue Stollen­an­la­gen im Braunenberg.

Die Erzgru­be »Wilhelm« bekam in Form des »Tiefen Stollens« und der »Tagstre­cke Nr. 1« in diesem Jahr zwei neue Haupt­för­der­stre­cken (beide Stollen sind heute Haupt­ele­men­te des Besucher­berg­wer­kes »Tiefer Stollen«).

Im Jahre 1850 hatte das württem­ber­gi­sche Haupt­hüt­ten­werk Wasser­al­fin­gen schon 1100 Beschäf­tig­te, zwanzig Jahre später waren es schon 1600 Mann. Im Bergwerk »Wilhelm« arbei­ten um diese Zeit bis zu 250 Bergleu­te, die zweite Erzgru­be bei Aalen »Am Burgstall« sorgte mit 150 Mann Beleg­schaft ebenfalls für volle Erzpro­duk­ti­on. Zahlrei­che kleine­re Erzgru­ben auf der Ostalb liefer­ten um diese Zeit Höchst­men­gen an Bohnerz, mehre­re hundert Bergleu­te arbei­te­ten in Tagebau­en und kleine­ren Tiefbau­en in den Wäldern um Nattheim, Oggen­hau­sen, Michel­feld und Dorfmerkingen.

Die Berg- und Hütten­wer­ke der Ostalb waren zugleich ein bedeu­ten­der Wirtschafts­mo­tor im König­reich Württem­berg, die beträcht­li­chen Staats­ein­nah­men aus diesen Werken dienten der weite­ren Indus­tria­li­sie­rung des Landes, u.a. dem Aufbau einer weiter­ver­ar­bei­ten­den Indus­trie im Mittle­ren Neckar-Raum. Nahezu alles Eiser­ne in Württem­berg, das der Fortbe­we­gung (Schie­nen, Halbfa­bri­ka­te für Lokomo­ti­ven, Fahrzeu­ge), der Kunst (Brunnen, eiser­ne Leicht­bau­ten, Denkmä­ler), dem Bauwe­sen (Brücken, Gußroh­re, usw.) diente, kam zu dieser Zeit aus Wasser­al­fin­gen und den nachge­ord­ne­ten staat­li­chen Hütten­be­trie­ben. Wasser­al­fin­ger Öfen u. Kunst­guß­wer­ke wurden europa­weit berühmt.

Als nach dem deutsch-franzö­si­schen Krieg 1871 Elsaß und Lothrin­gen zu Deutsch­land kamen und auch in der Hütten­tech­nik der Koksein­satz die Holzkoh­le ablös­te, verlor Wasser­al­fin­gen an Bedeu­tung. Aus Lothrin­gen standen dem süd- und westdeut­schen Raum große Eisen­erz­men­gen zur Verfü­gung und der Mangel an eigner Stein­koh­le brach­te das Wasser­al­fin­ger Revier ins Abseits. Man verla­ger­te sich deshalb auf hochwer­ti­ge Sonder­stahl­pro­duk­te und auf den Maschinenbau.

Heutzu­ta­ge ist das Hütten­werk Wasser­al­fin­gen (SHW) ein hochmo­der­ner Betrieb, in dem überwie­gend numerisch gesteu­er­te Werkzeug­ma­schi­nen herge­stellt werden. Auch im gesam­ten Kocher-Brenz-Tal zwischen Aalen und Heiden­heim ist die Eisen­wei­ter­ver­ar­bei­tung noch heute ein indus­tri­el­ler Schwer­punkt, der Bergbau in Aalen kam jedoch 1939 bzw. 1948 zum erliegen.

Die über 600 Jahre beleg­te Montan­ge­schich­te der Schwä­bi­schen Ostalb findet im Begleit­buch über das Besucher­berg­werk »Tiefer Stollen« ihre Würdi­gung: H. J. Bayer / G. Schus­ter: »Besucher­berg­werk Tiefer Stollen — Erzberg­bau in Aalen-Wasser­al­fin­gen«, 174 Seiten mit 132 Abbil­dun­gen, davon 33 in Farbe, Konrad Theiss Verlag Stutt­gart 1988. Preis: DM 20,-.

