Viele der schöns­ten und eindrucks­volls­ten Expona­te der Ausstel­lung »Minera­li­en aus Oberko­che­ner Häusern« im Heimat­mu­se­um entstan­den als sog. Drusen oder als Geoden. Dabei handelt es sich um ehema­li­ge Hohlräu­me im (Kristal­lin-) Gestein, die nach ihrer Ausbil­dung mit Minera­len ganz oder teilwei­se ausge­füllt wurden. Solche Hohlräu­me entste­hen in Festge­stei­nen u. a. durch Lösung, insbe­son­de­re infol­ge hydro­ther­ma­ler Prozes­se (warme, aggres­si­ve Wässer) oder als Blasen in Erguss­ge­stei­nen, wenn die erkal­ten­de Lava ausgast. Oft werden beide Begrif­fe, Druse und Geode, synonym verwen­det. Aller­dings weisen ihre Füllun­gen gravie­ren­de geneti­sche Unter­schie­de auf.

Geoden entste­hen als Konkre­tio­nen, d. h. sie wachsen von innen nach außen, um einen oder mehre­re Kerne herum infol­ge zirku­lie­ren­der Lösun­gen, die in dem Hohlraum ausfal­len und ihn gegebe­nen­falls erwei­tern. Oft spielen auch zähflüs­si­ge, amorphe (gestalt­lo­se) Gele aus Kiesel­säu­ren (mSiO2 • nH2O) eine Rolle, die aus dem umgeben­den Gestein (oder Boden) durch Verwit­te­rungs­pro­zes­se heraus­ge­löst werden und sich in Blasen anrei­chern. Dort fallen sie als kiesel­sau­re Salze aus. Eine große Anzahl von Minera­len und Halbedel­stei­nen entstan­den auf solche oder ähnli­che Weise, etwa die ausge­stell­ten Achate, Tiger­au­gen, Chalze­do­ne oder Jaspis. Auch die sog. Feuer­stei­ne (Silex) im tropisch-feucht verwit­ter­ten Boden oder am Grund von warmen Meeren sind auf solche mobilen Kiesel­säu­re-Gele zurück­zu­füh­ren. Je nach Art des Größen­wachs­tums zeigen die Blasen­fül­lun­gen horizon­ta­le oder konzen­tri­sche Bände­run­gen. Beson­ders farben­froh sind u. a. dieje­ni­gen Konkre­tio­nen, bei denen unter­schied­li­che Metal­le den Kiesel­säu­re-Molekü­len anhän­gen. Das zeigt die Ausstel­lung recht deutlich anhand der dünn geschlif­fe­nen Achat­schei­ben in mehre­ren Vitri­nen. Enthält das blasi­ge Gestein beson­ders viele solcher Konkre­tio­nen, so wird es als »Mandel­stein« bezeich­net. Beson­ders bekannt in Deutsch­land ist z. B. der Melaphyr von Idar-Oberstein, der viele Achat­man­deln enthält.

Im Gegen­satz zu den Füllun­gen der Geoden wachsen dieje­ni­gen der Drusen stets von außen nach innen, also als Sekre­tio­nen von eindrin­gen­den Lösun­gen. Die entste­hen­den Minera­le kleiden die Wände des Hohlraums mehr oder weniger vollstän­dig aus und können relativ frei in den Raum hinein­wach­sen, so dass bei perko­lie­ren­den Lösun­gen gröbe­re Kristal­le entste­hen können. Auch die Tempe­ra­tur dieser Lösun­gen sowie deren Abküh­lungs­ge­schwin­dig­keit ist für das Kristall­wachs­tum von Bedeu­tung. Beson­ders häufig sind unter­schied­li­che Quarz­va­rie­tä­ten, Amethys­te (lilafar­ben) und Calcit. Eine sehr schöne aufge­schnit­te­ne Amethyst­dru­se ist z. B. in der rechten Eckvi­tri­ne ausgestellt.

Das Auffin­den von Geoden oder Drusen ist nicht ganz einfach, denn zumeist sind sie als kugeli­ge, vieren- oder mandel­för­mi­ge Geröl­le äußer­lich kaum vom umgeben­den Gestein zu unter­schei­den. Sie offen­ba­ren ihre Schät­ze erst nach dem Aufschla­gen. Drusen klingen meist hohl. Auf Grund der Imprä­gnie­rung mit Kiesel­säu­re ist ihre Außen­ober­flä­che oft sehr hart, was zu ihrer Erhal­tung beigetra­gen hat. Am besten sucht man nach solchen Formen dort, wo bestimm­te Erguss­ge­stei­ne anste­hen, die leicht Blasen bilden, also z. B. Flutba­salte. Siche­re Fundstel­len gibt es u. a. in Südame­ri­ka und im südli­chen Afrika. Die Ausgangs­ge­stei­ne mit ihren Hohlräu­men entstan­den dort etwa zu der Zeit, als sich im Jurameer die Kalkstei­ne der Schwä­bi­schen Alb abgela­gert haben, also im Mesozoi­kum. Damals wurden im Zuge des Ausein­an­der­bre­chens des Urkon­ti­nents Gondwa­na (Südame­ri­ka u. Afrika) über tausen­de von Quadrat­ki­lo­me­tern hinweg eine bis zu zwei Kilome­ter mächti­ge Schicht solcher blasi­gen Basalte auf dem Festland abgela­gert. Durch die Kräfte der Erosi­on sind freilich in den vergan­ge­nen 150–200 Millio­nen Jahren große Teile dieser Gestei­ne wieder abgetra­gen worden. Drusen, Geoden oder deren Füllun­gen haben sich aber vielfach erhal­ten, da sie, wie oben erwähnt, durch ihre Kiesel­im­prä­gnie­rung selbst in saurem, feucht­tro­pi­schen Milieu schwe­rer verwit­ter­bar sind als die Basalte. Dies hat dazu geführt, dass an manchen Stellen noch heute ein dichtes, buntes Pflas­ter von Achaten, Jaspis oder Chalze­do­nen vorkom­men kann, wo längst keine Ausgangs­ge­stei­ne mehr vorhan­den sind.

Durch die Aktivi­tät von Minera­li­en­samm­lern gibt es ausge­dehn­te­re derar­ti­ge Stellen heute nur noch in sehr abgele­ge­nen Regio­nen, etwa an der Küste von Süd-Angola, selte­ner in Zimbab­we, Ostafri­ka oder Brasi­li­en. Selbst am berühm­ten Achat­strand in Namibia sind heute fast nur noch Achate in Sandkorn­grö­ße zu finden. Einige etwas größe­re Stücke, die vor 1990 gesam­melt wurden, sind in der linken Eckvi­tri­ne der Ausstel­lung enthal­ten. Die meisten und größten Drusen werden heute wohl in Brasi­li­en und Russland gefunden.

Jürgen Kempf

Oberkochen

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