Für Inter­es­sen­ten sei vermerkt, daß, — man kann es sich heute kaum vorstel­len, wenn man zur Quelle des Schwar­ten Kochers hinaus­spa­ziert, — just an dieser maleri­schen Kocher­quel­le im 16. u. 17. Jahrhun­dert eine Eisen­schmelz­hüt­te stand, — und zwar über fast 100 Jahre hinweg. Im Dreißig­jäh­ri­gen Krieg kam die Eisen­pro­duk­ti­on am Kocher­ur­sprung zum Erlie­gen. 1644 wurde der ca. 6 m hohe Hochofen samt Läuter­feu­er, in dem in guten Zeiten ca. 14–16 Zentner, gegen Ende nur noch 6–8 Zentner Eisen erschmol­zen worden waren, abgebro­chen. Näheres hierzu in dem entspre­chen­den Bericht von M. und Dr. J. Kämme­rer im Heimat­buch (S. 129 — S. 133).

Dietrich Bantel

In dem 1965 erschie­ne­nen Werk »Geschich­te der Schwä­bi­schen Hütten­wer­ke« ist das Ende des Oberko­che­ner Hochofens beschrieben:

Die Gründe, die dazu geführt haben, das ehema­li­ge Werk in Oberko­chen ganz aufzu­ge­ben, zeich­nen sich bereits in einem Bericht des Amtsschrei­bers Melchi­or Linder an die hohen­lo­hi­sche Zwischen­re­gie­rung vom 17. Febru­ar 1634 ab. Damals teilte Linder mit, daß der Oberko­che­ner Schmelz­ofen früher bei genügend Holz und gutem Wasser­stand täglich 14–16 Ztr. Eisen gegeben habe, wozu jährlich über 1000 Fuder Kohlen gebraucht worden seien, dazu weiter 800 Fuder zum Läutern und Schmie­den in Unter­ko­chen. Da in Oberko­chen kein erwach­se­nes Holz mehr im Vorrat sei, sondern alles gekauft werden müsse, zudem schwer zu bekom­men sei, sei man mit den Eisen­wer­ken zimbli­che jar hero nur noch im Maß 6 — 8 Ztr. Eisen gemacht, damit das Werk nicht zum Erlie­gen komme. Dies habe die Herrschaft umb schimp­fes willen unter allen Umstän­den vermei­den wollen, weshalb das so teuer erkauf­te Werk weiter­ge­führt werden sollte, auch wenn kein Ertrag dabei heraus­kä­me, were sonsten der herrschaft ein schand, warum­ben es nicht ehender, da das holz noch vorhan­den gewest, von Würten­berg einge­ton. Beim gegen­wär­ti­gen reduzier­ten Betrieb benöti­ge man zu einer jährli­chen Schmel­ze von 30–35 Wochen etwa 60 Fuder und zum Schmie­den 400 bis 500 Fuder Kohlen. Unter diesen Umstän­den sei man in Oberko­chen mit Holz, das von den Gemein­den Essin­gen und Oberko­chen gekauft worden war, noch auf zwei Jahre verse­hen; wenn dann kein neues Holz beschafft werde, sei es mit dem Schmel­zen bald zu Ende gebracht. Zu Unter­ko­chen aber möchte sich erwach­se­nes Holz zum Schmie­den noch auf 10 oder mehr Jahre erstre­cken. Dieses in Unter­ko­chen vorhan­de­ne Holz ist in den auf diesen Bericht folgen­den Jahren, da das Werk stillag oder nur in beschei­de­nem Rahmen weiter­ge­führt wurde, sicher nicht verbraucht worden, im Gegen­teil: es wird sich durch Zuwachs vermehrt haben. Diese Situa­ti­on war dann bestim­mend für die Konzen­tra­ti­on von Schmelz- und Schmie­de­werk in Unterkochen.

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